Es empfiehlt sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Rahmen des heutigen Berichtes einmal beim Thema Kryptowährungen zu verharren. Es war im August vergangenen Jahres, als das Handelsministerium der Volksrepublik China weiterführende Informationen zu

einem Pilotprogramm

mit dem Ziel der Lancierung eines digitalen Yuans/Renminbis veröffentlicht hatte.

China geht der Lancierung des digitalen Zentralbankgelds mit großen Schritten entgegen

Pläne zur Lancierung eines digitalen Yuans/Renminbis werden in der Volksrepublik China nun bereits seit dem Jahr 2014 verfolgt. Die letztjährige Ankündigung ging dann mit einer geografischen Expansion der Testregionen einher, unter denen sich unter anderem die Delta-Region des Jangtsekiang, die Küstenregionen Guangdong, Hongkong, Macao und die Greater Bay Area sowie die Regionen Peking und Hebei befinden.

Im Oktober vergangenen Jahres gab die People´s Bank of China (PBoC) dann bekannt, die Nutzung des digitalen Yuans/Renminbis aus rechtlichen Gesichtspunkten auf solide Füße stellen zu wollen.

Aktuell nutzen bereits mehrere Zehntausend Chinesen die digitale Währung zu offiziellen Zahlungszwecken. Die bislang vorliegenden Resultate sind gemischt ausgefallen. Es ist die South China Morning Post, die berichtet, dass die PBoC inzwischen einen Gesetzentwurf veröffentlicht habe, dessen Verabschiedung dem Digital Currency Electronic Payment System (DCEP) einen legalen Status verschaffen würde.

Danach sei eine Nutzung von digitalem Zentralbankgeld (CBDC, Central Bank Digital Currency) erstmals in eine solche Gesetzgebung einbezogen und als Teil der souveränen Fiat-Währung des Landes definiert worden. In den USA hatte das Unternehmen Facebook auf privatrechtlicher Basis ähnliche Pläne verfolgt, nur um im Zuge von Anhörungen vor verschiedenen Kongressausschüssen ein blaues Wunder zu erleben.

Ähnlich wie im Fall der Kryptowährung Gram, die der Messenger-Dienst Telegram seinen Nutzern für Zahlungstransaktionen zur Verfügung stellen wollte, erwies sich auch der Widerstand unter den amerikanischen Abgeordneten gegen eine Lancierung von Facebooks Libra als zu groß, was zur Folge hatte, dass Amerikas Regulierungsbehörden beide Projekte torpedierten.

Live–Test erfolgreich – Nachfragemanipulation möglich

Mit dem chinesischen Gesetzentwurf sei laut South China Morning Post verbunden, dass Drittparteien das Recht abgesprochen würde, selbst und auf eigene Initiative durch den Yuan beziehungsweise Renminbi besicherte Tokens in Umlauf zu bringen.

Im

Oktober 2020

hatte die PBoC digitale Token in Höhe von zehn Millionen Yuan/Renminbi (zum damaligen Wechselkurs rund 1,5 Millionen US-Dollar) unter interessierten Teilnehmern an dem Projekt im Rahmen einer Lotterie verauktioniert. Beworben hatten sich mehr als zwei Millionen Chinesen in der Region Shenzhen, von denen allerdings nur fünfzigtausend bedient wurden.

Die Lotteriegewinner verpflichteten sich dazu, eine spezielle Token-App herunterzuladen, um in diesem Zuge jeweils zweihundert Yuan/Renminbi gratis durch die PBoC zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Dieser Betrag (zum damaligen Zeitpunkt rund dreißig US-Dollar) konnte durch die Nutzer in den Geschäften von rund dreitausend dem Projekt angeschlossenen Einzelhändlern verausgabt werden, darunter Apotheken, Supermärkte und selbst Wal-Mart.

Einerseits unterzog die PBoC ihre Digitalwährung damals einem Live-Test. Anderseits war das Ziel einer Konsumstimulierung im Pandemie-Jahr damit verbunden. Sollte CBDC erst einmal an alle Staatsbürger der Volksrepublik China emittiert werden, könnte sich die PBoC ab diesem Zeitpunkt dazu in der Lage sehen, die Nachfrageseite der heimischen Wirtschaft zu manipulieren.

 

 

Anders als beispielsweise die dezentralisierte Kryptowährung Bitcoin würde CBDC allein durch die PBoC kontrolliert. Aus der oben abgebildeten Grafik, welche einem Bericht von Goldman Sachs entnommen wurde, geht der zugrundeliegende Mechanismus dieses Systems hervor.

