Der frühere Finanzminister Yanis Varoufakis, der zuletzt mit seiner europaweiten Bewegung DiEM25 eher international statt in Hellas auftrat, meldet sich zurück. Der Professor, wie er am liebsten angesprochen wird, sieht sich in allen Punkten bestätigt. Genüsslich erklärte er am Dienstag dem Hauptnachrichtensprecher von ANT1-TV, Nikos Chatzinikolaou, dass das aktuelle Wirtschaft- und Wahlprogramm der oppositionellen Nea Dimokratia in allen wesentlichen Punkten seinem eigenen Positionspapier vom Juli 2015 entspricht. Chatzinikolaou hatte noch im Frühjahr 2016, damals in seiner Funktion als Herausgeber der Zeitung Real News gefragt, warum Varoufakis noch Interviews geben darf und noch nicht im Gefängnis sitzt. Heuer bedankte sich der Journalist für das Gespräch mit dem streitbaren Ökonomen.

Nun bittet der frühere Finanzminister selbst darum, doch endlich vor ein für Minister vorgesehenes Sondergericht gestellt zu werden. So könnte er seiner Meinung nach beweisen, dass er von Anfang an Recht hatte.

Für Varoufakis gab es 2015 nicht die Alternative, entweder den Vorschlag des Bundesfinanzministers Dr. Wolfgang Schäubles für einen gesponserten Grexit oder aber das dritte Rettungspaket anzunehmen. Varoufakis steht stattdessen auf dem Standpunkt, dass beide Vorschläge den Grexit bedeuten. Den dritten Rettungsplan bezeichnete er von Anfang an als utopisch. Statt des seiner Ansicht nach toxischen Primärplus von 3,5 Prozent für zehn Jahre zielt der Alternativplan von Varoufakis auf 1,5 Prozent Primärplus „für immer“ ab. Mit einer Senkung der Unternehmenssteuern und einer Schaffung einer Aufbau- und Investitionsbank möchte er die Wirtschaft wiederankurbeln. Mit der Schaffung einer „Bad-Bank“ für die faulen Kredite, die Wirtschaft von Altlasten befreien. Die Tendenz in der öffentlichen Wahrnehmung von Varoufakis wird wieder besser, nachdem der „Yanis mit einen n“, wie er wegen der alternativen Schreibweise seines Vornamens Yannis genannt wird, lange Zeit als Sündenbock galt.

Eher in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist dagegen Panagiotis Lafazanis. Lafazanis, der aus der kommunistischen Partei stammend, zu den Gründungsvätern der SYRIZA-Vorgängerpartei Synaspismos gehörte, hatte für Tsipras die Kontakte nach Russland geknüpft. Er war von Anfang an für einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung.

Der frühere Energie- und Umweltminister, der als Vorsitzender der „Linken Plattform“ die seinerzeit größte innerparteiliche Gruppe von SYRIZA anführte war mit seiner Abspaltung „Laiki Enotita“ (Volksunion), kurz LAE genannt, bei den vorgezogenen Neuwahlen im September 2015 nur an wenigen fehlenden Stimmen am Einzug ins Parlament gescheitert. Als Abspaltung von SYRIZA war die LAE vor den Neuwahlen die drittstärkste parlamentarische Kraft.

In Umfragen blieb er bis zum Herbst 2016 als Alternative präsent. Auf den Straßen gibt es kaum eine Demonstration in Athen, an der nicht eine prominente Abordnung ehemaliger Parlamentarier der LAE teilnimmt. In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Drachmenfan Lafazanis, der immer mehr mit der trotzkistischen Sammelbewegung ANTARSYA zusammenarbeitet jedoch eher als Relikt der Vergangenheit angesehen. Chancen auf ein Comeback hat er eher nicht.

Die dritte im Bunde, die frühere Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, hatte Tsipras früher als Rechtsanwältin in Prozessen erfolgreich verteidigt. Nun wirft sie ihm Verrat vor. Konstantopoulou trat bei den vorgezogenen Neuwahlen im September 2015 als Kooperationspartnerin der LAE an, nun hat sie ihre eigene Partei, die Plefsi Eleftherias.

Die Partei startete gut in die Umfragen, sackt jedoch immer weiter ab. Konstantopoulou unterstützt die nach Dario Fo benannte „Bezahlt wird nicht“-Bewegung, die sich gegen die Versteigerung von Wohnungen verschuldeter Bürger einsetzt. Sie startete zahlreiche juristische Initiativen zur Eintreibung der Reparationen aus den Weltkriegen und zur Rückerstattung des vom Dritten Reich Griechenland abgepressten Zwangskredits. Eine ihrer Rechtschutzinitiativen für das griechische Volk bekam vom zuständigen Gericht keine Vereinszulassung, was Konstantopoulou mit einem Wutausbruch quittierte.

Am Mittwoch wurde sie beim in Athen laufenden Prozess gegen deutsche, internationale und griechische Topmanager der Firma Siemens aus dem Gerichtssaal verwiesen. Konstantopoulou hatte gefordert, als Nebenklägerin aufzutreten, was ihr verweigert wurde. Weil sie dies nicht hinnehmen wollte, lieferte sie sich ein lautes Streitgespräch mit den Gerichtsvorsitzenden. Vom Richter darauf hingewiesen, dass ihr Verhalten standesrechtliche Konsequenzen der Anwaltskammer haben könne, reagierte sie mit einem schnippischen „Ihres aber auch“.

Konstantopoulou hat im Volk einen Rückhalt bei all jenen, die sich nach einer streitbaren Verfechterin ihrer Belange sehnen, als linke Politiker wird sie hingegen kaum mehr wahrgenommen.

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