Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1144 (07:06Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1051 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.26. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.32. EUR-CHF oszilliert bei 1.0867.

Das G-7 Format hatte in den letzten Jahren deutlich an Potenz verloren. Faktisch ist das Format G-20 geeigneter, um die Probleme der Welt zu lösen und Chancen für die Welt zu eröffnen. Emmanuel Macron hat es in Biarritz geschafft, dass sich das G-7 Format von den Vorgängerveranstaltungen massiv abhob.

Das mag in Teilen auch der aktuellen Situation geschuldet sein. Im neuen Jahrtausend gab es ein derartiges Krisenpotpourri bisher nicht. Die Tatsache, dass der Westen als homogener Part der Weltpolitik aufgehört hat, zu existieren, spielt in den Krisenpotpourris der Welt eine nicht unwesentliche Rolle.

Was ist bisher geschehen:

  • Merkel und Macron wollen zeitnah Ukraine-Gipfel mit Putin.

  • Nach dem Gipfelgespräch Macrons mit dem Iran wurden die Außenminister des UK und Deutschlands über Inhalt unterrichtet (u.a. Ölexporte für Verhandlungen).

  • Merkel und Macron wollen Hilfen für Sahel-Zone.

  • Eine Initiative für die Rettung der Regenwälder wurde initiiert.

  • USA und Japan stehen kurz vor einem Handelsabkommen (Rahmen steht).

  • Trump und Johnson sprechen sich für ein zügiges bilaterales Handelsabkommen zwischen USA und UK aus.

Dank verdient Präsident Macron, der diesem Format in Biarritz Leben eingehaucht hat! Merci! Chapeau Monsieur le Président!

Die Tatsache, dass Donald Trump dem Treffen bisher ohne negative Überraschungen beiwohnte, kann als Ausdruck des Erfolgs von Macrons Diplomatie gewertet werden. Macron mag mit den anderen Teilnehmern bei Trump die US-Erkenntnis forciert haben, dass die USA unilateral ihre Positionen nicht wunschgemäß durchsetzen können. Insbesondere die US-Konjunktur- und Börsenabschwächung sind Warnschüsse Richtung Washington, dass laute Narrative gepaart mit Aggressionen, die nicht rechtlich gedeckt sind, von der Realität eingeholt werden.

In einer global vernetzten Welt, in der die Unternehmen als Pulsgeber der Weltwirtschaft ihre Lieferketten und Absatzmärkte global und „just in time“ aufgestellt haben, ist die Phantasie unilateraler Macht seitens der USA eben nur Phantasie, denn die USA stehen nur noch für circa 15 % der Weltwirtschaft und 4,5 % der Weltbevölkerung.

Wir haben in diesem Format mehrmals darauf verwiesen, dass die US-Unternehmerverbände die Handelspolitik Washingtons nicht goutieren.

Das wurde jetzt am Wochenende noch einmal deutlich. US-Wirtschaftsverbände haben völlig zu recht ablehnend auf die Aufforderung Trumps reagiert, sich aus China zurückzuziehen. Die National Retail Federation der Einzelhändler nannte den Aufruf unrealistisch. Ein Sprecher verwies darauf, dass 95 % der Verbraucher auf der Welt außerhalb der USA lebten. Die Präsenz der US-Unternehmen in China erlaube es nicht nur, dort Kunden zu bedienen, sondern auch in anderen Märkten in Übersee. Die US-Handelskammer hatte dazu aufgefordert, eine Lösung in dem Handelsstreit zu finden.

Trump eskalierte dennoch den Handelskonflikt mit Peking

China verfügte gemäß vorheriger Ankündigungen Zölle auf US Waren in Höhe von fünf bis zehn Prozent auf ein Volumen von 75 Mrd. USD als Reaktion auf die unilaterale Aktion der USA zuvor (zehn Prozent auf Volumen von 300 Mrd. USD ab 09/2019 oder 12/2019).

Damit reagierte Peking unterproportional auf die vorherige und nicht durch internationales Recht gedeckte Handelsaggression der USA. China agiert damit rechtmäßig ohne Fehl und Tadel.

Der US-Präsident verfügte darauf eine Erhöhung der US-Zölle auf das gesamte Importvolumen (550 Mrd. USD) aus China in Höhe von fünf Prozent und startete damit eine neue Eskalation ohne Rechtsbasis.

China zeigt sich gesprächsbereit. Chinas Chefunterhändler betont Bereitschaft zum Dialog mit USA. China zeigt sich aber anders als Mexiko oder Kanada determiniert.

O-Ton Handelsministerium: "China hat die dringende Bitte an die USA, die Situation nicht falsch einzuschätzen oder den Willen des chinesischen Volkes unterzubewerten. Der unilaterale und schikanöse Handelsprotektionismus sowie der maximale Druck der USA widerspräche dem Konsens, den die Staatschefs von China und den USA beschlossen hätten. Die Grundsätze des gegenseitigen Respekts und des Wohlstands für beide Seiten würden verletzt."

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Loretta Mester, Gouverneurin der Fed Cleveland, warnte, dass die Eskalation Gefahren für die US-Wirtschaft mit sich bringe. Es gäbe ein großes Abwärtsrisiko für die US-Wirtschaft. So ist es. Nein, nicht die Federal Reserve ist für die aktuelle und potenzielle US-Konjunkturschwäche verantwortlich. Die Verantwortung liegt bei Handelskriegern in Washington (und in der Toskana, Bannon!).

Fazit:

Wenn es Trump und seiner Administration ernst ist, die US-Wirtschaftslage nicht weiter zu destabilisieren, dann mag die jüngste Eskalation gegenüber China ein Finale vor einer Annäherung darstellen. Der Input, den Trump in Biarritz erfuhr, mag ihn dazu ermutigen. Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt!

Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:

USA:

Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per Berichtsmonat Juli auf 635.000 (Prognose 649.000) in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung. Der Vormonatswert wurde massiv von 646.000 auf 728.000 revidiert. Diese Revision in der Amplitude wirft Qualitätsfragen in dieser Datenreihe auf.

Der Blick auf die historische US-Datenreihe verdeutlicht, dass trotz des Niedrigzinsniveaus und des Bevölkerungswachstums in den letzten 55 Jahren von etwa 192 auf circa 330 Millionen das Niveau des Absatzes neuer Wohnimmobilien als überschaubar klassifiziert werden muss. Hier ist ein Zusammenhang mit der Verarmung der US-Mittelschicht unverkennbar.

   

   

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1020 – 40 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

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