Ich hatte Ihnen die Aktie bereits vor einiger Zeit schon einmal vorgestellt: Coupang: Als hätte jemand einen Schalter umgelegt

Damals hatte das Unternehmen gerade den Sprung in die Profitabilität vollzogen. Doch die Bodenbildung zog sich trotzdem noch ein wenig. Am Freitag dürfte der finale Ausbruch endlich geglückt und die Bodenbildung formal abgeschlossen sein.

Coupang kann den Gewinn geradezu beliebig steuern

Wer seit der letzten Analyse dabei ist, kann sich inzwischen über einen schönen Kursgewinn von 26 % freuen. Doch das könnte erst der Anfang sein. Das Unternehmen wird maßgeblich unterschätzt und von den großen US-Banken und Researchhäusern kaum verfolgt.

Das hat das vergangene Jahr eindeutig gezeigt. Coupang steigerte Quartal um Quartal den freien Cashflow, doch die Konsensschätzungen bewegten sich so gut wie gar nicht.

Doch eins nach dem anderen. Ab 2022 kamen unprofitable Wachstumsaktien aus der Mode. Bei Coupang reagierte man darauf und kündigte an, höheres Wachstum nicht mehr als oberstes Ziel zu verfolgen, sondern möglichst schnell profitabel werden zu wollen.

Ein Quartal später war man profitabel, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Es wäre mir kein anderes Beispiel bekannt, in dem ein Wachstumsunternehmen so schnell umlenken und die Gewinnschwelle erreichen konnte. Das zeigt, dass das Geschäft im Kern hochprofitabel ist, man hatte bis dahin nur alle verfügbaren Mittel reinvestiert.

Auch in diesem Punkt gleichen sich Coupang und Amazon. Die US-Amerikaner wurden immer wieder dafür kritisiert, dass sie angeblich unprofitabel seien. Wer sich jedoch den operativen Cashflow angeschaut hat, wusste bereits vor 20 Jahren, dass das laufende Geschäft von Amazon operativ profitabel war.

Darauf hatte ich beispielsweise auch in meinem ersten Cashkurs-Artikel zu Amazon hingewiesen: Amazon: Das nächste Quartal wird eine Katastrophe

Die überraschende Wandlung von Coupang: Vom Verlust zur Profitabilität

Um zu verstehen, welche Fortschritte Coupang in den letzten Monaten gemacht hat, muss man sich die Entwicklung im Zeitverlauf anschauen.

Seit der letzten Analyse hat das Unternehmen zweimal Zahlen vorgelegt. Im dritten Quartal konnte der Umsatz in lokaler Währung um 21 % auf 6,2 Mrd. USD gesteigert werden. Coupang ist zwar vor allem in Südkorea aktiv und daher werden die Umsätze in Won generiert, aber das Unternehmen berichtet in US-Dollar.

Das Bruttoergebnis konnte um 27 % auf 1,6 Mrd. USD gesteigert werden und der freie Cashflow (TTM, trailing 12 months) verbesserte sich von -1,0 auf +1,9 Mrd. USD.

Im vierten Quartal konnte man den Umsatz um 23 % auf 6,6 Mrd. USD steigern. Das Bruttoergebnis verbesserte sich um 32 % auf 1,7 Mrd. USD. Der freie Cashflow (TTM) verbesserte sich von -0,2 auf +1,8 Mrd. USD.

Das wird hunderte Millionen in die Kasse spülen

Im Jahresverlauf hat die Wachstumsdynamik zugenommen und Profitabilitätskennzahlen haben sich verbessert. Die Barmittelreserven sind von 3,51 auf 5,24 Mrd. USD erheblich gestiegen, die langfristigen Schulden sind von 0,54 auf 0,53 Mrd. USD gesunken.

Coupang wächst mit erheblichem Tempo, ist längst profitabel und gewinnt immer mehr Abo-Kunden. Die Zahl der Wow-Abos, was mit Amazon Prime vergleichbar ist, kletterte um 27 % auf 14 Millionen.

Diese 14 Millionen Kunden will man jetzt kräftiger zur Kasse bitten. Wie man am Freitag bekannt gegeben hat, werden die Preise für das Wow-Abo um 58 % auf 7.890 Won erhöht. Der Preisschritt ist enorm, doch umgerechnet liegt der neue Abopreis monatlich lediglich bei 5,71 USD. In einem Land mit durchschnittlichen Monatseinkommen von 2.800 Dollar dürfte das die wenigsten Kunden abschrecken.

Eine Kündigungswelle ist daher nicht zu erwarten. Zunächst gilt die Preiserhöhung nur für Neukunden, doch ab August auch für Bestandskunden. Zuletzt hatte man den Preis 2022 von 2.990 auf 4.990 Won erhöht.

Nehmen wir an, dass der Anstieg der Wow-Kunden dadurch vorerst gestoppt wird und die Zahl der Abos stagniert. Selbst in diesem Szenario wird Coupang 353 Mio. USD mehr einnehmen, denen keine Kosten gegenüberstehen.

Damit sind alle bisherigen Schätzungen hinfällig. Coupang dürfte im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von etwa 20 % erzielen. Unterstellt man, dass sich die Profitabilität, abgesehen von Wow, nicht weiter verbessert und der FCF nicht überproportional ansteigt, würde Coupang 2024 einen freien Cashflow von 2,51 Mrd. USD erzielen.

Coupang käme demnach auf eine forward P/FCF von 15,2. Bei den vorliegenden Wachstumsraten und mit Blick auf die Charakteristiken des Unternehmens sowie das Stadium, in dem es sich befindet, könnte man wesentlich mehr rechtfertigen.

Viele Soft-Facts, die das Unternehmen auszeichnen, finden Sie in der ersten Analyse zu Coupang. Dort sind wir ausführlich auf das Thema Kundenbindung und -verhalten eingegangen.

Um es kurz zusammenzufassen: Die Kundenbindung ist enorm und der durchschnittliche Kunde gibt jedes Jahr mehr auf der Plattform aus.

Coupang Aktie (WKN: A2QQZ2) – Chart vom 13.04.2024 – Kurs: 21,23 - Kürzel: CPNG – Wochenkerzen

 

Mit dem Wochenschlusskurs über 20 USD, wurde ein übergeordnetes Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 25 USD ausgelöst. Darüber wäre der Weg in Richtung 30 USD frei.

Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie jedoch möglichst nicht mehr unter 20 USD zurückfallen. Sollte es dennoch dazu kommen, muss mit einer Fortsetzung der Seitwärtsbewegung gerechnet werden, auch wenn das aus fundamentaler Sicht wenig Sinn ergeben würde.

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