In den heutigen Betrachtungen wird an die Ausführungen vom vergangenen Freitag angeschlossen. Zum einen wurde unter Bezugnahme auf Publikationen und Aussagen des Internationalen Währungsfonds darauf hingewiesen, welche Nachteile aus Perspektive der Vereinigten Staaten mit Einführung einer CBCD oder eines Fed Coins verbunden wären.

Andererseits wurde einmal mehr der Frage nachgegangen, ob sich die Fed und die New Yorker Wall Street im Hinblick auf ein solches Projekt bereitwillig mit an Bord befinden. Es bestehen aus diversen Gründen zumindest berechtigte Zweifel an einer solchen Bereitschaft.

Rückblick auf eine im April gehaltene Rede

In diesem Zusammenhang wird nachfolgend unter anderem ein Rückblick auf jene durch Fed-Gouverneurin Michelle Bowman im diesjährigen April in einer gehaltenen Rede getätigten Aussagen vor einer Zuhörerschaft an der Georgetown University geworfen. Der Unterschied zwischen Wholesale und Retail CBDCs wurde in den letztwöchigen Ausführungen zu diesem Thema erörtert. In Michelle Bowmans Rede hieß es:     

„Aus meiner Perspektive ergeben sich in der Zukunft manche Chancen im Hinblick auf die Nutzung einer Wholesale CBDC. Diese Möglichkeiten ergeben sich in den Bereichen der Abwicklung von bestimmten Finanzmarkttransaktionen wie auch im Sektor der globalen Zahlungs- und Transaktionsabwicklungen. Wenn sich die Dinge um die Beschaffenheit und wichtige Strategiefragen drehen, was insbesondere unter Berücksichtigung der Privatsphäre der Verbraucher und die hiermit verbundenen Auswirkungen auf das Bankensystem als solches gilt, so fällt es schwer sich eine Welt vorzustellen, in den sich hieraus entstehende Vorteile mit unbeabsichtigten Konsequenzen bezüglich eines direkten CBDC-Zugangs, der über eine Nutzung an den Interbankmärkten sowie Wholesale-Transaktionen hinausginge, die Waage halten.“     

Michelle Bowman mahnte in ihren weiteren Ausführungen dazu an, das Potenzial einer zukünftigen CBDC-Nutzung in den Vereinigten Staaten im Vorfeld erst einmal hinlänglich zu studieren und zu analysieren.

Es folgte damals ihre einschränkende Aussage, wonach es verschiedene Bereiche geben würde, in denen die potenzielle Nutzung einer CBCD unter aller Voraussicht nicht die beste Lösung für jene sich darstellenden Probleme sein wird.     

Michelle Bowman machte ihre Skepsis an einem konkreten Beispiel fest. Mancherorts basieren die sich hieraus ableitenden Vorteile auf der Annahme, dass es zu einer Beschleunigung der allgemeinen Zahlungstransaktionen, einer Reduzierung der Kosten wie auch einer Beendigung der Zersplitterung im Bereich der Zahlungssysteme kommen wird.

Doch Michelle Bowman machte darauf aufmerksam, dass all diese aufgezählten Vorteile bereits durch die (am 1. Juli erfolgte) Einführung von FedNow generiert werden. Michelle Bowman erklärte des Weiteren wie folgt:

„Andere spekulieren wiederum darauf, dass eine in den Vereinigten Staaten einzuführende CBDC mit einer Straffung (des Bankensystems) oder einer besseren Finanzvernetzung einhergehen wird. Ein Anteil von 95 Prozent in Relation zu allen privaten Haushalten im Land verfügt allerdings über mindestens ein Familienmitglied, das ein eigenes Bankkonto unterhält. Der Rest zieht es vor, kein eigenes Konto zu unterhalten, weil die Betroffenen entweder kein eigenes Konto unterhalten wollen oder den Banken nicht trauen. Aus meiner persönlichen Sicht erweist es sich unwahrscheinlich, dass diese Bevölkerungsgruppe der Regierung mehr Vertrauen entgegenbringen würde als jenen stark regulierten Banken.“

Es ist die Programmierbarkeit, stupid!

Nichtsdestotrotz scheint auch Michelle Bowman ein wesentlicher Aspekt bezüglich der zukünftigen Nutzung einer (Retail) CBDC nicht entgangen zu sein. Und dieser Aspekt manifestiert sich anhand der Erwartung, dass Sozialleistungen der Regierung oder andere Zahlungen (was Michelle Bowman hiermit speziell meinte ließ sie offen), einzig und allein während eines festgesetzten Zeitraums (durch die Bezugsberechtigten) genutzt werden könnten, bevor diese zeitlich auslaufen.

