1. Rückblick

Schon seit dem neuen Allzeithoch um 65.000 USD am 14. April 2021 befindet sich der Bitcoin in einer Korrektur. In den ersten Wochen nach diesem Allzeithoch wog sich die Krypto-Gemeinde aber noch in Sicherheit, denn Bitcoin konsolidierte zwischen 47.000 und 60.000 USD seitwärts, während Ethereum (ETH) und zahlreiche andere Altcoins noch bis zum 10. Mai auf neue Rekordhochs stürmten („altcoin season“).

Eine erste scharfe Korrekturwelle warf die Bitcoin-Notierungen dann jedoch zügig bis auf ca. 29.500 USD in den Keller. Im Anschluss kam es bis Mitte Juli zu einer zweimonatigen Bodenbildung, wobei mit 28.500 USD nochmal ein leicht tieferes Tief gesehen wurde (-56 % vom neuen Allzeithoch).

Auf der Basis eines völlig darniederliegenden Sentiments mit sehr hohen Panikwerten startete ab dem 20. Juli schließlich ein gewaltiger Short-Squeeze, welcher den Bitcoin innerhalb von nur sieben Wochen wie vermutet bis an das 61,8 %-Retracement und darüber hinaus bis auf 52.950 USD um über 80 % nach oben katapultierte. Die meisten Altcoins zogen bei dieser Erholung mit, einige ausgewählte Coins wie Solana (SOL) und Cardano (ADA) erreichten sogar neue Rekordstände. Ethereum (ETH) hingegen verfehlte trotz einer Erholung von 134 % - genau wie der Bitcoin - sein Allzeithoch.

Seitdem kam es in den letzten drei Wochen zu einer neuerlichen Korrekturwelle. Dabei fielen die Bitcoin-Notierungen bereits bis auf 39.650 USD und Ethereum bis auf 2.650 USD zurück.

Trotz dieser insgesamt ernüchternden Performance in den letzten Monaten ist der Optimismus im Sektor weiterhin groß. Absurde Züge nahm vor allem der Hype um die sogenannten NFTs (Non-Fungible Tokens) an. An sich sind NFTs ganz sicher eine spannende Entwicklung mit hohem Potenzial für die Zukunft. Aber angesichts der absurd hohen Beträge, welche hier zuletzt für in der Regel erbärmliche digitale Bildchen bezahlt wurden, man muss eindeutig von einer „JPGmania“ sprechen!

Insgesamt ist die Bitcoin-Rally seit dem 14. April entweder „nur“ unterbrochen oder aber beendet und der Sektor befindet sich bereits in einem Krypto-Winter. Zu dieser an sich noch unklaren Situation kommt nun das Zusammenbrechen der Immobilienblase in China…

2. Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar

Bitcoin in USD, Wochenchart vom 28. September 2021. Quelle: Tradingview

In den letzten Monaten ist die Bitcoin-Rally ins Stocken geraten. Der Wochenchart setzt bislang eine Konsolidierung auf hohem Niveau in Szene. Das tiefere Hoch bei 52.950 USD lässt allerdings nichts Gutes erahnen. Nur mit Fantasie und viel Optimismus lässt sich ein größeres Konsolidierungsdreieck (gestrichelt in hellblau) konstruieren, welches bullisch nach oben aufgelöst werden könnte. Bestätigt ist dieses Muster aber noch lange nicht.

Klar ungünstig wirkt sich hingegen das noch recht frische Stochastik-Verkaufssignal aus. Der Oszillator hat erst kürzlich nach Süden gedreht und könnte für den Weg bis in die überverkaufte Zone viele Wochen benötigen. Damit kommt vermutlich schon der Unterstützungszone zwischen ca. 38.000 und 41.000 USD entscheidende Bedeutung zu, denn je öfter die Bären hier attackieren, desto brüchiger wird diese Unterstützung.

Einen bärischen Durchbruch müssten die Bullen dann allerspätestens im Bereich um 34.500 bis 35.500 USD quasi sofort kontern. Andernfalls ist der Weg gen 30.000 USD bereits vorgezeichnet, womit sich jedoch das große Bild erheblich eintrüben würde.

