Bereits vor wie auch seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hatte ich mich mit einersich abzeichnenden Neugestaltung des Weltfinanzsystems (oder dessen potenziellen Kollaps) eingehend auseinandergesetzt. Eine kleine, jedoch prägnante, Auswahl von ehedem zu diesem Thema verfassten Berichten spiegelt sich in den nachfolgend abgebildeten Grafiken wider.

In diesem Zuge habe ich wiederholt den Versuch unternommen, die Unterschiede und Vorteile von BRICS-Ländern wie der Russischen Föderation bezüglich eines Vergleichs zwischen einem ressourcenbasierten und einem schuldenbasierten System (des Westens) darzulegen.

Neben Zoltan Pozsars letztjährigen Ausführungen zu Bretton Woods III war es unter anderem auch ein Interview mit Sergei Glasjew vom 14. April 2022 auf der Seite thecradle.com, denen ich zum damaligen Zeitpunkt meine volle Aufmerksamkeit widmete.

„Zahlungsausfälle auf USD-, Euro- und Pfund-Basis spielen keine Rolle“

In dem oben nochmals verlinkten Interview legte der russische Ökonom und Putin-Berater Sergei Glasjew seine Ansichten zur Herausbildung eines neuen Finanzsystems im Osten auf eine vollkommen ungeschönte Weise dar.

Eine der damaligen Kernaussagen von Sergei Glasjew, die bis heute in meinem Gedächtnis haften geblieben ist, lautete wie folgt:

„An der neu entstehenden Finanzarchitektur können alle Länder unserer Erde teilnehmen…selbst dann, wenn sie zuvor auf USD-, Euro- oder Pfund-Basis Zahlungsausfälle erklärt haben sollten.“

Wen wundert es angesichts eines solchen Ausblicks überhaupt noch, dass zig Nationen auf unserer Welt sich dazu entschlossen haben mögen, von einer solchen sich potenziell bietenden Möglichkeit zu gegebenem Zeitpunkt Gebrauch zu machen?!

Nicht erst seit den letztwöchigen Geschehnissen um Saudi-Arabien, die spätestens seit demletztjährigen Sommer, wie in diesem Bericht aus dem Juli 2022 prognostiziert, antizipierbar gewesen sind, ist vielerorts mittlerweile von einem aufsteigenden „Petroyuan“ die Rede.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen ich mancherorts für eine solche Prognose attackiert wurde, mit dem Vorwurf einhergehend, dass der chinesische Finanzmarkt nicht ausreichend liberalisiert, der Yuan (Renminbi) durch die PBoC kontrolliert und keine freie Konvertierbarkeit in die / aus der chinesischen Währung gegeben sei.

War niemals ein Problem aus meiner Sicht, doch ich wies zu einem frühen Zeitpunkt darauf hin, dass entsprechende Veränderungen samt einer potenziellen Internationalisierung der chinesischen Währung eher durch geopolitische Entwicklungen denn aus wirtschaftlichem Zwang heraus angestoßen werden dürften. In den vergangenen Tagen haben wir hierfür eine zusätzliche Bestätigung von offizieller Seite erhalten.

So hat Alexander Babakov, der stellvertretende Vorsitzende der Staatsduma, mitgeteilt, dass die BRICS-Nationen gemeinsam an einer neuen Währung arbeiteten. Für sich genommen ist an dieser Erklärung nichts neu. Doch zumindest werden maßgebliche Entwicklungen an dieser Front stückchenweise an die Öffentlichkeit getragen.

In der Zwischenzeit in Amerika: Nur noch Donald, Donald, Donald und nochmals Donald bestimmt die Schlagzeilen!

Um an dieser Stelle einmal in die Vereinigten Staaten zu schweifen, so gab oder gibt es doch kaum eine andere Schlagzeile wie die nachfolgende, die derart geeignet wäre, einerseits die innenpolitische Stabilität im Land noch mehr aus den Angeln zu heben als ohnehin schon zu beobachten, und die Massen andererseits von einem sich forcierenden Zusammenbruch des Bankensystems und der im Juli bevorstehenden Einführung des Systems FedNow in den USA abzulenken.

