Vor einigen Wochen wurde hier bereits über die sich entwickelnde Lage in Pakistan berichtet. Erwartungsgemäß spitzt sich die Situation nach dem jüngst in Pakistan erfolgten Regierungswechsel auf eine sehr gefährliche Weise zu.

Einerseits ist es die sich in einem hohen Tempo verschlechternde Wirtschaftssituation, die die brodelnden pakistanischen Volksmassen in Aufruhr versetzt. Andererseits sieht sich die Regierung in Islamabad ob der Nachbarschaft ihres Landes zu Afghanistan weitreichenden Gefahren ausgesetzt. Dazu in der Folge mehr.

Ein wirtschaftlicher Kollaps wäre fatal für die gesamte zentralasiatische Region

Aus einem rein ökonomischen Blickwinkel betrachtet sei erwähnt, dass Pakistan eine ebenso hohe Abhängigkeit von russischen und ukrainischen Weizenimporten aufweist wie viele andere Nationen im nordafrikanischen Maghreb und in der Region des Mittleren Ostens.

Da sich diese Weizenlieferungen nun schon seit einiger Zeit unterbrochen sehen, wächst die Gefahr von Hungersnöten in den hiervon betroffenen Nationen mit jedem verstreichenden Tag. Auch Pakistan gehört zu diesen Ländern.

Parallel hat der kräftige Anstieg der Rohölpreise der pakistanischen Wirtschaft auf schwerste Weise zugesetzt. Allein von Frühjahr 2020 bis Ende 2021 sind die Kosten für die Einfuhr von Rohöl in Pakistan nämlich um gut 85 Prozent in die Höhe geschossen.

Kaum verwunderlich ist die Tatsache, dass sich das pakistanische Handelsdefizit bis zum Ende des Monats Juni auf gut fünfzig Milliarden US-Dollar ausgeweitet hat. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um satte 50 Prozent.

Inzwischen scheint die Lage vor Ort so prekär zu sein, dass die pakistanische Regierung den Import von rund achthundert Luxusgütern mittels einer Verordnung untersagt hat. Hiermit ist die Hoffnung verbunden, eine noch stärkere Ausweitung des Handelsdefizits zu verhindern.

Inflation hebt ab!

Und dann ist da natürlich auch noch die Inflation. Laut offiziellen Daten belief sich die allgemeine Preisteuerung im Monat Juni auf 20 Prozent, während viele Beobachter von einer inoffiziell bereits doppelt so hohen Inflationsrate ausgehen. Neben Öl, Gas und Destillaten haben sich im Vergleich mit dem Vorjahr auch Lebensmittel preislich immens verteuert.

An den globalen Währungsmärkten hat sich diese Entwicklung natürlich ebenfalls bemerkbar gemacht. Schon seit einiger Zeit befindet sich die pakistanische Rupie in einem freien Fall. Hinzu kommt, dass die ausländischen Währungsreserven der Zentralbank um gut die Hälfte gesunken sind. Es folgt ein Screenshot zu Charts von goldprice.org in Bezug auf den Verlauf der pakistanischen Rupie gegenüber Gold und Silber.

 

Kommt Ihnen das bekannt vor? Stimmt, eine in etwa vergleichbare Entwicklung ließ sich vor dem Zusammenbruch der örtlichen Wirtschaft unter anderem in Sri Lanka beobachten. Die Weltbank warnt unterdessen davor, dass sich Pakistan schon bald mit „makroökonomischen Instabilitäten“ konfrontiert zu sehen droht.

Eine noch ganz andere Herausforderung…

Ein ökonomischer Kollaps in Pakistan würde sich aus Sicht der weltpolitischen Lage gewiss noch als eine ganz andere Herausforderung als jene kürzlich zu beobachtenden Geschehnisse in Sri Lanka erweisen. Denn der hiermit verbundene Gesellschaftszusammenbruch würde auf die gesamte Region des Mittleren Ostens bis nach Indien und China ausstrahlen.

Es zeichnet sich ab, dass Peter Scholl-Latour mit seinen frühzeitigen Warnungen vor dem potenziellen Ausbruch eines heillosen Chaos´ in Pakistan posthum wieder einmal Recht behalten könnte. Denn der „letzte deutsche Welterklärer“ gab sich vor seinem Ableben im Jahr 2014 überzeugt davon, dass von Pakistan Gefahren ausgehen, die kaum ein Mensch mehr zu überblicken noch auf irgendeine Weise einzuschätzen in der Lage sei.

