Einerseits sind es die durch das amerikanische Finanzministerium und den Westen verhängten Finanz- und Wirtschaftssanktionen, die sich im Verlauf der letzten zwanzig Jahre potenziert haben.

Andererseits war es die Verlautbarung zu einem Einfrieren samt einer potenziell im Raum stehenden Konfiskation von russischen Währungsreserven im westlichen (und japanischen) Ausland, die unter Staatsregierungen rund um den Globus die Frage haben laut werden lassen, wer denn nun als nächstes dran sein könnte.

US-Dollar wird seiner zentralen Rolle im internationalen Währungssystem schon lange nicht mehr gerecht – Erdöl im Fokus

Dass der US-Dollar seiner zentralen Rolle im internationalen Währungsgefüge nicht mehr gerecht werden kann, weil die amerikanische Währung durch die Washingtoner Regierung zunehmend in Form einer Waffe gegen unliebsame Nationen, deren Staatsführungen den eigenen Weltansichten und Hegemonialansprüchen nicht Folge leisten möchten, eingesetzt wird, liegt unterdessen ebenfalls klar und deutlich auf der Hand.

Und je mehr sich die Washingtoner Regierung des US-Dollars in Form einer Waffe bedient, desto klarer beginnt sich abzuzeichnen, dass der um sechs Mitglieder zu erweiternde BRICS-Verbund inzwischen eine eigene Karte ausspielt, um sich des Rohstoffs Erdöl in Form einer Waffe gegen die USA und den Westen zu bedienen.

Erkennbar wird dies unter anderem anhand der jüngsten Ankündigung der Organisation OPEC+, in der neben Saudi-Arabien auch die Russische Föderation tonangebend ist, eine noch stärker als zuvor zu erwartende Förderkürzung im Erdölsektor bekanntzugeben.

Inzwischen hat die Ölsorte Brent wieder Preise um die Marke von 90 US-Dollar pro Fass erreicht, während West Texas Intermediate (WTI) dicht im Gefolge nachzieht. Es lässt sich damit rechnen, dass die Marke von 100 US-Dollar pro Fass wohl demnächst wieder erreicht und getestet werden wird.

Fokus des diesjährigen BRICS-Gipfels lag auf Expansion des Staatenbunds

In meinem Bericht Erdöl- und Dieselmärkte: Neue Rally in Sicht? war ich in der vergangenen Woche ein wenig eingehender auf die aktuelle Lage an den globalen Ölmärkten eingegangen. Als inmitten der bis vor Kurzem noch laufenden Korrektur Preise um die 70 US-Dollar pro Fass erreicht wurden, hatte ich Ihnen wiederholt einen potenziellen Kauf von Erdölkontrakten (mit Ausblick auf einen charttechnischen Trendwechsel) schmackhaft zu machen versucht.

Wie dem auch sei, seine eigenen Investitions- und Anlageentscheidungen trifft jedermann unter Berücksichtigung der hiermit verbundenen Chancen und Risiken stets selbst.

In meinem kurz vor Beginn des diesjährigen BRICS-Gipfels in Südafrika publizierten Bericht BRICS-Gipfel: Auf dem Weg zur De-Dollarisierung und einer multipolaren Finanzordnung hatte ich Ihnen ferner angeraten, erst einmal tiefer gestapelte Erwartungen an eine Lancierung und Emission einer neuen (partiell) durch Gold gedeckten Handelswährung durch die BRICS-Nationen zu hegen.

Wer die Aussagen des mit diesem Mechanismus betrauten Architekten Sergei Glasjew über die letzten Monate ein wenig aufmerksamer verfolgte, hatte vernommen, dass es sich hierbei um ein langfristiges Projekt, das einen steinigen Weg vor sich habe, handele.

Ich hatte Sie aus diesem Grund darauf aufmerksam gemacht, ihre Konzentration denjenigen Beschlüssen zu widmen, die unter aller Voraussicht im Zentrum des diesjährigen BRICS-Gipfels stehen würden.

Und hierbei drehte sich alles um das Schlüsselthema einer Expansion des BRICS-Verbunds. Inzwischen haben wir vernommen, dass mit der kommenden Jahreswende neben dem Iran auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten, Äthiopien sowie Argentinien dem BRICS-Verbund als neue Mitglieder beitreten werden.