Insgesamt kann man den Wochenchart noch als halbwegs neutral innerhalb einer großen Seitwärts-Konsolidierung klassifizieren. Gut schaut die Angelegenheit aber nicht mehr aus und man fragt sich schon, woher eigentlich alle Krypto-Investoren in diesen Tagen ihren Optimismus nehmen. Unterschreitet der Bitcoin das Tief aus der Vorwoche bei 39.525 USD dreht die Sachlage auf Alarmstufe rot! Nur bei Bitcoin-Kursen oberhalb von 51.000 USD steigen die Wahrscheinlichkeiten für eine Fortsetzung der Rally wieder deutlich an.

Bitcoin in USD, Tageschart vom 28. September 2021. Quelle: Tradingview

Auf dem Tageschart hat sich durch das letzte Hoch bei 52.950 USD eine neue Abwärtstrendlinie ergeben, die ab jetzt auf der Oberseite das Maß aller Dinge für den Bitcoin sein dürfte. Zusammen mit dem 61,8 %-Retracement bei 51.030 USD ist somit die Zone zwischen aktuell ca. 50.000 und 51.000 USD ein betonhartes Widerstandslager der Bären.

Aber bereits die leicht fallende 200-Tagelinie (45.505 USD) konnten die Bullen zuletzt nicht mehr verteidigen. Noch ist hier keine eindeutige Entscheidung gefallen, aber je länger sich das Kursgeschehen unterhalb dieses gleitenden Durchschnitts bewegt, desto mehr wird die 200-Tagelinie ebenfalls zu einem Widerstand. Der Stochastik Oszillator driftet dazu passend gen Süden, hat aber die überverkaufte Zone noch nicht erreicht. Das technische Bild trübt sich also auch auf dem Tageschart zunehmend ein.

Zusammengefasst ist der Tageschart in einem Abwärtstrend und damit bärisch. Bislang ging es in den letzten drei Wochen in zwei Schüben gen Süden. Aufgrund der beiden eingebauten Zwischenerholungen ist bislang noch keine überverkaufte Lage entstanden. Stattdessen hat der Stochastik Oszillator noch Luft nach unten, so dass Kursziele im Bereich 35.000 bis 38.000 USD auf Sicht der kommenden ein bis vier Wochen realistisch erscheinen.

3. Sentiment Bitcoin

Crypto Fear & Greed Index vom 27. September 2021. Quelle: Crypto Fear & Greed Index

Durch den Abverkauf der letzten drei Wochen ist die Stimmung wieder ein gutes Stück in den Keller gerutscht. Eine extreme Panik ist aktuell aber sicherlich (noch) nicht zu beobachten.

Crypto Fear & Greed Index langfristig vom 26. September 2021. Quelle: Sentimentrader

Mittelfristig betrachtet erlebte das Bitcoin-Sentiment in den letzten Monaten eine wahre Achterbahnfahrt. Nach der totalen Euphorie zum Jahresbeginn und einer weiterhin exzessiv gierigen Stimmung bis in den Mai hinein, lagen die Nerven dann vor allem im Juni und Juli aufgrund der scharfen Korrektur blank. Klassischerweise kam es daher ab Ende Juli bis in den September hinein zu der gewaltigen Short-Covering Rally, welche sentiment-technisch wiederum für einen völlig übertriebenen Optimismus sorgte.

In der Summe scheint der Krypto-Sektor momentan auf dem Weg zum nächsten Panik-Tief. Bis dahin wird es aber wohl noch einige Kursverluste benötigen. Übergeordnet verlieren die Optimisten zudem seit Jahresanfang an Momentum. Das heißt, dass sich die Stimmung möglicherweise über längere Zeit im Keller wird einnisten müssen, was wiederum für eine ausgedehnte und tiefe Korrektur sprechen würde.

4. Bitcoin gegen Gold

Bitcoin/Gold-Ratio vom 28. September 2021. Quelle: Tradingview

Bei Kursen von derzeit ca. 41.700 USD für einen Bitcoin und 1.742 USD für eine Feinunze Gold liegt das Bitcoin/Gold-Ratio aktuell bei 23,91. Man muss für einen Bitcoin also derzeit fast 24 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,0417 Bitcoin.

Im Vergleich zu den Höchstkursen im März und April hatte der Bitcoin zunächst über 56 % gegen Gold verloren. Ab Mitte Mai konsolidierte das Bitcoin/Gold-Ratio zwei Monate lang seitwärts. Im Anschluss dezimierte der Bitcoin das Gold aber wieder durch seine scharfe Erholung.

