Der Historiker Niall Ferguson hatte kürzlich vor drei immanenten Krisen-Theatern auf der Welt gewarnt. Danach könnte sich ein Zusammenspiel der örtlichen Konflikte in Osteuropa, dem Nahen und Mittleren Osten und in der Asien-Pazifik-Region zu einem neuen Weltkrieg ausweiten.

Im heutigen Bericht soll auf aktuelle Ereignisse in der Asien-Pazifik-Region eingegangen werden. Vor etwa einem Jahr wurde hier angesichts der zunehmenden Raketentests durch Nordkorea getitelt, dass Nordkorea sich selbst auf die außenpolitische Agenda setzt.

Hierbei handelt es sich um die außenpolitische Agenda der US-Regierung. Schon seit einiger Zeit erweckte es den Eindruck, als ob die Washingtoner Regierung angesichts des Krieges in der Ukraine, den Ereignissen im Mittleren Osten und den sich intensivierenden Spannungen mit der Volksrepublik China einschließlich der Situation um die Insel Taiwan die Aktivitäten der Regierung in Pjöngjang gänzlich aus den Augen verloren zu haben schien.

Ein Vordringen in bislang unbekanntes Terrain?

Die Dinge könnten sich jedoch schon bald ändern. Inzwischen sprechen einige Analysten und geopolitische Kommentatoren von einer Entwicklung, in deren Zuge die außenpolitischen Entscheidungen und der Grad der Interventionen durch die Vereinigten Staaten von Amerika in die politischen Angelegenheiten auf der koreanischen Halbinsel in ein bisher unbekanntes Terrain vorzudringen drohen.

Grund hierfür war die kürzlich erfolgte Bekanntgabe der südkoreanischen Regierung, sich mit Washington momentan in Gesprächen über eine möglicherweise gemeinsame Nutzung von Nuklearwaffen zu befinden.

Dieses offizielle Eingeständnis erfolgt just zu einem Zeitpunkt, zu dem die nordkoreanische Regierung damit gedroht hat, das eigene Nukleararsenal weiter expandieren zu wollen. Kurz zuvor hatten Joe Biden und das Weiße Haus auf Nachfrage von Journalisten noch verneint, gemeinsam vorgesehene Atomübungen zwischen den USA und Südkorea abhalten zu wollen.

Nichtsdestotrotz gab Kim Eun-hye, Top-Berater des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol, um die Jahreswende bekannt, dass zwischen seinem Land und den Vereinigten Staaten Gespräche über einen gegenseitigen Austausch von Geheimdienstinformationen, gemeinsam erfolgende Strategieplanungen und gemeinsam abzuhaltende Militärübungen unter Einschluss von Atomwaffen stattfänden.

Den nordkoreanischen (Atom-)Tiger im Zaum halten

Alles in allem geht es den USA und Südkorea primär darum, die nordkoreanische Regierung von weiteren Atomdrohungen abzuhalten. Südkorea verfügt bis dato über keine Atomwaffen, was sich in nicht allzu ferner Zukunft allerdings ändern könnte.

Die momentan zwischen den USA und Südkorea abgehaltenen Gespräche könnten nämlich zum Ziel haben, ein Abkommen zur gemeinsamen Nutzung von (US-)Atomwaffen, ähnlich jener zwischen den NATO-Nationen bestehenden Vereinbarung, zu treffen.

Ob die Vereinigten Staaten ihren südkoreanischen Verbündeten in der Zukunft unter einen „Atomschutzschirm“ holen werden, bleibt fürs Erste jedoch abzuwarten. In der vergangenen Woche hatte Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol in einem Interview gegenüber der Zeitung Chosun Ilbo mitgeteilt, dass angesichts der nordkoreanischen Bedrohung einige Dinge zu klären sein werden, um die Sicherheit des eigenen Landes bestmöglich zu gewährleisten.

Von dem potenziellen Schlüpfen unter einen durch die Vereinigten Staaten bereitzustellenden „Atomschutzschirm“ wollte der südkoreanische Präsident jedoch erst einmal nicht sprechen. Jedenfalls nicht offiziell.

Diverse Anpassungen scheinen notwendig

In den bilateralen Beziehungen zwischen seinem Land und den USA müssten baldmöglichst eine Reihe von Anpassungen vorgenommen werden, um die Südkoreaner einer maximal funktionstüchtigen Sicherheitsarchitektur zu vergewissern.

Denn die aktuellen Sicherheitsgarantien, die durch die USA gewährt würden, reichten unter Berücksichtigung der sich abzeichnenden Herausforderungen auf der koreanischen Halbinsel nicht mehr aus, wie Yoon Suk Yeol erklärte.

