Vermögensklassen im Inflationscheck

Die finanzielle Repression mag zwar als Thema aus den Schlagzeilen und Bestsellerlisten verschwunden sein, aber solange Zinsen und Renditen unterhalb der offiziellen Inflationsrate liegen ist sie in der Realität präsenter denn je.

Die anhaltende Niedrigzinsphase belastet nicht nur private und betriebliche Anleger. Auch die kapitalgedeckte Altersvorsorge ist stark betroffen. Insbesondere in Deutschland ist diese typischerweise sehr zinsbasiert aufgebaut. Die Suche nach Alternativen für die fehlenden Zinsen geht also auf jeder Ebene weiter.

Vergessen Sie Zinsen, denken Sie in Risikoprämien

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass sich Renditen aus Risikoprämien zusammensetzen. Ohne (bzw. mit negativem) „sicheren“ Zins besteht die Renditeerwartung vollständig aus Prämien für eingegangene Risiken. Letzteres sollten vom Anleger verstanden werden. Die Grafik zeigt einen schematischen Aufbau.

Innerhalb der Vermögensklassen sind weitere Faktoren maßgeblich. Zudem spielt Illiquidität eine Rolle. Die Verteilung des Kapitals auf die verfügbaren Anlageklassen sollte daher die relative und absolute Attraktivität der Risikoprämien der verschiedenen Vermögensklassen berücksichtigen.

Die Investition in eine kapitalbildende Versicherung oder der Kauf eines Fonds löst das Problem nur oberflächlich, da die Entscheidung auf eine andere Ebene (den Produktanbieter) delegiert wird.

Inflationserwartung spricht gegen Zinswende

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist dabei vieles zu überprüfen. Zuviel Hoffnung sollten sich Anleger allerdings nicht machen. Schließlich ist die langfristige Inflationserwartung ein wichtiger Indikator für die zukünftige Geldpolitik.

Mit einem Wert von unter 1,3 Prozent ist kein Aufwärtsdruck für Zinsen zu erwarten. Wir gehen weiterhin von der Blaupause Japan (Zinsen bleiben niedrig) bei gleichzeitig höherer politischer Unsicherheit (Europa ist sehr heterogen) aus.

"Was bedeutet das konkret für mich!?"

Ich bin kein Freund von „Kaufen Sie x und Ihr Anlageproblem ist gelöst“-Antworten. Einfache Antworten sind zwar beliebt, aber spätestens in Stressphasen zeigt sich der bei der Herleitung der Anlagestrategie ersparte Zeitaufwand in schädlichem Anlegerverhalten.

Daher lautet meine Empfehlung sich an den folgenden Schritten zu orientieren:

  • Erfassen Sie Ihren Vermögensstatus (Vermögen und Verbindlichkeiten)
  • Erstellen Sie eine Liquiditätsplanung und differenzieren Sie dann zwischen Rücklage und Kapitalanlage
  • Ermitteln Sie Ihre finanzielle Risikobereitschaft für die Kapitalanlage
  • Ermitteln Sie, welche Risikotragfähigkeit Sie aufgrund der Lebensplanung (wann wird wie viel Geld benötigt?) haben
  • Definieren Sie den Anlagehorizont für die Kapitalanlage
  • Treffen Sie Annahmen für die langfristigen Ertragserwartungen der verschiedenen Vermögensklassen
  • Betrachten Sie, wie sich die geplante Anlagestrategie in historischen Kapitalmarktkrisen verhalten hat
  • Beantworten Sie die wichtigsten Umsetzungsfragen:

a) Aktive Manager vs. Passive Indexfonds – Wo macht was Sinn?

b) Risikomanagement und taktische Eingriffe – Notwendigkeit vs. Gewissensberuhigung

c) Berücksichtigung steuerlicher Aspekte (Abgeltungsteuer, Investmentsteuerreform)

Die Berücksichtigung der genannten Schritte erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die am Kapitalmarkt verfügbaren Risikoprämien auch vereinnahmt werden. Zudem sorgt eine aktive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Dimensionen der Geldanlage auch für weniger emotionalen Stress.

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