Strategische Entscheidungen von immenser Tragweite

Auf ähnliche Weise wurden die Dinge auch durch den geopolitischen Kommentator Tom Luongo eingeschätzt. Ich stimme nicht immer mit den Meinungen und Prognosen von Tom Luongo überein, weiß dessen Einschätzungen und Sichtweisen jedoch zu schätzen.

Dies ist der Grund, warum ich in meinem Bericht einmal einige seiner Sichtweisen aufgreifen und eingehender analysieren möchte. Denn ich kann diesen speziellen Ansichten einiges abgewinnen.

Anhand der bekannt gegebenen Beschlüsse im Rahmen des diesjährigen BRICS-Gipfels ist deutlich geworden, dass es den bisherigen fünf Mitgliedsländern nicht nur um eine Expansion des Staatenverbundes als solches geht, sondern dass vielmehr eine strategische Expansion im Vordergrund der verfolgten Interessen steht.

Tom Luongo führt aus, dass es in letzter Minute auch zur Bekanntgabe einer zusätzlichen Aufnahme von Algerien hätte kommen können, wenn es über diese Frage nicht zu einem Veto Indiens in letzter Minute auf Ersuchen Frankreichs gekommen wäre.

Das Ringen um die ehemalige französische Kolonie Algerien erweist sich als symbolisches Zeichen im Wettkampf zwischen dem einstigen Mutterland Frankreich sowie Italien um den Zugang zu afrikanischen Gas- und Erdölressourcen.

Laut Tom Luongo wird es nicht zu der Option eines potenziellen Ausscheidens Italiens aus der Europäischen Union ohne eine Verringerung des französischen Einflusses in Nordafrika kommen können.

Denn Italien sei vor einem solchen Ereignis dringend auf die Sicherung seines Energiebedarfs angewiesen. Überschüssige Energiereserven ließen sich zudem als Sicherheit angesichts einer potenziellen Wiedereinführung der italienischen Lira nutzen.

Chinas und Russlands Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent wächst unaufhaltsam

Mit dankenswerter Unterstützung der Russischen Föderation und der Volksrepublik China nähmen sich die westafrikanischen Sahel-Nationen des italienisch-französischen Problems zurzeit selbst an.

Angespielt wird in diesem Zusammenhang auf die aktuellen Ereignisse im Tschad, im Niger, in Burkina Faso und anderen Nationen in der Region, welche nach den dort zu beobachtenden Militärputschen – die sich einer breiten Unterstützung unter den jeweiligen Bevölkerungen erfreuen – die nach wie vor bestehende, allerdings wankende Oberhoheit Frankreichs abzuschütteln versuchen.

In meiner eigenen Berichterstattung zu den Geschehnissen auf dem afrikanischen Kontinent hatte ich über die vergangenen Jahre immer wieder einzelne Fallbeispiele anhand von eigenen Beobachtungen vor Ort in Form von Bild- und Videomaterial mit ihnen geteilt.

In diesem Zusammenhang hatte ich Sie unter anderem auf das sich intensivierende Buhlen um politischen und wirtschaftlichen Einfluss in Afrika wie auch den sich vor Ort abzeichnenden Konkurrenzkampf zwischen den Vereinigten Staaten und Europa auf der einen sowie der Russischen Föderation und der Volksrepublik China auf der anderen Seite aufmerksam gemacht.

Es war stets meine persönliche Sichtweise, dass die Volksrepublik China aufgrund eines immensen Vorsprungs und angesichts der rapide voranschreitenden Durchdringung des afrikanischen Kontinents durch chinesische Bau- und Infrastrukturunternehmen ihre Nase in diesem Konkurrenzkampf vorn haben würde.

„African Awakening“

Wenn sich meine Berichterstattung zu diesem Thema auch hauptsächlich auf die ost-, zentral- und südafrikanischen Nationen fokussierte, so machte ich bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt darauf aufmerksam, dass sich unter den Nationen der Sahel-Region weitläufige Umbrüche und Veränderungen abzuzeichnen beginnen.

Unter weiten Teilen der afrikanischen Bevölkerungen, und ich kann zurzeit auf Erinnerungen an persönliche Gespräche im ostafrikanischen Kenia und Tansania verweisen, wird in diesem Kontext zunehmend von einem „African Awakening“ (einem afrikanischen Aufwachprozess) gesprochen, in dessen Zuge sich der afrikanische Kontinent von jedwedem Einfluss aus den USA und seitens der einstigen Kolonialmächte Europas freizumachen versucht.

