Dass Sand im Getriebe der saudisch-amerikanischen Beziehungen zu sein scheint, hatte bereits eine Meldung gezeigt, die vor wenigen Tagen publik geworden ist. Danach hätten zuletzt weder die politischen Führungen von Saudi-Arabien noch der Vereinigten Arabischen Emirate Telefonanrufe von US-Präsident Joe Biden annehmen wollen.

Wie im Bericht US-Energiemärkte: Rückgriff auf Venezuela – Verbraucher kommen überall unter Druck in der vergangenen Woche ausgeführt, scheint der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) es erwartungsgemäß persönlich zu nehmen, wenn Joe Biden das saudische Königreich bereits vor dessen Amtsantritt als „Pariah“ bezeichnet hatte.

Sind sich die Saudis und China bereits einig?

Hinzu kommt, dass sich Saudi-Arabien im anhaltenden Krieg mit dem Jemen anscheinend nicht ausreichend durch die Vereinigten Staaten unterstützt fühlt. Dass MbS die andauernden Betteleien Joe Bidens um eine Erhöhung der Rohölförderung durch die Staaten der OPEC+, somit also einschließlich Russlands, leid sein könnte, um hinter den Kulissen gänzlich andere Pläne zu verfolgen, mag eine Meldung bezeugen, die gestern wie eine Bombe in den USA eingeschlagen ist.

 

 

Und zwar führte das Wall Street Journal gestern in einem Exklusivbericht aus, dass Saudi-Arabien und die Volksrepublik China sich schon bald darauf einigen könnten, an China zu verschiffende Rohöllieferungen auf Basis des Yuans/Renminbis – anstatt auf Basis des US-Dollars – abzuwickeln.

Der Grad der Panik, der auf diese gestrige Nachricht unter amerikanischen Medien und Kommentatoren ausgebrochen ist, ließ sich nicht verbergen, sondern bahnte sich in einer Reihe von Interviews schnurstracks seinen Weg an die Oberfläche.

Wird die Säge an das Fundament des Petro-Dollars angelegt?

Sollte es tatsächlich zu einer solchen Ankündigung kommen, so würden Saudi-Arabien und die Volksrepublik China nämlich direkt am Fundament des sogenannten Petro-Dollars sägen, der den USA über einen Zeitraum der vergangenen fünf Jahrzehnte nicht nur eine finanzielle Vorherrschaft an den internationalen Finanzmärkten, sondern auch auf geopolitischer Bühne beschert hatte.

Insbesondere auf konservativen Seiten wurden die aktuellen Ereignisse erwartungsgemäß besonders kontrovers diskutiert, da die latente Gefahr bestünde, dass dem eigenen Land das wirtschaftliche Rückgrat gebrochen werden könnte.

Es hieß beispielsweise, dass dies jetzt der Dank dafür sei, das Königshaus in Saudi-Arabien aus US-Sicht seit dem Jahr 1974 militärisch protegiert und an der Macht gehalten zu haben. Selbstverständlich befinden sich auch das Weiße Haus und Präsident Joe Biden einmal mehr im Kreuzfeuer der Kritik.

Das mag alles sein, es bleibt jedoch bei aller Emotionalität nicht unter den Teppich zu kehren, dass sich die Welt schon seit einiger Zeit auf eine enorme Weise verändert. Aus Perspektive des Hegemons USA scheint es ein zunehmend schwierigeres Unterfangen zu sein, die eigenen Machtinteressen im Mittleren und Fernen Osten vollumfänglich durchzusetzen.

China lockt andere Nationen mittels großzügigen Angeboten

Andererseits lockt das Reich der Mitte viele Nationen seinerseits mit großzügigen Angeboten und auf die langfristige Zukunft ausgerichteten Entwicklungsperspektiven, die wahrscheinlich auch den Saudis nicht im Verborgenen geblieben sein werden.

 

 

Unter anderem die International Business Times berichtete gestern darüber, dass MbS Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping zu einem Staatsbesuch nach Saudi-Arabien eingeladen habe.

Auf diese Weise wird sich nicht nur der Druck auf die Vereinigten Staaten auf eine maximale Weise erhöhen, sondern es lässt sich wohl auch damit rechnen, dass es im Rahmen dieses bevorstehenden Staatsbesuchs zu weitreichenden Entscheidungen die Rohölmärkte betreffend kommen könnte.

Rückblick auf das Jahr 2018

 

 

Am 4. Januar 2018 wurde hier berichtet, dass die Volksrepublik China zum damaligen Zeitpunkt einen Vorstoß unternommen hatte, um zukünftig einen Handel mit heimischen Öl-Futures zu starten. Seitdem wurde an den Finanzmärkten über das mögliche Entstehen eines Petro-Yuans diskutiert.

Dass sich die Dinge aus Sicht der Volksrepublik China nicht schlagartig von heute auf morgen ändern müssen, zeigt allein die Tatsache, dass diese einst getroffene Entscheidung nun bereits mehr als vier Jahre her ist. China lässt sich offensichtlich viel Zeit, ohne darüber seine langfristigen Ziele aus den Augen zu verlieren.

