Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1467 (07:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1439 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.10. EUR-CHF oszilliert bei 1,1412.
Die von Rom geplanten höheren Schulden im nächsten Staatshaushalt stellen nach Aussagen des Chefs des ESM ein Risiko dar. Klaus Regling ist besorgt wegen Italien. Die Entwicklung sei aber kein Grund zur Panik, da die Gefahr der Ansteckung anderer europäischer Länder bis jetzt sehr begrenzt sei. Wir teilen diese Sichtweise.
Die Sorge ist fraglos berechtigt, da Rom maßgeblich konsumtive Geschenke verteilen will und damit den Pfad der Fehler der letzten 50 Jahre einschlägt und Lernkurven aus dieser konsumtiven Fehlsteuerung verneint. Das ist ein Schlag in das Gesicht eines jeden Reformlandes der Eurozone, das sich an die solidarischen Verabredungen in der Gemeinschaft gehalten hat.
Hier geht es nicht nur um Rom, sondern darum, dass Rom offensichtlich den Appetit Londons auf Extrawürste entwickelt hat. Damit ist es eine egozentrische Vorgehensweise Roms zu Lasten der Gemeinschaft der Länder der Eurozone, die überhaupt erst die Stabilität Italiens in der existentiellen Krise 2011/2012 gewährleisteten.
Die Probleme Italiens sind solitär selbst verschuldet. Dank Rom ist Italiens Solidarität mit der Eurozone darin zu sehen, die Hand, die half und (noch) hilft zu verstümmeln? Wäre die höhere Neuverschuldung investiv geprägt, ließe sich leichter ein sachlicher Kompromiss finden. Ein Kompromiss setzt Gespräche voraus. Der absolut unverschämte Ton und die zum Teil hasserfüllte Haltung, die uns von den Savinis dieser Welt entgegenschlägt, ist dafür wenig hilfreich.
Die Profis in Brüssel sind aber fraglos darin geübt, diesen billigen Provokationen zu widerstehen, denn man weiß in Brüssel, Berlin und Paris (weniger in Warschau), dass Populisten kommen, sie setzen sich aber eben in der Regel nur temporär durch, da sie (siehe Brexit) regelmäßig nur Schäden hinterlassen.
Britische Industrie: Vorschwächeln als Vorbereitung für Brexit!
Die britischen Industrieaufträge sind so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr. Der CBI-Index sank von September auf Oktober von -1 auf -6 Zähler. Die Zuversicht der Unternehmen fiel außerdem auf den schlechtesten Wert seit dem Brexit-Votum 2016. Das seien ernüchternde Zahlen, heißt es von der CBI-Ökonomin Rain Newton-Smith. Geplante Investitionen würden angesichts der zunehmenden Brexit-Unsicherheit zurückgefahren. Finanzminister Hammond müsse gegensteuern, indem er Anreize für Investitionen schaffe.
Diese Entwicklung ist nur das Warmlaufen der kommenden Entwicklungen. Bei dem geordneten Brexit in voraussichtlich überschaubarer Form, bei einem ungeordnetem Brexit wird es für das UK schlicht weg und einfach kritisch. So kann es sein, wenn man billigen Populisten folgt und Medienkonzerne in diesem Fahrwasser eine parteiische anti-europäische politische Agenda verfolgen.
Aus der Eurozone erreichte uns gestern ein positiver Datensatz. Die Erstschätzung des Verbrauchervertrauens setzte per Oktober mit einem Anstieg des Index von -2,9 auf -2,7 Punkte (Prognose -3,2) einen positiven Akzent. Auch der Blick auf den langfristigen Chart unterstreicht, dass losgelöst von dem Vorzeichen, das Niveau als historisch hoch klassifiziert werden muss.
Der Richmond Fed Composite Index konnte per Oktober nicht überzeugen. Es kam zu einem Rückgang von 29 auf 15 Punkte. Das war sportlich, aber das Niveau bleibt weiter unkritisch. Wir haben auch noch etwas für Donald Trumps Administration, aber auch für die Märkte und Profis, die ihren Job ernst nehmen ganz ohne Kommentar ...
Ist die US-Zollpolitik vor diesem Hintergrund sinnstiftend oder zielführend? Wem wird hier geschadet? Diskontiert der Markt die unbestechlichen Fakten angemessen?
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.1290 - 1.1320 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
Kommentare
Meist stimme ich den Beiträgen zu, hier nicht. Immer wenn jemand mit dem Finger auf "Die Populisten" zeigt, ist meistens ein Oberpopulist am Werk. Hier klar sichtbar am Satz: "So kann es sein, wenn man billigen Populisten folgt und Medienkonzerne in diesem Fahrwasser eine parteiische anti-europäische politische Agenda verfolgen."
In einem Satz wird die Hälfte der britischen Bevölkerung als stumpfe Herdengänger der (populistischen) Rattenfänger gebrandmarkt. Die Chemnitzer und die fake-Hetzjagd lassen grüßen. DAS ist billiger, und vor allem schädlicher Populismus. Es vermischt sich Unsachlichkeit (suggerierte Motivation für den Brexit) mit fake news (Medienkonzerne verfolgen angeblich eine anti-Europäische Agenda, echt jetzt?) mit unzulässigen begrifflichen Vermengungen (anti-EU ist nicht gleich anti-europäisch).
Solidarität in Europa? Hier wäre eine Gleichsetzung angebracht: = Solidarität mit den europäischen Banken. Es darf nicht wundern, daß die Europäer, hier in Form der Italiener, das ablehnen.
Whatever it takes ... Sobald Italien nicht mehr im Fokus steht wird es sich durchsetzen. Möglicherweise werden andere folgen. So ist es eben wenn man einen vor 18 Jahren gemachten Fehler partou nicht korrigieren will.
Aber auch wenn Italien nach Erpressungs- und Bettelversuchen abgeblitzt mal wieder die Lira ausgräbt, nur zu! Vllt. kommt das ganz automatisch beim nächsten, schon in Sichtweite befindlichen großen BÄNG!
Es kommt mir so vor, als dass genau dies die große „genommene und verarbeitete“ Hürde von meinem Nachkommen (aktuell 1,5 Jahre alt) ist, die genau mit diesen Themen, natürliche und bisher kaum vorstellbare selbstverständliche Denkansätze in 20 -30 Jahren entwickelt haben. Dann heißen diese nicht mehr Populismus, sondern sind viel logischer und feinabgestimmter und hoffentlich genau das stellt den nächsten Entwicklungsschritt unserer Zivilisation dar. Sorry für das Deutsch, aber vielleigibts den einen oder anderen der Die Idee dahinter sieht. würde mich um Kommentare oder auch nur Gedanken dazu freuen!
Der Coup