Die meisten Anleger, die beginnen, sich mit dem Goldminensektor auseinanderzusetzen, bleiben vielfach bei Namen wie Barrick Gold und Newmont hängen. In einer Welt, in der Superlativen zählen, ist dies auch kaum verwunderlich. Schließlich sind es diese beiden Konzerne, die mit einer Jahresproduktion von 5,88 Millionen Unzen (Newmont) bzw. 4,84 Millionen Unzen (Barrick Gold) im Jahr 2020 Platz 1 bzw. 2 in Sachen Produktion innehalten.

Eigentlich schade, dass sich die Mehrheit auf die reinen Produktionszahlen fokussiert. Schließlich gibt es mit Agnico Eagle einen Produzenten auf dem Kurszettel, der mit einer 2020er Goldproduktion von 1,73 Millionen Unzen in der Top 10 der Goldproduzenten zwar nur auf einem hinteren Rang rangiert, dafür aber über Qualitäten verfügt, die in der Branche ihresgleichen suchen.

Aus gutem Grund wurde die Aktie des in Toronto ansässigen Konzerns also bereits das eine oder andere Mal bei Cashkurs*Gold empfohlen. Zuletzt wurde die Aktie im November 2020 bei einem Kurs von rund 82 kanadischen Dollar verkauft.

Ein seitdem lustlos dahinvegetierender Goldpreis und die daraus resultierende mühselige Korrektur haben dafür gesorgt, dass der Goldsektor derzeit ungefähr so beliebt ist wie Fußpilz. Diesem Abwärtsdrall konnte sich auch die qualitativ hochwertige Aktie von Agnico Eagle nicht entziehen, welche seit Verkauf rund 20 Prozent - vom im September 2020 eingezogenen Hoch gesehen 40 Prozent - tiefer steht.

Eine willkommene Gelegenheit

Wenngleich Bestandsaktionäre von Agnico Eagle in 2021 nicht gerade zu beneiden waren, eröffnet die Korrektur doch Chancen für Anleger, die nun nach einem Investment in der Branche suchen.

Agnico Eagle betreibt seine zwölf Minen, im Gegensatz zu vielen anderen Konzernen aus der Branche, in politisch sicheren Regionen. Ausnahmen hiervon bilden lediglich die im Norden Mexikos gelegenen Minen ‚La India‘ sowie ‚Pinos Altos‘, denen mit einer maximal veranschlagten Produktion von 80.000 bzw. 125.000 Unzen aber eine nur untergeordnete Rolle im Produktionsprofil zukommt. Somit muss man sich bei Agnico den Kopf nicht über Minen in politisch instabilen Ländern zerbrechen.

Beeindruckend ist zudem auch die hohe Kontinuität im Management. So ist CEO Sean Boyd (CFO von 1990 bis 1998, seitdem CEO) bereits seit Mitte der 80er im Unternehmen tätig und konnte Agnico Eagle erfolgreich durch etliche Goldbullen- und Bärenmärkte begleiten.

Im Vergleich mit anderen Konzerne fiel Agnico auch kaum mit überzogenen Übernahmeabenteuern und irrationalen Projektvorhaben während des letzten Goldbullenmarktes, der 2011 sein Ende fand, auf.

Während viele Unternehmen aus dem Sektor, allen voran Newmont und Barrick, im 2011 einsetzenden Goldbärenmarkt Milliardenabschreibungen auf diverse Projekte zu verzeichnen hatten und aufgrund akuter Geldnot eigentlich gute Projekte für den sprichwörtlichen Appel und ein Ei verhökern mussten, blieb dies Agnico Eagle aufgrund einer umsichtigen Unternehmensführung erspart.

Quelle: agnicoeagle.com

Ein konservativer Play

‚Konservativ‘ und ‚Goldmine‘ sind Worte, die so eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen. Gerade ein Blick auf den breit in 57 Werten diversifizierten VanEck Vectors Gold Miners ETF zeigt, dass die Aktien aus dem Sektor enormen Schwankungen ausgesetzt sind.

