Zuvor wenden wir uns einer anderen Art von Scorecard zu. Dem Aktienmarkt. Zuletzt bildeten sowohl der S&P 500 Index als auch der Nasdaq Index an vier aufeinander folgenden Handelstagen neue Rekordhochs aus. Auch der Dow Jones Index kletterte im Windschatten dieser Entwicklung.

Noch notiert der Dow Jones Index rund 3% unterhalb seines im Januar ausgebildeten ATHs. Nach sechs Monaten im Niemandsland ist der Dow aus seinem Korrekturmodus ausgebrochen. Den Bären fällt es in diesen Tagen schwer, mutig zu bleiben. Handelskrieg, die Türkei oder durch die Decke gehende Schulden – nichts scheint mehr zu zählen.

Wir vermuten, dass die Götter ihre Köpfe zusammen stecken. Und alle Zeit der Welt haben. Kommen wir zurück zu dem Thema, um das es geht. Die Deutsche Bank AG hat gerade einen Bericht veröffentlicht, den das Institut selbst als „Zeugnis der unkonventionellen Geldpolitik“ bezeichnet.

„Unkonventionelle Geldpolitik“ bezieht sich natürlich auf die finanzielle Lockerung (QE), Nullzinsen, Negativzinsen und den Rest dieser Instrumente im Köcher der Zentralbanken. Die Deutsche Bank AG untersuchte deren Auswirkungen im Hinblick auf verschiedene Bereiche der wirtschaftlichen Performance rund um den Globus.

Das aufschlussreiche und durch Analyst Daniel Lacalle zusammengefasste Resultat lautet wie folgt:

1. In acht von zwölf analysierten Fällen waren die Auswirkungen auf die Wirtschaft negativ

2. In drei Fällen waren die Auswirkungen neutral.

3. Erfolg war dieser Geldpolitik nur im Fall des so genannten QE1 in den Vereinigten Staaten beschieden. Aus fundamentaler Sicht lässt sich dies leicht erklären, da die Ausgangsbasis zu Beginn sehr niedrig gewesen ist, und die Vereinigten Staaten zu einem der weltweit größten Öl- und Gasproduzenten aufstiegen.

Um dieser Analyse Nachdruck zu verleihen:

In 11 von 12 Fällen…erwies sich die unkonventionelle Geldpolitik entweder als negativ oder als unbedeutend. Torsten Slok, Chefökonom für Internationale Märkte bei der Deutsche Bank AG, teilt hierzu mit:

Auf welche Weise lässt sich einschätzen, ob QE und Negativzinsen ihren Job gut gemacht haben? Frage ist, ob QE und Negativzinsen die Wirtschaft unterstützt haben. Fazit ist, dass QE1 in den USA positive Auswirkungen zeitigte, doch in allen anderen Fällen erwiesen sich QE und Negativzinsen als unbedeutend. Und in acht von zwölf Fällen erwiesen sich die daraus resultierenden ökonomischen Auswirkungen sogar als negativ.“

Wir widmen uns der nachfolgenden Grafik, um einen Beweis für die Nutzlosigkeit der Zentralbankstrategie ins Feld zu führen:

Wo haben sich die Vorteile aus der unkonventionellen Geldpolitik allokiert? Die Antwort lautet: Natürlich an den Aktienmärkten. Schuldenaufnahme zu günstigsten Bedingungen und ultraniedrige Zinssätze haben die Kapitalmarktherde in Aktien getrieben. Und Unternehmen, gefüttert mittels einer Schuldenaufnahme zu günstigsten Bedingungen, begannen damit, ihre eigenen Aktien in Rekordgeschwindigkeit zurück zu kaufen.

Wir brauchen einfach nur auf die jüngst ausgebildeten Rekordhochs als Beweis zu verweisen, In der Zwischenzeit haben die Durchschnittsamerikaner und Ottonormalbürger, die sich auf Main Street tummeln, ihren angestammten Platz auf der ökonomischen Leiter eingebüßt. Uns wird erzählt, dass die Arbeitslosigkeit in unserem Land besiegt worden ist.

Doch unser ehemaliger Kollege David Stockman informiert uns, dass die Amerikaner im Juli über 73,83 Millionen Arbeitsplätze zum Broterwerb verfügten. Diese Kennziffer liegt gerade einmal um eine Million höher als vor 18 Jahren. Eine kuriose Tatsache, wenn man bedenkt, dass unsere Bevölkerung zwischen damals und heute um 48 Millionen Einwohner zugenommen hat.

Geschweige denn, dass die Löhne der Durchschnittsarbeitnehmer mit der Inflation mithalten könnten. Zwar legen die Löhne um 2,8% zu. Doch die Inflation ist wie ein Dieb auf leisen Sohlen ebenfalls auf dem Vormarsch. Im Juli lag die US-Inflationsrate bei 2,9%. Auch die Kerninflation nähert sich ihrem höchsten Wert innerhalb der letzten sechs Jahre.

Der Durchschnittsarbeitnehmer lässt sich aus diesem Grunde mit einem Hamster in dessen Rad vergleichen. Immer auf der Stelle tretend…oder gar schlimmer. Lässt sich hieraus eine langfristige Stabilität und Sicherheit der amerikanischen Republik ableiten? Der Historiker Peter Turchin ist Autor des Buchs Krieg und Frieden und Krieg: Der Aufstieg und der Fall von Imperien.

Turchin erklärt uns, dass das Vermögen der obersten 1% der Römer zur Blüte- und Hochzeit der römischen Republik bei einem Faktor von ungefähr 10 bis 20 mal höher in Relation zu einem Durchschnittsbürger lag. In der Periode des Verfalls des römischen Imperiums sei der Faktor dann auf bis zu 10.000 angestiegen.

Amerikas Daten und Statistiken sind davon nicht mehr allzu weit entfernt. Nichtsdestotrotz ist der Großteil der in der „Erholung“ generierten Zugewinne in Taschen von Vermögenshaltern geflossen, während die großartige amerikanische Mittelklasse immer stärker erodiert. Der sich auftuende Graben hat sich seit Mitte der 1980iger Jahre, als die Finanzialisierung der US-Wirtschaft auf den Weg gebracht wurde, massiv vertieft.

Falls diese Trends anhalten, wird das Zentrum der Gesellschaft dieser Entwicklung standhalten können? Turchin listet drei typische Dynamiken auf, die während des Niedergangs eines Imperiums in der Historie normal sind:

1. Stagnierende Reallöhne aufgrund eines Überangebots an Arbeitskräften.

2. Überproduktion durch parasitäre Eliten.

3. Niedergang im Bereich der staatlichen Finanzen.

Fragen Sie sich bitte selbst, verehrte Leser, ob einer dieser drei Punkte auf die heutige Situation in den USA zutreffend ist. Vielleicht zumindest Punkt Nummer 2…oder Nummer 3? Unsere Staatsschulden haben offiziell einen Betrag von $21 Billionen erreicht. 

Zudem blicken wir auf die Wahrscheinlichkeit von Billionen schweren Haushaltsdefiziten pro Jahr. Und zwar mit Blick auf die kommenden Jahre. Irgendetwas muss irgendwo zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal schief gehen und außer Kontrolle geraten.

Doch lassen Sie all Ihre Bedenken einfach fallen, um diesen Spätsommertag voller Euphorie zu genießen – schließlich haben die Aktienmärkte neue Rekordhochs ausgebildet.

Ihr,
Brian Maher

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftscfacts / © 2018 Brian Maher / The Daily Reckoning /Agora Publishing

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