Arbeitsplatzabbau unter US-Banken wohl nur noch eine Frage der Zeit

Auch die Bonuszahlungen im Bankenbereich (der wichtigste Aspekt des Innenlebens der Karriereseele eines Bankers) werden aufgrund der schlechten Kursentwicklungen in vielen Finanzmarktbereichen im laufenden Jahr sinken.

Selbst ein potenzieller Abbau von Arbeitsplätzen im Bankenbereich sollte sich im Jahr 2023 für niemanden als eine große Überraschung erweisen. Denn der amerikanischen Wirtschaft stehen laut Aussage von David Solomon in einem Interview gegenüber Bloomberg TV recht holprige Zeiten bevor.

Um diese Entwicklung zu adressieren, erteilt David Solomon kommerziellen Banken in den Vereinigten Staaten den generellen Rat, mehr Vorsicht in Bezug auf den Einsatz der eigenen Finanzen und Ressourcen walten zu lassen.

Organisationen „wetterfest“ für einen Abschwung machen

Mancherorts könnte es auch von Vorteil sein, bestehende Strukturen zu verkleinern, um Organisationen wetterfest für einen ökonomischen Abschwung zu machen. Deshalb dürfe der geschäftliche Fokus die Kosteneffizienz und einen sich damit potenziell verbindenden Abbau von Arbeitsplätzen nicht aus den Augen lassen.

Goldman Sachs selbst hatte bereits Ende September ein Programm zu Kosteneinsparungen samt einer Reduzierung von Arbeitsplätzen angekündigt. Am stärksten sehen sich Mitarbeiter auf der mittleren Managementebene von diesen Kostenkürzungen betroffen.

Bei Goldman Sachs zeigt man sich nicht nur pessimistisch im Hinblick auf die weitere Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft. Im Verlauf der letzten Wochen zählte die Bank zu jenen Häusern, die zudem vor einem neu einsetzenden Abschwung an den Aktienmärkten gewarnt haben.

Die seit dem Beginn des Zinsanhebungszyklus der Federal Reserve Bank wiederholt durch Fed-Chef Jerome Powell geäußerte Hoffnung auf ein sogenanntes „Soft Landing“ der amerikanischen Wirtschaft erweist sich im aktuell beobachtbaren Umfeld alles andere als eine ausgemachte Sache.

Boom and Bust

Wer sich der Historie zurückentsinnt, wird nicht vergessen haben, dass Zinsanhebungszyklen der Federal Reserve Bank den primär durch billiges Zentralbankgeld zuvor befeuerten Booms in der Wirtschaft in den meisten Fällen ein jähes Ende –und somit einen Bust – bereitet haben.

Als bisheriger Höhepunkt erwies sich die globale Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009. Damals verwandelte sich ein zuvor zu beobachtender Boom, hauptsächlich durch eine Manie an den Häusermärkten befeuert, zu einem Bust sondergleichen, der das Weltfinanzsystem in seinen Grundfesten erschütterte.

Der letztmalige Versuch, den Finanzmärkten Liquidität zu entziehen, endete im Jahr 2018 in einem Crash an den Aktienmärkten, auf den die Federal Reserve Bank dann auch ganz schnell mittels einer erneuten Kehrtwende in ihrer Geldpolitik reagiert hatte.

Angesichts einer nun weltweit abhebenden Inflation, die in den meisten Weltregionen auf 40-Jahres-Hochs geklettert ist, soll unter Bezugnahme auf die durch Fed-Chef Jerome Powell verbreiteten Hoffnungen nun erneut alles anders als in der Vergangenheit sein.

Erste gefährliche Risse tun sich auf

Dabei zeigen sich erste gefährliche Risse doch schon in einer Vielzahl von Anlagesegmenten, allen voran an den Häusermärkten, den Aktienmärkten, den Bondmärkten, den spekulativen SPAC- und LBO-Märkten (Leveraged Buyout Obligations) wie auch an den Krypto-Märkten.

Und so warnt David Solomon davor, dass es bei Goldman Sachs zu einigen schmerzhaften und harten Entscheidungen wird kommen müssen. Denn so ganz scheint David Solomon selbst nicht an ein „Soft Landing“ der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten zu glauben.

Vielmehr bezeichnete David Solomon in seinen Aussagen gegenüber Bloomberg TV Hoffnungen dieser Art als „keineswegs sicher“. Die Vereinigten Staaten könnten im Jahr 2023 in eine Rezession abtauchen, so die Warnung.