In dieser Aussage von Michelle Bowman spiegelte sich einmal mehr der Charakter von programmierbaren, digitalen Zentralbankwährungen. Es folgte hierauf dann allerdings sogleich eine einschränkte Aussage.

„Diese Art der Restriktionen mittels der Nutzung einer CBDC zu ermöglichen, würde in starkem Kontrast zu der Flexibilität und dem Grad der Freiheit stehen, die mit der Nutzung von physischen Papierwährungen oder herkömmlichen Bankkonten einhergeht. Darüber hinaus könnte (eine CBDC)dazu führen, sowohl private Verbraucher als auch Unternehmen zu kontrollieren oder sogar zu schädigen.        

Hier ergab sich tatsächlich einmal die Chance, die angeführten Aspekte und Warnungen unter den weltweit zahlreicher werdenden Kritikern aus dem Munde einer Fed-Gouverneurin zu vernehmen.

Arbeitsgruppe ins Leben gerufen

Wie dem auch sein mag, so hatte das US-Finanzministerium im September letzten Jahres die Implementierung einer CBDC-Arbeitsgruppe angekündigt. Eine der Zentralaufgaben dieser Arbeitsgruppe ist es, die Aktivitäten und Analysen der Federal Reserve Bank (bezüglich einer  potenziellen CBDC-Einführung in den Vereinigten Staaten) zu ergänzen.  

Im Kern wird es darum gehen zu eruieren, welche Form die potenzielle Einführung einer CBDC in den USA annehmen könnte. Heißt also, welche Potenziale im Hinblick auf die Einführung einer voneinander separierten Retail- und Wholesale –CBDC bestehen – und welche Schlüsselattribute hiermit jeweils verbunden wären.

Das US-Finanzministerium wies in diesem Zusammenhang bereits im vergangenen Jahr darauf hin, dass es im Falle einer CBDC-Einführung in den Vereinigten Staaten besser der private Finanzsektor sein sollte, der seinen Kunden entsprechende Konten oder digitale Wallets anbieten sollte, um das Management einer CBDC zu vereinfachen oder Zahlungen und Transaktionen zu erleichtern.

Zurück zu Michelle Bowman, die zu diesem Aspekt erklärte: Es braucht hierzu keine CBDC, weil FedNow diese Dinge schon aus heutiger Sicht leisten kann.

Schwindendes Vertrauen in die Banken

Zudem stellt sich die Frage, ob all jene Personen in den USA, die in einem Privathaushalt leben, jedoch über kein eigenes Konto verfügen, weil sie (so die damalige Aussage von Michelle Bowman) den Banken nicht trauen, die Dinge urplötzlich anders sehen werden, um sich durch eben jene Banken ein digitales Wallet zuordnen zu lassen?

Eher ist wohl mit dem exakten Gegenteil zu rechnen, da bei allen die Gemüter erhitzenden Diskussionen, die rund um dieses Thema ohnehin schon geführt werden (heißt, dass dieses Thema langsam aber sicher im Mainstream ankommt), der Grad des allgemeinen Vertrauens weiter sinken könnte.       

In all diesen Diskussionen überschattet ein Bedenken, das vielerorts zu CBDCs geäußert wird, alle anderen Aspekte, seien es nun potenzielle Vor- oder Nachteile, die mit einer Einführung von digitalen Zentralbankwährungen einhergehen würden (könnten / sollen).

Immer wieder bleiben diese Diskussionen berechtigterweise an einem Aspekt hängen, den Michelle Bowman in ihrer damaligen Rede ebenfalls angesprochen hatte. Und zwar handelt es sich hierbei um die mit CBDCs einhergehende Programmierbarkeit und Kontrolle.

Digitale Zentralbankwährungen können letzten Endes nur mit Digital IDs einhergehen, was die Transformation hin zu einem Sozialkreditsystem zu befördern droht. Die große Masse der Erdenbürger, so die Warnungen der zahlreichen Kritiker, wäre ab diesem Zeitpunkt nur noch dem Goodwill einer winzig kleinen Polit- und Finanzelite ausgeliefert.

De-Banking-Aktivitäten geben einen Vorgeschmack auf die schöne neue Welt

Heißt also, willst Du nicht so, wie ich will, wird Dir einfach das Licht, beziehungsweise in diesem Fall der Zugang zum Finanzsystem, ausgeknipst. Kritiker verweisen zudem darauf, dass sich solche Avancen heute schon beobachten ließen, wenn bedacht werde, wie private Geschäftsbanken sich augenscheinlich in den meisten Fällen rein willkürlich des sogenannten De-Bankings bedienen.

