Wie kürzlich berichtet, sehen Gesetzesinitiativen im Bagdader Parlament vor, den Irak in der Zukunft unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Selbstverständlich stehen Erdölverkäufe des Landes im Zentrum dieser Maßnahmen.

Die Bagdader Pläne sehen vor, Erdöl auch gegen andere Währungen unter Ausschluss des US-Dollars an Drittstaaten zu verkaufen. Ähnliche Überlegungen hinsichtlich einer sich intensivierenden De-Dollarisierung finden zurzeit auch in Ägypten statt.

Ägypten wendet sich vom US-Dollar ab

Wie es seitens des Kairoer Außenministeriums heißt, werde momentan über Wege und Mittel nachgedacht, wie sich die eigene Abhängigkeit vom US-Dollar im Handel mit den anderen BRICS-Partnernationen reduzieren lässt. Die Entscheidung zu einer Abkehr vom US-Dollar wurde in der Zwischenzeit getroffen.  

Ähnlich wie im Fall des Iraks lässt sich die Initiative zu einer fortan verstärkten Nutzung von nationalen Währungen unter anderem auf die steigenden Kosten zurückführen, die aufgrund einer weltweit gestiegenen Inflation mit einer Nutzung des US-Dollars assoziiert werden.

Ein weiterer Aspekt leitet sich aus dem Umstand ab, dass eine wachsende Anzahl von  Nationen im globalen Süden über zu ergreifende Maßnahmen nachdenkt, wie sich das mit einer Nutzung des US-Dollar-Systems angelegte Korsett abstreifen lässt.    

Es ist erklärtes Ziel der BRICS-Nationen, den Grad der eigenen Unabhängigkeit im globalen Handel in den nächsten Jahren auf maximale Weise zu erhöhen. Das momentan existierende Handelssystem steht solchen Bestrebungen jedoch diametral entgegen.

Auch unter den Mitgliedern der durch die Russische Föderation dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion wird inzwischen dasselbe Ziel verfolgt. Angedacht ist, den Handel zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion und den BRICS-Ländern in den nächsten Jahren deutlich zu intensivieren. Mancherorts wird bereits über eine potenzielle Integration gesprochen.

Ägypten gehört seit Anfang Januar zum Kreis der fünf neuen BRICS-Mitglieder. Von 2022 auf 2023 hatte sich Ägyptens Handel mit den BRICS-Ländern auf rekordhohe 46,7 Milliarden US-Dollar gesteigert.  

Bereits vor der Aufnahme des nordafrikanischen Landes in den BRICS-Verbund ging somit bereits mehr als ein Drittel aller ägyptischen Ausfuhren an andere BRICS-Nationen. Die seit Jahresbeginn zu beobachtende Integration Ägyptens in den Staatenverbund wird dessen Exportindustrie unter aller Voraussicht einen zusätzlichen Schub verleihen.

Gemeinsame Handelswährung zurück im Fokus

Während der Aufnahme von neuen Mitgliedern im Rahmen des letztjährigen BRICS-Gipfels in Südafrika die volle Aufmerksamkeit durch die Teilnehmer geschenkt wurde, wird es im August dieses Jahres im Rahmen der 16. Zusammenkunft der BRICS-Länder wahrscheinlich ein gänzliches anderes Thema sein, das die medialen Schlagzeilen bestimmen wird.  

Es könnte dann nämlich durchaus so weit sein, dass es zur offiziellen Ankündigung zu einer schon seit längerer Zeit erwarteten Lancierung einer gemeinsamen Handelswährung durch den BRICS-Block kommen wird.

Selbst unter westlichen Analysten und Offiziellen wird eingestanden, dass es aus aktueller Sicht noch nicht einmal zwingend notwendig wäre, eine gemeinsame Handelswährung zu lancieren, um den Verbund der G7-Staaten wirtschaftlich herauszufordern.
Denn neben der strategischen Entscheidung zu einer Aufnahme Ägyptens seien mit der neuen Mitgliedschaft von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auch zwei sehr finanzkräftige Nationen dem BRICS-Verbund beigetreten.   