Mit dieser persönlichen Ansicht stellt sich der Goldman-Sachs-Chef der Sichtweise seiner hauseigenen Ökonomen, die aktuell nicht mit einem solchen Ereignis rechnen, entgegen.

Allgemeines Vertrauen in Prognosen geht den Bach hinunter

Es darf die Frage erlaubt sein, wann Volkswirtschaftler und Ökonomen mit ihren Prognosen in der Vergangenheit tatsächlich einmal richtig gelegen haben?! Dass nun beispielsweise auch der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman unter einen immer stärkeren öffentlichen Druck gerät, lässt auf einen sich intensivierenden Vertrauensverlust unter vielen Marktakteuren in die Ökonomen- und Analystenzunft schließen.

Es verwundert aus dem Rückspiegel der Ereignisse betrachtet wenig, wenn Analysten und Ökonomen auch im vergangenen Jahr typische Zentralbank-Sichtweisen in ihren eigenen „Analysen“ übernommen hatten, wonach es sich mit Blick auf eine steigende Inflation nur um ein „temporäres Phänomen“ handeln sollte.

Alles andere als eine Überraschung

Hiervon kann aus heutiger Sicht keine Rede mehr sein. Dass David Solomon auf sinkende Endjahresbonuszahlungen im amerikanischen Bankenbereich hindeutete, wird Betroffene an der New Yorker Wall Street gewiss nicht sonderlich glücklich gestimmt haben.

Angesichts der diesjährigen Performance an den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten dürfte diese Ankündigung allerdings alles andere als mit einer Überraschung einhergegangen sein.

So hat Goldman Sachs bereits mit Kostenreduzierungen in einigen hauseigenen Sparten begonnen. Hierzu zählt beispielsweise das Geschäft mit Verbraucherkrediten. Gleichzeitig scheint es Goldman Sachs im aktuellen Wirtschaftsumfeld immer schwerer zu fallen, neue Deals an Land zu ziehen.

Ähnlich scheinen die Dinge auch bei der Bank of America Merrill Lynch gesehen zu werden. So führte der Vorstandsvorsitzende Brian Moynihan kürzlich im Rahmen eine Rede auf einer durch Goldman Sachs abgehaltenen Bankenkonferenz aus, dass die Amerikaner momentan immer noch mehr Geld als vor einem Jahr ausgäben.

Allerdings beginne sich bereits ein sich verlangsamendes Ausgabewachstum unter den amerikanischen Konsumenten abzuzeichnen. Parallel hierzu haben die Kunden der Bank im Verlauf der vergangenen Wochen wachsende Geldbeträge von ihren Konten abgehoben.

Unter Finanzanalysten gilt eine solche Entwicklung als ein klarer Beweis für einen sich mehrenden Finanzstress unter amerikanischen Verbrauchern, die es einerseits mit einer sich abschwächenden Wirtschaft und andererseits mit einer nach wie vor viel zu hohen Inflation zu tun haben.

Bank of America legt sich auf Rezessionsprognose fest

Anders als Goldman Sachs haben sich die Analysten der Bank of America Merrill Lynch und Brian Moynihan offiziell auf eine Rezessionsprognose festgelegt. Danach warnt die Großbank vor mindestens drei aufeinanderfolgenden Quartalen eines sinkenden Wirtschaftswachstums in den Vereinigten Staaten im Jahr 2023.

Dennoch hält die Bank of America an der Hoffnung fest, dass diese nächstjährige Rezession in den USA „mild“ ausfallen wird. Wie dem auch sei, Sorgen scheinen Brian Moynihan die eine oder andere Entwicklung im eigenen Haus zu bereiten.

 

So rechnet Brian Moynihan unter anderem mit einem Rückgang der Einnahmen aus dem reinen Bankengeschäft um fünfzig bis 60 Prozent. Die Aktie der Bank reagierte auf diese Aussagen zuletzt mit deutlichen Kursabschlägen, wie sich anhand der oben abgebildeten Grafik von stockcharts.com erkennen lässt.

So ist die Aktie der Bank of America seit ihrer Ausbildung eines Doppel-Tops (ein wenig oberhalb von 48 US-Dollar) zu Jahresbeginn inzwischen auf gut 33 US-Dollar gesunken. Immerhin beläuft sich dieser Rückgang seit Ende Februar nun schon auf dreißig Prozent.

