Deutschland, Frankreich, USA und China nicht gut auf Libra zu sprechen

Unter anderem hatte ich Sie in Deutschland und Frankreich: Libra-Verbot in der Mache? auf diese Entwicklungen hingewiesen. In den Vereinigten Staaten zeichnet sich seit längerer Zeit schon Widerstand gegen das Libra-Projekt ab. Es ist vor allem die Vorsitzende des mächtigen Finanzausschusses im Repräsentantenhaus, Maxine Waters, die einer Realisierung des Projekts Knüppel zwischen die Beine wirft.

Wie sieht die Lage in China aus? Nun, die Chinesen arbeiten an der Lancierung einer eigenen und – wie kolportiert wird – durch Gold gedeckten Kryptowährung. In diesem Zuge verwundert es kaum, dass Chinas Zentralbank Facebooks Libra-Projekt kritisiert. Selbstverständlich reiht sich auch die Federal Reserve in die Phalanx jener Institutionen ein, die aufgrund von Furcht um den zukünftigen Bestand des papiernen US-Dollars als permanenter Mahner auftritt.

Dies zeigte sich auch gestern wieder, nachdem die Fed-Gouverneurin Lael Brainard eine verbale Breitseite gegen Facebooks Digitalwährung Libra abgab, darauf hinweisend, dass das Projekt „einer Reihe von gesetzgeberischen und regulatorischen Kernherausforderungen in den USA ins Auge blickt“.

Anker der Kryptos entscheidend & Facebooks Alleinstellungsmerkmal

Hierzu zähle insbesondere die Frage, auf welche Weise Libra an einen Korb von anderen Vermögenswerten gekoppelt würde. Das Konzept zu Facebooks „Stable Coin“ Libra sieht vor, die Digitalwährung an das durch die Fed emittierte und durch den Staat garantierte Geld oder andere Vermögenswerte zu koppeln, um hohe Preisschwankungen, die unter anderen Kryptowährungen wie Bitcoin herrschen, zu verhindern.

Laut Brainard zeichne sich zudem in keiner Weise ab, über welche Rechte die Verbraucher im Falle einer Nutzung von Libra verfügen würden. Falls Libra durch Facebook auf den Weg gebracht würde, gäbe es laut Brainard gewiss eine Möglichkeit, um sich von anderen Krypto- und Digitalwährungen abzuheben.

Es handele sich hierbei um die Kombination eines aktiven Nutzernetzwerks, dem sich mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung anschließen würde, gepaart mit der Emission einer privaten Digitalwährung, die an einen Korb aus verschiedenen Fiat-Währungen gekoppelt wäre.

Ehemals interessiertes Zahlungsdienstleister-Konsortium auf Rückzug – Regulierung schwierig

Ohne eine adäquate Absicherung könnten Stable-Coin-Netzwerke von globaler Größe die Verbraucher hohen Risiken aussetzen. Facebooks Pläne sahen einmal anders aus. Die Firma hatte auf das Backing durch ein Konsortium von Zahlungsdienstleistern gesetzt, die Libra durch Unterlegung mit „Hartwährungen“ und entsprechenden Vermögenswerten Seriosität verleihen würden.

Doch im Zuge der öffentlichen Diskussionen und der seitens Regierungen und Notenbanken an den Tag gelegten Kritik haben sich unter anderem Visa, Paypal und Mastercard bereits zurückgezogen und in Bezug auf eine potenzielle Teilnahme distanziert. Zentralbanken rund um den Globus scheint jedoch auch nicht viel dazu einzufallen, wie sich dem Emporkommen von Krypto- und Digitalwährungen regulatorisch begegnen ließe.

Digitalwährung der Zentralbanken zu erwarten

Dies gilt vor allem für sogenannte Ledger-Systeme, die durch Bitcoin genutzt werden. Mehr und mehr Analysten rechnen aus diesem Grunde damit, dass Zentralbanken schlussendlich ihre eigenen Digitalwährungen emittieren werden. Kürzlich berichtete ich Ihnen zu diesem Thema, dass beispielsweise der Deutsche Bankenverband den Digital-Euro will.

Brainard vermag auf dem Gebiet von Krypto- und Digitalwährungen auch einige Vorteile auszumachen. Denn das Potenzial zur Senkung von Transaktionskosten und das Tempo von Geldüberweisungen seien groß. Ob diese Vorteile die mit einer Emission von physischem Geld einhergehenden Vorteile aufzuwiegen in der Lage seien, müsse sich herausstellen.

Zahl der Betrugs- und Diebstahlsfälle im Jahresvergleich verdoppelt

Einmal mehr werden Krypto- und Digitalwährungen mit Betrug, Verbrechen und Kriminalität in Verbindung gebracht. Denn laut Brainard müssten Kryptowährungen, gleich welcher Art, ernstzunehmende Hürden wie Betrug und eine Nutzung zur Geldwäsche aus dem Weg räumen.

Blicken wir abschließend auf einige Zahlen zu diesen Vorwürfen. Die offiziellen Verluste, die sich aus Diebstahl und Betrug in Verbindung mit Krypto- und Digitalwährungen ableiten, werden aus Sicht des Jahres 2019 auf rund 4,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Im Vorjahr belief sich dieser Betrag auf 1,7 Milliarden US-Dollar, womit es in 2019 zu mehr als einer Verdopplung der Betrugs- und Diebstahlfälle in diesem Sektor gekommen ist.

Interessant wäre es aus meiner Sicht, diese Zahlen einmal den offiziell registrierten Betrugs- und Diebstahlfällen gegenüberzustellen, die auf eine Nutzung von Fiat-Währungen in Form von Bargeld und auf elektronische Weise entfallen.

Was heißt das für mich konkret?

Aufsichtsbehörden, Zentralbanken und Regierungen machen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber einer weltumspannenden Kryptowährung á la Libra, da diese in Konkurrenz zu den etablierten und eigens emittierten Fiat- und Papierwährungen treten würde. Wer über die Erzeugung und Kontrolle des Geldes verfügt, hält nun einmal auch die Macht in Händen. Ob sich private Digitalwährungen wie Libra aus diesem Blickwinkel jemals dazu anschicken werden, etablierte Fiat-Währungen herauszufordern, oder seitens der Regulierungsbehörden auf stark abgespeckte Versionen – und somit einen Schatten ihrer selbst – heruntergestutzt werden, wird die absehbare Zukunft zeigen.

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