Im heutigen Bericht wird nahtlos an die gestern getätigten Ausführungen angeschlossen.

An den Finanzmärkten trat hier und dort, wie beispielsweise bei Michael Every von der Rabo Bank, ob dieser Entwicklung eine Schockwirkung ein. Denn niemals, wie mancherorts zu lesen stand, sei bis vor Kurzem auch nur annähernd damit gerechnet worden, dass die Nutzung des Begriffs „Merkantilismus“ auf eine solch laxe Art und Weise wieder Einzug in den heutigen Sprachgebrauch halten würde.

Nun, man darf sich selbst auf die Schulter klopfen, die sich zukünftig abzeichnende Entwicklungen spätestens seitdem durch die Trump-Administration vom Zaun gebrochenen Handelskrieg gegenüber der Volksrepublik China auf eine höchst korrekte Weise antizipiert und prognostiziert zu haben.

In einem kürzlich veröffentlichten Markt-Update von Michael Every und der Rabo Bank hieß es hierzu nur lapidar, den Begriff des „Merkantilismus“ letztmals im Jahr 2015 auf eine erklärerische Weise zum Thema der eigenen Ausführungen gemacht zu haben.

Zum damaligen Zeitpunkt sei es um einen Rückblick auf frühere Ereignisse gegangen, um einen Blick darauf zu werfen, warum und auf welche Art und Weise die vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs amtierenden Präsidenten in den USA sich ehedem merkantilistischen Wirtschaftsstrategien bedient hatten.

Mit einer zunehmenden Heimholung von Produktionskapazitäten war aus verschiedenen Gründen zu rechnen

Schon seit der Verabschiedung von zusätzlichen Handelszöllen oder deren Anhebung in den Vereinigten Staaten war damit zu rechnen gewesen, dass Pläne zu einer Heimholung von zuvor ausgelagerten Produktionskapazitäten zurück in die USA nur logisch waren, bevor durch die Vereinigten Staaten importierte Güter preislich teurer oder gar zu teuer zu werden drohten.

Dass ein potenziell schwächerer Außenwert der amerikanischen Währung ebenfalls mit einer wahrscheinlichen Anhebung der Sonderzölle einhergehen würde, begann sich auch schon vor einiger Zeit abzuzeichnen.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die US-Regierung keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen bereit zu sein scheint, wenn sich die Dinge um die Technologie- und Industriepolitik des eigenen Landes drehen.

So weitet sich der amerikanische Technologiekrieg gegen chinesische Anbieter und Hersteller wie Huawei und ZTE einschließlich der Halbleiterproduzenten im Reich der Mitte sukzessive aus.

Washington zeigt sich zu wirtschaftlichen Opfern bereit

Selbst wenn ganze Marktsegmente hierüber in Mitleidenschaft oder gar vor wirtschaftliche Existenzprobleme gestellt werden sollten, so scheint die Washingtoner Regierung aufgrund der Hoffnung auf eine Durchsetzung der eigenen Interessen ein solches Opfer zu bringen bereit zu sein.

Damals, nachdem die Volksrepublik China der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten war, drehten sich die Dinge ökonomisch betrachtet im Kern darum, es westlichem Kapital zu erlauben, die eigenen Arbeitskosten durch Produktionsverlagerungen ins Ausland maximal zu senken.

Gleichzeitig war es parallel erklärtes Ziel in den USA, den heimischen Finanz-, Investment- und Immobiliensektor deutlich zu vergrößern, um die sich aus Produktionsverlagerungen und einer Senkung der Arbeitskosten ableitenden Zusatzgewinne in teuren Vermögenswerten wie New Yorker Apartments, Strandhäusern in Florida, Farmland oder auch teuer zu erkaufenden Bildungsabschlüssen zu veranlagen.

Aus heutiger Sicht lässt sich beobachten, dass Produktionsverlagerungen und die damit in Zusammenhang stehende Senkung der Arbeitskosten ihren Höhepunkt überschritten haben. Wie eingangs erwähnt, ist in den USA nun gar wieder verstärkt von „Onshoring“, heißt also eine Rückholung von ehedem ausgelagerten Produktionskapazitäten die Rede.

Der sogenannte FIRE-Sektor blickt wachsenden Gefahren ins Auge

Wen verwundert es angesichts dieser Entwicklung noch, wenn BlackRock-Chef Larry Fink inzwischen vor einem bevorstehenden Ende der Globalisierung warnt? Ausgehen lässt sich somit auch davon, dass die Finanz-, Investment- und Immobilienmärkte immer größeren Risiken und Gefahren ausgesetzt sein werden.

