Im gestrigen Bericht wurden aktuelle Entwicklungen an den amerikanischen Fahrzeug- und Automärkten thematisiert. Insbesondere einkommensschwache Darlehensnehmer, die dem sogenannten Subprime-Kreditsektor zuzurechnen sind, geraten laut führenden Banken an der New Yorker Wall Street angesichts von sinkenden Preisen an den Märkten für gebrauchte Fahrzeuge zunehmend unter finanziellen Druck.

Ähnlich, wenn nicht noch schwerwiegender, verhält es sich mit Blick auf die amerikanischen Immobilien- und Häusermärkte. Manche Analysten sprechen sogar schon über einen neuen Crash an den Häusermärkten, der im schlimmsten Fall ähnliche Ausmaße wie in den Jahren der globalen Finanzkrise annehmen könnte.

Obacht, Häusermärkte!

Dass allen voran große Banken und Kreditgeber an der New Yorker Wall Street einmal mehr unter einen erheblichen Finanzdruck zu geraten drohen, versteht sich angesichts der aktuellen Entwicklungen an den heimischen Häusermärkten nahezu von selbst.

Über die vergangenen Wochen und Monate haben sich überdies die Berichte in den Medien gehäuft, wonach die Zwangsräumungen unter Mietern nach dem Auslaufen des während der Covid-Krise eingeführten Mietmoratoriums in manchen urbanen Zentren und Regionen des Landes förmlich durch die Decke schießen.

Doch auch viele Hypothekenkreditnehmer, die über variabel verzinsliche Kreditverträge verfügen, geraten unter Berücksichtigung der in den vergangenen zwölf Monaten deutlich gestiegenen Zinsen abermals unter einen enormen Zahlungsdruck.

Es lässt sich praktisch wie in einer Art Zeitraffer dabei zusehen, wie immer mehr Amerikaner einem gesellschaftlichen Abstieg aus den Resten der noch verbliebenen Mittelklasse in die finanzielle Armut entgegen streben.

Die viel zu hohe Inflation im Land erweist sich aus Perspektive vieler Privathaushalte in den USA wie eine Art letzter Sargnagel, der diese Entwicklung beschleunigt. Beobachten lässt sich darüber hinaus, dass die amerikanische Sparquote nach dem Auslaufen von großzügigen Regierungsunterstützungen einmal mehr gegen null taumelt.

Von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck

Laut einer jüngsten Umfrage lebt momentan ein Anteil von 63 Prozent unter den Bürgern des Landes von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck. Sollte es in den nächsten Monaten tatsächlich zum Ausbruch einer schwerwiegenden Rezession in den Vereinigten Staaten kommen, wovon unter Berücksichtigung der führenden Indikatoren ausgegangen werden muss, so lässt es sich leichterdings vorstellen, wie sich eine solche Situation auf die breite Wirtschaft, die Kredit- und Darlehensmärkte wie auch die Arbeitsmärkte im Land auszuwirken droht.

Bereits zum aktuellen Zeitpunkt legen mediale Berichte Zeugnis darüber ab, wie Zeltstädte und eine stark zunehmende Obdachlosigkeit in vielen urbanen Zentren des Landes förmlich am Explodieren sind. Die New York Post veröffentlichte vor Kurzem einen interessanten Bericht, der sich beispielsweise mit der kaum mehr erträglichen Lage in der Hauptstadt Washington, D.C. auseinandersetzt.

Wenn die Lage in den urbanen Zentren schon zum aktuellen Zeitpunkt derart düster aussieht, wie werden die Dinge dann erst aussehen, wenn die Vereinigten Staaten offiziell in eine schmerzhafte Rezession eintauchen werden?! Oder womöglich eine neue Finanzkrise im Land ausbrechen sollte?!

Joe Biden hüllt sich in eine Illusionsblase

Joe Biden und das Weiße Haus scheinen es sich so kurz vor den bevorstehenden Mid-Terms (Zwischenwahlen zum Kongress) in einem Zustand der Verleugnung bequem gemacht zu haben.

Erst vor wenigen Tagen hatte Joe Biden, an einem Schokoladenwaffeleis knabbernd, gegenüber Journalisten in Portland, Oregon ausgeführt, sich keine Sorgen über die aktuelle Stärke des US-Dollars zu machen. Vielmehr sei er besorgt über den Zustand des Rests der Welt. Die amerikanische Wirtschaft sei hingegen stark wie niemals zuvor.

Vielerorts wird Joe Biden der Vorwurf gemacht, sich gedanklich in einer illusionären Blase zu befinden. Gleichzeitig warnt eine zunehmende Anzahl an Finanzanalysten und Banken an der New Yorker Wall Street davor, dass sich die amerikanische Wirtschaft momentan im schlechtesten Zustand seit dem Finanzkrisenjahr 2008 befinde.

