Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1874 (06:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1849 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103,74. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,18. EUR-CHF oszilliert bei 1,0807.

Zu Wochenbeginn zeigen sich die Finanzmärkte weiter nervös. Die etablierten Niveaus werden dabei zunächst weiter gehalten. Die im Westen heterogene, aber sich grundsätzlich zuspitzende Corona-Krise bezüglich der als relevant definierten Merkmale seitens der Politik und der entscheidenden Epidemiologen belastet zunehmend die Konjunkturlage im Westen, nicht die größten Teile Asiens.

In der letzten Woche implizierten die westlichen Konjunkturdaten Dynamikverluste. Diesbezüglich liegt das Augenmerk heute auf den Erstschätzungen der Einkaufsmanagerindices von Markit für den laufenden Monat November für die Wirtschaftsräume EU, Großbritannien und USA. Die Prognosen deuten auf eine fortgesetzte Abschwächung der konjunkturellen Kräfte in allen drei Regionen hin.

Zu Recht ergibt sich derzeit an den asiatischen Aktienmärkten eine höhere Resilienz als im Westen, da dort die Corona-Herausforderung besser beantwortet wurde, die Lage weitgehend kontrolliert ist und die Wirtschaft läuft.

Ansonsten kommen die Brexit-Verhandlungen laut Vertretern der EU bei den kritischen Themen nicht voran. Das verwundert nicht hinsichtlich des Verhandlungsstils, den das UK seit 2016 präsentiert. Der Wille und die Gutmütigkeit der EU ist bezüglich der britischen Strategie, die undiplomatisch, partiell verletzend, unsachlich und in Teilen intrigant war (EU-Phalanx aufbrechen), bemerkenswert. Im Ton freundlich und bitte hart in der Sache heißt es für Barnier!

G20-Staaten kooperieren bei Corona und Klima

Der Gipfel fand per Video statt, weshalb die Verhandlungen zwischen den Ländern entfielen, die bezüglich der Vertrauensbildung von hoher Bedeutung sind. Das ist und war bedauerlich, lässt sich aber hinsichtlich der aktuellen Lage nicht ändern.

Der Gipfel muss hinsichtlich der grundsätzlich vereinbarten Ergebnisse als Erfolg gewertet werden. Das bedeutende Abschluss-Kommuniqué wurde trotz einiger Differenzen nicht von den USA torpediert. Mehr noch brachte sich China laut deutschen Regierungsvertretern konstruktiv ein. Gleiches gilt für Moskau. Damit darf dieses G-20 Treffen als ein Erfolg für sinnvollen Multilateralismus und die Erhaltung wesentlicher Strukturen des internationalen Organigramms gewertet werden.

Zu den Ergebnissen: Die G20-Staaten haben sowohl eine engere Zusammenarbeit bei der Corona-Bekämpfung als auch beim Klimaschutz verabredet. Sie bekannten sich zu gemeinsamen Anstrengungen, um den Konjunktureinbruch zu überwinden. Sie billigten die Vereinbarung der Finanzminister für eine Umschuldungsinitiative für die ärmsten Staaten der Welt. Bezüglich der Themen und der grundsätzlichen Vereinbarungen wurde das obere Limit der Möglichkeiten erreicht.

Mit Spannung war der Auftritt Trumps erwartet worden, da die meisten G20-Partner Biden im Vorwege des Gipfels zum Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl gratuliert hatten. Eine derartige Situation hat es noch nie zuvor auf einem G-20 Treffen gegeben. Bevor das offizielle Ergebnis von den verfassungsmäßigen Organen in den USA bekannt gemacht wurde oder einer der Anwärter seine Niederlage eingestanden hat, wurden seitens Drittländern dem vermeintlichen Gewinner, der der Herausforderer des amtierenden Präsidenten ist, gratuliert. Damit wurde der amtierende Präsident brüskiert.

Diese Gratulationen sind ein Bruch diplomatischer Konventionen. Es gab erhebliche Unregelmäßigkeiten zu Lasten Trumps bei den Wahlen. Sollten diese als Manipulation im rechtlichen Verfahren gewürdigt werden und ausreichend sein, das derzeitige unterstellte Ergebnis zu kippen, werden die Konsequenzen für die frühzeitigen Gratulanten erheblich sein. Präsident Putin verweigerte in guter diplomatischer Manier bisher Gratulationen. Das ist diplomatisch und smart.

Frau Merkel bestätigte Meinungsverschiedenheiten mit Trump beim Thema Klima und kündigte an, mit Biden eine enge Zusammenarbeit anzustreben. Die Europäer bereiteten eine gemeinsame Haltung für die Zeit nach der Amtsübergabe im Weißen Haus vor. Vorbereitung ist grundsätzlich richtig. Hinsichtlich des noch nicht feststehenden Ergebnisses ist der öffentliche Diskurs darüber „sportlich“ und unter Umständen riskant, nicht notwendigerweise smart.

Scholz verwies auf die Schuldeninitiative, die den ärmsten Staaten mit einem Moratorium bis Mitte 2021 sechs Mrd. USD an Zinszahlungen erspare. Diese Mittel könnten für die Bekämpfung der Corona-Krise eingesetzt werden. Die G20-Finanzminister sind der Ansicht, dass diese Entlastung nicht ausreiche. Die Chefin des IWF forderte, dass auch über eine Umschuldung der Staaten geredet werden müsse. Dazu ist anzumerken, dass Herr Herrhausen (ehemals Vorstandssprecher der Deutschen Bank) eine Umschuldung mit einem Schuldenschnitt schon Ende der 80er forderte und deswegen bitter und hart aus New York und London 1989 bekämpft wurde! „Food for thought!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Zweite Welle nimmt Dynamik

Laut Erstschätzung sank der Index des Verbrauchervertrauens der Eurozone per November von zuvor -15,5 auf -17,6 Punkte (Prognose -17,7). In Italien sank der Auftragseingang der Industrie per September im Monatsvergleich um 6,4 % nach zuvor +13,5 % (revidiert von 15,1 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,2 % nach zuvor 5,8 % (revidiert von 6,1 %). Der Absatz der Industrie Italiens fiel per September im Monatsvergleich um 3,2 % nach zuvor +5,6 % (revidiert von 5,9 %). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,6 % nach zuvor -3,6 % (revidiert von -3,8 %).


UK: Noch starke Einzelhandelsumsätze

Die Einzelhandelsumsätze legten per Oktober im Monatsvergleich unerwartet stark um 1,2 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor 1,4 % (revidiert von 1,5 %) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 5,8 % (Prognose 4,2 %) nach zuvor 4,6 % (revidiert von 4,7 %).


Russland: Leicht negative Grundtendenz (Covid)

Das BIP fiel per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 4,7 % nach zuvor -3,0 % (revidiert von -3,3 %). Die Einzelhandelsumsätze sanken per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 2,4 % (Prognose -3,0 %) nach zuvor -3,0 %. Die Arbeitslosenquote verharrte per Oktober unverändert bei 6,3 % (Prognose 6,4 %). Reale Löhne verzeichneten per September im Jahresvergleich einen Anstieg um 2,2 % (Prognose 0,1 %) nach zuvor 0,1 %.


Singapur: Starkes BIP, war aber stärker erwartet

Das BIP stieg per 3. Quartal in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert) um 42,3 %. Im Jahresvergleich ergab sich per 3. Quartal 2020 ein Rückgang um 5,8 % (Prognose -5,4) nach zuvor -13,3 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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