Diese Einschätzung stand primär mit der Tatsache in Zusammenhang, da es sich im Fall von Pakistan um eine Atommacht, welche über moderne Raketentechnik sowie gut zweihundert jederzeit einsatzfähige Nuklearsprengköpfe verfügen soll, handelt.

Dieses Nukleararsenal ist angesichts des seit der pakistanischen Staatsgründung bestehenden Dauerkonfliktes mit dem Nachbarland Indien zu jedem Zeitpunkt einsatzbereit und untersteht dem Befehl von verschiedenen Militärkommandanten in einer Anzahl von weit verstreuten Orten im Land.

Die Gefahr, dass dieses atomare Arsenal irgendwann einmal äußeren Eindringlingen in die Hände fallen könnte, bestand in Pakistan von jeher. Dass es vielleicht aber auch mit diversen Eindringlingen von außen sympathisierende Militärkommandanten sein könnten, die diese Waffen auszuhändigen bereit wären, scheint mit jedem verstreichenden Tag eine in die vor Ort herrschenden Verhältnisse einzubeziehende Kalkulation zu sein.

Schon seit vielen Jahrzehnten hat sich dieses zwischen Afghanistan und dem Subkontinent Indien verortete Staatsgebilde wirtschaftlich mehr schlecht als recht vor sich hingeschleppt. Eine allseits anzutreffende Korruption gehört praktisch zum Tagesgeschäft, wodurch sich die innenpolitische Stabilität im Land schon seit geraumer Zeit bedroht sieht.

In Pakistan geht das Licht aus

Heimische Raffineriebetriebe werden ihre Aktivitäten aufgrund des Ölimportmangels unter aller Voraussicht schon bald einstellen. Zehn- bis zwölfstündige Unterbrechungen in der heimischen Stromversorgung stehen mittlerweile auf der Tagesordnung. Inzwischen gehen die Menschen im ganzen Land auf die Straßen, um gegen diesen Zustand zu protestieren. Anders ausgedrückt lässt sich konstatieren, dass Pakistan finanziell am Ende ist.

 

Auf eben jene Weise hatte sich kürzlich auch der Vorsitzende des pakistanischen Federal Board of Revenue ausgedrückt. Sri Lanka dürfte aus diesem Blickwinkel betrachtet wohl nur der Auftakt zur Implosion einer ganzen Reihe von Wirtschaftsräumen, die unter Stagflation und einem Mangel an kritischen Versorgungsgütern wie Erdöl und Lebensmitteln leiden, sein.

In Pakistan gesellen sich nach dem kürzlich durch die Opposition erzwungenen Wechsel der Regierung in der Hauptstadt Islamabad sowie der damit verbundenen Amtsaufgabe von Premierminister Imran Khan samt der Beobachtung eines zunehmenden Eindringens von Taliban-Kämpfern aus dem benachbarten Afghanistan aus Sicht der gesamten Region des Mittleren Ostens und Zentralasiens unüberschaubare Gefahren hinzu.

Entgleitet dem Militär die Kontrolle?

Ein ökonomischer Kollaps würde die Fähigkeit der allmächtigen pakistanischen Generalität unterminieren, einem sich intensivierenden Eindringen von Taliban-Kämpfern in das eigene Land entgegenzuwirken.

Gleichzeitig drohen sich seit vielen Jahrzehnten schlummernde Spannungen im ethnischen, religiösen und tribalistischen Bereich Bahn zu brechen. Das hierdurch entstehende Chaos dürfte zu einer Explosion der Kriminalität in Metropolen wie Karachi und Lahore führen.

Ferner zeichnet sich ab, dass die pakistanische Führung ihre Kontrolle über weitreichende Grenzregionen zu Afghanistan einzubüßen droht.

Erinnerungen an den Islamischen Staat und dessen Gründung eines temporären Kalifats in weitläufigen Regionen des Iraks und Syriens werden wach. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich nach einem wirtschaftlichen Zusammenbruch in Pakistan schon bald ähnliche Dinge vor Ort abspielen könnten.

Warum sollte sich dort nicht ein Islamisches Emirat auf dem ehemaligen Staatsterritorium von Pakistan ausbreiten? Mit dem Unterschied, dass ein solches Islamisches Emirat dann schlimmstenfalls über Atomwaffen verfügen würde. Warum besteht eine solche Aussicht? Nun, es sind Meldungen wie die nachfolgende, die die Region zurzeit in Aufruhr versetzen.

