In den vergangenen Jahren hatte ich mich dem Thema Quantitative Easing (QE) mit großem Elan gewidmet. Ich erinnere mich, dass einer meiner Berichte im Jahr 2009 (damals publiziert auf der ehemaligen Wirtschaftsfacts-Webseite) sehr stark im Netz gelesen wurde.

Quantitative Easing: Japan als abschreckendes Beispiel

Ich hatte in diesem Bericht die Wirkmechanismen von QE unter die Lupe genommen, und nahm dabei Bezug auf den von mir sehr geschätzten Professor Steve Keen aus Australien. Schließlich gab es im Hinblick auf QE ein sehr gutes, jedoch sehr abschreckendes Beispiel, das sich über den Zeitraum der vergangenen zwanzig Jahre anhand von Japan beobachten ließ.

Professor Keens Originalbericht mit dem Titel The Roving Cavaliers Of Credit beschäftigte sich mit dem „Fiat World Mathematical Model“, das damals schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf äußerst gute Weise Einblick gab, was uns und der Welt in den nächsten Jahren bevorstehen würde. Intellekt, Grundwissen und Erfahrung waren zum Verstehen dieses Berichtes eine dringende Voraussetzung.

Rückblick: Viele dachten, dass QE in einer Hyperinflation enden muss…

Ein Mangel an Verständnis und das augenscheinliche Nichtdurchschauen von ökonomischen Zusammenhängen unter so manchen Lesern wird damals sehr wahrscheinlich der Grund dafür gewesen sein, weshalb mir so mancher Hasskommentar vor allem seitens jener im Netz entgegen schwappte, die felsenfest der Ansicht gewesen waren, dass QE der Fed und anderer Zentralbanken NUR in einer Hyperinflation enden könnten. Ich war aus gutem Grund stets anderer Ansicht.

Mein Fazit: Acht Jahre später kratzt sich das Hyperinflationscamp noch immer am Kopf, ohne sich in vielen mir namentlich und persönlich bekannten Fällen irgendwann einmal die Frage gestellt zu haben, wie es seitens jener Schreihälse zu derartigen Fehleinschätzungen der Lage hat kommen können.

…stattdessen hält jedoch der disinflationäre Trend bis auf weiteres an

Fakt ist, dass der disinflationäre Trend in der Wirtschaft in weiten Teilen der Welt anhält, und sich meiner Ansicht nach aufgrund einer rasant voranschreitenden Roboterisierung und Automatisierung in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen wird. Zentralbanken kämpfen hier gegen Windmühlen. Ja, an den Finanz-, Vermögens- und Häusermärkten sind wir in den vergangenen Jahren Zeugen einer exzessiven Reflationierung geworden.

Doch auch diese Entwicklung überrascht nicht und ließ sich mitunter vorhersehen. So, alles okay bis hierin. Und jetzt stellen wir uns nur einmal vor, was passiert, wenn diese Vermögensmärkte ein weiteres Mal in die Grütze gehen. Seien Sie sich gewiss, dass es passieren wird. Wann, spielt momentan kaum mehr eine Rolle. Es geht allein darum, was dann geschehen wird.

In der Deflation bleibt der US-Dollar der Einäugige unter den Blinden

Und nun stellen Sie sich vor, was dadurch für eine deflationäre Welle ausgelöst würde. Es ist die größte Angst, die Regierungen und Zentralbanken seit Ausbruch der Finanzkrise umtreibt. Es ist eben jener Grund, warum ich beispielsweise dem US-Dollar – trotz all dessen Flaws – stets treu geblieben bin. Denn der US-Dollar wird meiner Einschätzung nach „König unter den Einäugigen“ an den Papierwährungsmärkten in einem solchen Umfeld sein. Dabei bleibe ich nach wie vor.

Und nun kommen wir zur Fed. Was hatte ich Ihnen seit der ersten Zinsanhebung der Fed im Dezember 2015 vorausgesagt? Antwort: Dass die Fed sich verbal einen Weg ebnen wird, um die Zinsen – falls notwendig – so schnell wie möglich wieder zu senken. Hier stehen wir nun also.

Verändertes „wording“ seitens der Fed

Im Rahmen der jüngsten Zinssitzung des Offenmarktausschusses erklärte Fed-Chefin Janet Yellen, dass eine weitere Zinsanhebung im Dezember dieses Jahres zwar bevorstünde. Doch erstmals veränderte sich das „Wording“, wonach die Fed ihren Leitzins wieder senken werde, falls das wirtschaftliche Umfeld dies in der Zukunft erfordern würde. Voilá!

Ich hatte meinen Blogkollegen Jim Rickards nicht umsonst darum gebeten, seinen jüngsten Bericht zur Federal Reserve hier in der deutschen Übersetzung übernehmen zu dürfen. Wer es noch nicht getan hat, sollte diesen Gastbeitrag im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen spätestens jetzt lesen.

QE hat versagt

Jon Mauldin von Mauldin Economics kam im Anschluss an die jüngste Zinssitzung der Fed nur eine Frage in den Sinn. Wann ist ein Mysterium kein Mysterium? Seine Antwort lautete: „Wenn Janet Yellen nun darüber rätselt, warum die Aktivitäten der Fed keine Inflation in der breiten Wirtschaft ausgelöst haben.

