Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1836 (07.42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1801 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.83. EUR-CHF oszilliert bei 1.1679.

Das politische Umfeld liefert zumindest partiell nicht notwendig eine Steilvorlage, die Zuversicht und Vertrauen für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte generiert. Das Thema Risikoaversion nimmt damit mehr Raum ein.

Gab es irgendeinen Handlungsdruck die Frage des Status Jerusalems jetzt anzufassen? Der US-Präsident wird laut US-Regierungskreisen heute Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Die Entscheidung werde der US-Präsident heute um 19.00 Uhr (MEZ) bekannt geben. Mit dieser voraussichtlichen Entscheidung der US-Regierung inklusive der Verlagerung der US-Botschaft nach Jerusalem ergibt sich im Nahen Osten eine neue Eskalationsstufe im Rahmen religiöser und kultureller Konflikte.

In der arabischen Welt ist das Vorhaben auf massive Kritik gestoßen. Diese Entscheidung bietet gerade in den Ländern dieser Region innenpolitischen Sprengstoff, die den USA nahestehen, die aber auch auf die religiösen Befindlichkeiten ihrer Bevölkerung Rücksicht nehmen müssen. Wem nützt diese Politik, die potentiell mehr Unfrieden zur Folge haben kann/wird? Unfrieden impliziert einen Hang der Beteiligten, sich zu bewaffnen, um gerüstet zu sein. Wer ist dominanter Waffenproduzent?

Unfrieden in dieser Region kann aber auch den leicht stabilisierten Status Quo, der sich nicht nur in dieser Region zu Lasten der USA entwickelte, in der Region wieder zerstören (= Risiko von steigenden Flüchtlingsströmen - Destabilisierung von Drittländern/Drittzonen).

Fazit: Nicht nur in dieser Region ist das Risiko erhöht, das weihnachtliche Friedfertigkeit unterproportionale Chancen hat. Damit nimmt Risikoaversion an den Märkten und in der Wirtschaft dieser Region tendenziell zu.

Wir freuen uns sehr, dass der deutsche EU-Kommissar Oettinger Themen bewegt, die perspektivisch existentiell für Europa, insbesondere die Eurozone sind.

Der EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger sprach sich für einen Europäischen Währungsfonds aus als auch auf lange Sicht für die Schaffung der Posten eines Wirtschafts- und Finanzministers Europas. Es ginge darum, die Europa und die Eurozone wetterfest zu machen. Wir stimmen unumwunden zu! Ja, das sind Merkmale der außenpolitischen Emanzipation, die in der Tat auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen notwendiger denn je ist.

Neben dem Schatten, den der Nahe Osten aktuell wirft, ergibt sich damit auch ein wenig Licht am politischen Horizont auf sehr lange Sicht ("Mismatch" auf dem Zeitstrahl).

Wir freuen uns sehr über die erfrischenden Daten aus Deutschland heute früh. Per Berichtsmonat Oktober legten die deutschen Auftragseingänge unerwartet um 0,5% im Monatsvergleich zu (Prognose -0,3%). Mehr noch wurde der Vormonatswert von +1,0% auf +1,2% revidiert. Damit kam es den dritten Monat in Folge zu Zuwächsen, die sich seit August auf 5,8% aufaddieren. Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist hanseatisch ausgedrückt äußerst solide.

Die finale Berechnung der von dem britischen Anbieter Markit erhobenen Einkaufsmanagerindices lieferte per November keine Überraschungen. Die vorläufig berechneten hohen Indexstände wurden bestätigt. So liegt der Index für den Dienstleistungssektor bei 56,2 Punkten und der Composite Index bei 57,5 Zählern. Das entsprach exakt den vorläufigen Werten als auch den Prognosen.

Das impliziert sportliches Wachstum in der Eurozone, was auch eine Reduzierung der erwarteten öffentlichen Defizitlagen impliziert. Was für ein Unterschied zu den USA!

Andererseits enttäuschte die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze der Eurozone massiv. Per Oktober kam es unerwartet zu einem Rückgang im Monatsvergleich um 1,1%. Die Prognose lag bei lediglich -0,7%. Auch die Revision des Vormonatswerts von +0,7% auf +0,8% ändert daran wenig.

Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um nur 0,4% (Prognose 1,5%) nach zuvor 4,0%. Hinsichtlich der aktuellen Konjunkturlage und der in der Eurozone zunehmenden Beschäftigung als auch daraus resultierenden wachsenden Lohnsummen muss die aktuelle Entwicklung als Ausreißer klassifiziert werden.

Aus den USA erreichten uns weniger erbauliche Entwicklungen:

Das Handelsbilanzdefizit weitete sich per Oktober unerwartet aus und stellte sich auf 48,7 Mrd. USD (Prognose -47,5 Mrd. USD) nach zuvor -44,9 Mrd. USD (revidiert von -43,5 Mrd. USD). Hier bahnt sich ein negativer Einfluss auf die Berechnung des BIP an. Nachfolgender Chart belegt unter Schwankungen eine Tendenz zu steigenden Defiziten.

© Reuters

Die Einkaufsmanagerindices von Markit lieferten insignifikante Rückgänge. Der Index für den Dienstleistungssektor sank per November laut finaler Berechnung von zuvor 54,7 auf 54,5 Zähler, während der Composite Index von 54,6 auf 54,5 Punkte zurückging.

Auch der von ISM ermittelte und stärker im Vordergrund stehende Dienstleistungsindex setzte per November keine positiven Akzente. Der Index sank unerwartet von zuvor 60,1 auf 57,4 Punkte. Die Prognose lag bei 59,0 Zählern. Gleichwohl bleibt die jetzt eingeschränkte Divergenz zwischen den Ergebnissen von Markit und dem ISM bemerkenswert.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des Euros favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1780 - 10 negiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

P.S. Im Namen von Moritz Westerheide und in meinem Namen bedanken wir uns für Ihr Interesse und Ihre Treue gegenüber dem Forex Report in den vergangenen knapp 16 Jahren. Das war heute die letzte Ausgabe des Reports der BLB/Nord LB. Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest im Kreis Ihrer Lieben und ein gesundes und erfolgreiches 2018! Machen Sie es gut!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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