Denn die über die letzten drei Jahrzehnte mit einigen Unterbrechungen aufwertenden Aktien-, Bond- und Immobilienpreise drohen nun einer komplett gegenläufigen Entwicklung ins Auge zu blicken.

Sowohl der Federal Reserve Bank als auch der US-Regierung könnte ein solches Opfer seinen Preis wert sein, weil es aus Sicht des Landes in den vergangenen Jahren nicht nur zu einer sich fortsetzenden Spaltung der Gesellschaft, sondern auch zu immer größeren Gefahren für die Nationale Sicherheit über diese Themen gekommen ist.

Die große Frage lautet, wie eine hierdurch bedingte Entstehung eines neuen Systems aussehen könnte?! Erinnert sei aus einem historischen Betrachtungswinkel auch daran, dass derartige Umbrüche und Systemveränderungen sich fast niemals friedlich vollzogen haben.

Blick nach China

Schon vor dem vor wenigen Tagen abgehaltenen Volkskongress in Chinas Hauptstadt Peking war aufmerksamen Beobachtern bewusst, dass dieses Ereignis mit Entscheidungen zu einer weitreichenden Generalüberholung und Umbildung der chinesischen Regierungsbehörden einhergehen würde.

Diese anstehenden Veränderungen schließen neben der People´s Bank of China (PBoC) auch Schlüsselindustrien und andere wichtige Bereiche mit ein, welche nun laut Aussagen von Xi Jinping allesamt unter die direkte Leitung der Kommunistischen Partei Chinas gestellt werden sollen.

Der entscheidende Unterschied, der mit diesen bevorstehenden Veränderungen einhergehen wird, leitet sich anhand der Tatsache ab, dass schon bald nicht mehr staatliche Institutionen, sondern die Kommunistische Partei Chinas die wirtschaftliche Führung im Land übernehmen und inne haben wird.

Der absolutistische Führungsanspruch der Kommunistischen Partei Chinas über alle Belange im Reich der Mitte rückt somit seiner Realisierung ein erhebliches Stück näher. Gleichzeitig werden diese Veränderungen nicht nur Auswirkungen auf die inländischen Entwicklungen, sondern auch auf viele Interessen im außerchinesischen Ausland zeitigen.

Der Erhalt des allgemeinen Friedens ist in großer Gefahr

Der anhaltende Krieg in der Ukraine zwischen der Moskauer und der Kiewer Regierung samt den hierauf erfolgenden Reaktionen des Westens liefern unterdessen einen Hinweis darauf, dass die Dinge inzwischen alles andere als friedlich auf unserem Globus ablaufen.

Dass der weißrussische Staatschef Alexander Lukaschenko im Rahmen seiner letztwöchigen Visite in der Volksrepublik China den Vorschlag unterbreitet hat, die chinesische, russische und weißrussische Industriepolitik zu vergemeinschaften, hat unter westlichen Kanzleien zu einem Aufschrei geführt.

Wenn der ehemalige Staatspräsident der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, verbal selbst schon eine Verschiebung der polnischen Ostgrenzen ins Spiel bringt, so sollten aus historischer Perspektive betrachtet bei jedermann die Alarmglocken läuten.

Auch dass sich der russisch-ukrainische Krieg aufgrund von zunehmenden Drohnenangriffen durch die ukrainische Armee mittlerweile auf einen Teil des russischen Staatsterritoriums verlagert hat, erweist sich alles andere als beruhigend.

Vielmehr steht zu erwarten, dass es - falls es nicht bald zu einer diplomatischen Lösung für die Probleme in der Ukraine kommen wird - zu einer potenziellen Ausweitung und Eskalation dieses Krieges auf europäischem Boden kommen könnte.

Dass der russische Staatspräsident Wladimir Putin vor wenigen Tagen eine Verschärfung der Sicherheitskontrollen in der russisch-ukrainischen Grenzregion beschlossen hat, weist darauf hin, in welche Richtung sich die Dinge in Osteuropa zu entwickeln drohen.

Sonderziehungsrechte des IWF rücken ins Zentrum der Diskussionen

Abschließend blicken wir noch einmal zurück auf eine erstmals im Sommer letzten Jahres aufgekommene Diskussion. Während sich die Debatten über eine bevorstehende Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) in den vergangenen beiden Jahren vielerorts intensiviert haben, kommt über dieses Thema immer wieder ein und dieselbe Frage auf, die sich im Kern darum dreht, ob es zur Schaffung einer einzigen Weltwährung kommen wird.