Ferner übten beide Nationen einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft aus. Im Rahmen der letztjährigen Zusammenkunft der (damals noch fünf) BRICS-Länder machte der russische Staatspräsident Wladimir Putin in einer virtuellen Zuschaltung deutlich, dass der Prozess der De-Dollarisierung weltweit an Fahrt aufnehme.  

Amerika macht sich immer mehr Feinde auf der Welt, was zwangsläufig dazu führt, dass das Thema der De-Dollarisierung in einer wachsenden Anzahl von Nationen mit ganz oben auf der Agenda steht.  

Nicht nur eine bislang ungesehene Sanktionierung der Russischen Föderation durch die USA und die Europäische Union, sondern auch zunehmende Exportkontrollen gegenüber China im Technologiebereich forcieren diese Bestrebungen.  

Viele Länder, die man dem globalen Süden zurechnet, werden aufgrund ihres intensiven Handels mit dem Reich der Mitte automatisch in diesen Sog mit hinein gezogen. So ist es nicht verwunderlich, dass in diesen Ländern eine Nutzung von nationalen Währungen wie auch der Aufbau oder die Nutzung von multilateralen Abwicklungssystemen in Erwägung gezogen wird.

Zinsgift

Vielerorts geschieht dies auch bereits auf die eine oder andere Weise. Angestoßen wird dieser Prozess zusätzlich durch die anhaltende Hochzinsphase in den Vereinigten Staaten. So sehen sich viele Schwellenländer hierdurch wachsenden Risiken und Gefahren ausgesetzt, weil die Zinsen auf einstmals aufgenommene US-Dollar-Kredite in der Zwischenzeit rasant gestiegen sind.   

Um diese Entwicklung zu adressieren, sind viele dieser Länder dahin zurückgekehrt, sich auf Basis ihrer nationalen Währungen zu verschulden. Dilma Rousseff, Chefin der in Shanghai ansässigen New Development Bank, hatte im vergangenen Jahr mitgeteilt, zukünftig gut ein Drittel der durch ihre Institution zu vergebenden Kredite auf Basis von nationalen Währungen auszureichen.  

Hinter diesen Bestrebungen steckt auch die Befürchtung, sich nach dem finanzpolitischen Bruch des Westens mit der Russischen Föderation in eine zu starke Abhängigkeit von nur einer Handelswährung wie dem US-Dollar zu begeben.  

Nachdem die amerikanischen Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation, dem Iran oder auch Syrien ausgeweitet werden, mag vielerorts die Frage im Raum stehen, wann und ob einem Ähnliches auch selbst irgendwann in Aussicht stehen könnte.  

Der Missbrauch des US-Dollars durch die Washingtoner Regierung und die Nutzung der heimischen Währung in Form einer Waffe gegenüber Drittstaaten hat in vielen Teilen der Welt zu einem Umdenkprozess geführt.

Schließlich muss eine internationale Handels- und Reservewährung allen Nationen und Akteuren rund um den Globus in gleicher Weise und zu jedem Zeitpunkt zugänglich sein, um internationale Handelsaktivitäten zu erleichtern und zu forcieren.

Ab dem Moment, ab dem dies wie jetzt nicht mehr der Fall ist, schauen sich mehr und mehr Akteure automatisch nach Alternativen um. So hatte der südafrikanische BRICS-Botschafter Anil Sooklal im letzten Jahr darauf hingewiesen, dass es den BRICS nicht darum ginge, den US-Dollar durch die Lancierung einer eigenen Handelswährung komplett zu substituieren.

Vielmehr ginge es darum, den Ländern auf der Welt Alternativen zu einer Nutzung des US-Dollars in Aussicht zu stellen. In diesen Worten spiegelte sich einmal mehr der Trend hin zu einer multipolaren Weltordnung, in deren Zentrum nicht mehr nur eine Währung wie der US-Dollar stehen wird.