Die aktuell zu beobachtende Zersplitterung unserer Welt scheint man nun in Peking zum Anlass zu nehmen, um einen nächsten Vorstoß in dieser Richtung zu unternehmen. Neben den Russen wird wohl auch den Chinesen keineswegs im Verborgenen geblieben sein, es mit einer sehr schwachen Administration in den Vereinigten Staaten zu tun zu haben – wahrscheinlich der schwächsten seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Inflationsentwicklung erhöht den innen- wie außenpolitischen Druck in den USA

Neben einer im Inland weiter abhebenden Inflation sehen sich die Vereinigten Staaten auch außenpolitisch an gleich mehreren Fronten herausgefordert. Ganz zu schweigen von den Geschehnissen in der Ukraine mit Unterhändler des Irans an einem Tisch sitzend, um händeringend eine Wiederinstandsetzung des einst im Rahmen der Gespräche der Sechser-Gruppe ausgehandelten Nuklearabkommens mit Teheran (JCPOA) zu bewerkstelligen, schauten Präsident Biden und das Weiße Haus vor wenigen Tagen einfach nur dabei zu, wie eine US-Einrichtung im irakischen Erbil mittels aus dem Iran abgeschossenen Raketen unter Beschuss geriet.

Zu einem späteren Zeitpunkt hieß es hierzu, dass auch eine im Bau befindliche Einrichtung der Israelis vor Ort zerstört worden sei. Die Reaktion aus den USA zu diesem Vorfall? Bisher gleich Null. Die Hoffnung auf eine möglichst schnelle Rückkehr des Irans an die globalen Rohölmärkte scheint momentan alle anderen Ereignisse zu überwiegen. Eine Position der Stärke wird hieraus allerdings nicht ersichtlich.

Venezuela liefert wohl so schnell kein Öl in Richtung der USA

Im Bericht US-Energiemärkte: Rückgriff auf Venezuela – Verbraucher kommen überall unter Druck wurde unter anderem auch darauf eingegangen, dass allein der Versuch einer Wiederannäherung zwischen der Washingtoner Regierung und dem Iran dazu führen könnte, sich nicht nur gegenüber Israel, sondern auch gegenüber Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten selbst in eine Frontstellung zu bringen.

 

 

Und dann ist da noch die Venezuela-Frage. Präsident Biden und das Weiße Haus, die sich weltweit nach neuen Öllieferanten umschauen, um die heimischen Benzin- und Dieselpreise zu senken – ohne dabei auf die heimische Öl- und Frackingindustrie zurückgreifen zu wollen, denen seitens der Administration lediglich Vorwürfe gemacht werden, die eigene Förderung nicht erhöhen zu wollen – scheinen mit Blick auf Venezuela zuletzt keine Fortschritte erzielt zu haben.

Am Wochenende hieß es seitens des Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, zu der Entsendung einer amerikanischen Delegation nach Venezuela, dass seitens des eigenen Landes zurzeit keine Absichten bestünden, Rohöllieferungen seitens des sanktionierten Regimes von Nikolás Maduro zu erhalten.

An anderer Stelle hieß es hierzu, dass der Ölkonzern Chevron bereit dazu sei, wieder Erdöl aus Venezuela zu importieren, falls das Weiße Haus die verhängten Sanktionen gegenüber der Regierung in Caracas fallenlassen sollte.

Wie dem auch sei, die an den internationalen Rohstoffmärkten zu beobachtenden Ereignisse passen sich allesamt sehr gut in jene über die vergangenen beiden Tage skizzierten Prognosen des Strategen Zoltan Pozsar von der Bank Credit Suisse Group ein.

Schiffsfrachtmärkte ein gutes Investment

Um hierauf noch einmal einzugehen, so zeigte sich Zoltan Poszar davon überzeugt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei, um im Bereich der internationalen Schiffsfrachtmärkte long zu gehen.

Grund hierfür sei, dass der Preis, den die People´s Bank of China (PBoC) voraussichtlich bereit sein werde zu zahlen, um weltweit Frachtschiffe zum Zweck einer Verbringung von russischen (Subprime-)Rohstoffen in die Heimat zu verbringen theoretisch so stark klettern könnten wie diese russischen (Subprime-)Rohstoffe im Gegensatz hierzu im Preis gesunken seien.

Zu rechnen sei ferner damit, dass Festlandchina in einem solchen Fall nicht über ausreichende Lagerkapazitäten verfüge, was es notwendig machen werde, russische Rohstoffeinfuhren im Bauch von Frachtschiffen zu lagern.

Selbstverständlich würde die PBoC ein solches Unterfangen unter Zuhilfenahme der eigenen elektronischen Gelddruckerpresse finanzieren. Heißt also, die PBoC würde sich eines eigenen QE-Programms bedienen, um die russischen Rohstoffmärkte von Angebotsüberschüssen zu säubern. Im Rest der Welt würde die Inflation auf diese Weise abermals angekurbelt.