Zudem zeigt sich, dass trotz einer Goldpreisverdreifachung im Betrachtungszeitraum mit Minenaktien nicht viel zu holen war. Agnico Eagle weist im Gegensatz zum GDX aber wenigstens eine positive Rendite auf, die zeitweise aber auch schon dreimal so hoch ausfiel, wie derzeit.

Die Projekte in politisch sicheren Gefilden sowie das umsichtige Management machen den Titel zudem zu einer der besten Adressen für Investoren, die zwar am Sektor per se interessiert sind, aber dennoch ein nicht zu hohes Risiko fahren möchten.

Agnico Eagle Mines in USD (blau) im Vergleich zum Branchenindex GDX (orange), Wochenchart vom 03. Januar 2022

Quelle: Tradingview

Solides Wachstumsprofil

Trotz der umsichtigen Unternehmensführung verliert man dabei aber auch nicht das Wachstum aus den Augen. Mit der Fusion mit dem australischen Goldproduzenten Kirkland Lake hat man für einen Paukenschlag gesorgt.

Durch den Merger sollte man sich in Sachen Produktionszahlen weltweit auf Platz 3 katapultieren können, was bei der Aktie für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen könnte.

Zudem fusioniert man mit Kirkland Lake mit einem hervorragend gemanagten Konzern, der mit seinen Minen im ebenso politisch stabilen wie minenfreundlichen Australien in den letzten Jahren als das Wachstumswunder der Branche schlechthin galt. Hier haben sich also zwei Unternehmen mit einem ähnlichen ‚Spirit‘ gefunden.

Die Transaktion, die vollständig in Aktien abgewickelt wird, wurde von den Aktionären beider Seiten bereits durchgewunken und soll innerhalb des ersten Quartals 2022 abgeschlossen sein.

Durch den Merger sichert man sich zuletzt auch das resourcenstarke Projekt von Detour Gold, welches Kirkland Lake erst im Januar 2020 für 4,9 Milliarden Dollar kaufte. Hier möchte man die Produktion durch eine Erweiterung von derzeit 680.000 bis 720.000 Unzen langfristig auf 900.000 Unzen anheben. Und auch an weiteren Standorten sind Produktionserweiterungen möglich und auch geplant.

Quelle: agnicoeagle.com

Günstige Produktionskosten, hohe Goldreserven

Nach der Fusion mit Kirkland Lake, aber ausgenommen möglicher positiver Synergieeffekte, bringt es Agnico Eagle auf einen sehr günstigen AISC von 905 US-Dollar. Der AISC steht hierbei für die sogenannten ‚all-in sustaining costs‘, die ein grobes Gefühl für das Kostenprofil eines Goldkonzerns geben sollen. Damit ist Agnico einer der kostengünstigsten großen Produzenten auf dem Kurszettel.

Gleichzeitig verfügt man über rund 48 Millionen Unzen an Reserven, welche man durch Übernahmen und Explorationserfolge kontinuierlich ausbauen konnte. Das ist keineswegs selbstverständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass Barrick Gold und Kinross Gold währenddessen seit 2011 rund die Hälfte an Reserven einbüßen mussten.

Während sich insbesondere Barrick Gold unter dem guten, aber wohl zu konservativen CEO Mark Bristow Projekt um Projekt vor der Nase wegschnappen lässt, macht es Agnico besser und rüstet sich bereits jetzt für die nächsten Jahre.

Hoher Cashflow wird reinvestiert

Die hohen Margen sind es auch, weshalb man sich das Engagement bei aussichtsreichen Explorationsunternehmen aus der Portokasse finanzieren kann. Zuletzt erhöhte man beispielsweise den Anteil an White Gold auf rund 20 Prozent.

Da man mit der Meliadine-Mine bereits im kanadischen Nunavut tätig ist, würde theoretisch auch eine Sabina Gold & Silver ins Portfolio passen. Seit der Übernahme von TMAC Resources Anfang letzten Jahres ist die Wahrscheinlichkeit hierfür aber gesunken. Rein finanziell könnte man sich aber durchaus auch den Kauf von Sabina Gold & Silver leisten.

