Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9986 (05:56 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Stunden bei 0,9876 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,11. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,91. EUR-CHF oszilliert bei 0,9759.

Finanzmarkt: Aktienmarkt erholt – USD JPY auf höchstem Niveau seit 1998

Am Finanzmarkt geht die Richtungssuche weiter. Einem schwachen Tag am Aktienmarkt folgt ein starker Tag. Gestern erholten sich die Aktienmärkte. Ein wohl entscheidender Katalysator waren sinkende Öl- und Gaspreise. Ob sich diese Tendenz am Energiemarkt dauerhaft fortsetzen kann, ist mehr als fragwürdig vor dem Hintergrund der von G-7 Nationen geplanten Preisdeckel für russisches Öl und Gas. Erfreuen wir uns an der Erholung.

An den Kapitalmärkten wurden die erhöhten Renditeniveaus gehalten. Aktuell rentieren die 10-jährigen Bundesanleihen bei 1,56 %, die 10-jährigen US-Staatsanleihen bei 3,24 %.

Der USD kam gegenüber dem EUR leicht unter die Räder. Nach Tiefstkursen 0,9876 erholt sich der Euro wieder. Edle Metalle konnten in diesem Zuge an Boden gewinnen.

Gegenüber dem JPY konnte der USD jedoch zulegen. Mit knapp 145 JPY pro USD wurde der höchste Kurs seit 1998 markiert.

USA: „Beige Book“ – ein Blick in die Fed-Distrikte

Das „Beige Book“ gibt uns Auskunft über die Wirtschaftslage in den Bezirken der Federal Reserve. Demnach hätte sich seit Juli wenig getan. Fünf Distrikte sahen geringfügiges Wachstum, während fünf weiter Distrikte geringfügige Schwäche konstatierten. Konsumenten würden sich bei ihren Einkäufen zunehmend auf lebensnotwendige Güter fokussieren. Arbeitsmärkte wären von einem moderatem Wachstum gekennzeichnet. Das Preisniveau würde sich weiter auf hohem Niveau bewegen.

EZB wird Zinserhöhung um 0,75 % liefern

Auf der heutigen Sitzung der EZB ist die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts um 0,75 % extrem hoch. Die Vorgaben anderer Zentralbanken (gestern Kanada +0,75 %) zwingen die EZB nahezu dazu, um den Außenwert des Euros nicht weiter fortgesetzt zu unterminieren und damit importierte Inflation zu forcieren. Mehr gibt es nicht zu sagen!

Reden wir über unser Rückgrat

Familienunternehmer-Präsident Von Eben-Worlée warnte wegen der steigenden Energiepreise vor einer riesigen Insolvenzwelle im Mittelstand und dem Verlust zehntausender Arbeitsplätze. Das hätte die Bundesregierung noch gar nicht verstanden. Die Regierung sei in der Verantwortung, um die Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen im Winter sicherzustellen. Deutschland hätte wegen des russischen Gas-Stopps die höchsten Energiepreise der Welt. Sie seien um das Achtfache höher als in den USA. Das könne unsere Industrie, das könnten unsere Betriebe nicht mehr aushalten. Alle sechs Atomkraftwerke müssten für einige Jahre länger am Netz bleiben. Man bräuchte ab sofort die Preisbremsen am Strommarkt. Das dritte Entlastungspaket helfe der Wirtschaft nicht, da stünden nur vage Ankündigungen drin.

Kommentar: Sowohl der BDI (34 % der Unternehmen existenzgefährdet) als auch die Familienunternehmen reden Klartext. Es geht um das Rückgrat, das Deutschland am Leben erhält. In diesem Kontext ideologischer Parteipolitik zu folgen und existenzbedrohende Zustände in Kauf zu nehmen, nachdem man sich bei den Folgen der eigenen Politik zuvor unfassbar leichtfertig geirrt hatte (trotz unserer frühzeitigen qualitativen Einlassungen zu diesem Thema!), wäre verantwortungslos. London macht es vor, Pragmatismus (Atomenergie).

Putin sieht Sanktionen als weltweite Gefahr

Putin kritisierte die westlichen Sanktionen. Sie seien nicht nur kurzsichtig, sondern sie stellten eine Gefahr für die gesamte Welt dar. Es ginge dem Westen um die internationale Vorherrschaft, aber die Welt orientiere sich zunehmend nach Asien. Sollten Preisdeckel (Gas und Öl) eingeführt werden, würde Russland sich nicht mehr an Lieferverträge halten.

