Die Außenminister der BRICS-Länder sind am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer virtuellen Konferenz zusammengekommen. In diesem Zuge haben chinesische Experten die Teilnehmer aus der Russischen Föderation, Brasilien, Indien und Südafrika dazu aufgerufen, das zunehmend rücksichtslose Missbrauchsverhalten der Vereinigten Staaten auf eigene Weise zu kontern.

BRICS-Staaten und weitere Schwellenländer wollen gemeinsame Interessen schützen & US-Abhängigkeit minimieren

Einmal mehr stand im Zentrum dieser Beratungen die globale Hegemonie des US-Dollars und dessen Status als Weltreservewährung. Chinas Außenministerium kündigte in diesem Zuge nicht nur an, dass es zu sich intensivierenden Gesprächen unter den BRICS-Ländern über die aktuellen Entwicklungen kommen wird, sondern dass auch andere Schwellenländer außerhalb dieses Blocks in solche Gespräche mit einbezogen werden sollen.

Um die gemeinsamen Interessen der Schwellenländer in der Zukunft besser zu schützen und den eigenen Wirtschaftsräumen einen größeren Einfluss auf die globalen Strategieleitlinien zu verschaffen, soll sich der gemeinsame Dialog über diese Fragen vertiefen.

Einmal mehr wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ein Ausbau der bilateralen Handelsbeziehungen unter den BRICS-Nationen unumgänglich sei. Gleichzeitig soll die eigene Abhängigkeit vom US-Dollar-Zahlungssystem sukzessive abgebaut und vermindert werden.

Missbrauch des US-Dollars – Auch der Euro leidet darunter

Vollkommen offen wurde im Rahmen dieser virtuellen Konferenz zum Ausdruck gebracht, dass die US-Regierung den Status des US-Dollars als Weltreservewährung auf zunehmende Weise missbrauche.

Eine Weltreservewährung sollte nun einmal stets neutral sein, damit alle Akteure rund um den Globus diese Währung im kommerziellen Handel vorbehaltlos nutzen können. Spätestens seit jener im Zuge der westlichen Sanktionen gegenüber bekanntgewordenen Einfrierung von umgerechnet rund 600 Milliarden Euro an russischen Währungsreserven auf Auslandskonten hat sich an dieser Sichtweise schlagartig etwas geändert.

Denn mittlerweile ist allen Akteuren auf der Welt die Tatsache ins Bewusstsein gerückt, dass es morgen auch jedem anderen so ergehen könnte, der sich nicht den außenpolitischen Leitlinien der US-Regierung zu unterwerfen gedenkt.

Dass die Europäische Union sich ohne Widerspruch auf ein solches Vabanquespiel und ohne vorherige Überlegungen, was solch eigens ergriffene Maßnahmen aus Sicht des Euros bedeuten würden, eingelassen hat, lässt sich zurzeit am Kurs der Währung des gemeinsamen Wirtschaftsblocks der Eurozone ablesen.

De-Dollarisierung soll durch eigens aufzubauende Finanzstrukturen forciert werden

Um auf die BRICS-Länder zurückzukommen, so vertiefen sich deren Diskussionen in Bezug auf eine zukünftig bei Weitem größere Abwicklung von deren gemeinsamen Handel auf Basis eigener Währungen zurzeit.

Es geht also vordergründig erneut um die Frage, wie sich die BRICS in der Zukunft in einem höheren Maße von einer Nutzung des US-Dollars im internationalen Handel unabhängig machen können. Dieser Prozess wird an den Finanzmärkten schon seit längerer Zeit als De-Dollarisierung bezeichnet.

Gleichzeitig wurde dazu aufgerufen, die eigenen Bemühungen zum Aufbau einer eigenen Finanzinfrastruktur, die unabhängig vom aktuell bestehenden und durch die USA und den Westen dominierten Weltfinanzsystems wäre, zu forcieren. Seitens Chinas heißt es hierzu, dass die US-Regierung ihre eigenen Interessen – entgegen den internationalen Interessen – schon seit längerer Zeit in den Vordergrund rücke.

