Im ersten Teil dieses Berichts  wurde dargelegt, dass die Fed in der eigenen Bilanz eigentlich ein negatives Eigenkapital ausweisen müsste und es stellte sich die Frage, worauf das Ganze hinausläuft:

Aus Perspektive einer Regierung, die bis über beide Ohren verschuldet ist sowie Jahr
um Jahr exorbitante Haushaltsdefizite anhäuft, sind dies gewiss keine guten
Neuigkeiten. Worauf das Ganze hinausläuft?

Werden die Zinsen in den USA weiter steigen?

Korrekt, letzten Endes wird sich die Washingtoner Regierung in einem noch höheren Ausmaß verschulden müssen, während die Federal Reserve Bank neu zu emittierende Staatsanleihen aufkaufen und monetisieren wird.

Egal, wie hart und unbeirrt sich Fed-Chef Jerome Powell in seinem Kampf gegen die Inflation auch geben mag, so riechen viele Finanzmarktteilnehmer förmlich, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt zu Zinssenkungen und der Auflage eines neuen QE-Programms kommen muss.

Trotz der über die letzten Monate zahlreich und teils stark im Wert gesunkenen Einzeltitel hält sich der Gesamtmarkt, heißt große Indizes wie der S&P 500, trotz der länger als zuvor vielerorts erwartet hohen Zinsen noch immer recht gut.

Berücksichtigt muss in diesem Kontext jedoch auch werden, dass die großen Indizes in den Vereinigten Staaten mittlerweile durch nur wenige große Einzel- und Tech-Titel beeinflusst werden beziehungsweise manipulierbar sind.

Dies könnte sich spätestens dann ändern, falls die Federal Reserve Bank ihren Leitzins weiter wird anheben müssen, weil die Inflation in den USA abermals zu steigen beginnt. Die vorgestern Abend bekannt gegebene Zinsentscheidung (der Leitzins verharrt unverändert in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent) und die sich hieran anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell lieferten erste Hinweise hierauf.

Wurde an den Bond- und Zinsmärkten bis vorgestern Abend davon ausgegangen, dass es im ersten Halbjahr 2024 zu mindestens zwei Zinssenkungen durch die Federal Reserve kommen würde, so hat Jerome Powell solchen Erwartungen auch gestern wieder kräftig in die Suppe gespuckt.

Denn zeigten die offiziell ausgewiesenen Inflationsdaten der Regierung, dass sich die Preisteuerung im Monat Juni auf drei Prozent gegenüber dem Vorjahr verringerte, so ist dieser Wert in den letzten zwei Monaten wieder auf 3,7 Prozent geklettert.

Das Inflationstief könnte bereits hinter uns liegen

Momentan stellt man sich an den internationalen Finanzmärkten die Frage, ob das Inflationstief in den Vereinigten Staaten im Juni erreicht worden sein könnte – und ob es in den nächsten Monaten wieder zu einer Inflationstrendwende nach oben kommen wird.

Die abermals deutlich anziehenden Preise an den internationalen Erdölmärkten werden nicht nur Benzin und Diesel, sondern darüber hinaus auch viele andere Produkte erneut verteuern. Gleichzeitig steht der nächste Winter – und damit die Heizsaison – ins Haus, was auch die Gas- und Kohlepreise wieder befeuern könnte.

Summa summarum ahnen immer mehr Marktteilnehmer, dass die Federal Reserve Bank ihren Kampf gegen die Inflation verlieren wird. Je länger die Fed diesen Kampf führen wird, desto brenzliger droht nicht nur die allgemeine wirtschaftliche Lage im Land, sondern auch die finanzielle Situation der US-Regierung zu werden.

Denn mit diesem Kampf sind anhaltend hohe oder sogar noch weiter steigende Zinsen einerseits sowie andererseits ein sukzessive schrumpfendes Bilanzbuch (QT) der Federal Reserve Bank verbunden, während die Verschuldung der US-Regierung weiter zunimmt.

Um der eigenen Regierung eine beständige Neuverschuldung zu erleichtern, wird der Fed ab einem bestimmten Zeitpunkt irgendwann nichts anderes übrig bleiben als die Staatsanleihe- und Bondmärkte abermals zu manipulieren, um Washington die Neuverschuldung mittels sinkender Zinsen samt Auflage eines zusätzlichen QE-Programm zu erleichtern.

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die letzten Auktionen an Amerikas Staatsanleihemärkten gezeigt haben, dass es insbesondere im langlaufenden Bereich zu einer teils sehr schwachen Nachfrage unter ausländischen Investoren gekommen ist.

Einbrechende Steuereinnahmen des Staates – Blick auf den Inflation Reduction Act

Wer anderes als die Federal Reserve Bank soll angesichts dieser Entwicklung in der Zukunft als Großabnehmer an den amerikanischen Staatsanleihemärkten auftreten? Anhand dieses sich eröffnenden Blickwinkels wird deutlich, dass die Federal Reserve in ihrem Kampf gegen die Inflation langfristig betrachtet keine Chance auf Erfolg haben wird.

