Peso im Sturzflug – trotz schwachem US-Dollar!

Der sich intensivierende Disput hat sich an der Tatsache entzündet, dass die Zentralbank es YPF bislang nicht erlaubt hat US-Dollars in ausreichender Menge anzukaufen, um im März fällig werdende Unternehmensanleihen bedienen zu können. Doch der Zentralbank sind ganz offensichtlich die Hände gebunden, da Analysten darauf hinweisen, dass es zurzeit einfach keine US-Dollars in ausreichender Menge für den Unternehmenssektor in Argentinien gäbe.

Über den Verlauf der vergangenen Monate ist der argentinische Peso in einen regelrechten Sturzflug gegenüber dem US-Dollar übergegangen. Drohen sich die ehedem in Venezuela beobachtbaren Entwicklungen nun im Land der Gauchos zu wiederholen? Berücksichtigt sei die Tatsache, dass sich der US-Dollar auf internationalem Parkett über die letzten Monate in einer deutlichen Schwächephase befand. Was würde erst geschehen, wenn der US-Dollar in Relation zu vielen anderen Papierwährungen wieder Boden gutmachen könnte?

YPF offeriert Schuldentausch – Unternehmensanleihen werden abgestoßen

Nachdem der argentinische Peso zuletzt auf ein neues Rekordtief gegenüber dem US-Dollar abgestürzt war, wird es aus Sicht der Unternehmen des Landes immer schwieriger und teurer, deren ausstehende Schulden (insbesondere auf US-Dollar-Basis) weiter zu bedienen. YPF leidet darüber hinaus ohnehin schon seit vielen Monaten unter einem bei Weitem zu niedrigen Erdölpreis.

Nicht von ungefähr gibt YPF nun plötzlich bekannt, den Gläubigern und Kreditgebern des Unternehmens einen Schuldentausch offerieren zu wollen. In einem Bericht von Bloomberg wird Bezug auf eine damit einhergehende Erklärung genommen, in der es heißt, dass das Ausbleiben oder eine mehrheitliche Ablehnung dieses anvisierten Schuldentauschs unter aller Voraussicht zu einer Aussetzung der Bedienung der umlaufenden Schulden von YPF führen wird.

Resultat war, dass durch YPF emittierte Unternehmensanleihen sofort am nächsten Morgen in hoher Anzahl auf den Markt flogen – ohne dabei auf eine wahrnehmbare Kaufbereitschaft zu stoßen. Manche der durch YPG begebenen Unternehmensanleihen werden zurzeit nur noch zu etwa der Hälfte ihres Nominalwertes pro US-Dollar gehandelt. Dies gilt vor allem für jene im März fällig werdenden Bonds.

Die Lage ist verzwickt

Argentiniens Zentralbank sähe sich nun in einer äußerst schwierigen Lage. Aus Sicht großer Konzernunternehmen wie YPF wiederum habe die US-Dollar-Knappheit zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Die Um- und Absätze des Unternehmens wurden angesichts von anhaltenden Restriktionen aufgrund der Pandemie über den Verlauf des letzten Jahres hart getroffen.

YPF soll sich angesichts des bevorstehenden Winters inzwischen nicht mehr dazu in der Lage sehen, die heimische Energienachfrage befriedigen zu können, weswegen die Regierung in Buenos Aires ihre Energieimporte wird ausweiten müssen. Um diese Importe zu tätigen, muss sich die Regierung ihrer ohnehin schon zu knappen Auslandsdevisenreserven bedienen, wodurch sich der Druck im Kessel des heimischen Finanzsystems noch erhöhen dürfte.

YPF als Vorreiter?

Bei Bloomberg wird darauf hingewiesen, dass die ablehnende Haltung der argentinischen Zentralbank mit einem bösen Omen in Bezug auf ausstehende und fällig werdende Anleihen in allen anderen Schwellenländern vergleichbar sei. Denn wie viele Unternehmen wird rund um den Globus voraussichtlich dasselbe Schicksal treffen wie YPF?

Dass die argentinische Zentralbank keinerlei Bereitschaft dazu an den Tag legt, YPF für Schuldenrückzahlungen benötigte US-Dollars zu verkaufen, lässt tief blicken. Dass sich eine solche Entwicklung trotz zahlreicher Bemühungen zugunsten einer Refinanzierung der kurzfristigen Schulden von YPF einstellt, macht die ganze Angelegenheit nicht besser, da es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, wann weitere argentinische Kreditnehmer in dieselbe fatale Lage hineinzugeraten drohen.

Wenn sich YPF, das größte Konzernunternehmen des Landes, schon nicht dazu in der Lage sieht, US-Dollars zum offiziellen Wechselkurs von der Zentralbank zu kaufen, wird wohl bald niemand mehr in Argentinien überhaupt noch dazu in der Lage sein.

Allein schon aus diesem Grund wird der amerikanischen Federal Reserve gar nichts anderes übrigbleiben, als nach wie vor US-Dollar-Liquidität in das globale Finanzsystem zu pumpen und ehedem im März letzten Jahres mit anderen Notenbanken vereinbarte Swap-Abkommen auch weiterhin aufrechtzuerhalten.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die Entwicklung der amerikanischen Zinsen und insbesondere des US-Dollars bleiben über die nächsten Wochen und Monate aufmerksam im Auge zu behalten. Die aktuellen Vorgänge in Argentinien und einer Reihe von anderen Schwellenländern könnten sich lediglich als Auftakt und Ankündigung eines auf globaler Ebene bei Weitem massiveren Bebens erweisen. Seien Sie achtsam!

Was die sozialen und sozio-ökonomischen Entwicklungen in den Schwellenländern angeht, sei gesagt, dass sich häufende Streiks, Großproteste und der Ausbruch von Gewalt ins Bild eines seinem Ende entgegenblickenden Finanz- und Wirtschaftszyklus´ passen.

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