Fed-Zinserhöhung fordert ihren Tribut & Russland-Sanktionen: Das Vertrauen ist endgültig dahin

Unter dieser Entwicklung leide jedoch der Rest der Welt, was auf die gegebene Weise nicht mehr länger hinnehmbar sei. Nach vielen Ausflüchten und einer Fehleinschätzung der Lage bliebe der Federal Reserve Bank nun zudem nichts anderes mehr übrig, als den eigenen Leitzins in einem sich intensivierenden Tempo anzuheben, um der heimischen Inflation Herr zu werden.

Auch diese Entwicklung wird wohl schon in absehbarer Zeit zu einigen Tumulten und Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten führen. Am schwersten wiegt aus Sicht vieler Länder jedoch wohl der Ausblick auf die Tatsache, dass auf die Vereinigten Staaten auf finanztechnischer Perspektive kein Verlass mehr zu sein scheint.

De-Globalisierungsstrategie der USA beschleunigt den Prozess der globalen De-Dollarisierung

Jim Rogers, der die USA als größte Schuldnernation der Weltgeschichte bezeichnet, hatte über die vergangenen Jahre darauf aufmerksam gemacht, dass QE und Nullzinsen in den USA zwar noch eine ganze Zeit lang anhalten könnten, dass es daraufhin ab einem gewissen Zeitpunkt jedoch zum Ausbruch einer Weltwährungskrise kommen würde.

Wenn sich unter dem US-Dollar erst einmal die Fallluke öffnen sollte, hätten die extrem stark auf Importe aus dem Ausland angewiesenen USA ab diesem Zeitpunkt nichts mehr zu lachen. Zuletzt hatte gar Fed-Chef Jerome Powell höchst persönlich in einer Kongressanhörung offen eingestanden, dass es zukünftig neben dem US-Dollar noch andere Reservewährungen geben könnte.

Allein dieses offene Eingeständnis hätte angesichts einer zunehmend multipolaren Welt aufhorchen lassen sollen. Die USA hätten, so die Ansicht der BRICS-Außenminister, ihre Neutralität über Bord geworfen, nachdem weltweit auf eigenes Geheiß rund die Hälfte der russischen Währungsreserven aufgrund des Einmarschs von russischen Truppen in die Ukraine eingefroren worden seien.

Allen anderen BRICS-Nationen und Schwellenländern sollte diese Entwicklung Anlass zu höchster Vorsicht sein, wie es weiter hieß. Mittlerweile wird vielerorts davon ausgegangen, dass sich die USA einer De-Globalisierungsstrategie bedienen, weshalb der Prozess der globalen De-Dollarisierung mit Siebenmeilenstiefeln voranschreiten dürfte. Die gegen die Russische Föderation verhängten Sanktionen verschärften nun diesen Trend.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass der chinesische Yuan / Renminbi von dieser Entwicklung in der Zukunft profitieren dürfte, um dessen eigene Internationalisierung zu forcieren.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite des chinesischen Staatsmediums Global Times.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Zum Ende der letzten Wochen kletterte der Rubel auf ein Sieben-Jahres-Hoch gegenüber dem Euro! Neben der inzwischen beschlossenen Rubel-Gold-Bindung, mittels welcher die russische Währung zum damaligen Zeitpunkt zu einem Kurs von etwa 1.940 US-Dollar pro Feinunze an Gold gebunden wurde, lässt sich aus heutiger Sicht feststellen, dass der Rubel seitdem noch deutlich stärker im Außenwert zulegen konnte.

Darüber hinaus dürfte sich diese positive Entwicklung vor allem auch auf die inzwischen durch die Moskauer Regierung dekretierte Umwandlung von achtzig Prozent der vereinnahmten Auslandswährungen unter den größten Exportfirmen des Landes sowie einer Bezahlung von russischem Erdgas auf Basis des Rubels zurückführen lassen.

Trotz der durch die Vereinigten Staaten und den Westen gegenüber der Russischen Föderation verhängten Sanktionen kaufen sowohl die Volksrepublik China und Indien, die beiden bevölkerungsreichsten Länder unserer Erde, Russland nach wie vor Rohöl, Erdgas und andere wichtige Rohstoffe wie Agrargüter ab.