Das SWIFT-System wird ausgehebelt

Der weitestgehend erfolgreich verlaufene Test in Shenzhen und die daraufhin erfolgende Expansion der heimischen Testgebiete gibt Anlass zu der Vermutung, dass die nationale Emission von CBDC und deren Einbezug in das souveräne Fiat-Währungssystem des Landes nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint.

Ein digitaler Yuan/Renminbi könnte jedoch auch noch ganz andere Effekte zur Folge haben. All jene, die sich im Fadenkreuz von US-Sanktionen befinden, könnten ab diesem Zeitpunkt Geld wechseln, um zum Beispiel US-Dollars zu kaufen, ohne dass die US-Regierung hiervon etwas mitbekommen würde.

SWIFT, jenes internationale Informationsnetzwerk, dem hinsichtlich der Geldtransfers unter kommerziellen Geschäftsbanken heutzutage eine zentrale Rolle zufällt, ließe sich in diesem Zuge wohl umgehen. Folge wäre, dass der US-Regierung ihre globale Kontrollfunktion über Nacht abhandenkommen könnte.

Der US-Dollar, dessen Anteil an den global gehaltenen Währungsreserven sinkt, müsste ab diesem Zeitpunkt wahrscheinlich auch nicht mehr durch Handelspartner der USA gehortet werden. Der hieraus potenziell resultierende Einfluss auf die weltweiten Zahlungsströme könnte also enorm sein.

Weltweite Kontrollfunktion für die People´s Bank of China

Es beginnt sich abzuzeichnen, dass das massive Leistungsbilanzdefizit der Amerikaner schon bald zu einem riesigen Problem avancieren könnte. Gleichzeitig würde der PBoC hinsichtlich einer Nutzung von CBDC über Nacht eine weltweite Kontrollfunktion zufallen, weil sich jede einzelne der zugrundeliegenden Transaktionen zurückverfolgen ließe.

Der Umlauf des digitalen Yuans/Renminbis wird nämlich verfolgbar sein, wodurch sich der Grad der Bevölkerungsüberwachung enorm erhöhen würde. Da sich die Volksrepublik China bereits eines Social Credit Systems bedient, ließen sich mittels einer Verknüpfung mit CBDC Staatsbürger und Staatsbürgerinnen auch direkt bestrafen, falls diese sich eines gesetzlichen Vergehens schuldig gemacht haben sollten.

Es bleibt zu überlegen, dass sich die staatlichen Behörden der Volksrepublik China schon zum jetzigen Zeitpunkt Hunderten von Millionen Gesichtserkennungskameras im gesamten Land bedienen, um die heimische Bevölkerung nahezu lückenlos zu überwachen.

Programmierbares Geld & Inflationsgefahr

Strafzahlungen aufgrund von etwaigen Gesetzesübertretungen ließen sich mittels einer landesweiten Nutzung von CBDC also schon in absehbarer Zukunft direkt von den hiervon Betroffenen einziehen. Vielleicht mag dies mit ein Grund dafür sein, weswegen die Hortung von Bargeld unter Chinesen im Laufe des vergangenen Jahres deutlich gestiegen ist.

Es erweist sich als interessant, dass die PBoC bereits verlautbart hat, mit einem potenziellen Emissionsbeginn erst einmal Limits einzuführen, was zur Folge hätte, dass die Zentralbank selbst darüber bestimmen würde, welche Beträge die eigenen Bürger und Bürgerinnen auf ihren digitalen Konten horten dürfen.

Auf diese Weise solle getestet werden, zu welchem Grad CBDC in der Realwirtschaft zirkulieren wird. In diesem Bericht heißt es unter Bezugnahme auf das Wall Street Journal, dass Geld in der Zukunft programmierbar sein wird.

Die Pekinger Regierung habe unter anderem auch mit Auslaufdaten experimentiert. Sollte eine digitale Währungseinheit bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt durch die Nutzer und Nutzerinnen nicht in Umlauf gebracht worden sein, so würde diese digitale Währungseinheit in der Folge verfallen.

Selbstverständlich ließe sich auf eine solche Weise die landesweite Umlaufgeschwindigkeit des digitalen Geldes massiv erhöhen. Dies wäre vor allem dann der Fall, wenn die Ökonomie einen Push benötigen würde, was beispielsweise in Zeiten einer Rezession gegeben sei.

