Die internationalen Container- und Tankerschiffsmärkte blicken neuen Problemen ins Auge. Einleitend sei erwähnt, dass ein Großteil der neu aufziehenden Schwierigkeiten aufgrund von politischen Vorgaben hausgemacht ist.

Selbstverständlich dreht sich im Kern alles wieder einmal um Pläne zur Dekarbonisierung der Wirtschaft. Auch die internationalen Container- und Tankerschiffsmärkte sehen sich hiervon keineswegs ausgenommen.

Neubestellungen rauschen in den Keller

Zu Frühjahrsbeginn wurde bekannt, dass die Bestellungen im Bereich der Transportschiffe im Jahresvergleich erneut deutlich nachgegeben haben. So sank ein an diesen Märkten aufmerksam beobachteter Indikator zuletzt auf ein neues Rekordtief.

Hierbei handelt es sich um das Verhältnis zwischen den Neubestellungen und zum aktuellen Zeitpunkt verfügbaren Kapazitäten im Tankerschiffssektor, das zuletzt ein Allzeittief von 2,7 Prozent markiert hat.

Mancherorts heißt es, dass sich die akute Zurückhaltung unter Werftkunden auf den Ausblick einer baldigen Rezession in den Vereinigten Staaten und in weiten Teilen des Rests der Welt zurückführen lässt.

Immerhin befinden sich Deutschland und die Eurozone bereits offiziell in einer Rezession, während sich das Wachstum in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern zuletzt deutlich abgeschwächt hat.

Auch die chinesische Wirtschaft ist nach ihrer Wiedereröffnung in Folge einer Verhängung von drakonischen Covid-Lockdowns bislang noch nicht in einem Maße angesprungen, wie sich das viele Analysten an den internationalen Finanzmärkten zuvor erhofft hatten.

Augenscheinlich trug selbst die jüngst durch die Pekinger Regierung angekündigte Auflage eines neuen Konjunktur- und Fiskalunterstützungspaketes nicht zu einem Ausbruch von Euphorie unter vielen Marktakteuren bei, da diese Maßnahmen angesichts der Entwicklungen in der Weltwirtschaft nicht für ausreichend gehalten werden.

Rohstoffmärkte unter Druck

Selbstverständlich lastet diese Situation nun schon seit einiger Zeit auf den Rohstoffmärkten. Insbesondere die Preise von Basismetallen oder auch Kohle haben sich über den Verlauf der letzten Wochen und Monate teils deutlich reduziert.

Immerhin scheint die Erdölnachfrage aus der Volksrepublik China nach wie vor intakt zu sein. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass momentan ein Großteil der chinesischen Erdölimporte in die nationale Reservehaltung zu fließen scheint.

Zuletzt hieß es, dass die chinesischen Erdölreserven in etwa drei Mal so hoch wie jene der Vereinigten Staaten sein sollen, wo Joe Biden und das Weiße Haus trotz anders lautender Ankündigungen nach wie vor die strategischen Petroleumreserven des Landes anzapfen.

Und so haben sich die strategischen Petroleumreserven in den USA seit dem Amtsantritt von Joe Biden in Relation zu deren einst erreichten Hochs fast halbiert. Wie dem auch sei, es ist gewiss eine recht schleppende Nachfrage, die nun schon seit einiger Zeit – und angesichts der vielerorts bis zum Bersten gefüllten Lager in den USA – auf der Nachfrage an den Märkten für Containerschiffe lastet.

Lage an den Tankerschiffsmärkten weiterhin angespannt

An den Tankerschiffsmärkten spitzt sich die Situation hingegen weiter zu, was nicht nur an einer weiterhin extrem hohen Nachfrage unter Kunden in diesem Bereich, sondern auch an politischen Vorgaben und Regularien zur Dekarbonisierung der Wirtschaft liegt.

Die politischen Zeichen der Zeit sind mittlerweile von der Wand abzulesen. Erdöl, Erdgas und andere fossile Brennstoffe sollen in der Zukunft eine weitaus geringere Rolle an den globalen Energiemärkten spielen. Zweifel sind durchaus angebracht.

Denn über die letzten Monate kam es zur Veröffentlichung einer Reihe von Studien, Papieren und anderen Dokumenten seitens des Energie- und Bankenbereichs, welche einen sich fortan beschleunigenden Wechsel von fossilen Brennstoffen hin zu alternativen Energieformen in Frage gestellt haben.

In manchen dieser Studien heißt es, dass fossile Brennstoffe noch mindestens über einen Zeitraum der nächsten dreißig Jahre benötigt werden, um dazu beizutragen, die internationale Wirtschaft am Laufen zu halten.

Ähnlich wie an den Tankerschiffsmärkten halten sich auch immer mehr Energiekonzerne mit Investitionen – allen voran in den Bereich der fossilen Brennstoffe – zurück, da die durch die Politik geschürte Unsicherheit mit jedem Jahr größer zu werden scheint.

Dekarbonisierungsvorgaben lasten auf Schiffsmärkten

Auch die Eigentümer von Tankerschiffen nutzen fossile Brennstoffe in der Antriebstechnik ihrer Schiffe, weshalb es aufgrund der sich verschärfenden Dekarbonisierungsvorschriften zu einem spürbaren Rückgang der Nachfrage im Bereich der Neubestellungen unter den Kunden kommt.

