Enorme Engpässe an den Märkten für Fracht- und Schiffscontainer führen nun seit mehreren Wochen zu Lieferverzögerungen und Verwerfungen im Bereich der globalen Lieferketten. Es scheint momentan schlichtweg keine ausreichende Anzahl von Frachtcontainern zu geben, worauf die Transportkosten weltweit in die Höhe geschossen sind.

Es ist unter anderem auch die amerikanische Kaffeeindustrie, die sich nun auf wahrscheinlich deutlich steigende Preise aufgrund der weltweit anziehenden Transportkosten vorzubereiten scheint. In einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters heißt es, dass die Kaffeepreise im Einzelhandel steigen werden.  

Insbesondere kleinen und mittelgroßen Kaffeeröstereien in den Vereinigten Staaten werde im aktuellen Umfeld kaum etwas anderes übrigbleiben als die steigenden Transportkosten an die eigenen Kunden weiterzureichen.

Amerikanische Kaffeeimporteure warnen unter Bezugnahme auf den oben verlinkten Bericht davor, dass es sich um eine Angelegenheit von systemischer Tragweite handele. Einer der Gründe hierfür sei, da die weltweit durch Regierungen verhängten Covid-Restriktionen den globalen Transport mitunter noch immer stark beeinträchtigten.

Im Vergleich mit den vergangenen fünf bis zehn Jahren sei es über die letzten Wochen und Monate merklich teurer geworden, Kaffeeimporte bis zu den Endkunden zu befördern. Seit September letzten Jahres lässt sich nun schon eine teils massive Knappheit an den Märkten für Frachtcontainer beobachten, worauf die Ozeanfrachtpreise in die Höhe geschossen sind.

Laut Analysten ließe sich schon seit mehreren Monaten eine höchst einseitige Entwicklung beobachten, weil Frachtcontainer den asiatischen Kontinent – insbesondere aus China – in Richtung von westlichen Industrieländern – allen voran die USA – verließen, ohne dass es zu einem entsprechenden Gegenverkehr kommen würde.

Vielmehr stapelten sich die aus Asien ankommenden Frachtcontainer in amerikanischen Häfen, was sich unter anderem auch an der jüngst durch die Volksrepublik China vermeldeten Handelsbilanz ablesen ließ. Die hieraus resultierende Frachtcontainerknappheit droht sich nun negativ auf ganze Transportrouten von Südostasien nach Amerika und Europa auszuwirken.

Die Kaffeemärkte seien hiervon auf eine besondere Weise betroffen. Selbst Transporteure und Importeure, die Bereitschaft dazu an den Tag legten, teils stark gestiegene Transportkosten zu bezahlen, stießen zurzeit auf das Problem, dass es ein nur unzureichendes Seefrachtangebot an den Weltmärkten gäbe.

Neben Kaffee könnten sich hiervon bald auch schon Baumwolle und Kakao betroffen sehen. Erst kürzlich <link beitrag post rohstoff-rallye-kakao-eine-der-grossen-ausnahmen _blank>berichtete ich, dass die Entwicklung an den Kakaomärkten (noch) als eine der großen Ausnahmen hinsichtlich der Preisentwicklung an den internationalen Rohstoffmärkten heraussticht.

Dies könnte sich im Verlauf der nächsten Wochen und Monate ebenfalls ändern. Auch Kaffeeimporte aus Afrika träfen momentan teilweise mit einer Verspätung von ein bis zwei Monaten in Europa und den Vereinigten Staaten ein.

Nicht nur Kaffeeproduzenten, sondern auch Kaffeeimporteure weisen darauf hin, dass sich die allgemeinen Lieferkettenfunktionen in Gefahr befänden. Unterzeichnete Verträge, die eine Kaffeeauslieferung in den Sommer- und Herbstmonaten vorsähen, gingen mit Blick auf nahezu alle Kaffeesorten preislich gerade um mindestens fünfzehn Prozent nach oben.

Werden hierauf noch die Verkaufsmargen der Kaffeeimporteure auf diese Preissteigerungen aufgeschlagen, könnte Kaffee im Einzelhandel im laufenden Jahr um bis zu zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent im Preis klettern.

Diese Entwicklung betrifft bei Weitem nicht nur Kaffee. Zuletzt hatten die beiden Konzerne Kraft Heinz und Conagra Brands mitgeteilt, steigende Importkosten an die Endverbraucher weiterreichen zu wollen.

Dies alles geschieht just zu einem Zeitpunkt, zu dem beispielsweise in den Vereinigten Staaten nach wie vor knapp zwanzig Millionen Menschen von direkten Subventionen und Arbeitslosenbezügen seitens der Regierung abhängig sind. Der Ausblick auf die Gefahr einer möglicherweise einsetzenden Stagflation hat über die letzten Monate deutlich zugenommen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

In nahezu allen Segmenten an den Rohstoffmärkten klettern die Preise teils deutlich. Neueste Zahlen zur Lebensmittelinflation zeigen, dass die Preise in diesem Bereich laut FAO im Februar den neunten Monat in Folge gestiegen sind. Insbesondere in den Schwellenländern macht sich dieser Preisauftrieb bereits spürbar bemerkbar.

Aus Sicht der Industrienationen wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann es unter Berücksichtigung der aktuellen Situation zu einer ähnlichen Entwicklung im Einzelhandel kommen wird – mit den entsprechenden Folgen.

Zentralbanken sehen einem Endspiel entgegen, da deren Boards die Zinsen aufgrund einer turmhohen Verschuldung rund um den Globus nicht anheben können. Es wird aus diesem Grund – und unter Berücksichtigung der kletternden Zinsen an den amerikanischen Bond- und Staatsanleihemärkten – wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis sich die Fed dann ebenfalls der Maßnahme einer offiziellen Kontrolle der Zinskurve (Yield Curve Control) wie in Japan oder Australien bedienen wird.

Vielleicht benötigt es vor einer solchen Ankündigung noch einmal einen Mini-Crash an den Aktien- und Bondmärkten. Sollte es tatsächlich hierzu kommen, würden die Bondmärkte in den USA quasi-verstaatlicht. Echte Preisfindungsmechanismen würden vollkommen außer Kraft gesetzt.

Allen voran würde der US-Dollar eine solche Entwicklung zu spüren bekommen, womit sich die Amerikaner/innen auf abhebende Preise im Angesicht einer nach wie vor unter ihrem Potenzial wachsenden Wirtschaft einstellen könnten (abgesehen von einem vermeintlichen Sugar High, das im laufenden Jahr aufgrund des massiven Ausgabepakets in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar durch die Biden-Administration erreicht werden dürfte).

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