Ebene jener Ansicht schloss sich unter anderem auch Brian Wesbury, Chefökonom bei First Trust, an. Das Fazit lautet: QE hat versagt. Selbst Janet Yellen ist nicht zu unterstellen, dass sie nicht von Beginn an geahnt hat, dass die Dinge auf eben jene Weise ihren Lauf nehmen würden. Denn damals erwies sich Yellen – damals noch Gouverneurin im Board der Fed – als Skeptikerin in Bezug auf QE mit eben jenem Verweis auf Japan.

QE über QE hat über einen Zeitraum von zwanzig Jahren nichts dazu beigetragen, um die japanische Wirtschaft nach dem heftigen Crash gegen Ende der 80er/Beginn der 90er Jahre wiederzubeleben. Darüber hinaus blieb Japan die Deflation bis zum heutigen Tage erhalten.

Das „Fiat Mathematical Model“ von Professor Keen als Grundlage

Wer sich ferner mit dem „Fiat Mathematical Model“ von Professor Keen auseinandergesetzt hat, sah sich dazu in der Lage, sein Grundwissen über geldpolitische und wirtschaftliche Zusammenhänge weitläufig zu erweitern, um die Dinge auf korrekte Weise zu antizipieren.

Was Regierungsbürokraten und Bürokraten bei der Fed und anderen Zentralbanken nicht verstehen wollen, ist, dass der Staat im Angesicht einer gesunden Wirtschaft den Interessen der Privatwirtschaft dienlich zu sein hat. Diese Bürokraten sehen die Dinge jedoch auf exakt andere Weise und gegenteilig – und hierin liegt meiner Ansicht nach die Krux für die sich zyklisch wiederholenden und in ihrem Ausmaß immer heftiger werdenden Systemkrisen.

Bürokraten verstehen nicht, dass der Staat der Wirtschaft dienlich sein muss

Da sich der Staat immer stärker in die Wirtschaft einmischt, seinen Bürgern und Unternehmen Auflagen über Auflagen macht und dazu beiträgt, dass sich viele potenzielle Existenzgründer zu Recht die Frage stellen, ob es in einem solchen Umfeld überhaupt noch Sinn macht, eine eigene Firma auf die Beine zu stellen, ist die dunkle Kehrseite dieser Medaille.

Bürokraten wollen dies aufgrund ihrer ideologischen Brille, durch die sie auf ihre Nationen und die Welt blicken, partout nicht einsehen. Wir werden also eine weitere Finanzkrise brauchen, die letztendlich alles abräumt, was jetzt noch mit Not und Mühe zusammengehalten, beziehungsweise bis zum Geht- nicht-Mehr durch Regierungen und Zentralbanken gestützt wird, um echte Änderungen und Wechsel bewirken und einläuten zu können.

Eine ganze Generation als Opfer der Indoktrination

Realsteuern in den USA bei 37%? In Europa bei 50% oder gar mehr? Ist dies nicht Ausdruck unseres wirtschaftlichen Dilemmas?!! Es wird nicht eingesehen, dass eine Wirtschaft auf diese Weise – bei gleichzeitig ausufernden Sozial- und Rentensystemen – irgendwann nicht mehr aus eigenem Antrieb kann – weil jedwede Anreize pro Leistung genommen werden.

Fakt ist auch, dass Regierungen und der Staat typischerweise einen negativen Beitrag zur allgemeinen Produktivität leisten. Bestes Beispiel hierfür ist der Bildungssektor, in dem – speziell in den USA – die Verwaltung ausgeartet und ausgewuchert ist. Die dadurch verursachten Kosten sind gigantisch und müssen durch jeden einzelnen Studenten mit getragen werden.

Gleichzeitig lehren die Bürokraten an der Spitze der Fed ihren Schülern und universitären Zöglingen – die häufig keinen Zusatzkurs in Wirtschaftshistorie besuchen –, dass ein Mehr an Wachstum immerfort eine Einmischung des Staates in die Wirtschaft erfordere. Sich zeitlich verewigende  Regierungsinterventionen werden auf diese Weise zu einer Norm erklärt.

Ist es ein Wunder, dass sich immer mehr Mitglieder der Generation „Millennium“ heute fast selbst schon dem sozialistischen Lager zurechnen, ist diese Generation doch nichts anderes als ein Opfer der massiven Indoktrination der politischen und wirtschaftlichen Kampagnen der Demokratischen Partei in den USA.

Regierungen und Zentralbanken sind das Problem, nicht die Lösung

Was sich bereits im Angesicht des letzten großen Crashs in den Jahren 2007 bis 2009 abgezeichnet hatte, war zudem die fatale Tatsache, dass niemand – wirklich niemand – an der Spitze von Staat, Gesellschaft sowie Banken- und Konzernwesen Verantwortung für sein eigenes Handeln und Tun zu übernehmen bereit ist. Warum sollen sich die Dinge in der breiten Gesellschaft dann anders verhalten? Der Fisch stinkt nun einmal vom Kopf her.

Von der Fed und anderen Zentralbanken, die mittels ihrer geldpolitischen Entscheidungen einen großen Beitrag zu den sich wiederholenden Boom-und-Bust-Zyklen in der Welt leisten, wollen wir an dieser Stelle gar nicht mehr sprechen. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass Regierungen und Zentralbanken DAS Problem sind – und nicht die Lösung!

Denken Sie in einer ruhigen Minute vielleicht einmal darüber nach…

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"