In den hierzu ertönenden Nebengeräuschen stehen wiederholt auch die sogenannten SDRs – oder Sonderziehungsrechte – des Internationalen Währungsfonds im Zentrum der Debatten.

Bereits vor vielen Jahren wies Jim Rickards in diesem Interview darauf hin, dass der IWF ab einem bestimmten Zeitpunkt die einzig verbleibende Institution mit einer noch weißen Weste sein wird.

Angesichts der sich mittlerweile überlappenden Krisen in vielerlei Bereichen zeigt sich einmal mehr, dass sich der IWF in einer außergewöhnlichen Position befindet. Vom Aufseher und Wächter über die internationalen Finanzströme ist der IWF längst schon zu einer Art „Dauerproblemlöser“ avanciert, weil sich viele finanziell auf tönernen Füßen stehende Länder mittels Unterstützungs- und Hilfsgesuchen an den IWF wenden.

Auch die aktuelle Lage in der Ukraine macht hierbei keine Ausnahme. Und so verwundert es kaum, dass insbesondere führende Abgeordnete der Demokratischen Partei nach immer mehr US-Steuergeldern zur weiteren Finanzierung des Krieges in der Ukraine rufen.

Demokraten fordern Einsatz von Sonderziehungsrechten zur Finanzierung des Krieges in der Ukraine

Was sich seit Sommer letzten Jahres geändert hat, gipfelt in der Tatsache, dass die Führung der Demokratischen Partei unter Bezugnahme auf einen damaligen Bericht auf der Seite von Bloomberg den IWF erstmals öffentlich dazu aufgerufen hatte, mittels eines Einsatzes von Sonderziehungsrechten in die finanzielle Bresche zu springen.

Bereits im Jahr 2021 kreierte der IWF neue Sonderziehungsrechte in einem Umfang von 650 Milliarden US-Dollar, um auf diese Weise bei „der Bekämpfung“ der Covid-Krise finanziell Unterstützung zu leisten. Die meisten Nationen nutzten damals diesen Mechanismus, um sich einen Vorrat an Covid-Impfstoffen anzulegen.

Da Zentralbanken rund um den Globus aufgrund einer stark erhöhten Inflationsentwicklung mittlerweile die geldpolitischen Hände gebunden sind, wird, ganz wie Jim Rickards es damals schon antizipierte, mehr und mehr der IWF in die globale Rolle eines Kreditgebers der letzten Instanz schlüpfen.

Je mehr Sonderziehungsrechte der IWF im Zeitablauf kreieren und emittieren wird, desto mehr wird die Wahrscheinlichkeit einer Substitution des US-Dollars als zentraler Währung im globalen Handel wachsen.

Letzten Endes bringt jede einzelne Krise unsere Welt immer ein Stück näher an den Rand einer Einführung von CBDCs – und somit auch einem diesen potenziellen Digitalwährungen zugrundeliegenden SDR-Währungskorbes, welcher zukünftig in die Rolle des US-Dollars schlüpfen könnte.

Übrigens hatten der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers wie auch der einstige britische Premierminister Gordon Brown den IWF schon im Jahr 2020 zu einer Neuemission von Sonderziehungsrechten in einem Gesamtumfang von mehr als eine Billion US-Dollar aufgerufen.

Diese zweiteilige Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Berichtauf der Seite von politico.eu.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Abgeordnete der Demokratischen Partei, darunter Elizabeth Warren und Pramila Jayapal, haben sich längst schon solchen Forderungen angeschlossen, um auf diese Weise die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den Rest der Welt abzufedern.

Um es mit den Worten von Jim Rickards, welche er mir gegenüber im Jahr 2014 in einem ausführlichen Gespräch über dieses Thema äußerte, zu sagen, wird sich eine solche Entwicklung rund um den Globus als hoch inflationär erweisen.

Ganz offensichtlich scheinen wir mit einer fast zehnjährigen Verzögerung jetzt an eben jenem Punkt zu stehen. Die hieraus resultierenden Spannungen werden zunehmen, da sich neben der Volksrepublik China unter anderem auch Indien bislang gegen eine Emission und Verteilung von neuen Sonderziehungsrechten durch den Internationalen Währungsfonds ausspricht.

Es empfiehlt sich jedenfalls, sich mit diesen Dingen und Mechanismen zu beschäftigen und vertraut zu machen, um im Hinblick auf geldpolitische Diskussionen up-to-date zu bleiben!

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