Die GEA Group AG (WKN: 660200) kam zuletzt aus den schlechten Nachrichten nicht heraus. Der Maschinenbauer aus Düsseldorf hat die Erwartungen des Marktes in der jüngeren Vergangenheit in erschreckender Regelmäßigkeit unterboten. Dabei spielt vor allem die Profitabilität eine Rolle. Alfa Laval, welcher der Hauptkonkurrent ist und ähnlich wie die GEA Group vor allem mit Maschinen zur Flüssigkeitsverarbeitung, Destillation, Reinigung & Sterilisierung, Brausystemen, Melksystemen, Kühlanlagen uvm. sein Geld verdient, hat zwar weniger Umsatz, arbeitet dafür jedoch deutlich profitabler.

Man muss also bedenken, dass zu den Hauptabnehmern die Milchindustrie zählt. Dabei handelt es sich um einen Markt, der gewissen Zyklen unterliegt. Sind die Hersteller und Anbieter zur Weiterverarbeitung in einem Zyklus „durchmodernisiert“, so kann sich dies immer wieder auch bei Margen der GEA auswirken. Solch ein Zyklus war 2016 beendet, womit dann sukzessive auch die Enttäuschungen bei den Zahlen einhergingen.

Da die Abnehmer eher als oligopoler Markt beschrieben werden dürfen (wenige Molkereiunternehmen und organisierte Landwirtschaft) und naturgemäß eine hohe Abhängigkeit zum Milchpreis aufweisen, gibt es gleich zwei kritische Faktoren, die auch das Geschäftsmodell der GEA belasten könnten. Der Milchpreis in Deutschland liegt derzeit bei etwas über 30 Cent pro Kilogramm und ist damit so niedrig wie seit 2016 nicht mehr. In der Spitze Ende 2017 war dieser bei fast 40 Cent, befindet sich aktuell jedoch immer noch leicht über dem historischen Durchschnitt. Für auskömmliche Einnahmen, und ich persönlich bin in der Landwirtschaft auf einem Milchbetrieb aufgewachsen, reichen diese Levels jedoch kaum. Dies hat immerhin den „zynischen Vorteil“, dass die Landwirtschaft nahezu gezwungen ist, groß zu denken, zu automatisieren und mit Investitionen in Maschinen und Automatisierung an der langfristigen Kostenschraube zu drehen.

Die 17.860 Mitarbeiter der GEA Group haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,6 Mrd. EUR bei einem EBITDA von 564 Mio. Euro (Marge 12,2%) erwirtschaftet.

Der Grund, warum die Aktie aktuell in meine Aufmerksamkeitsspanne rutschte, ist jedoch ein anderer. Der Maschinenbauer ist weltweit aktiv, erzeugt gerade mal 10% seiner Umsätze hierzulande und weist starkes Wachstum vor allem im mittleren Osten & Afrika (+10% beim Umsatz) und Südamerika (+18%) auf.

Jetzt ist ein weiterer, besonders interessanter Faktor hinzugekommen. Nachdem es viele negative Nachrichten gab, der Vorstand keine klare Linie erkennen ließ, Analysten skeptischer und Anleger nervös wurden, kam eine Beteiligungsgesellschaft auf den Schirm, die ich während meiner jetzigen Recherche mehr und mehr als das Berkshire Hathaway Europas betrachte. Dabei handelt es sich um die belgische Gruppe GBL SA (Groupe Bruxelles Lambert SA) mit der WKN 873222. Das Unternehmen investiert sowohl in Private Equity, bietet also durch die Börsennotierung auch Kleinanlegern die Möglichkeit an diesem Segment zu profitieren, als auch strategische Investitionen in gelistete Unternehmen wie zuletzt die GEA Group.

GBL steigt langfristig bei Unternehmen ein, fordert immer wieder auch einen Posten in den jeweiligen Aufsichtsräten und agiert dort wo sie Handlungsbedarf sehen aktivistisch. Das unterscheidet sie zu einem gewissen Teil vielleicht von Buffett, allerdings agiert GBL ebenfalls sehr leise, unaufgeregt und mit langfristigem Horizont.

Beteiligung seitens GBL könnte weiter steigen

Aktuell hält das Unternehmen ca. 5,5% seit letzter Veröffentlichung. Die Anzeichen liegen jedoch auf der Hand, dass dieser Anteil in Zukunft aufgestockt werden könnte, was auch die Nachfrage nach Aktien erhöht. Das Manager Magazin berichtete zuerst, dass dieser Anteil um ein Vielfaches erhöht werden soll. Einen Posten im AR möchte GBL noch nicht, da man dann vor gewissen Ereignissen wie der Veröffentlichung von Zahlen keine Aktien mehr kaufen kann. Dies scheint GBL aber weiterhin vorzuhaben oder bereits zu betreiben. Die Zielmarke könnte in einem Korridor von 10-30% liegen, was für GBL selbst kein Problem darstellt. Die Marktkapitalisierung bei GEA liegt gerade mal bei 5,46 Mrd. EUR. GBL weist einen Net Asset Value (NAV) von über 19 Mrd. EUR bei einer Kasse von weiteren 2,7 Mrd. EUR aus und verfolgt ein konzentriertes Portfolio aus lediglich 11 gelisteten Gesellschaften. Eine Aufstockung bei GEA ist also jederzeit möglich und das ist der Grund, warum ich den MDax-Konzern derzeit für eine Chance erachte.

Wenn eine solche Beteiligung auf den Plan kommt, lassen die "Magier der Finanzmärkte" die kurzfristig orientierten Hedgefondsmanager, nicht lange auf sich warten. So hat sich auch der, für ein sehr aktivistisches Vorgehen bekannte Hedgefondsmanager, Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliot platziert und knapp über 5% der Aktien erworben. Dieser geht regelmäßig so vor, wenn Großinvestoren einsteigen wollen oder Unternehmen zu Übernahmezielen werden und er somit kurzfristig profitieren kann.

Der langfristige Chart zeigt die eingangs beschriebene Misere ideal. Von über 50 Euro hat sich die Aktie bei einem Tiefpunkt vor wenigen Wochen auf unter 27 Euro reduziert.

Kurzfristig hingegen können nun Chancen entstehen. GBL hat bekanntgegeben, die Anteile auszubauen, aber nur, wenn der Kurs nicht zu schnell und zu stark steigen sollte. Zudem mischt der Hedgefonds Elliot mit und hat großes Interesse den Kurs nach oben zu drücken. Beides erachte ich als positive Argumente für das Momentum der Aktie, wenngleich diese sich ein Stück weit aufheben.

Dies ist sicherlich ein aktionistisch getriebener Ansatz, welcher die Argumente einer fundamentalen Bewertung eher außen vorlässt, wobei es, ohne hier ins Detail zu gehen, bei der GEA Group AG ebenfalls stabil aussieht.

In den kommenden Wochen werden wir uns dann auch GBL einmal genauer anschauen, für heute soll es dies mit einer Analyse zur Chance bei der GEA Group hingegen sein.

Herzliche Grüße & schönes Wochenende

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