Südkoreas Regierung scheint zurzeit einen enormen Handlungsbedarf zu sehen, nachdem der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-Un zum Jahreswechsel eine Neujahrsdirektive publik machte, in welcher die heimischen Streitkräfte zu einer „exponentiellen Ausweitung“ ihrer nuklearen Kapazitäten aufgefordert wurden

Diese Entscheidung scheint in Reaktion auf eine kürzlich gehaltene Rede von Kim Jong-Un getroffen worden zu sein. In dieser Rede beklagte der nordkoreanische Staatschef, dass die Feinde seines Landes den Versuch unternähmen, Nordkorea vollkommen zu isolieren, und das Land praktisch von der Landkarte zu streichen.

Anstrengungen dieser Art seien bislang ungesehen in der Menschheitsgeschichte. Die sich entwickelnde Situation mache es dringend notwendig, die eigenen Kraftanstrengungen auf eine maximale Weise zu erhöhen, um das heimische Militär zu stärken. Eine solche Stärkung sehe vor allem einen Ausbau des eigenen Nukleararsenals vor.

In Rahmen eines jüngst abgehaltenen Ministertreffens bekräftigte Kim Jong-Un seine Forderungen. Schon in Kürze könnte es in Nordkorea zu einer Massenproduktion von taktischen Nuklearwaffen kommen, die sich primär gegen den Nachbarn Südkorea richten würden.

Es braucht eine „Neue Weltordnung“

Neue Entwicklungen gibt es auch aus Japan zu berichten. Dort hatte Yasutoshi Nishimura, der japanische Handels- und Industrieminister, am vergangenen Donnerstag mitgeteilt, dass eine „Neue Weltordnung“ benötigt werde, um einem Aufstieg von autoritären Regimen auf der Welt zu begegnen.

Die Regime der betreffenden Länder hätten unter Bezugnahme auf Yasutoshi Nishimura seit dem Ende des Kalten Krieges vom globalen Freihandel einschließlich der global bestehenden Wirtschaftsabhängigkeiten auf maximale Weise profitiert.

Die politischen Führungen von autoritär regierten Staaten hätten in diesem Zuge eine enorme Machtfülle angehäuft, was sowohl aus ökonomischer wie auch aus militärischer Perspektive der Fall sei.

Aus diesem Grund sei eine „Neue Weltordnung“ notwendig, welche auf den fundamentalen Werten der Freiheit, der Demokratie, einer Einhaltung der Menschenrechte und der Herrschaft des Gesetzes basiere – summa summarum also auf jener „wertebasierenden Ordnung“, welche durch die westlichen Industriestaaten bei jeder sich bietenden Gelegenheit eingefordert wird.

Beißender Spott macht sich breit

Mancherorts stieß diese Forderung von Yasutoshi Nishimura auf einen beißenden Spott. So wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, ob eine solche „Neue Weltordnung“ auch mit dem Recht auf freie Rede im Internet verbunden sein wird.

In diesem Zusammenhang wurde auf die jüngsten Enthüllungen und sogenannten „Twitter Files“ Bezug genommen, die bislang durch Elon Musk nach dessen Twitter-Übernahme veröffentlicht worden sind, und die klar und deutlich belegen, auf welche Weise staatliche Regierungsbehörden wie das FBI mit sozialen Mediennetzwerken wie Twitter kooperieren (kooperiert haben), um unliebsame Stimmen und Nutzeransichten zum Schweigen zu bringen.

Andernorts wurde die rhetorische Frage gestellt, ob eine solche „Neue Weltordnung“ mit der Erlaubnis einhergehen wird, dass sich Eltern radikalen und den ihren Kindern an Schulen und Universitäten verabreichten Ideologien widersetzen dürfen?!

Würde es eine solche „Neue Weltordnung“ den Bürgern in den westlichen Industrienationen überdies gestatten, Wahlergebnisse auch zukünftig in Frage zu stellen, selbst wenn Wahlen, wie im November vergangenen Jahres im US-Bundesstaat Arizona, ähnlich eines Landes in der Dritten Welt nebst der damit in Verbindung gebrachten Korruption abgehalten worden sind?

Es handelt sich angesichts der jüngsten Vorkommnisse in Maricopa County im Bundesstaat Arizona nicht um aus der Luft gegriffene Annahmen. Vielmehr wurden die dort vor Ort abgehaltenen Wahlen unter anderem auch durch den republikanischen US-Senator Marco Rubio mit einem Dritte-Welt-Land verglichen.