Selbst die Europäer kommen nicht umhin als zähneknirschend jede Woche Milliarden von Euros an Russland zu überweisen, um nach wie vor überlebenswichtige Energieträger von dort zu erhalten, ohne die sich die eigenen Wirtschaftsaktivitäten nicht aufrechterhalten ließen. Dass die europäischen Importeure nun darauf verpflichtet wurden, zwei Konten bei der bislang nicht durch den Westen sanktionierten Gazprom-Bank zu unterhalten, um eingehende Euros danach direkt in Rubel umzutauschen, scheint der russischen Währung Flügel zu verleihen.

Zwar hat die Washingtoner Regierung zuletzt mehrfach davor gewarnt, zu leistende Schulden- und Zinszahlungen der Moskauer Regierung aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine blockieren zu wollen, um die Russische Föderation in diesem Zuge in eine Art zu erzwingenden Zahlungsausfall auf deren sehr überschaubare Auslandsbonds zu treiben. Der Stabilität des Rubels haben allerdings auch diese Drohungen bislang nichts anhaben können.

Ganz im Gegenteil ist der Rubel im Außenwert momentan um gut zwanzig Prozent stärker als vor dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine. Im gleichen Atemzug hat sich die russische Nachfrage nach Euros und US-Dollars angesichts der bestehenden und grenzüberschreitenden Restriktionen zuletzt weiter abgeschwächt. Auch die russischen Importe aus diesen Regionen sind gesunken.

Während es bislang noch nicht klar ist, welche Energieunternehmen oder Nationen sich dem auf Rubel verordneten Bezahldekret für russisches Erdgas und dem damit verbundenen Zahlungsmechanismus unterworfen haben, berichtet Bloomberg, dass die Verordnung der Moskauer Regierung von Erfolg gekrönt sei und die damit assoziierten Ziele erreicht habe.

Es heißt in dem oben verlinkten Bericht, dass Importeure von russischem Pipeline-Gas nun zwei Konten bei der Gazprom-Bank eröffnen müssten, um unter dem neu eingeführten Zahlungsmechanismus die eigenen Gaseinfuhren finanziell ausgleichen zu können. Weiter heißt es unter Bezugnahme auf Russlands Energieminister Alexander Novak, dass von mittlerweile rund der Hälfte unter mehr als fünfzig Kunden im Ausland ein eben solcher Zahlungsmechanismus akzeptiert worden sei.

Neben Polen und Bulgarien ist in der vergangenen Woche nun auch Finnland der Gashahn durch die Russische Föderation abgedreht worden. Finnland erweist sich allerdings als weit weniger abhängig von russischen Gaseinfuhren als die west- und zentraleuropäischen Nationen.

Wie dem auch sei, so teilte Alexander Novak ergänzend mit, dass eine ganze Anzahl von großen Kunden bereits auf Basis des neu eingeführten Mechanismus Einfuhren von Erdgas bezahlt haben oder sich dazu gewillt zeigen, sich dieses Mechanismus zu bedienen, um einer potenziellen Einstellung von russischen Gaslieferungen zuvorzukommen.

Im Bericht von Bloomberg wird Bezug auf einen russischen Aktienmarktanalysten genommen, laut dessen Aussage der Druck auf den US-Dollar und den Euro versus des Rubels weiter zunehmen werde, da sich mehr ausländische Gaskäufer dem neu eingeführten Zahlungsmechanismus anzupassen bereit seien. Der Rubel werde auf Basis dieser Entwicklung jetzt zwar nicht weiter durch die Decke schießen, sondern es müssten auch temporäre Korrekturen der russischen Währung einkalkuliert werden. Nichtsdestotrotz lege der aktuelle Trend die Annahme nahe, dass der Rubel gegenüber dem Euro und dem US-Dollar zukünftig noch stärker im Außenwert anziehen dürfte.

Wir erinnern uns daran, dass US-Präsident Joe Biden vor wenigen Wochen noch diesen nachfolgenden Tweet abgesetzt hatte.

 

Entgegen der Annahmen des amerikanischen Präsidenten wird an den Devisen- und Finanzmärkten ein ganz anderes Szenario für viel wahrscheinlicher gehalten. Denn der Rubel fuße mittlerweile fast komplett auf den Im- und Exporten des Landes. Der Rubel-Handel unterliege aus diesem Grund nicht mehr der nominellen BIP-Entwicklung. Vielmehr werde der Preis des russischen Rubels nun auf Basis der internationalen Kaufkraftparität bestimmt.