Grund hierfür ist, dass dieser nach wie vor bestehende, sich allerdings schmälernde Einfluss vielerorts schon lange als anmaßend, arrogant, erdrückend und unerträglich empfunden wird.

Wen verwundert es, dass die chinesische Karte in Afrika in der Hoffnung ausgespielt wird, in der Zukunft als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe in bilateralen Verhandlungen und Entwicklungsvorhaben – anstelle von reinen Befehlsempfängern – behandelt zu werden?!!

Die aktuellen Ereignisse in Westafrika und der Sahel-Region legen Zeugnis darüber ab, dass es immer mehr afrikanische Staaten ernst mit ihren verfolgten Richtungswechseln zulasten des Westens meinen. Langjährige Despoten und Statthalter des Westens, wie Ali Bongo im erdölreichen Gabun, werden mir nichts dir nichts aus dem Amt gefegt.

Unter Berücksichtigung meiner eigenen Afrika-Berichterstattung in der Vergangenheit bin ich keineswegs überrascht, was sich zurzeit in Westafrika und der Sahel-Region beobachten lässt.

Wenn mein Autorenkollege Ramon Schack in diesem Kontext von einem geopolitischen Erdbeben in der Sahel-Region spricht, so kann ich dieser Einschätzung anhand der aktuellen Ereignisse nur beipflichten.

Ein nicht zu unterschätzender Machtumbruch

Um auf die Einschätzungen von Tom Luongo zurückzukommen, so macht der Autor darauf aufmerksam, dass alle sechs neu in den BRICS-Verbund aufzunehmenden Mitglieder eines mehr oder weniger gemeinsam haben.

Und hierbei handelt es sich um deren Vergangenheit und deren Beziehungen zum einstigen britischen Empire. Angefangen bei den arabischen Nationen bis hin zu jenen Ländern, welche die Briten in der Vergangenheit bekämpften, darunter der Iran und Argentinien, handele es sich angesichts der jüngst erfolgten Beitrittsbekanntgaben zum BRICS-Verbund um einen nicht zu unterschätzenden Machtumbruch.

Allein ein Blick auf die Weltkarte rechtfertige diese Annahme. Aus der nachfolgenden Darstellung, die einer BRICS-Präsentation entnommen wurde, geht dieser Aspekt klar und deutlich hervor.

In rot sind alle Nationen markiert, die dem BRICS-Verbund aktuell angehören und solche, die neu hinzukommen. In grün sind alle Nationen mit Beitrittsspespektive auf dem nächsten Gipfel im russischen Sotschi im Jahr 2024 markiert. Die gelb markierten Nationen haben bereits ein offenes Interesse an einem zukünftigen Beitritt zum BRICS-Verbund geäußert. (Anm. d. Red.: Die Zuordnung der neu hinzukommenden Länder zu den rot markierten Nationen würde nachträglich ergänzt.)

Tom Luongo macht darauf aufmerksam, dass es allen voran jene fünf Nationen sind, die sich im Zentrum des globalen Handels befinden, oder die direkt daran angrenzen, die die größte Aufmerksamkeit genießen sollten.

Bislang noch ein großes Theater

Noch seien alle Debatten um die potenzielle Einführung einer gemeinsamen Handelswährung unter den BRICS-Nationen nichts anderes als Theater, solange es keine entwickelte und zuverlässige Alternativfinanzlieferkette innerhalb des Staatenverbunds gibt, mittels der Profite generiert und bestehende Währungsrisiken abgefedert werden können.

Auf diesen Aspekt hatte zuletzt auch Jim Rickards hingewiesen. Um eine gemeinsame Handelswährung – gleich welcher Art – zu emittieren, benötige es erst einmal einen gemeinsamen und über die Jahre zusammenwachsenden Bondmarkt unter den BRICS-Nationen.

Auf die besonders im Fokus stehenden Nationen und jene damit verbundenen Implikationen wird in einem Folgebericht noch ausführlich eingegangen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht von Autor Tom Luongo auf der Seite Gold, Goats´N Gun Blog.
 


Ein abschließendes Fazit zu diesem Thema erfolgt mit Veröffentlichung des zweiten Berichtsteils.

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