Immer mehr Kritik wird unterdessen auch an der Federal Reserve Bank, deren Führung die Inflationskrise bis vor Kurzem noch kleingeredet hatte, laut. Danach werden anhaltende Zinsanhebungen durch die Fed nicht nur die amerikanische Wirtschaft über eine Klippe schicken, sondern wohl auch schon bald zu einem „Crack“ an den Finanzmärkten führen.

Nach wie vor wird an den Finanzmärkten von der Erwartung ausgegangen, dass die Federal Reserve Bank ihren Leitzins im Zuge ihrer letzten beiden verbleibenden Zinssitzungen in diesem Jahr jeweils um weitere 75 Basispunkte anheben wird.

Amerikas Wirtschaft spricht über „Albtraumszenario“

In der amerikanischen Wirtschaft selbst wird mittlerweile von einem „Albtraumszenario“ gesprochen. Denn es gibt kaum mehr einen Vorstandschef im Land, der nicht längst zu der Ansicht gelangt wäre, dass das Land schweren Zeiten entgegenblickt.

Unter Bezugnahme auf eine jüngst publizierte Conference Board Umfrage, erklärte ein Anteil von 98 Prozent unter allen befragten Vorstandschefs, sich auf den Ausbruch einer Rezession im Land vorzubereiten.

Ein Blick an die Immobilien- und Häusermärkte des Landes lässt erkennen, dass die Verkäufe von bestehenden Häusern inzwischen auf ein 10-Jahres-Tief gesunken sind. Mit einer solchen Entwicklung ließ sich schon lange vor den beschlossenen Zinsanhebungen durch die Federal Reserve Bank rechnen.

Wiederholt sei erwähnt, dass es insbesondere Hypothekennehmer mit variabel verzinslichen Verträgen sind, die nun angesichts der deutlich gestiegenen Zinsen in den USA unter einen enormen Finanzdruck geraten.

Gleichzeitig sind die Hypothekenzinsen in den Vereinigten Staaten in der letzten Woche auf ein neues Zyklushoch von 7,16 Prozent für eine Hypothek mit einer Laufzeit von dreißig Jahren geklettert.

Häusermarktdaten: Oh weh…

Überdies lässt sich beobachten, dass die Stimmung unter den amerikanischen Hausbaufirmen nun bereits in zehn aufeinander folgenden Monaten gesunken ist. Jüngst wurde das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2012 in diesem Bereich erreicht.

Angesichts dieser Entwicklung passt sich die Lagebeurteilung unter den Hausbaufirmen des Landes jetzt mit einer erheblichen Zeitverzögerung an den massiven – und vorausgegangenen – Absturz der Stimmung unter potenziellen Hauskäufern an.

Unter Hausbaufirmen und Maklerunternehmen in den Vereinigten Staaten wird zum aktuellen Zeitpunkt vor dem Einsetzen einer enormen Entlassungswelle gewarnt. Einen Beitrag hierzu mag die Tatsache geleistet haben, dass es im allein Monat September zu einer Stornierung von etwa 60.000 zuvor abgeschlossenen Immobiliengeschäften gekommen ist.

Unter potenziellen Hauskäufern in den Vereinigten Staaten scheint also die Erkenntnis zu wachsen, sich die Anschaffung eines Hauses im aktuellen Zins- und Preisumfeld nicht mehr leisten zu können.

Selbstverständlich führt der plötzliche Mangel an potenziellen Käufern unter Hausverkäufern in vielen Regionen des Landes inzwischen zu einer Anpassung der jeweils aufgerufenen Verkaufspreise nach unten.

Auch kürzlich eingehende Daten an den Hypothekenmärkten legen hierüber Zeugnis ab. Denn danach ist die Hypothekennachfrage in den Vereinigten Staaten mittlerweile auf das geringste Niveau innerhalb der vergangenen 25 Jahre gesunken.

Es fällt zwar schwer, es zu glauben. Doch selbst in den Jahren 2008 und 2009 erwies sich der damals einsetzende Abschwung an den amerikanischen Immobilien- und Hypothekenmärkten im Vergleich zu der aktuellen Entwicklung als weniger schwerwiegend als heute.

Hatte vor Kurzem Nobelpreisträger und der Co-Gründer des Case/Shiller-Hauspreisindex, Robert Shiller, vor einem möglichen Rückgang der landesweiten Preise an den heimischen Immobilienmärkten in Höhe von zehn Prozent gewarnt, so wurde nun durch Ian Sheperdson, den Chefökonomen des Unternehmens Pantheon Macroeconomics, noch eine Schippe drauf gelegt.

Laut Ian Sheperdsons aktueller Prognose drohen die Immobilien- und Häuserpreise in den Vereinigten Staaten im Lauf des nächsten Jahres gar um zwanzig Prozent zu sinken. Manche Analysten und Beobachter halten sogar einen noch stärkeren Preisrückgang für möglich.

Es bleibt zu hoffen, dass es nicht zu einer solchen Entwicklung kommen wird. Falls doch, so lässt sich leichterdings vorstellen, wie sich eine solche Situation auf bereits jetzt vollkommen überstrapazierte und bis über beide Ohren verschuldete Verbraucher in den USA auswirken würde.