Schließlich generiert man bei einem angenommenen AISC von 905 Dollar und einem Goldpreis von über 1.800 Dollar eine enorme Marge. Ein freier Cashflow von über einer Milliarde Dollar für 2022 scheint durchaus realistisch.

Und da man die Kirkland-Übernahme mit Aktien finanziert, lädt man sich auch keinen Schuldenberg auf. Die Bilanz trägt ganz klar die Handschrift von CEO Boyd. Trotz des Wachstums vermochte er es, die Schulden stets auf einem annehmbaren Niveau zu halten. Währenddessen leistet man sich seit 1983 kontinuierliche Dividendenausschüttungen, die seit 2010 zudem im Schnitt um 20 Prozent p.a. angehoben werden konnten.

Historisch günstige Bewertung

Mit einem geschätzten 2022er KGV von 17,7 ist die Aktie zudem so günstig bewertet wie lange nicht mehr. So beträgt der KGV-Schnitt der vergangenen zehn Jahre stolze 65. Wenngleich dem KGV bei der Analyse von Minenkonzernen eine nur untergeordnete Rolle zuteil wird, macht dies doch deutlich, dass es sich bei Agnico um eine bewertungstechnische Gelegenheit handelt.

Insbesondere in Bezug auf das Portfolio an cashflowstarken Minen, die zudem auch in politisch stabilen Regionen liegen, würde Agnico einen Bewertungsaufschlag gegenüber den Top-Produzenten verdienen. Aktuell weist der Konzern, verglichen anhand der jährlichen Goldproduktion zur Marktkapitalisierung, noch eine ähnliche Bewertung auf wie Newmont, Barrick Gold oder die australische Newcrest.

Agnico Eagle im Chartcheck

Seit nun schon über 15 Monaten zieht sich die Korrektur im Goldminensektor fort und stellt Mineninvestoren auf eine harte Geduldsprobe. Bei 47 Dollar versucht Agnico Eagle mit dem US-Ticker AEM einen Boden einzuziehen. Unterhalb dieses Levels ließe sich die Aktie gut mit einem Stoploss absichern. Fällt die Aktie unter diese Schwelle, warten die nächsten Unterstützungszonen erst wieder zwischen 40 und 31 Dollar.

Kann die Aktie andererseits die gestrichelte Abwärtstrendlinie bei aktuell 55 Dollar überwinden, hätten sich die Bullen eine erste Turnaround-Chance erkämpft mit Kurszielen bei 65, rund um 75 Dollar und später am Allzeithoch bei 85 Dollar.

Agnico Eagle Mines in USD, Tageschart vom 03. Januar 2022

Quelle: Tradingview

Zusammenfassung

Zu Unrecht fliegt Agnico Eagle unter dem Radar vieler Anleger. Sobald erst einmal die Kirkland-Lake-Fusion abgeschlossen ist und sich der Konzern plötzlich auf den vorderen Rängen der größten Goldproduzenten befindet, könnte sich dies schnell ändern.

Hier haben zwei der am besten geführten Goldunternehmen der Welt fusioniert. Die Projekte liegen großteils in politisch sicheren Gefilden und beeindrucken durch meist geringe Produktionskosten.

Dadurch erzeugt man reichlich freien Cashflow, der in den Ausbau der Produktion und Investitionen in aussichtsreiche Explorationsstories fließen kann. Zuletzt hübscht man sich auch mit einer erwarteten Dividendenrendite von 2,6 Prozent für 2022 auf.

Herzliche Grüße

Ihr Dirk Müller und das Team von Cashkurs*Gold

Der gesamte Service von Cashkurs*Gold, wie die Aktienanalysen, die betreute Watchlist mit Tipps und aktuellen Empfehlungen, die täglichen E-Mail-Updates zum Marktgeschehen und zur Depotentwicklung, Kauf- und Verkaufsempfehlungen zu den betreuten Werten und unsere Minen-Empfehlungen, sowie die persönlichen Webinare mit Dirk Müller und Team, ist weiterhin exklusiv den Abonnenten von Cashkurs*Gold vorbehalten.

Weitere Information rund um den Börsenbrief Cashkurs*Gold erhalten Sie unter https://www.cashkurs-gold.de/.

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