Wie aus dem jüngst veröffentlichten Wirtschaftsbericht des IWF hervorgeht, werden die Wirtschaften des Mittleren Ostens und Nordafrikas im laufenden Jahr um 5,7 % schrumpfen. Noch im April war man beim IWF von einem Wirtschaftsrückgang von 3,3 % in der Region im Gesamtjahr 2020 ausgegangen.

Als Hauptgrund für die deutliche Revision der eigenen Prognose wird die anhaltende und zeitlich nicht zu beziffernde Länge der globalen Pandemie genannt. Umso länger die aktuelle Situation anhielte, desto mehr Unternehmen würden dieser Entwicklung weltweit zum Opfer fallen. Heißt, die Insolvenzen werden rund um den Globus massiv in die Höhe schießen.

Der IWF warnt explizit vor hiermit assoziierten Risiken wie dem Ausbruch von sozialen Unruhen und einer sich intensivierenden politischen Instabilität. Darüber hinaus könnte es auch zu neuen Turbulenzen an den globalen Rohölmärkten kommen.

Die Region des Mittleren Ostens und Nordafrikas sei durch die Coronavirus-Pandemie und einen drastischen Rückgang der Rohölpreise doppelt hart getroffen worden, wie es beim IWF heißt. Wir erinnern uns, welch drastische Maßnahmen unter anderem die saudische Regierung bereits ergriffen hat, um sich gegen ein ausuferndes Budgetdefizit zu wappnen.

Laut IWF sähen sich erdölexportierende Länder vor besondere Herausforderungen gestellt, was hauptsächlich an den ökonomischen Vernetzungen zwischen den erdölexportierenden und den erdölimportierenden Nationen liege. Bereits im vergangenen Monat reduzierte der IWF auch seine Wachstumsprognose für die globale Wirtschaft.

Danach soll die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um 4,9 % schrumpfen. Der IWF warnt davor, dass erdölexportierende Staaten wirtschaftlich noch deutlich stärker leiden werden als die erdölimportierenden Nationen.

Die aus niedrigen Rohölpreisen resultierenden Wirtschaftsvorteile würden aus Sicht der erdölimportierenden Nationen wiederum aufgrund von völlig darniederliegenden Handels- und Tourismusaktivitäten aufgezehrt.

Hinzu geselle sich die Tatsache, dass sich die Finanzbedingungen aus Sicht der meisten erdölimportierenden Nationen über die vergangenen Monate verschärft hätten, was sich wiederum negativ auf deren lokale Kreditmärkte auswirke.

Neben der Wirtschaft Saudi-Arabiens sei auch die Ökonomie der Vereinigten Arabischen Emirate extrem hart durch den Abschwung getroffen worden. Prognosenvon S&P Global sehen inzwischen einen Einbruch der Dubaier Wirtschaft, die sich als stark abhängig vom Tourismus, dem Hotel- und Gastgewerbe, dem Immobiliensektor und dem Einzelhandel erweist, um elf Prozent im Gesamtjahr 2020 vor.

Die einst verhängten Grenzschließungen hielten in den Emiraten über einen Zeitraum von knapp vier Monaten an, und wurden erst in der letzten Woche vollumfänglich aufgehoben. Aus Sicht der Wirtschaften im Mittleren Osten und Nordafrikas wird vieles – wenn nicht alles – davon abhängen, ob es zu einer zweiten Infektionswelle kommen wird oder nicht.

Denn eine solche Entwicklung – samt drohender Lockdowns – würde die Rohölpreise erneut in den Keller schicken. Seit einigen Tagen ist zudem bekannt, dass die Länder der OPEC+ ihre rekordhohen Förderkurzungen in Höhe von 9,7 Millionen Fass pro Tag um zwei Millionen Fass pro Tag reduzieren werden.

Das heißt, dass es zu einer Erhöhung des Ölangebots an den globalen Märkten im Angesicht von nach wie vor schwer angeschlagenen Wirtschaften kommen wird.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Konkret heißt das, dass die klassischen Handelszentren wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Singapur nach wie vor unter einem bislang ungesehenen Wirtschaftseinbruch leiden, der die Ereignisse zu Zeiten der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 in den Schatten stellt. Staaten wie Saudi-Arabien haben sich indes zu Austeritäts-Maßnahmen bekannt, um die in guten Zeiten gebildeten Währungsreserven nicht noch schneller durch ihre Finger rinnen zu sehen. Ähnlich ist die Situation in den Vereinigten Arabischen Emiraten, während sich der Bürgerkrieg beziehungsweise internationale Stellvertreterkrieg im nordafrikanischen Libyen weiter verschärft.

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