Die Biden-Administration lernt zudem gerade auf die harte Weise, dass höhere Steuersätze nicht zwangsläufig mit steigenden Staatseinnahmen einhergehen müssen. Rückblickend auf August letzten Jahres unterzeichnete Joe Biden ein Gesetz mit dem irreführenden Namen Inflation Reduction Act.

Unter anderem enthielt dieses damals verabschiedete Gesetz einen Passus, der die Einführung einer neuen Unternehmenssteuer vorsah. Darüber hinaus wurde die Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) mit zusätzlichen Finanzmitteln ausgestattet, um Prüfungen von Firmen in der Heimat auszuweiten.

Gleichzeitig enthielt das Gesetz die Einführung einer Verbrauchssteuer auf Aktienrückkäufe samt zusätzlichen steigenden Steuern im Erdöl-, Gas- und Kohlesektor. Zudem wurde eine Reihe von ehedem durch die Trump-Administration verabschiedeten Steuersenkungen wieder rückgängig gemacht.

Alles in allem beliefen sich die mit dem Inflation Reduction Act verbundenen Steuererhöhungen seit Beginn dieses Jahres auf rund sechzig Milliarden US-Dollar. Als interessant erweist sich die Tatsache, dass die staatlichen Einnahmen in den Vereinigten Staaten zum Stichtag des 31. Juli im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 400 Milliarden US-Dollar gesunken sind.

Prozentual sind die staatlichen Steuereinnahmen gegenüber dem Vergleichszeitraum um 13 Prozent zurückgegangen. Auf inflationsbereinigter Basis beläuft sich dieser Steuerrückgang auf einen noch höheren prozentualen Wert.

Es ist seit dem Jahr 1960 in den Vereinigten Staaten nur insgesamt acht Mal vorgekommen, dass die staatlichen Steuereinnahmen in zwei aufeinander folgenden Jahren gesunken sind. Ferner ist es seitdem nur einziges Mal, und zwar während der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009, zu einem prozentualen Rückgang von mehr als sieben Prozent (im jeweiligen Jahresvergleich) gekommen.

Es gibt mehrere Faktoren, die zu dieser Entwicklung einen Beitrag geleistet haben. Allem voran hat sich das wirtschaftliche Wachstum in den USA zuletzt signifikant abgekühlt. Seit vielen Monaten stagnieren zudem nun schon die Realeinkommen der meisten Amerikaner.

Die großen Gewerkschaften des Landes scheinen diese Entwicklung jetzt nicht mehr länger hinnehmen zu wollen, was sich unter anderem anhand der sich zuspitzenden Situation in der Auto- und Fahrzeugindustrie des Landes beobachten lässt. Große Gewerkschaften wie die UAW gehen nun auf die Straße und drohen mit einem lange anhaltenden Arbeitskampf.

Rückläufige Kapitalertragssteuern haben ihren ganz eigenen Beitrag zu den zurückgehenden Steuereinnahmen in den USA geleistet. Die Aktienmärkte gingen im Jahr 2022 zudem in den Sinkflug über. Während sich die meisten Indizes im laufenden Jahr erholen konnten, sind neben Dividendenzahlungen auch die Aktienrückkäufe unter börsennotierten Unternehmen gesunken.

Offizielle Steuerprognosen lagen falsch

An den amerikanischen Häusermärkten sieht es momentan auch nicht allzu gut aus. Auf die signifikant gestiegenen Hypothekenzinsen und die damit verbundenen Auswirkungen war ich in den vergangenen Wochen das ein oder andere Mal eingegangen. Mit am schlimmsten auf die Staats- und Regierungsfinanzen wirkt sich momentan wohl auch der herbe Rückgang im Bereich der Verkäufe von Bestandsimmobilien (existing home sales) aus.

Ein Blick auf die Steuerprognose des Budgetbüros des Kongresses (CBO) zu Jahresbeginn lässt erkennen, dass trotz der damaligen Einschätzung zu einer tendenziell schleppenden Wirtschaftsleistung mit deutlich weniger stark sinkenden Steuereinnahmen des Staates gerechnet wurde. Und hierfür gibt es einen guten Grund.

Denn einen weiteren Beitrag haben die im Inflation Reduction Act enthaltenen Erhöhungen der Steuergutschriften zugunsten von grün-alternativen Unternehmen geliefert. Auf diese Weise zahlen Unternehmen in diesen Bereichen fast überhaupt keine Bundessteuern mehr.

Als die Gesetzgebung damals im Washingtoner Kongress diskutiert wurde, sahen offizielle Schätzungen vor, dass die im Gesetzentwurf enthaltenen Steueranhebungen die Gutschriften und Abschreibungsmöglichkeiten im Bereich der grün-alternativen Wirtschaftsbereiche mehr als ausgleichen würden.