Auch Jamie Dimon zeigt sich wenig optimistisch

Abschließend sollen auch jüngst getätigte Aussagen von Jamie Dimon, dem Chef der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, nicht unerwähnt bleiben. Jamie Dimon, der schon vor einigen Monaten vor einem „Hurrikan“ gewarnt hatte, dem die amerikanische Wirtschaft ins Auge blicke, erklärte gegenüber dem Sender CNBC, dass die Hoffnungen zwar auf einem „Soft Landing“ in Amerika beruhten, es im kommenden Jahr jedoch auch zum Ausbruch einer sehr schmerzhaften Rezession im Land kommen könnte.

Wie dem auch sei, anhand von in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen könnte es durchaus sein, dass anhaltende Zinsanhebungen durch die Federal Reserve Bank ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Ausbruch einer neuen Finanz- und Kreditkrise an den globalen Finanzmärkten führen könnte.

Die durch die Federal Reserve Bank mit befeuerten „Boom-and-Bust-Zyklen“ würden sich in einem solchen Fall nur ein weiteres Mal Bahn brechen und bestätigen. Was heute anders ist als in aufziehenden Krisen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ist die Tatsache, dass die weltweit ausstehenden Schulden ein Niveau fernab von gut und böse erreicht haben.

Vielerorts wird allein aus diesem Grund damit gerechnet, dass die Federal Reserve Bank ihre Geldschleusen abermals weit, weit öffnen wird, falls sich die Rückkehr eines disinflationären Trends oder sogar ein möglicher Zusammenbruch der Finanzmärkte abzeichnen sollte.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf ein Fernsehinterview auf der Seite von bloomberg.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Ein Akteur, dem ich gerne auf Twitter folge, ist „Mr. Big Short“ Michael Burry, der in den vergangenen Jahren (zurückgehend bis in jene Zeiten vor dem Ausbruch der Finanzkrise) eigentlich alle wichtigen Entwicklungen auf korrekte Weise prognostiziert hat.

Michael Burry, der seine Twitter-Postings meistens schon nach kurzer Zeit wieder löscht, hatte bereits im Spätsommer vor einem sogenannten „Bullwhip“-Effekt in Amerika gewarnt.

In Ermangelung eines Abwurfs von zusätzlichem Helikopter-Geld über Unternehmen und privaten Haushalten samt der tendenziell weiter steigenden Zinsen lässt sich dieser Effekt nun schon seit einiger Zeit anhand des globalen Handels, der erneut abgestürzten Sparquote in den USA und anhand von einigen anderen Beobachtungen ableiten.

Heißt, dass das Inflationspendel in vielen wichtigen Bereichen zurückschwingen und sich in den nächsten Quartalen erst einmal wieder in einen disinflationären Trend verwandeln könnte. Eine sinkende Ausgabebereitschaft unter den Amerikanern einschließlich einer Vielzahl an teils stark rückläufigen Wirtschaftsindikatoren sprechen zurzeit für eine solche Entwicklung.

 

Am 12. Oktober 2021 hatte sich Michael Burry, was eher selten vorkommt, zur politischen Situation in den USA zu Wort gemeldet. In seiner Wortmeldung hieß es in Anspielung auf Joe Biden damals wie folgt:

(Der Slogan) „Let´s go Brandon!“ ist nicht nur lustig, sondern trifft den Nagel auf den Kopf. Doch Desinformationen und eine poltische Verfolgung von Konservativen durchdringt die Gesellschaft von K über die College-Ausbildung bis hin zur Erwerbsbevölkerung. Medien, Big Tech, Geheimdienstbehörden, das Justizministerium und die Finanzbehörde IRS erweisen sich als Komplizen. Hierbei handelt es sich um eine verdammt ernste Sache. Zum Lachen ist das nicht.

Am 29. November äußerte sich Michael Burry in einem Tweet zur amerikanischen Wirtschaftsentwicklung. Darin hieß es wie folgt:

Welche Strategie wird uns aus dieser real vorherrschenden Rezession herausbringen? Welche Kräfte könnten uns hierbei behilflich sein? Es gibt keine. Und deshalb blicken wir einer lange anhaltenden Mehrjahresrezession ins Auge. Wer prognostiziert so etwas? Es gibt niemanden.“

Zusätzlich hat „Mr. Big Short“ kürzlich darauf hingewiesen, nach langer Zeit wieder voll auf der Leerverkaufsseite zu stehen. Denn der nun allerorten zu beobachtende „Bullwhip“-Effekt ließe überhaupt keine andere Entscheidung zu.

Aus meiner persönlichen Sicht empfiehlt es sich für Anleger insbesondere zu Beginn des nächsten Jahres Vorsicht walten zu lassen.

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