Das Hoch vom April wurde aber klar verfehlt, sodass nun eine mögliche Trendwende zugunsten des Goldes möglich wäre. Dazu müsste der steile Aufwärtstrendkanal aber nach unten durchbrochen werden. Gelingt dies, eröffnet sich erhebliches Erholungspotenzial für den Goldpreis gegen den Bitcoin. Und sei es nur dadurch, dass Gold deutlich weniger stark fällt als der Bitcoin.

Grundsätzlich sollte man sowohl in Edelmetallen als auch in Bitcoins investiert sein. Mindestens zehn Prozent und besser 25 % seines Gesamtvermögens sollte man in physische Edelmetalle anlegen, während man in Kryptos und vor allem im Bitcoin zunächst wenigstens ein bis fünf Prozent halten sollte. Wer sich mit den Kryptowährungen und Bitcoin sehr gut auskennt und das Potenzial erkannt hat, kann individuell sicherlich bei größeren Rücksetzern auch deutlich höhere Prozentzahlen in Bitcoin allokieren. Für den normalen Anleger, der natürlich vor allem in Aktien und Immobilien investiert ist, sind maximal fünf Prozent im immer noch spekulativen - und vor allem hochvolatilen - Bitcoin aber ein guter Richtwert.

Aktuell müssen sich Anleger aber auf heftige Kursverluste in allen Assetklassen einstellen. Diese werden im Bitcoin heftiger, im Gold milder ausfallen.

5. Makro-Update: Das chinesische Kartenhaus bricht zusammen

 

 

Während die Notenbanken unvermindert ihre Bilanzsummen und damit ihre Währungsmengen wöchentlich weiter aufblasen, versucht insbesondere die amerikanische Fed die Märkte mit ihrem Tapering- und Normalisierungsgeschwätz zu bluffen. Wenn wir die Zeichen der Zeit aber richtig deuten, werden die Märkte gar nicht mehr zu einer Tapering-Nagelprobe ansetzen können, denn in China braut sich mittlerweile etwas Gewaltiges zusammen!

Geisterstädte (mit nachgebautem Eiffelturm!) in China

Seit der Finanzkrise 2008 ist China in unglaublicher Geschwindigkeit gewachsen und zu einem der größten globalen Player aufgestiegen. Dabei sind in den letzten 15 Jahren Milliarden von USD nach China geflossen. Die massive Wanderungsbewegung vom Land in die Stadt sowie die dortige Aufbruchsstimmung basierend auf den durch Deng Xiaoping eingeführten Marktreformen in Verbindung mit den weltweit gewaltigen Stimulus-Maßnahmen. Sie lösten einen noch nie gesehenen Boom aus, der auch die westliche Welt aus dem Sumpf der Finanzkrise zog.

In einer zentralistisch (= sozialistisch, = kommunistisch, = totalitär) geführten Volkswirtschaft werden die Finanzmittel und Produktionsgüter aber nicht effizient nach Angebot und Nachfrage verteilt, sondern am Bürokraten-Schreibtisch zentral ohne die Schwarmintelligenz des freien Marktes umverteilt. So haben lokale Parteibonzen die ständigen Wachstums-Vorgaben aus der weit entfernten Parteizentrale in Peking zunehmend in den Immobiliensektor geleitet, in der blinden Hoffnung damit das gewünschte und vorgegebene Wachstum zu erzeugen.

Das ging jahrelang gut und kurbelte die Weltwirtschaft an. Natürlich mischten auch die westlichen Finanzinstitute bei der Finanzierung und Kredit-Bündelung kräftig mit. Die immer weiter steigenden Immobilienpreise sorgten für einen sich selbst verstärkenden Effekt, so dass immer größere Kartenhäuser basierend auf den gestiegenen Grundstückspreisen gestrickt werden konnten.

Die Bilder von sogenannten Ghost Cities sind schon seit einigen Jahren im Umlauf, trotzdem ging der Immobilienboom, welcher ca. 25 % der Wirtschaft in China ausmacht, immer weiter. Betrug und extreme Hebel dürften dort an der Tagesordnung gewesen sein.