Und nun halte sich bitte jedermann fest! Denn laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds liegt der mit der Kaufkraftparität des russischen Rubels verbundene Außenwert bei 29 (!!!) gegenüber einem US-Dollar. Der Rubel könnte sich langfristig gegenüber dem US-Dollar auf dieser Basis betrachtet also durchaus noch einmal verdoppeln! Laut Big-Mac-Index könnte die russische Währung gar noch stärker auf 23 Rubel pro US-Dollar aufwerten.

Das nominale Bruttoinlandsprodukt scheint demnach im Handel mit dem russischen Rubel fortan keine Rolle mehr zu spielen. Allein hierin spiegeln sich die Mängel der auf den Wirtschaftstheorien von John Maynard Keynes basierenden Nachfragewirtschaft. Die mit dem Rubel assoziierten Entwicklungen führen immer mehr Beobachtern an den Finanzmärkten vor Augen, dass eine alleinige Fokussierung auf BIP-Wachstumsdaten wenig aussagekräftig ist, um auf die zugrundeliegende Stärke einer Wirtschaft zu schließen!

Denn die sich Zentralbanken in der heutigen Ära bietende Möglichkeit einer beständigen Erzeugung von Fiat-Geld aus dem Nichts führt letzten Endes dazu, die Kosten für Güter und Produkte, die mit diesem Geld erworben werden, im Zeitablauf in die Höhe zu katapultieren. Über den gesundheitlichen Zustand der Wirtschaft eines Landes sagt dies hingegen wenig bis überhaupt nichts aus.

Anhand des Rubels lässt sich diese Diskrepanz zwischen externer und interner Kaufkraft momentan auf wunderbare Weise beobachten. Vor dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine wurde ein US-Dollar zu einem Preis von 75 Rubel gehandelt. Und nun liegt die internationale Kaufkraftparität der russischen Währung auf einmal bei weniger als dreißig Rubel gegenüber einem US-Dollar?!! Daraus würde eine Aufwertung der russischen Devise um den Faktor zweieinhalb gegenüber einem US-Dollar resultieren. Plötzlich wäre Russlands Wirtschaft auf Basis der gemessenen Kaufkraftparität größer als jene Deutschlands.

Hieran zeigt sich, auf welch groteske Weise der Rubel über den Verlauf der letzten Jahre unterbewertet gewesen ist. Auch ein Grund hierfür mag auch gewesen sein, dass die Preise an den Rohstoffmärkten über die letzten Jahre mittels vielfältiger Manipulationen nicht selten unterhalb von deren Produktionskosten geprügelt worden sind. In der MMT-Ära und der Epoche des ultrabilligen Geldes mag dies möglich gewesen sein. Einiges deutet nun jedoch darauf hin, als würde diese Ära zumindest auf absehbare Zeit ihrem Ende entgegenblicken (Japan bislang ausgenommen).

Der japanische Yen wird wohl erst noch in existentielle Nöte geraten müssen, bis die Bank of Japan von ihrem Kurs einer „unlimitierten“ Gelderzeugung gezwungenermaßen ablassen wird. Ich berufe mich abschließend auf den einst in Diensten der New York Fed stehenden Zoltan Pozsar, der bereits weitreichende Veränderungen in der globalen Finanzarchitektur über die letzten Wochen und Monate angekündigt hatte.

Bislang wollen oder wollten nur wenige Akteure an den globalen Finanzmärkten dessen aus meiner Sicht sehr interessanten und tiefgründigen Ausführungen Glauben schenken. Anhand der Offenbarwerdung der realen Kaufkraft des russischen Rubels scheinen diese Dinge jetzt jedoch mehr und mehr sichtbar zu werden. Einer Rohstoffinflation werden im Gegensatz dazu all jene Nationen ausgesetzt sein, deren Währungen bislang überbewertet gewesen sind. Man beachte in diesem Zusammenhang, dass beispielsweise der Euro schon bald die Parität zum US-Dollar hergestellt oder erreicht haben könnte. Greshams Gesetz erweist sich aus dem Blickwinkel der aktuellen Ereignisse also als korrekt.

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