Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Wenn Unternehmen Schlagworte wie Digitalisierung und Industrie 4.0 nicht nur als öffentlichkeitswirksame Floskeln verwenden, sondern auch in die Tat umsetzen wollen, ist die in Milwaukee ansässige Rockwell Automation eine der wichtigsten Anlaufstellen außerhalb Asiens.

Die Plattform Logix fungiert hier als Dreh- und Angelpunkt für eine große Anzahl an programmierbaren Controllern und Produkten für die Automatisierung von Produktionsprozessen. Darüber hinaus lässt sich die Plattform auch problemlos mit Produkten von Drittanbietern kombinieren. Mit diesem All-in-One-Ansatz hebt sich Rockwell deutlich von seinen Konkurrenten ab und ermöglicht eine einfache Handhabung.

Im Gegensatz dazu bieten etliche Konkurrenten ein Sammelsurium an kombinierten Soft- und Hardwareprodukten an, was die Komplexität erhöht.

Der Konzern erzielt 60 Prozent der Umsätze in den USA, ist aber auch außerhalb der Staaten gut vertreten.

 

Quelle: guidants.com

Die Aktie ist seit dem Range-Breakout bei 210 Dollar im Bullenmodus mit dem übergeordneten Ziel 300 USD. Sollte die Aktie nun zurücksetzen, findet sich auf dem Ausbruchsniveau bei 210 Dollar eine wunderschöne Kaufmarke, die auch aus Fibonacci-Sicht gut unterstützt wird.

Starke Rücksetzer in die alte Range bzw. Kurse unter 175 USD würden das schöne Bild zunichtemachen.

 

Quelle: guidants.com

Die Aktie ist dank der industriellen Revolution des 21. Jahrhunderts ein klarer Outperformer – gut ersichtlich hier im Chartvergleich mit dem Dow Jones auf 30-Jahres-Sicht.

 

 

Bewertung

Billig ist der Titel dieser Cashcow nicht, weshalb ein Rücklauf auf das alte charttechnische Ausbruchsniveaus wünschenswert wäre. Kann Rockwell in 2021 wieder Wachstumsimpulse liefern, wäre die höhere Bewertung gerechtfertigt.

Dividendenjäger freuen sich indes über eine bemerkenswert kontinuierliche Ausschüttungshistorie. Die Dividendenrendite von 1,65 Prozent reißt einen nicht vom Hocker, scheint aber zumindest verlässlich zu sein. Die Gewinne verwendet man nicht nur für Dividendenausschüttungen, sondern auch für Aktienrückkäufe. Seit 2011 hat man über 20 Prozent an eigenen Aktien zurückgekauft.

 

Quelle: sentieo.com

Bilanz und Verschuldung

In Sachen Bilanz gibt es noch Verbesserungspotenzial. Setzt das Unternehmen seine Aktienrückkäufe unvermindert fort, wird dies auch die Eigenkapitalquote weiter erodieren lassen. Das krisenresistente Geschäft sorgt aber dafür, dass dies keine bedrohlichen Auswirkungen auf die Solidität des Konzerns hat.

 

Die Zunahme der Verschuldung ab 2017 resultiert aus Firmenübernahmen

Profitabilität

Für einen Industriekonzern verdienen die US-Amerikaner gutes Geld. Das Softwaregeschäft bietet mit einer Vorsteuermarge von 28 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Marge im Vergleich zum herkömmlichen Geschäft mit einfachen Sensoren und elektronischen Schaltungen.

Besonders in diesem Zusammenhang ist, dass der Konzern mit knapp sechs Prozent des Umsatzes wesentlich mehr in Forschung & Entwicklung steckt, als der Branchendurchschnitt, was sich letztendlich langfristig auch auf der Gewinnseite positiv auswirken wird.

Wachstum

Bisher war die Geschäftsentwicklung gelinde gesagt mau. Allerdings nur oberflächlich, denn einiges an Umsatz ‚verlor‘ man auch nur durch Unternehmensverkäufe. Für die kommenden Jahre prognostizieren die Analysten von Morningstar zumindest Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Konkurrenz

Die sogenannten ‚Switching-Kosten‘ und dazugehörende Risiken, also die Kosten und Risiken für den Wechsel auf andere Systeme, sind bei Kunden von Rockwell hoch, sodass auch die Kundentreue sehr hoch ist. Das sorgt für gute Margen, ein planbares Geschäft und eine hervorragende Abschirmung von der Konkurrenz.

Bedeutende Konkurrenten der US-Amerikaner sind der Siemens-Konzern sowie die <link beitrag post ckaktienanalyse-abb-der-siemens-rivale-auf-dem-pruefstand _blank>Schweizer ABB.

Risiken

Rockwell ist einem enormen konjunkturellen Risiko unterlegen, wenngleich man dieses aber durch langlaufende Serviceverträge zu vermindern weiß. Trotzdem machen strauchelnde Branchen wie die Autoindustrie und das Öl- und Gasbusiness dem Konzern zu schaffen.

Ein zusätzliches Risiko besteht in der Abhängigkeit vom US-Markt. Man denke an asiatische Volkswirtschaften, die den USA langsam aber sicher den Rang ablaufen, wie von Folker Hellmeyer oft thematisiert.

Einerseits haben gerade US-amerikanische Unternehmen viel Nachholbedarf in Sachen Industrie 4.0, was mir auch in Gesprächen mit Branchenkennern bestätigt wurde. Andererseits könnte der US-Markt im Vergleich zu den aufstrebenden Volkswirtschaften weit weniger interessant sein als der asiatische Raum und Europa, wo Rockwell weit weniger stark präsent ist.

Porter’s Five Forces

Das Risiko der Substitution ist gewiss nicht gegeben, denn eine Vielzahl an Industriebetrieben ist produktionstechnisch noch keineswegs im 21. Jahrhundert angekommen und hat enormen Verbesserungsbedarf.

Im Gegenzug sollten die Punkte Abnehmerrisiko und Branchenrivalität nicht unterschätzt werden. Rockwell verfügt zwar über einen starken Burggraben. Im Kampf um neue Kunden muss man sich aber mit Größen wie Siemens oder ABB messen, die mit ihren Lösungen ebenfalls zu überzeugen wissen. Mit der Logix-Plattform verfügen die Amerikaner jedoch über einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Neue Konkurrenz muss man zwar nicht im großen Stil befürchten. Allerdings wagt sich der Handelskonzern Amazon sogar im Feld der Automatisierung in das Jagdrevier der etablierten Konzerne und bietet inzwischen ebenfalls eigene Produkte, wie cloudbasierte und KI-gestützte Systeme für die Produktionsüberwachung an. Dafür gibt es zumindest einen von möglichen fünf Risikopunkten.

Zuletzt ist das Unternehmen zumindest teilweise von der Entwicklung von Rohstoffnotierungen abhängig (Lieferanten).

 

Bei einem Rücksetzer ist die Aktie von Rockwell Automation ein klarer Kauf, die mit der Logix-Plattform über ein Ass im Ärmel verfügt. Das Geschäft mit der Automation ist hochinteressant und sollte auch in den kommenden Jahren für Potenzial sorgen. Schwächen hat das Unternehmen allerdings in Sachen Umsatz-Diversifikation. In Europa und Asien, wo man sich mit Größen wie Siemens und ABB messen muss, sollte man deshalb auf die Tube drücken.

Ich wünsche allen Lesern gemütliche und erholsame Feiertage! Frohe Weihnachten!

Herzlichst

Ihr Christof von Wenzl

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.rockwellautomation.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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