Doch ich war auch vorgewarnt. An medialen Energiespartipps mangelt es nicht. Ist es nicht erstaunlich, dass die Bürger der drittgrößten Industrienation der Welt zum Gas- und Stromsparen angehalten und angelernt werden?

Aus finanziellen Gründen bekommen 5,5 Millionen Menschen hierzulande ihre Bude nicht mehr warm. In Sorge sind wahrscheinlich aber nur diejenigen, die ihre Energie noch selbst bezahlen müssen. Hingegen müssen sich die Bezieher von staatlichen Leistungen gar nicht kümmern, sogar bei offenem Fenster nicht. Für alle anderen gibt es Ratschläge…

„Sparen und Garen mit der Heizdecke?“

„Duschen und Geschirr in einem Abwasch“

„Kraftstoff zu teuer: Wie gründe ich eine Fahrgemeinschaft?“

„Gemütliche Beleuchtungsvarianten für den BlackOut!“

Auch ein „Eintopf-Tag“ würde die Haushaltskasse (und die Umwelt) entlasten. Letztes vitaminreiches Grün aus Wald und Flur erspart den Apotheker. Doch ich habe mich erst einmal mit dem Groschengrab eines heißen Heizkörpers und dessen physikalische Möglichkeiten beschäftigt. Nach fünf Minuten fühle ich mich schon als Experte. Passen Sie mal auf…

Wer die Temperatur im Raum um ein Grad Celsius senkt, spart sechs Prozent Kosten, sagen Experten. Also habe ich die Temperatur testweise von 25 auf fünf Grad stürzen lassen. Und bin von der Ersparnis von 120 Prozent erst einmal Essen gegangen. Als ich dann wieder nach Hause kam, habe ich den Kühlschrank und zwei Fenster geöffnet, was die Temperatur schnell wieder auf 20 Grad steigen ließ. In der Wirtschaftsstatistik funktioniert das doch auch!

Das Ganze mit den Ersparnissen hat aber einen Haken: Man muss höllisch aufpassen, dass einem die Regierung alles, was man spart, dreifach wieder wegnimmt. Nicht auszudenken, wenn ich das mal für den Sommer durchrechne, wenn ich nach der modernen Umdeutung aller drei Energieerhaltungssätze dann beglückt vor dem rückwärts laufenden Stromzähler tanzend in Partylaune komme.

Nix wissen? Macht nix!

Erstaunlich auch der Umfang des Nichtwissens in Sachen Umgang mit Strom, Gas, Kraftstoff und Geld. Dem muss dringend auch politisch nachgeholfen werden mit Botschaften aus der Welt der Banalitäten. Manche Probleme gäbe es nicht, wenn nicht die Politik dafür sorgen würde. Vor einem Jahr gab die Ampel 32 Millionen Euro für Aufrufe zum Energiesparen aus. Eine Ansprache an das Volk vom Bundeskanzler am Sonntag vor dem Tatort hätte auch genügt. Die auch hier verplemperten Summen sind nicht weg. Sie haben jetzt andere. Wie geht’s eigentlich der Corona App? Heute lassen sich die ja Leute auf Geduld testen. Und bleiben negativ.

Während Millionen immer noch mit einem selbst gebastelten Teelicht-Ofen experimentieren, und wahrscheinlich deshalb erfrieren, kann man auch beim Kochen viel Energie sparen. Restwärme lässt sich immer nutzen, vom Herd lässt sich leicht auf Mikrowelle umstellen. Ein Cleverle gart seine Nudeln im Wasserkocher und nicht auf der Herdplatte. Bleibt heißes Wasser übrig, friert man es ein. Wer seine Frühstückseier schon nachts mit ins Bett nimmt und so vorwärmt, spart am Morgen eine Minute Kochzeit. Schon klar, dass man beim Backen die Backofentür geschlossen hält, außer beim Niedrigtemperatur-Garen. Jetzt fehlt nur noch ein „Gute-und-billiger-kochen-Gesetz“, in welchem auch begehbare Kühlschränke verboten werden. Schade, dass Unwissenheit nicht leuchtet. So hätten wir unser Energieproblem lösen können.

Neulich redete man noch von einem Land, in dem wir gut und gerne leben. Heute aber brauchen die Bürger mehr oder weniger dumme Ratschläge, um Energie und damit Kosten zu sparen. Die größten Effekte gäbe es jedoch, wenn wir uns die Ampel sparen würden. Schließlich sollten Politiker Probleme lösen. Jetzt suchen sie einen Grund für eine Art von Notstand. Sie sind der Notstand!

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