Schwere Rezession in den USA: Eine Frage des Wann, nicht des Ob

Eine womöglich deutlich wachsende Arbeitslosigkeit, spürbare Preisrückgänge an Amerikas Immobilien- und Häusermärkten, eine tendenziell rückläufige Kreditvergabebereitschaft unter Amerikas führenden Banken (siehe den gestrigen Bericht und die darin enthaltenen Aussagen der amerikanischen Großbank Wells Fargo) sowie eine in einer Mausefalle sitzende Federal Reserve Bank – sich stets in Sphären zwischen Inflation und einer möglichen Rückkehr der Deflation bewegend – lassen Rückschlüsse auf den Grad des potenziellen Einbruchs der amerikanischen Wirtschaft im kommenden Jahr zu.

Abschließend sei erwähnt, dass es im Monat Juli nach langer Zeit (seit dem Jahr 2012) unter Bezugnahme auf den Case/Shiller-Hauspreisindex erstmals wieder zu einem Rückgang der Immobilienpreise in den USA gekommen war.

Im Monat August setzte sich diese Entwicklung in Bezug auf den Verlauf des 20-Metropolen-Indexes fort. So gaben die Immobilienpreise in den Vereinigten Staaten im August auf Monatsbasis um weitere 1,32 Prozent nach.

Erwähnt sei, dass es sich hierbei um den stärksten Preisrückgang auf Monatsbasis seit März des Jahres 2009 handelte. Auf Jahresbasis ließ sich ein deutlich rückläufiges Preiswachstum beobachten (die Konsensschätzungen unter Analysten wurden sogar unterboten).

Seitens des Unternehmens S&P Dow Jones Indices hieß es zu dieser Entwicklung, dass das Preishoch an den amerikanischen Immobilien- und Häusermärkten im Frühjahr dieses Jahres erreicht worden sei. Seitdem sei es an den amerikanischen Häusermärkten nur noch bergab gegangen.

Insbesondere im Bundesstaat Kalifornien sanken die Immobilienpreise im Monat August in einem landesweiten Vergleich mit am stärksten. Ganz vorne mit dabei befanden sich neben San Francisco (-4,3 Prozent) auch San Diego (-2,8 Prozent) und Los Angeles (-2,3 Prozent). Auch die Westküstenmetropole Seattle litt unter einem Preisrückgang von fast vier Prozent.

Analysten an den Häusermärkten warnen davor, dass die Hypothekenzinsen in den USA ihre Rallye fortsetzen werden, falls die Federal Reserve Bank ihren Leitzins bis zum Jahresende weiter anheben wird (was angesichts der Inflationsentwicklung zurzeit mehrheitlich als eine ausgemachte Sache gilt).

Es stellt sich also die Frage, wie die Dinge an den amerikanischen Immobilienmärkten erst aussehen werden, falls die Hypothekenzinsen (dreißig Jahre Laufzeit) in den kommenden Monaten weiter in Richtung 8, 9 oder vielleicht sogar bis zu zehn Prozent klettern sollten?!

Die Hausbaufirma Pulte Homes befindet sich inzwischen unter einer Phalanx von Firmen in diesem Bereich, die ihre Preise für Neubauten angesichts der deutlichen Verkaufsrückgänge an den heimischen Märkten senken.

Wie der Präsident des Unternehmens, Ryan Marshall, jüngst in einer Telefonkonferenz mit Analysten erklärte, seien es allen voran die dramatisch gestiegenen Zinsen, die wie ein Pfund Blei auf der Kaufbereitschaft unter potenziellen Käufern lasteten.

Angesichts dieser Tatsache müsse in den kommenden Monaten mit einem anhaltenden Rückgang der Nachfrage an den amerikanischen Immobilien- und Häusermärkten gerechnet werden. Gleichzeitig sei es zuletzt zu einer deutlich zunehmenden Welle von Stornierungen im Bereich von zuvor abgeschlossenen Verträgen gekommen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf neue Umfrageergebnisse von Conference Board sowie einen Bericht auf der Seite von msn.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es wird sich wohl schon bald zeigen, wie lange der vielerorts an den Finanzmärkten erwartete „Pivot“ in der Geld- und Zinspolitik der Federal Reserve Bank unter den aktuellen Bedingungen noch auf sich warten lassen wird.

Gleichzeitig werden aus den Reihen der Demokraten so kurz vor den Zwischenwahlen zum Kongress die Forderungen in Richtung der Federal Reserve Bank lauter, neben der Inflation auch die Entwicklung an den heimischen Arbeitsmärkten im Blick zu behalten.

Dass der politische Druck auf Jerome Powell und die Fed zunehmen würden, ließ sich ebenfalls absehen. Es wird spannend bleiben zu beobachten, ob das Fed-Board unter diesem Druck schon bald einknicken oder ob Jerome Powell sich und seinem aktuellen Kurs – bei dem Versprechen einer hartnäckigen Inflationsbekämpfung – treu bleiben wird.

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