Kommentar: Alle Länder, die sich nicht an den Sanktionen gegen Moskau beteiligen (65 % der Weltwirtschaft Basis KKP), stimmen Moskau hinsichtlich der geopolitischen Einordnung faktisch zu. Wenn Käufer Preise bestimmen wollen (Deckel), entspricht das nicht Konditionen der Lieferverträge. Unter Kausalitätsgründen und internationalem Rechtsgebaren ist Moskaus Haltung kaum anfechtbar. Der Westen will eine regelbasierte Ordnung, wo der Westen (USA) die Regeln setzt (totalitärer Anspruch). Moskau und der Rest der aufstrebenden Länder wollen eine multipolare Welt basierend auf einer gesetzesbasierten Ordnung (keine Beliebigkeit).

Im Zahlungsverkehr zwischen China und Gazprom fällt der USD zukünftig vollständig unter den Tisch. Die Zahlungen werden jeweils hälftig auf RUB- und CNY-Basis abgewickelt.

Kommentar: Diese Entwicklungen in 65 % der Weltwirtschaft werden zunehmen, da der Ansatz der westlich forcierten „regelbasierten Ordnung“ für den Rest der Welt Souveränitätsverluste (UN-Charta Artikel 2) bedeutete. Kein wirklich souveränes Land kann das akzeptieren. Wo stellt sich die EU auf? Passt „regelbasiert“ zu unseren Werten?

Washington warnt London

Die US-Regierung warnte Premierministerin Truss vor einseitigen Veränderungen am Brexit-Vertrag mit der EU. Jeder Versuch, das Nordirland-Abkommen zu unterlaufen, würde sich negativ auf die Gespräche über ein Handelsabkommen zwischen UK und den USA auswirken.

Kommentar: London hat ein Problem. Die irisch-stämmigen US-Amerikaner, die eine potente Kraft im politischen US-Establishment darstellen, haben klare Positionen, die im diametralen Widerspruch zu der vom UK eingeschlagenen Politik bezüglich des Nordirland-Protokolls stehen. In London sollte man wegen der prekären Konjunktur- als auch Strukturlage achtsam sein. Das Verhältnis zu Russland (Rohstoffe) ist zerstört. Das Verhältnis zu China ist zerrüttet (20 % des Welt-BIP KKP). Das Verhältnis zur EU ist schlecht (14 % des Welt-BIP KKP). Will man auch noch das Verhältnis zu den USA (15 % des Welt-BIP KKP) gefährden.

Fazit: Die Differenzierung zwischen Mut und Übermut scheint auf der Insel schwer zu fallen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Daten besser als erwartet

Das BIP legte laut finaler Berechnung per zweitem Quartal 2022 um 0,8 % (Prognose und vorläufiger Wert 0,6 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,1 % (Prognose und vorläufiger Wert 3,9 %).

Deutschland: Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose -0,5 %) nach zuvor +0,8 % (revidiert von +0,4 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,11 % nach zuvor 0,00 % (revidiert von -0,41 %).

USA: MBA Index auf Tiefststand seit Januar 2000

Der vom MBA ermittelte Hypothekenmarktindex sank in der Berichtswoche 2. September von zuvor 260,1 auf 258,1 Zähler.

Die Handelsbilanz wies per Juli ein Defizit in Höhe von 70,7 Mrd. USD (Prognose -70,3 Mrd. USD) nach zuvor 80,9 Mrd. USD (revidiert von 79,6 Mrd. USD) aus.

Japan: BIP und Stimmung besser als erwartet

Das BIP nahm laut Revision im zweiten Quartal 2022 im Quartalsvergleich um 0,9 % (Prognose 0,7 %, Erstschätzung 0,5 %) zu.

Der Index „Economy Watcher‘s Poll“ verzeichnete per August einen Anstieg von zuvor 43,8 auf 45,5 Punkte.

China: Rückläufige Reserven

Die Devisenreserven stellten sich per August auf 3.055 Mrd. USD (Prognose 3.079 Mrd. USD) nach zuvor 3.104 Mrd. USD.

Kanada: Zentralbank erhöht um 0,75 %

Die kanadische Zentralbank erhöhte den Leitzins gestern von zuvor 2,50 % auf 3,25 %, was den Markterwartungen entsprach.

Saudi-Arabien: Öl treibt BIP

Das BIP legte per zweitem Quartal 2022 im Jahresvergleich um 12,2 % laut finaler Berechnung zu (Prognose und vorläufiger Wert 11,8 %).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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