So hieß es auf konservativen Medienseiten in den USA, hier stellvertretend auf der Seite von thegatewaypundit.com, nach der New Yorker Anklageerhebung gegen Donald Trump am Donnerstag letzter Woche unter anderem wie folgt:

  • Trump reagiert auf Anklageerhebung – „Es handelt sich um eine Attacke auf unser Land – und zwar auf eine niemals zuvor gesehene Weise.
  • „Die USA sind jetzt ein Dritte-Welt-Land“ – Trump wütet gegen Gangster, radikale, linksgerichtete Monster und die kommunistische Linke in zweiter Erklärung nach der gegen ihn politisch motivierten Anklageerhebung.
  • „Das einzige Verbrechen, das Donald Trump begangen hat, war, Hillary Clinton zu schlagen.“ – Kari Lake spricht sich gegen betrügerische Anklageerhebung gegen Trump aus.
  • Kevin McCarthy, Sprecher des Repräsentantenhauses, veröffentlicht Erklärung: „Alvin Bragg hat unserem Land einen irreparablen Schaden zugefügt. Amerikas Bürger werden diese Ungerechtigkeit nicht tolerieren. 
  • „Florida wird einem (New Yorker) Auslieferungsersuchen nicht stattgeben.“ – RonDeSantis gibt Erklärung zu Anklageerhebung gegen Trump ab.
  • „Ich bange um mein Land. Es handelt sich jetzt um Dritte-Welt-Taktiken.“ – Trumps Anwältin Alina Habba nach Anklageerhebung gegen Trump.

Nicht erst seit gestern fällt vielen Amerikanern selbst wie auch dem Rest der Welt auf, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika in eine Bananenrepublik verwandelt haben, und dass die verschiedensten Institutionen des Landes auf eine zunehmende Weise politisiert sind und in Form einer Waffe gegenüber der politischen Opposition eingesetzt und missbraucht werden. Amerika ist auf dem besten Weg dazu, um sich komplett selbst zu zerlegen, und jeden noch verbliebenen Respekt im Rest der Welt einzubüßen. Deutlich wird dies unter anderem an einer jüngsten Fernsehausstrahlung auf einem saudischen Sender (via Twitter).

FT gelangt zu „bemerkenswerten“ Erkenntnissen

Was könnte einladender sein, als einer innenpolitisch derart geschwächten und zerrissenen Nation jetzt von außen noch so richtig mit Anlauf in die E**r zu treten? Dass die BRICS-Länder ihre ganz eigene – und augenscheinlich gegen die Vereinigten Staaten gerichtete – Agenda verfolgen, ist inzwischen wohl auch dem letzten Ignoranten bewusst geworden.

Und so verwundert es nicht, dass Saudi-Arabien und die Organisation OPEC+ noch am Sonntagnachmittag eine kräftige Ölförderkürzung in Höhe von gut 1,6 Millionen Fass pro Tag bekannt gegeben hatten, um die Erdöl- und Rohstoffmärkte am Montagmorgen mal so richtig wach- und durchzurütteln. Es folgt ein Blick auf den gestrigen Erdölhandelsstart (WTI). Der damit verbundene Shortsqueeze war unverkennbar.

Selbst die Financial Times gibt in einem Bericht offen zu, dass etwas an die Oberfläche gedrungen sei. Hierbei handele es sich um den Versuch Saudi-Arabiens sich einer Wirtschaftsstrategie zu bedienen, die sich von den Vereinigten Staaten von Amerika unabhängig macht.

Ach, echt jetzt? (Vorsicht: Ironie!). I clap my hands. – LOL.