Es ist sonderbar, dass in diesem Zusammenhang oftmals nicht von einem immensen Grad der Intoleranz gegenüber und dem Versuch der Unterdrückung von Dritten (aka eigenen Kunden) die Rede ist.

Zumindest in Großbritannien hatte ein solcher Fall zuletzt für landesweites Aufsehen sowie einen Rattenschwanz an Konsequenzen gesorgt. Dame Alison Rose, die daraufhin im Juli als Vorstandschefin der Natwest Group zurücktrat und auch eine schmerzhafte Gehaltskürzung hinnehmen musste, hat weltweit Schlagzeilen produziert.

Die NatWest Group und Dame Alison Rose sind zudem auch auf einen millionenschweren Schadensersatz verklagt worden. Es stellt sich die Frage, woher das Vertrauen unter privaten Konteninhabern und Unternehmen in Banken, die zudem (wie oft in den letzten fünfzehn Jahren?) durch die Steuerzahler vor dem Untergang „gerettet“ worden sind, angesichts solcher Meldungen herrühren soll?

Als Verwalter und „Mediatoren“ (zwischen Fed und privaten Haushalten und Unternehmen) werden sich diese Banken aufgrund eines eher zunehmenden Mangels an Vertrauen in diese Institutionen hinsichtlich einer potenziellen CBDC-Einführungen – anders als durch das US-Finanzministerium erhofft – wahrscheinlich eher nicht eignen.

Hierfür sind die Banken aufgrund ihres Verhaltens allein verantwortlich. Denn Banken haben sich nicht als moralischer und gesellschaftlicher Richter aufzuspielen. Wenn zudem einmal die ganzen Bankenskandale berücksichtigt werden, die spätestens seit den Jahren der globalen Finanzkrise die medialen Schlagzeilen bestimmt haben, so wird hieran ersichtlich, dass viele Institute moralisch betrachtet auf eine Bringschuld blicken, und die letzten in der Reihe sind, die Dritte ohne den Gang vor ein Gericht aburteilen und – weswegen auch immer – aus dem Finanzkreislauf auszuschließen versuchen.

Wenn sich manche kanadische Banken bei ihren Kunden für ihre Vorgehensweise bei ihren von Kontensperrungen betroffenen Kunden im Zuge der Trucker-Proteste entschuldigt haben, so lässt sich übergeordnete betrachtet wie auch in der Folge nichts von einem tatsächlichen Umdenken unter manchen Verantwortlichen erkennen. Die jüngsten Ereignisse, in die sich die NatWest Group verwickelt sieht, erweisen sich da nur als Spitze des Eisbergs.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf eine Publikation der Federal Reserve Bank.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Eine Analyse, Einschätzung wie gegebenenfalls auch eine Bestrafung von gesellschaftlichem Fehlverhalten fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich von Geschäftsbanken, sondern ist allein den hierfür zuständigen Gerichten zu überlassen.    

Sollten die hiervon betroffenen Geschäftsbanken die elementarsten Aspekte der Gewaltenteilung unter Umständen irgendwann wieder respektieren und anerkennen – um sich allein auf die Kernaufgaben ihres eigentlichen Geschäftes wie auch die mit diesem Geschäft für Gewöhnlich verbundene Diskretion zu konzentrieren – warum sollte es dann nicht gelingen, verloren gegangenes Vertrauen wieder zurück zu erobern?!

Ein einfaches Dienstleistungsangebot in Form einer Waffe gegenüber den eigenen Kunden aufgrund voneinander abweichender (ideologischer) Sichtweisen zu missbrauchen, ebnet hingegen den Weg in einen vollkommenen Vertrauensverlust, von dem sich wahrscheinlich niemand mehr so richtig erholt.

CBDCs setzen hierauf auf, denn wie Michelle Bowman selbst erkannte, stellt sich die Frage, warum Menschen, die kein Vertrauen in private Banken haben, einer CBDC angesichts der jetzt bereits kontrovers geführten Diskussionen mehr Vertrauen entgegenbringen sollten?
Selbst unter manchen amerikanischen Bundesstaaten ist dieses Vertrauen augenscheinlich non-existent, wenn nach Florida inzwischen auch Indiana CBDCs gesetzlich in den eigenen Gefilden verboten hat.

Letzten Endes wäre die landesweite Einführung einer CBDC von einer entsprechenden Gesetzgebung im Washingtoner Kongress abhängig. Wie stehen die allgemeinen Chancen auf eine solche Verabschiedung momentan?

Es empfiehlt sich, den nachfolgenden Bericht in diesem Zusammenhang zu lesen.

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