Wunschdenken im Westen

Zoltan Pozsar warnte in diesem Zuge einmal mehr davor, dass es allein auf Wunschdenken basiere, wenn der Westen glaube, dass die eigens verhängten Sanktionen lediglich Druck auf die russische Wirtschaft erzeugen und ausüben werden.

Vielmehr sei angesichts eines Anhaltens dieser Situation mit einer drastischen Zunahme der Finanz- und Preisstabilitätsrisiken in der westlichen Welt zu rechnen. Ein Zusammenspiel aus stark steigenden und darauf zumindest teilweise kollabierenden Rohstoffpreisen werde in einem hohen Maße dazu beitragen, die allgemeine Finanzstabilität in Gefahr zu bringen.

Eine Zunahme im Bereich der Margin Calls dürfte dazu führen, zumindest eine Anzahl von kleineren Rohstoffhandelshäusern in den Ruin zu treiben, was jedoch nicht nur auf diesen Sektor beschränkt bleiben müsse. Auch große Akteure könnten hierbei leichterdings unter die Räder geraten – bis hin zu Rohstoffhandelsbörsen – wie beispielsweise die LME – selbst.

Westliche Zentralbanken wie die Federal Reserve Bank sähen sich zwar dazu in der Lage, Liquidität zur Verfügung zu stellen, was sich im aktuell vorherrschenden Fall allerdings nur als eine Art Behelfspflaster erweisen dürfte.

Das zugrundeliegende Problem habe für sich genommen nichts mit der an den Finanzmärkten zur Verfügung stehenden Liquidität zu tun, sondern allein mit der an den internationalen Rohstoffmärkten vorherrschenden Lage (wie anhand der beiden Berichte zu Beginn dieser Woche beschrieben).

Eine zunehmende Inflation im Westen

Am Horizont beginne sich vor allem eines abzuzeichnen: Eine zunehmende Inflation im Westen, wie diese seit langer Zeit nicht mehr stattgefunden habe. Die heutige Krise sei mit nichts vergleichbar, was sich seit jenen Zeiten, in denen Präsident Nixon im Jahr 1971 den Goldstandard abschaffte, habe beobachten lassen, wie Zoltan Poszar warnt.

Damals habe es sich um das Ende eines rohstoffbasierten Währungssystems gehandelt. Zoltan Pozsar ist ferner der Ansicht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nach einem Ende der heutigen Krise (und des Krieges) stark geschwächt aus diesen Zeiten hervorgehen werden.

Parallel werde der chinesische Yuan / Renminbi auf bedeutsame Weise an Stärke gewinnen, da diese Währung in absehbarer Zukunft unter aller Voraussicht mittels eines Rohstoffkorbs gedeckt und abgesichert werden wird.

Von der Ära des Systems Bretton Woods I, das sich an Gold gekoppelt sah, über Bretton Woods II, das sich durch Kapitalveranlagungen innerhalb des Systems unter einer führenden Rolle von amerikanischen Staatsanleihen auszeichnete, zeichne sich nun der Anbruch einer neuen Zeit von Bretton Woods III ab – ein System, dass sich primär mittels außerhalb dieses Systems gehaltenen Geldes (Gold und andere Rohstoffe) auszeichnen werde.

Nach diesem Finanz-, Wirtschafts- und Sanktionskrieg wird „Geld“ unter aller Voraussicht nicht mehr das sein, was es einmal war. Und falls Bitcoin zu diesem Zeitpunkt noch bestehen sollte, dürfte Bitcoin hiervon auf eine herausragende Weise profitieren, wie Zoltan Pozsar in seinem Analysebericht abschloss.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Analysepapier von Zoltan Pozsar von der Bank Credit Suisse Group und einem gestern veröffentlichten Bericht im Wall Street Journal.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Gewiss handelt es sich mit Blick auf die aktuellen Ereignisse an den globalen Finanzmärkten und in der Geopolitik bislang um Prognosen, wobei sich bereits abzuzeichnen beginnt, dass Zoltan Pozsar in einigen Aspekten bereits ins Schwarze getroffen zu haben scheint.

So berichtete beispielsweise Zerohedge gestern Abend, dass sich dessen ausgesprochene Warnungen im Bereich der Margin Calls bereits zu manifestieren scheinen. Es hieß wie folgt:

 

 

Link zum Bericht: https://www.zerohedge.com/markets/trafigura-faces-billions-margin-calls-pozsars-margin-call-doom-loop-prediction-comes-true

Übersetzung: „Zoltan Pozsars Vorhersage zu einem einsetzenden `Margin Call Doom Loop´ bestätigt sich, da Trafigura milliardenschweren Margin Calls ins Auge blickt. – Höhere Anforderungen an eine Bereitstellung von Sicherheiten erzwingen Notverkäufe in einen ohnehin schon sehr illiquiden Markt hinein. Die Preise machten ein Gap nach unten auf, was in der Folge wiederum zu noch mehr Margin Calls, etc. geführt hat.“

Wladimir Lenin sagte einst, dass in manchen Dekaden überhaupt nichts geschehe, während es Wochen gäbe, in denen sich ganze Dekaden abspielten. Augenscheinlich leben wir gerade in einer solchen Zeit.

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