Die feuchtesten Träume unter Anhängern der keynesianischen Wirtschaftstheorie könnten sich also schon bald erfüllen und Realität werden. Null- und Minuszinsen der Zentralbanken haben seit der globalen Finanzkrise nicht dazu geführt, die Menschen von einer Bildung von Ersparnissen abzuhalten.

Nur eine Konfiskation von Geld, wie im Fall der durch kommerzielle Geschäftsbanken an die eigenen Kunden weitergegebenen Minuszinsen, hätte eine deutliche Ausgabesteigerung unter den privaten Verbrauchern zur Folge. Mittlerweile zeichnet sich ein solcher Trend schon ab, da beispielsweise in Deutschland immer mehr Bankkunden hiervon betroffen sind.

Eine mit einem Auslaufdatum versehene Digital-Fiat-Währung würde diesen Trend unter aller Voraussicht noch beschleunigen, was gewiss mit den Gefahren einer galoppierenden Inflation einhergehen würde. Die politisch Verantwortlichen in der Volksrepublik China scheint dieser Ausblick momentan nicht zu bekümmern.

Wenn China den Startschuss gibt, werden andere folgen

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann andere Zentralbanken dem Beispiel Chinas folgen werden. Nicht von ungefähr wird auf globaler Ebene gerade an der Einführung der Norm ISO 20022, einem universellen Transaktionsstandard, gearbeitet, der zum Beispiel auch Zahlungs- und Abwicklungstransaktionen unter verschiedenen Digitalwährungen zukünftig ermöglichen soll.

Ob die PBoC im Hinblick auf ihre eigens angestrebte Lancierung von CBDC auf den Rest der Welt warten wird, steht auf einem anderen Blatt – wahrscheinlich nicht.

Eine Lancierung von CBDC und das Versehen des digitalen Yuans/Renminbis mit einem festgeschriebenen Auslaufdatum dürfte darüber hinaus auch eine geopolitische Komponente aufweisen.

Mit diesem Thema hatte sich unter anderem auch Byrne Hobart befasst, der schrieb, dass eine Programmierbarkeit des Geldes, zudem verknüpft mit eindeutig zu verifizierenden Individuen und kontrolliert durch globale Zentralbanken, sich als Ersatz für den sogenannten Konsumenten der letzten Instanz erweisen könnte.

Lossagung vom US-Dollar

Insbesondere aus Perspektive der Volksrepublik China spiele der heimische Konsum eine immer größere Rolle mit Blick auf die heimische Ausbalancierung der Wirtschaft. Noch im Jahr 2010 habe sich der Anteil der chinesischen Exportausfuhren am Bruttoinlandsprodukt auf 26 Prozent belaufen, um bis zum Jahr 2020 auf einen Anteil von 18 Prozent zu sinken.

Die Lancierung eines digitalen Yuans/Renminbis würde nicht nur mit einer Konsumerhöhung einhergehen, sondern es ließe sich ab diesem Zeitpunkt theoretisch sogar die Nachfrage nach jenen in der Heimat produzierten Gütern und Waren steuern.

Da der zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China sich auftuende Graben ferner immer unüberbrückbarer erscheine – und sich der einstmals zwischen beiden Nationen vereinbarte Teufelspakt auflöse – dürfte Peking wohl auch schon bald ernst machen, um sich ein für alle Mal von der eigenen Abhängigkeit vom US-Dollar-System loszusagen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Konkret heißt das, dass eine Lancierung von digitalen Währungen, die sich als ein Bestandteil in die existierenden Fiat-Währungssysteme einpassen werden, mit einer immer schnelleren Geschwindigkeit auf uns zurollt.

Es steht zu erwarten, dass sich die Vereinigten Staaten nicht mehr lange bitten lassen werden, um auf eine solche Entwicklung in Asien entsprechend mittels eigenen Schritten zu reagieren. Bereits seit vergangenem Jahr wird gemunkelt, dass die Federal Reserve die Absicht verfolge, Staatsbürgern, Staatsbürgerinnen und Unternehmen vielleicht erstmals direkte Digitalkonten einzurichten, um den Abwurf von „Helikopter-Geld“ noch effizienter und vor allem schneller bewerkstelligen zu können.

Inwieweit die bevorstehende Lancierung eines digitalen Yuans/Renminbis zu einer Gefahr für das US-Dollar-System zu werden droht, bleibt fürs Erste abzuwarten. Vorstellbar wäre es jedoch, dass durch die Vereinigten Staaten verhängte Finanzsanktionen ab diesem Zeitpunkt ins Leere laufen könnten…

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