Die türkische Lira kennt nach wie vor nur eine Richtung. Und zwar abwärts. Ein Rekordtief nach dem anderen bildet die türkische Währung mittlerweile aus, die neben dem iranischen Rial momentan weltweit unter dem größten Abgabedruck steht.

Inzwischen blickt der Kursverlauf der türkischen Lira auf die schlimmste Woche seit mehr als zehn Jahren. Zwar setzte zu Wochenbeginn eine moderate Trendumkehr ein, die jedoch an den Devisen- und Währungsmärkten sofort wieder abverkauft wurde.

Zuvor war es zu einem Dementi von Gerüchten gekommen, laut denen US-Offizielle ein Ableben der türkischen Lira prognostiziert haben sollen. Wer auf die jüngste Bondauktion der Regierung in Ankara blickt, erkennt, dass die zu berappenden Zinsen mittlerweile auf ein Rekordhoch geklettert sind.

So kletterten die Zinsen auf 10-jährige Staatsanleihen der Türkei erstmals auf knapp über 20%. Im Rahmen einer jüngsten Bondauktion emittierte das türkische Finanzministerium 5-jährige Staatsanleihen in einem Gesamtumfang von knapp 540 Millionen Lira zu einem Rekordzinssatz in Höhe von 22,1%.

Ganz so, als ob diese Nachrichten nicht schon schlimm genug wären, warnt die US-Großbank Goldman Sachs vor einem Zusammenbruch des türkischen Finanzsystems.

In der vergangenen Woche waren tatsächlich erste US-Sanktionen gegen die türkische Regierung durch Washington verhängt worden, in deren Zuge zwei türkische Minister im Fokus stehen.

Politische Spannungen & Gerüchteküche

Kein Wunder, dass die politischen Spannungen zwischen Washington und Ankara seitdem einen neuen Höhepunkt erreicht haben, nachdem sich die türkische Regierung zuvor geweigert hatte, in heimischen Gefängnissen einsitzende US-Staatsbürger aus der Haft zu entlassen.

Washington wirft Ankara vor, die betreffenden US-Staatsbürger – darunter ein evangelischer Pastor – als politische Geiseln fest zu halten. Gleichzeitig dementierte die US-Botschaft in Ankara in türkischen Medien umlaufende Gerüchte, laut denen US-Offizielle der türkischen Währung ein Ableben prognostiziert haben sollen, falls die Marke von sieben Lira pro US-Dollar nicht halten sollte. Darüber hinaus wurde mitgeteilt:

Trotz der momentanen politischen Spannungen bleiben die USA ein verlässlicher Freund und Verbündeter der Türkei. Unsere beiden Länder verbindet eine großartige wirtschaftliche Beziehung, Aus diesem Grund ist es nicht nur unglücklich, sondern auch irritierend, dass ein amerikanischer Offizieller, laut dessen Einschätzung die türkische Lira auf sieben pro US-Dollar sinken wird, auf unverantwortliche Weise und gänzlich unbegründet durch türkische Medien zitiert wird. Hierbei handelt es sich um eine fabrizierte und haltlose Lüge.“

Warnung erfolgte seitens der „inoffiziellen US-Regierung“

Und damit sind wir dann einmal mehr bei dem Begriff „Fake News“ angelangt. Nun, man könnte die Dinge auch auf folgende Weise betrachten: Es waren in der Tat keine Offiziellen der US-Regierung, sondern Offizielle der „inoffiziellen US-Regierung“ von Goldman Sachs, die davor gewarnt haben, dass eine anhaltende Lira-Abwertung bis zur Marke von 7,1 pro US-Dollar DAS GESAMTE Überschusskapital der türkischen Banken ausradieren würde.

Im Angesicht des anhaltenden Lira-Verfalls warnt Goldman unter anderem vor der Gefahr, dass sowohl die Vermögenswertqualität als auch die Risikokosten im Angesicht höchster Volatilität der türkischen Lira zu einem enormen Finanzstress unter Kreditschuldnern führen könnten.

Sanktionen können die unterschiedlichsten Formen annehmen…

Folge wiederum wäre, dass sich die Kreditausfälle unter türkischen Banken türmen würden, wodurch das Kapitalpolster im heimischen Bankensystem immer stärker schwinden würde. Allein im zweiten Quartal hat die türkische Lira um rund 14% an Wert gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Sollte sich diese Entwicklung im dritten Quartal fortsetzen, so Goldman, könnte es durchaus sein, dass die türkischen Banken irgendwann nackt dastehen werden.

Sanktionskriege werden eben in allen möglichen Formen ausgetragen. An den Finanzmärkten mögen sie hingegen die bestmögliche und erhoffte Wirkung zeitigen. Warten wir es ab!

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