Und weiter heißt es, dass diese Entscheidung angesichts einer anhaltenden Verschlechterung in den Beziehungen zur Biden-Administration getroffen worden sei. So habe man in Saudi-Arabien irritiert auf letztwöchige Aussagen der Biden-Administration reagiert, in deren Zuge die US-Regierung Rohölkäufe zur Wiederaufstockung der Strategischen Petroleumreserve (SPR) ausgeschlossen hatte. Es folgt ein Blick auf die strategischen Rohölfüllstände in den USA unter Bezugnahme auf einen Tweet von Alex Gladstein.

Schafft Joe Biden es bis 2024 vielleicht noch, die Tanks komplett zu leeren?

Warum überhaupt darüber nachdenken, die Strategischen Petroleumreserven der USA, die nach den Erfahrungen mit dem OPEC-Boykott in den 1970er Jahren aufgebaut wurden, je wieder aufzufüllen?

Joe Biden schafft es bis 2024 vielleicht noch, die Tanks komplett zu leeren! Wundern würde ich mich noch nicht einmal mehr über eine solche Entwicklung. Wie anfällig und erpressbar diese Entwicklung die USA gegenüber Russland und den OPEC-Staaten machen, zeigt sich zurzeit an den aktuellen Geschehnissen.

Ferner wird sich Fed-Chef Jerome Powell Gedanken darüber machen dürfen, ob es angesichts einer potenziell wieder einsetzenden Preisrally an den Energie- und Erdölmärkten tatsächlich mit „nur“ einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr in den USA tatsächlich getan sein wird.

Jetzt heißt es Saudi-First – und Shake Hands mit dem Iran

Um noch einmal auf den FT-Bericht zurückzukommen, so werden darin Analysten zitiert, die erkannt zu haben scheinen, dass Saudi-Arabien inzwischen eine Strategie nach Art von Saudi-Arabien First verfolgt.

Saudi-Arabien schließe neue Freundschaften, so wie dies im Hinblick auf China der Fall sei. Gleichzeitig werde gegenüber den USA die Botschaft ausgesendet, dass die unipolare Ära und Weltordnung ihrem Ende ins Auge blicke. (Ich habe gestern hierzu etwas auf Irans FARS News gefunden).

Übersetzung: (Iranischer) Staatspräsident Raisi akzeptiert König Salmans Einladung zu einem Staatsbesuch in Saudi-Arabien

Hurra! Wenn der kenianische Staatspräsident William Ruto seine Landsleute offen dazu aufruft, vom US-Dollar abzulassen, weil „dieser Markt in einigen Wochen anders als zuvor aussehen wird“, so lässt sich vorstellen, was mit einer potenziellen Ankündigung durch die Saudis zu zukünftigen Erdöllieferungen gegen chinesische Yuans (Renminbis) aus Sicht der Vereinigten Staaten verbunden sein wird.

Der damit verbundene Dollar-Abwurf im Rest der Welt würde signalisieren, dass die Ära des Petrodollar zu Ende ist und einseitig aufgekündigt wurde. Die im Rest unserer Weltzirkulierenden und (noch) gebundenen US-Dollars werden wahrscheinlich wie eine Sturzflut in die USA zurückströmen, um in der amerikanischen Heimat eine Hyperinflation auszulösen.

Ins aktuelle Bild passt, dass FARS News am 29. März unter Bezugnahme auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins Tempo berichtete, dass die ASEAN-Staaten in Erwägung ziehen sollen, neben dem US-Dollar auch den Euro, das britische Pfund und den japanischen Yen in Finanzabwicklungsgeschäften meiden zu wollen.

Ersetzt werden sollen die aufgezählten Währungen durch eine sich intensivierende Nutzung der eigenen Landeswährungen. Nun, wer einem Land wie der Russischen Föderation einfach mal so 300 Milliarden US-Dollar von den Konten stiehlt, muss das hieraus resultierende Echo auch ertragen können. Hierzu passt auch diese gestrige Meldung ins Bild.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von ft.com.

Dieser Bericht wird in einem zweiten Teil fortgesetzt.

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