"Bei seinem Besuch in der ehemaligen britischen Kronkolonie, war Johnson auffällig darum bemüht, die historischen Verbindungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Indischen Union, die in Delhi alles andere als einhellig positiv bewertet werden, zu beschwören. Johnson, der sich in solchen Fällen für nichts zu schade ist, ließ sich am früheren Aschram des indischen Freiheitshelden Mahatma Gandhi ablichten, als ob der indische Freiheitskämpfer eine Ikone der britischen Geschichte darstellen würde.“

Die Hoffnungen Johnsons, in Delhi ein für Großbritannien vorteilhaftes Handelsabkommen zu unterzeichnen, erfüllten sich ebenso wenig, wie die Chance Indien dazu zu bewegen, sich von Russland fernzuhalten. Boris Johnson kehrte mit leeren Händen nach London zurück und einer ungewissen politischen Zukunft entgegen.

Von der Leyen und Johnson gaben sich die Klinke in die Hand.

Kaum war der Plutokrat aus der ehemaligen Kolonialmacht abgereist, traf Ursula von der Leyen in der indischen Hauptstadt ein. War der Besuch Johnsons kritisch zu betrachten, so stellte der Aufenthalt der EU-Ratspräsidentin einen Tiefpunkt dar. 

Ein indischer Kommentator schrieb, von der Leyen hätte sich aufgeführt „wie Elefantenkuh im Porzellanladen“.

Das von der Leyen wenig von der asiatischen Gepflogenheit hält, die lautet „Niemals Gesicht nehmen, immer Gesicht geben“ stellte sie schon durch Ihren Verhandlungsstil mit dem Chinesischen Staats- und Parteichef unter Beweis.

Das von der Leyen wenig von Weltpolitik versteht, sondern die Welt immer noch so sieht, wie eine Gutsherrin aus Niedersachsen, dabei fälschlicherweise von einer weißen und westlichen Vorherrschaft ausgeht, wurde wieder einmal offensichtlich, als sie die Frage aufwarfUnsere heutige Antwort auf Russlands Aggression wird die Zukunft sowohl des internationalen Systems als auch der globalen Wirtschaft entscheiden. Wird abscheuliche Verwüstung siegen oder sich die Menschlichkeit durchsetzen?

Wo wird unsere Freiheit jetzt eigentlich verteidigt?

Welche Menschlichkeit von der Leyen beschwor, konnten Inder im vergangenen Jahr in Afghanistan beobachten, als der Westen unter Führung der USA aus dem Land am Hindukusch floh, wo ja angeblich die Sicherheit des Westens verteidigt werden sollte.

Heute verteidigt von der Leyen die „Freiheit“ des Westens also am Schwarzen Meer, was ja auch schon zu denken geben sollte, denn wie scheint doch die Macht des Westens erodiert, angesichts dieser geographischen Reduktion. Auch interessiert in Indien die Antwort des Westens auf Russlands Einmarsch in der Ukraine, die von der Leyen pathetisch erhöhte, niemanden wirklich, sondern betrachtet diese als europäische Binnenangelegenheit. 

Die Regierung in Delhi, die fast doppelt so viele Menschen vertritt- als in der EU und den USA zusammenleben, ist sich angesichts dieser Bitt- und Bettelbesuche aus Europa in ihrem Kurs bestätigt, dass sich Indien auf dem Weg zu einer gewaltigen Macht befindet. Von der Leyen war sich in Indien anscheinend der Widersprüchlichkeit ihrer Aussagen nicht bewusst. 

Vor Wochen hatte sie behauptet, die russische Wirtschaft würde wanken, jetzt nervte sie die indischen Gesprächspartner damit, man möge doch die lukrativen geschäftlichen Aktivitäten mit Moskau auf Wunsch von Brüssel aufgeben. 

Seit Kriegsbeginn kaufte Indien doppelt so viel Rohöl von Russland wie im gesamten Jahr 2021. Diesbezüglich hatte von der Leyen Indien aufgefordert, sich den westlichen Maßnahmen gegen die russische Invasion der Ukraine anzuschließen. Sie äußerte sich auf einer außenpolitischen Konferenz der indischen Regierung in Neu Delhi. Von der Leyen sprach sich dabei auch für eine engere Zusammenarbeit zwischen Indien und der EU aus. Dies müsse mit der Unterstützung Brüssels im Ukraine-Konflikt beginnen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Auffällig war hier bei ihrem Besuch in Indien auch wieder einmal, dass sich Frau von der Leyen als Vertreterin der westlichen Rüstungsindustrie missbrauchen ließ, denn die Gründung eines sogenannten Handels und Technologierates, mit der die indische Regierung von der Leyen abspeiste, soll Indien mit EU-Waffen, statt mit Russischen aufrüsten. Aber das alles steht sowieso noch in den Sternen, denn wann dieser indisch-europäische Rat startet, ließen von der Leyen und Modi offen. Immerhin beherrschen die Inder noch die Regel, vom Gesicht geben und nehmen. Der Besuch von der Leyens auf dem Subkontinent war also so überflüssig, wie ihr 19-minütiger Flug im vergangenem Jahr, von Wien nach Bratislava.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"