Oder handelt es sich hierbei vielleicht um jene durch den russischen Staatspräsidenten Putin in Aussicht gestellte „Neue Weltordnung“, die schon sehr bald ein Ende der amerikanisch-westlichen Vorherrschaft auf der Welt vorsieht?

Japan und USA wollen noch enger zusammenarbeiten

Wie dem auch sei, so wird sich Japans Regierungschef Fumio Kishida in der laufenden Woche zu einem Staatsbesuch in Washington einfinden. Im Rahmen der bevorstehenden Gespräche mit hochrangigen Vertretern der US-Regierung werden sich die Dinge vor allem auch um die neue Sicherheitsstrategie der Japaner drehen.

Japans kürzlich überarbeitete Sicherheitsstrategie verfolgt insbesondere das Ziel, als einer der wichtigsten Verbündeten der Washingtoner Regierung in der Asien-Pazifik-Region die zunehmende politische, wirtschaftliche und militärische Macht der Volksrepublik China zu kontern.

Zu diesem Zweck wird es in Japan in der Zukunft unter anderem zur größten Erweiterung des heimischen Militärapparates seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kommen. Um autoritären Regimen wie der Pekinger Regierung und deren Politik der Einschüchterung bestmöglich zu begegnen, sei es unumgänglich, selbst eine harte Haltung an den Tag zu legen, wie Yasutoshi Nishimura ergänzte.

Einmal mehr machte der japanische Handels- und Industrieminister darauf aufmerksam, dass es westlichen Nationen in erster Linie darum gehen müsse, deren heimische Industriebasis zu schützen und sich bestmöglich gegen potenzielle Technologiediebstähle zu wappnen.

Um zu beobachten, wie es mit Yasutoshi Nishimuras Forderung nach einem Schutz der heimischen Industriebasis aussieht, braucht momentan nur nach Deutschland geblickt zu werden, wo sich angesichts der Energiemarktkrise die Rufe und Warnungen vor einer sich möglicherweise beschleunigenden Deindustrialisierung in allen Ecken und Winkeln des Landes häufen.

Yasutoshi Nishimura ermutigte sein Land dazu, die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten über die Bereiche Halbleiter, Biotechnologie, Quantenphysik sowie der Künstlichen Intelligenz auszuweiten. In diesem Zuge soll es ebenfalls zu Gesprächen über die Einführung von potenziellen Exportkontrollen kommen.

In enger Abstimmung mit den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Nationen müsse es zu einer engen Kooperation und Zusammenarbeit in Sachen Exportkontrollen kommen, wie Yasutoshi Nishimuras befand.

Solcherlei Maßnahmen würden sich neben der Volksrepublik China und der Russischen Föderation unter aller Voraussicht auch gegen Nationen wie Nordkorea, den Iran und mehr als ein Dutzend andere Länder auf der Welt richten.

Dass die japanische Regierung trotz des Rückzugs von vielen anderen westlichen Nationen und Unternehmen aus der Russischen Föderation ihrerseits an Energieprojekten wie Sachalin-2 eisern festhält, zeigt nicht nur, dass sich Worte eben von Taten unterscheiden, sondern lässt ebenfalls darauf schließen, auf welch eine prekäre Weise Japan abhängig von russischen Energielieferungen ist.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von straitstimes.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Nuklearwaffen scheinen in unseren Tagen immer ein Stück mehr von einem Mittel der defensiven Abschreckung zu Instrumenten der offensiven Einschüchterung und offenen Drohungen zu avancieren.

Hieß es in Bridget Jones einst einmal „Am Rande des Wahnsinns“, so trifft dies aus aktuellen Gesichtspunkten vermehrt auf unsere Weltgesellschaft als solche zu. Es bleibt zu hoffen, dass die menschliche Ratio die Oberhand über Emotionen nebst dem vermeintlichen Drang, in bislang unbekanntes Terrain vorstoßen zu wollen, behalten wird.

Die Hoffnung auf eine solche Entwicklung schwindet allerdings mit jedem verstreichenden Tag ein wenig mehr. Wie anders ließe sich die Erwiderung der aus ihrem Amt zurückgetreten Regierungschefin Großbritanniens, Liz Truss, erklären, die unlängst vor ihrer Ernennung in vollem Brustton der Überzeugung auf Journalistenfrage mitgeteilt hatte, keinerlei Bedenken zu hegen, gegen die Russische Föderation Atomwaffen einzusetzen?

Fazit: Wer eine solche Person als Regierungschefin hat, braucht wahrlich keine Feinde im Äußeren mehr. Es ist ein wahrer Segen für die Briten und den Rest der Welt, dass Liz Truss nach nur gut einem Monat im Amt politisch das Zeitliche gesegnet hat!

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