Der IWF und der globale Süden

Interessant ist es in diesem Zusammenhang zu beobachten, wie sich die Russische Föderation und die Volksrepublik China im vergangenen Jahr noch vor dem offiziellen Beitritt Ägyptens zum BRICS-Verbund beim Internationalen Währungsfonds (IWF) für eine Teilschuldenerlass zugunsten des nordafrikanischen Landes stark machten.   

Dass beide Länder beim IWF mit diesem Ansinnen auf Granit bissen, lässt sich allein anhand der Tatsache ableiten, dass es sich mit Blick auf das Kreditvergabemodell des IWFs um einen wichtigen Stützpfeiler der amerikanischen Hegemonialbestrebungen handelt.   

Wer sich einer Bedienung oder Zurückzahlung von IWF-Darlehen in der Vergangenheit versagte, machte auch mal ganz schnell Bekanntschaft mit dem Einfall des US-Militärs. Anders als Privat- oder Unternehmensschuldnern ist es IWF-Schuldnern nicht möglich, Gläubigerschutz im Rahmen eines geordneten Insolvenzverfahrens zu beantragen.  

Häufig kommt es im Rahmen eines geordneten Insolvenzverfahrens zu einer Einigung zwischen Schuldnern und Gläubigern auf eine Schuldenrestrukturierung, in deren Zuge die Gläubiger anteilig zumindest einen Teil ihrer ausstehenden Gelder zurückerhalten.

Wer den IWF unter seinen Gläubigern weiß, kann sich ein solches Prozedere von vornherein abschminken. Der IWF zeigt sich mit Blick auf seine Schuldner zwar oftmals dazu bereit, zuvor ausgehandelte Rückzahlungsmondalitäten mit den Kreditnehmern neu zu verhandeln.

Dass der IWF seine Bereitschaft zu einer Schuldenabschreibungen von auch nur geringsten Beträgen erkennen ließ, ist bis heute noch nicht vorgekommen. Vielmehr werden Schuldner im Fall von Rückzahlungsschwierigkeiten wie eine Zitrone ausgequetscht, indem der IWF den betreffenden Nationen schmerzhafte Austeritätsmaßnahmen aufoktroyiert.

Beispielsweise Griechenland lässt grüßen! Westlichen Kanzleien scheint es ein Dorn im Auge zu sein, dass die Volksrepublik China sich mehr und mehr lautstark gegen solche Praktiken im Umgang mit Schuldnernationen ausspricht und den eigenen Druck auf den IWF verstärkt.   

Wer die Geschichte ein wenig verfolgt, könnte auf den Gedanken kommen, dass es dem IWF nicht allein um das Insistieren auf eine vollständige Zurückzahlung von ehedem vergebenen Darlehen zu gehen scheint.

Vielmehr ergibt sich als größter Gläubiger eines Landes ein enormer Spielraum, um Einfluss auf die Geschicke einer Nation auszuüben – und diesen Spielraum auf maximale Weise zu nutzen.  

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite businesselitesafrica.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wie wird sich dieser Spielraum beispielsweise auf die israelischen Pläne einer Umsiedelung von bis zu drei Millionen Palästinensern aus dem derzeit umkämpften Gaza-Streifen auf die ägyptische Sinai-Halbinsel auswirken?

Die Aufnahme Ägyptens in den BRICS-Verbund erfolgte keineswegs rein zufällig. Vielmehr dürfte es dem BRICS-Verbund dabei um eine zunehmende Kontrolle der internationalen Handelsströme (Stichwort: Suez-Kanal) gegangen sein.

Solche Überlegungen führen automatisch zu der Frage, ob der durch die Vereinigten Staaten unterstützte Krieg Israels im Gaza-Streifen, der sich momentan auf den Libanon – und im schlimmsten aller Fälle auch auf Ägypten – auszuweiten droht, rein zufällig begonnen wurde und wie aus dem Nichts vom Himmel gefallen ist?!  

Ägypten könnte sich durchaus ab einem bestimmten Zeitpunkt dazu veranlasst sehen, dem IWF mit der Erklärung eines Zahlungsausfalls zu drohen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wird es wohl äußerst spannend werden zu beobachten, was dann geschehen wird.

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