Afghanistan grenzt an sechs Nachbarstaaten, im Westen an Iran, im Osten und Süden an Pakistan, im Norden an die drei ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan, sowie im äußersten Nordosten an die Volksrepublik China.

 

 

Quelle:

bing.com

Beginnen wir mit Pakistan, dem sogenannten „gefährlichsten Staat der Welt“, nicht aufgrund seiner Menschen, sondern der politischen Instabilität der Atommacht, die weit mehr Einwohner als Russland zählt, flankiert von einem hohen Bevölkerungswachstum.

Die afghanischen Taliban haben immer aufs Engste mit den pakistanischen Taliban kooperiert, ja wären ohne die Rückzugsgebiete auf Pakistanischen Territorium, besonders in der Grenzregion Waziristan, über die die pakistanische Regierung kaum die Herrschaft ausübt, nie so lange überlebensfähig und schlagkräftig gewesen.

Worin besteht der Unterschied zwischen den afghanischen und pakistanischen Taliban?

Die pakistanischen Taliban verfügen über ein unterschiedliches soziales Netzwerk und eine andere politische Zielsetzung als ihre Verbündeten in Afghanistan. Die pakistanischen Taliban haben das Ziel, ein islamistisches System in Pakistan zu errichten. Sie haben Stützpunkte im Punjab, in Sindh und anderen Regionen Pakistans.

Die pakistanischen Taliban setzen sich schon lange nicht mehr nur aus Paschtunen zusammen, sondern haben sich zu einer nationalen Bewegung entwickelt, in der man alle Volksgruppen findet – ganz im Gegensatz zu Afghanistan, wo über 90 Prozent der Taliban der Volksgruppe der Paschtunen angehören. Die „Talibanisierung“ der pakistanischen Gesellschaft ist weit vorangeschritten, aber vollzieht sich anders als in Afghanistan nicht durch territoriale Eroberungen, sondern durch Infiltration bis in die höchsten Kreise des Militärs und der Regierung.    

Saudi-Arabien finanzierte die Taliban

Hatten die USA zu Beginn des „War on Terror“ noch auf Pakistan als engen Verbündeten gebaut, kam es später zu einer dramatischen Abkühlung der Beziehungen, die bis heute anhält.

Washington wäre gut beraten gewesen, auf seinen engen Verbündeten Saudi-Arabien einzuwirken, denn Saudi-Arabien und Pakistan waren nach dem Abzug der Sowjettruppen Gründer und Motor des Taliban-Regimes. Ohne die massive finanzielle, ideologische und politisch-diplomatische Unterstützung durch Saudi-Arabien und Pakistan hätte es nie ein Taliban-Regime in Afghanistan gegeben.

Inzwischen hat sich Washington von Pakistan abgewandt und versucht Indien im Vormarsch gegen die Volksrepublik China einzuspannen. In Indien würde eine Taliban-Machtübernahme beim pakistanischen Erzfeind unmittelbar zu einer militärischen Reaktion führen. Die Folgen für Pakistan, aufgrund der Eroberung Afghanistans durch die Taliban, sind wahrscheinlich die schwerwiegendsten für die Weltpolitik. Oder, um es mit den Worten von Peter Scholl-Latour auszudrücken, an dessen heutigen siebten Todestag hier gerne erinnert sei:

Im Grunde ist die pakistanische Bombe viel gefährlicher, als es eine iranische je wäre."

Pekings Einfluss

Der Chaiber-Pass, ein strategisches Nadelöhr zwischen Pakistan und Afghanistan wird zukünftig an Bedeutung gewinnen.

Über diesen Pass gewinnt auch die Volksrepublik China Einfluss auf das Geschehen, denn Peking ist in Pakistan sehr präsent, durch umfangreiche Projekte in die Infrastruktur. Peking hat in den letzten 20 Jahren sehr genau das Versanden des Westens in Afghanistan registriert - ebenso wie das Scheitern der Roten Armee zuvor - und ist sich der Redensart von Afghanistan als „Friedhof der Imperien“ nur zu bewusst.

Die Chinesen werden den Taliban daher eine ökonomische Kooperation nahelegen, auch um Pekings ehrgeiziges Seidenstraßen-Projekt voranzutreiben, ohne auch nur einen Soldaten der Volksbefreiungsarmee dort aufzumarschieren lassen.

Klammheimlich ist China in Afghanistan zum größten Auslandsinvestor aufgestiegen. Man hat aus den Fehlern der Vergangenheit und des Westens gelernt. Clever und mit strategischem Kalkül wird genau wie andernorts in Infrastruktur und Kooperationen investiert. Das Land wird so zu einem weiteren Mosaikstein des Megaprojekts der „Neuen Seidenstraße“.

so meine Analyse hier auf Cashkurs im Jahre 2017.

Russland marschiert in Zentralasien auf

In Moskau blickt man besorgt auf die zentralasiatischen Nachbarstaaten Afghanistans, die ehemaligen turksprachigen Sowjetrepubliken Turkmenistan und Usbekistan, sowie die indo-arische, iranischsprachige Republik Tadschikistan. In Afghanistan, direkt an den Grenzen zu den genannten Staaten, leben große Minderheiten von Usbeken, Tadschiken und Turkmenen, weshalb Russland eine Fluchtwelle befürchtet, welche diese Staaten destabilisiert und den radikalislamischen Flächenbrand bis weit in den eurasischen Raum tragen könnte.

Wladimir Putin wird sich davor hüten, seine Soldaten in Afghanistan aktiv werden zu lassen, ist aber eifrig darum bemüht, die schon vorhandene moskowiter Truppenpräsenz im zentralasiatischen Grenzgebiet zu Afghanistan zu verstärken - eine Entwicklung die schon im Gange ist.

Todfeinde Iran und Taliban

Im Iran werden die Entwicklungen im Nachbarland mit großer Sorge betrachtet, zum einen aufgrund des weiter anwachsenden Flüchtlingsstroms aus Afghanistan, der die Islamische Republik schon seit Jahrzehnten zum größten Aufnahmeland von Flüchtlingen weltweit gemacht hat, aber natürlich auch durch die Tatsache, dass die radikalsunnitischen Taliban sich direkt an der Grenze zum schiitischen Iran etabliert haben.

Eine Zusammenarbeit des iranischen Geheimdienstes mit den radikalsunnitischen Taliban ist nicht wahrscheinlich, da die Taliban und Iran schon Todfeinde waren als Mitte der 1990er Jahre die USA mit den Steinzeit-Islamisten am Hindukusch Geschäfte zu machen pflegten. 

„Was bedeutet das konkret für mich!?"

Durch die Flucht des Westens aus Afghanistan, ausgerechnet am Vorabend des 20. Jahrestages von 9/11, eines Anschlags mit dem bis heute kein einziger Afghane in Verbindung gebracht werden konnte, haben die USA ihre strategische Verletzlichkeit vor den Augen der Weltöffentlichkeit demonstriert. In Peking, Moskau und Teheran, wie auch andernorts hat man das Scheitern der Weltmacht am Hindukusch genau analysiert.

Die geopolitischen Karten werden neu gemischt, wobei die Europäer wieder einmal - oder immer noch - ohne geostrategisches Konzept dastehen, was nicht nur wehrlos erscheint, sondern auch ziemlich erbärmlich.

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