Mit der nun offensichtlichen Pleite von Evergrande, welche bereits seit über einem Jahr schmorte, ist die Party aber zu Ende. Es besteht höchste Ansteckungsgefahr und ein weltweiter Flächenbrand wird immer wahrscheinlicher. Zu verschachtelt und intransparent ist der hochverschuldete Immobiliensektor in China. Wir müssen davon ausgehen, dass schon in Kürze weitere Zusammenbrüche anstehen und dass vor allem ausländische Investoren ihre Kredite abschreiben werden müssen.

Das Aufwachen in der westlichen Welt wird dramatische Konsequenzen haben, insbesondere da man nun feststellen wird müssen, dass man jahrelang eine gefaktes Kartenhaus mit hohen Milliardenbeträgen finanziert hat und am Ende nur leerstehende Hochhauswüsten, Geisterstädte und unvollendete Baustellen zurückbleiben. Die Frage lautet nicht mehr ob, Evergrande „too big to fail“ ist, sondern ob der chinesische Immobilen-Sektor womöglich „too big to save“ ist.

Alle Märkte werden von einer „Risk-off Mentalität“ getroffen werden und nur der US-Dollar wird in diesem Umfeld zumindest vorübergehend der sichere Hafen sein. Der Goldpreis, aber auch die seit April laufende Korrektur beim Bitcoin zeichnen dieses Bild schon vor. Allerdings werden die Notenbanker panisch auf die absehbaren Zusammenbrüche reagieren und mit gewaltigen Rettungsmaßnahmen alles bisher Gesehene in den Schatten stellen. Spätestens wenn die Special Drawing Rights (SDRs) ins Spiel kommen, kann das Kursgeschehen schlagartig von stark deflationär auf stark inflationär drehen.

Anlegern in allen Assetklassen steht eine schwindelerregende Achterbahnfahrt bevor. Man ist gut beraten momentan jegliches Risiko zurückzufahren und genügend Bargeldreserven sowie physisches Gold und Silber vorzuhalten.

6. Fazit: Die Party ist vorbei, Risk-off!

Der Krypto-Sektor wurde in den letzten Jahren immer wieder heftig von der Kommunistischen Partei Chinas attackiert. Das Mining-Verbot im Juni sorgte schließlich für Konsequenzen und setzte die Bitcoin-Preise stark unter Druck. Nun hat China auch die ASIC-Chip-Hersteller angegriffen. Damit geht ein Jahrzehnt der Hashrate-Konzentration in China zu Ende.

Mittel- und längerfristig dürfte das Bitcoin-Netzwerk dadurch deutlich dezentralisierter und robuster werden. Viele der Miner bzw. deren Mining-Equipment ist bereits aus China in andere Länder abgewandert. In den USA droht allerdings eine deutliche Verschärfung der Regulierung durch die Bundesregierung. Kurzfristig ergibt sich dadurch weiteres Korrekturpotenzial in einem Markt, der sowieso schon angeschlagen ist.

Die Makro-Situation ist ohne Zweifel hochkomplex und schwer zu durchschauen. Fakt ist jedoch, dass der Bitcoin technisch bereits seit April in einer Korrektur steckt. Gleichzeitig kommen aus China zunehmend gewaltige Schockwellen aufgrund des Zusammenbruchs des dortigen Immobiliensektors als auch durch die massiven Angriffe der Zentralregierung auf den Bitcoin selbst. In den USA wird es voraussichtlich zu einer heftigen Regulierung der Stable-Coins kommen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Insgesamt ist zu befürchten, dass der Bitcoin schon in Kürze eine Etage tiefer segeln bzw. crashen wird und womöglich auch die nächste Unterstützung um 35.000 USD dann nur eine Durchgangsstation darstellen könnte. Im Bitcoin-Future wartet weiterhin die offene Kurslücke zwischen 24.605 USD und 26.080 USD. Wir gehen aktuell mindestens von einem Rücksetzer bis auf 35.000 USD aus, halten aber auch eine weitaus tiefere Korrektur für sehr gut möglich. Es empfiehlt sich höchste Vorsicht und eine „Risk-off Mentalität“.

Hinweis: In der kommenden Woche findet für alle CK*Gold-Abonnenten ein Webinar mit Florian Grummes, Björn Paffrath und Dirk Müller statt!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"