Um den politischen Vorgaben zur Dekarbonisierung gerecht zu werden, benötigen Schiffe fortan einen eingebauten Mechanismus zur Kohlenstofffilterung (den es bis dato nicht gibt) oder es müssen ab sofort Schiffe gebaut werden, die auf andere Antriebstechniken unter Ausschluss von Erdöl setzen.

Allerdings erweisen sich die bislang bestehenden Regularien in diesem Bereich als nur sehr schwammig. Warum sollten Werftkunden und Tankerschiffseigner in einem solchen Umfeld also Neubestellungen tätigen?

Neu bestellte Schiffe könnten schon nach kurzer Zeit weitreichenden Umrüstungsvorgaben durch die Politik zum Opfer fallen oder schlimmstenfalls komplett obsolet werden. Und aus eben jenem Grund weisen Analysten darauf hin, dass in dieser Entwicklung der wahre Grund für den rekordhohen Rückgang der Nachfrage auszumachen sei.

Folge ist, dass die Neubestellungen im Bereich der Tankerschiffe auf historisch niedrige Niveaus gesunken sind. Die internationalen Schifffahrtsmärkte befinden sich momentan in einem Spannungsfeld zwischen den Nachwehen der Covid-Krise über eine zunehmende Sanktionierung von Nationen bis hin zu teils noch immer nicht wieder funktionierenden Lieferketten.

Aktuelle Daten im Bereich der Neubestellungen deuten darauf hin, dass es in den nächsten Jahren gerade einmal zu einem Austausch des verfügbaren Schiffsbestands zu einem Anteil von 6,1 Prozent kommen wird. Das ist so gut wie nichts und wird darauf hinauslaufen, dass immer mehr in die Jahre kommende Transportschiffe weiter ihren Dienst leisten werden.

Mittlerweile wird davor gewarnt, dass sich die Risiken im Bereich der durch potenzielle Schiffsunfälle ableitenden Umweltkatastrophen somit massiv erhöhen. Hieraus resultiert wiederum, dass die Preise für angebotene Versicherungspolicen steigen.

Es wird kaum mehr investiert

Verteuert sich der Transport, verteuern sich auch die transportierten Produkte. Seitens der Investmentbank Jeffries heißt es zur aktuellen Situation, dass sich schon jetzt beobachten ließe was passiert, wenn es an einem Markt über mehrere Jahre zu unzureichenden oder fast überhaupt keinen Investitionen mehr komme.

Hierzu gesellt sich die Tatsache, dass es mindestens drei bis vier Jahre dauert, bis es nach einer Neubestellung dann auch zur Auslieferung eines neuen Tankers kommt. Gewöhnlich sind neu ausgelieferte Tanker über einen Zeitraum von zwanzig bis 25 Jahren nutzbar.

Jetzt bestellte Tanker werden also zwischen 2026 und 2027 ausgeliefert, um danach bis mindestens zum Jahr 2050 ihren Dienst auf den Weltmeeren zu leisten. Viele Kritiker erklären, dass kein Mensch voraussehen könne, auf welche Weise sich die Regularien und politischen Vorgaben bis dahin verändern werden.

Und aus eben jenem Grund wird nur noch ein geringer Teil der aktuell in Dienst stehenden Tankerschiffsflotte ersetzt. Schiffseigentümer fürchten vor allem sündhaft teure Umrüstungs- und Konstruktionskosten, die im Lauf der nächsten Jahre auf sie zukommen könnten.

Selbstverständlich wirkt sich diese Entwicklung wiederum auf die allgemeine Kostenstruktur an den Tankerschiffsmärkten aus. Immer mehr in die Jahre kommende Schiffe werden Kunden zu teils deutlich steigenden Preisen angeboten.

Analysten warnen zudem davor, dass irgendwann, wenn die Nachfrage an den Weltmärkten wieder deutlich steigen sollte, bei Weitem keine ausreichende Anzahl an Transportschiffen zur Verfügung stehen wird.

Allein dieser Ausblick droht sich bremsend auf die zukünftige Entwicklung der globalen Wirtschaft auszuwirken. Andererseits drohen manche globale Lieferketten auf diese Weise permanent geschädigt zu werden.

Auch der Transportriese Maersk Tankers hat zu der aktuellen Situation naturgemäß seine eigenen Ansichten. Die einzigen Kunden, die momentan Neubestellungen abgeben, fänden sich unter Berücksichtigung der historisch hohen Preise für neue Schiffe unter jenen, die über irgendwelche Steueranreize verfügten.

Diese Steueranreize werden beispielsweise im Bereich von hybriden Antriebstechniken gewährt. In anderen Bereichen seien die Märkte laut Maersk Tankers nun schon seit einiger Zeit wie leergefegt. Kaum jemand wage sich, im aktuellen Umfeld den eigenen Zeh ins kalte Wasser zu halten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite freightwaves.com. 

Was heißt das für mich konkret? (Roman Baudzus)

Wie sich anhand des heutigen Berichtes zeigt, vollziehen sich die politisch forcierten Umbrüche nicht nur auf die internationalen Energiemärkte an sich, sondern eigentlich auch auf jeden anderen wichtigen und hieran angeschlossenen Wirtschaftsbereich.

Schlimmstenfalls wird es ab einem gewissen Zeitpunkt zu artifiziell herbeigeführten Knappheiten – und dadurch bedingten Rationierungen – kommen. Inflation ist zudem ein Thema, das kurzfristig Entlastung erfahren könnte, langfristig betrachtet jedoch nicht verschwinden wird. Ganz im Gegenteil.

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