 

Link zum Bericht: https://andmagazine.substack.com/p/the-white-flag-will-be-hoisted-over?utm_source=substack&utm_campaign=post_embed&utm_medium=web

Übersetzung: „In der gesamten Zeit der amerikanischen Präsenz in Afghanistan spielten die Pakistanis ein Doppelspiel. Sie gaben vor, die amerikanischen Aktivitäten im Nachbarland zu unterstützen, um tatsächlich aktiv mit den Taliban gegen uns (Amerika) zusammenzuarbeiten. Unsere vermeintlichen Verbündeten lächelten uns ins Gesicht, während sie uns das Messer in den Rücken stachen. Die Quittung für dieses Doppelspiel wird nun präsentiert…

Bildung eines neuen terroristischen Superstaat?

Denn mittlerweile zeichnet sich in Zentralasien die Bildung eines neuen terroristischen Superstaates ab, der in nichts dem gleicht, was sich bislang etwa in Failed States wie Somalia, wo die Vereinigten Staaten ihr militärisches Engagement im Kampf gegen al-Shabaab mittels einer Rückverbringung von amerikanischen Truppen wieder ausgeweitet haben, jemals hat beobachten lassen.

In internationalen Medien wird den vor Ort zu beobachtenden Entwicklungen zudem nur wenig bis überhaupt kein Raum in der eigenen Berichterstattung geschenkt. Seitdem die Amerikaner und deren NATO-Verbündete im August vergangenen Jahres im Zuge eines katastrophalen Abzugs das Weite aus Afghanistan suchten, befindet sich das Hindukusch-Land nicht nur wieder unter voller Kontrolle der Taliban.

 

Wie ehedem berichtet, hatten die USA im Zuge dieses Abzugs auch unzählige schwere Waffen, Tausende gepanzerte Fahrzeuge, Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber und 85 Milliarden US-Dollar in bar vor Ort zurückgelassen. All dieses Material ist in die Hände der Taliban gefallen, die dieses Beutegut in zahlreichen Videos öffentlich zur Schau stellten.

Die seit gut einem Jahr wieder die volle Kontrolle über die afghanische Hauptstadt Kabul ausübenden Taliban haben sich inzwischen mit ihren Glaubens- und Kampfgenossen in den afghanisch-pakistanischen Grenzregionen verbündet. Ganz offen wird über eine über allen anderen Dingen stehende Waffenbrüderschaft gesprochen.

Die pakistanischen Taliban haben der Regierung in Islamabad in diesem Zuge einmal mehr den Krieg erklärt. Die pakistanischen Taliban, auch unter der Bezeichnung Tehrik-e-Taliban Pakistan bekannt, machen aus ihrer Intention eines Regierungsumsturzes in Islamabad nun schon seit Jahren keinerlei Hehl.

Angestrebt wird durch diese Volksgruppe die Bildung eines Kalifats oder Islamischen Staates, in dem fortan das überaus restriktive Scharia-Recht zum Maß aller Dinge werden soll.

Pakistanische Militär- und Sicherheitskräfte sehen sich augenscheinlich vor immer größere Probleme in Bezug auf die Verhinderung eines Einsickerns von Taliban-Kämpfern aus dem benachbarten Afghanistan gestellt. Folge ist, dass der im Grenzgebiet längst ausgebrochene Kampf eine wachsende Anzahl von Todesopfern fordert.

 

Viele dieser Todesopfer unter den Eindringlingen waren mit amerikanischen Waffensystemen modernster Technik und teils auch Kampffahrzeugen aus US-Produktion ausgerüstet. Dass die aktuellen Entwicklungen in Pakistan nicht nur hochgradig gefährlich sind, sondern die Stabilität in ganz Zentralasien und dem Mittleren Osten nach einem ökonomischen Kollaps in Pakistan samt eines sich daran in Islamabad anschließenden Regierungsumsturzes aus den Angeln zu heben droht, liegt auf der Hand.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht von Sam Faddis auf substack.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Sind besagte US-Waffen samt monetären Mitteln vor gut einem Jahr tatsächlich rein zufällig oder ungewollt in die Hände der afghanischen Taliban gefallen? Die aktuellen Geschehnisse in der Region sollten zumindest reichlich Anlass zum Nachdenken geben!

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