Jüngste Schätzungen zeigen nun, dass jene grün-alternativen Unternehmen zukommenden Steuergutschriften bis zu vier Mal höher ausfallen werden als es Regierungsprognostiker seit dem vergangenen August in Aussicht gestellt hatten.

Das Wall Street Journal berichtete kürzlich, dass sich diese gewährten Steuergutschiften in der nächsten Dekade auf bis zu eine Billion US-Dollar belaufen werden. Andererseits stellt sich die Frage, wie viele Unternehmen auf diese Weise zu einer Jagd nach Steuergutschriften eingeladen werden?!

Des Weiteren gab es seit März 2020 ein Einbehaltungsrecht von zu zahlenden Steuern, von dem eine Reihe von Firmen, die besonders stark durch die durch die Regierung verordneten Covid-Lockdowns betroffen war – und die ihre Mitarbeiter trotzdem nicht entlassen haben – profitierten.

Trotz der hiermit verbundenen guten Absichten hat sich dieses Programm im Rückspiegel der Ereignisse betrachtet als ein Desaster erwiesen. Denn auf diese Weise sind Missbrauch und Betrug Tür und Tor geöffnet worden.

Konnten Unternehmen im Jahr 2020 pro Mitarbeiter 20.000 US-Dollar an Steuern einsparen, so weitete der Washingtoner Kongress dieses Programm im Jahr 2021 nochmals aus. Nicht nur der Kreis der bezugsberechtigten Unternehmen wurde damals erweitert, sondern auch der Steuererlass wurde auf 26.000 US-Dollar pro Mitarbeiter angehoben.

Seitdem ist es zur Bildung eines ganz neuen Industriezweiges in den USA gekommen. Denn es wurden seit diesem Zeitpunkt zahllose Unternehmen nur aus dem einen Grund gegründet, um sich diese staatlichen Bezugsrechte zu sichern.

Trotz des Ende 2021 ausgelaufenen Programms unternahmen nicht wenige Unternehmen noch danach den Versuch, zuvor abgegebene Steuererklärungen nachträglich zu ändern und entsprechend an die bis dahin herrschenden Bedingungen anzupassen.

Erkannte die IRS im Jahr 2020 knapp elf Milliarden US-Dollar unter Berücksichtigung von 120.000 bezugsberechtigten Unternehmen an, so waren es noch bis Juli dieses Jahres über eine Millionen zusätzliche Anträge, die durch die IRS bewilligt worden sind.

In diesem Zuge wurden laut Schätzungen und unter Bezugnahme auf das Wall Street Journal weitere 220 Milliarden US-Dollar (!) ausgezahlt. Angemerkt sei, dass noch immer eine halbe Million Anträge auf dem Tisch liegen, die bis dato durch die IRS nicht bearbeitet worden sind. Selbst jetzt gingen noch immer Anträge bei der IRS ein, obwohl die Covid-Krise nicht mehr akut ist.

Gleichzeitig erhöhen der Washingtoner Kongress und das Weiße Haus die staatlichen Ausgaben als gäbe es kein morgen mehr. Resultat ist, dass die Washingtoner Regierung ihre Bürger in einem Meer aus Schulden ertränkt.

Wie gesagt, erst neulich hat die offizielle Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten die Schwelle von 33 Billionen US-Dollar überschritten. Aktuelle Budgetprognosen lassen überdies nichts Gutes für die unmittelbare Zukunft erahnen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf den jüngst veröffentlichten Quartalsbericht der Federal Reserve Bank.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es bleibt dabei. Aus Sicht der Federal Reserve Bank wird der Versuch einer Quadratur des Kreises nicht von Erfolg gekrönt sein.

Die wirtschaftlichen Schäden, die jetzt für jedermann sichtbar zutage treten, sind nicht Ergebnis aus jüngst getroffenen Fehlentscheidungen. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine im Jahr 2008 aus strategischem Blickwinkel getroffene Entscheidung zu einer Flutung der Finanzmärkte und Banken mit neuen Fiat-Geldeinheiten aus dem Nichts.

Wer tatsächlich geglaubt haben mag, dass hierfür nicht irgendwann die entsprechende Rechnung präsentiert werden würde, sieht sich spätestens jetzt eines Besseren belehrt.

Ich wiederhole mich, wenn ich behaupte, dass es aus dieser Nummer keinen Ausweg mehr gibt. Entweder wird die Wirtschaft unter einem deflationären Kollaps leiden oder der Wert von Fiat-Währungen wie des US-Dollars wird auf null sinken. Heißt also Hyperinflation.

Stellen Sie sich angesichts dieser Entwicklung tatsächlich noch die Frage, warum um Sie herum alles immer extremer, autoritärer und tyrannischer zu werden droht? Einmal mehr das zuvor bereits öfters angeführte Zitat aus Andreas Eschbachs Buch „1 Billion Dollar“. McCain zu John Fontanelli:

„Wenn es ernst wird auf der Welt, dann hat die Demokratie nun mal Pause. So naiv werden Sie doch jetzt nicht sein wollen, John, oder?“

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