Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1864 (07.27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1851 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.92. EUR-CHF oszilliert bei 1.1670.
Die US-Steuerreform stand die letzten Tage im Mittelpunkt. Die Weichen für einen Erfolg sind gestellt.
Trump ist auf dem Weg zu seiner Steuerreform einen großen Schritt vorangekommen. Der Senat billigte den Gesetzentwurf der Republikaner. Der sieht Steuersenkungen für Firmen und natürliche Personen vor. Für Durchschnittsverdiener ergeben die Veränderungen ein gemischtes Bild. Die Unternehmensteuer soll dauerhaft auf 20% verringert werden. Es sollen US-Unternehmen animiert werden, die im Ausland erzielten Gewinne in den USA zu investieren, indem die Rückführung dieses Geldes von der Besteuerung weitgehend ausgenommen wird.
Der BDI sieht in den US-Plänen eine ernsthafte Bedrohung. Diese kommen einer Verschärfung des Steuerwettbewerbs gleich und hätten "klar protektionistischen Charakter" zum Nachteil europäischer Firmen. "Jede neue Bundesregierung muss schnellstmöglich strukturelle Verbesserungen im Unternehmenssteuerrecht auf den Weg bringen."
Senat und Repräsentantenhaus müssen in den kommenden Tagen ihre Entwürfe abgleichen, damit die Reform Gesetz werden kann. Das soll nach dem Willen Trumps noch vor dem Jahresende geschehen. Die Gespräche zwischen beiden Kongresskammern sollen in dieser Woche beginnen.
US-Zinserhöhung ante portas!
Diverse Einlassungen von entscheidenden Vertretern der Federal Reserve, unter ihnen der Gouverneur Dudley, implizieren eine extrem hohe Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 0,25% auf der Dezembersitzung. Taubenhafte Äußerungen des Gouverneurs Bullard scheinen derzeit im Offenmarktausschuss nicht mehrheitsfähig zu sein.
Brexit-Verhandlungen – Annäherungen?
Aus diversen Kreisen wird durchgestochen, dass es Annäherungen in der Vorbereitung der anstehenden Brexit-Verhandlungen gäbe. Auch werden einige Artikel und Kommentare platziert, die die Kompromissfreude bei dem deutschen Bürger zu Gunsten des UK erhöhen sollen, indem angeblich schmerzhafte Kostenrechnungen vorgelegt werden, die die Komplexität der Folgen beispielsweise die Standortverlagerungen aus dem UK nach Kontinentaleuropa ausblenden und damit Teilrechnungen darstellen.
Wir nehmen das interessiert zur Kenntnis.
Daten aus der Eurozone weiter erfrischend!
Die finale Berechnung des Einkaufsmanagerindex für den Sektor Produktion von dem Anbieter Markit per Berichtsmonat November setzte mit 60,1 Punkten (vorläufiger Wert 60,0) einen positiven Akzent und den höchsten Indexstand seit April 2000.
Der Blick auf die Breite der hohen Indexstände ist ein Stück weit Atem beraubend: Wo sind die Auguren, die die Eurozone abschrieben und die Reformen klein schrieben, wo sind die nur geblieben (auch London und New York)? Werden jetzt neue Narrative fokussiert?
Reicht das noch nicht lieber EZB-Rat? Wo waren die Leitzinsen eigentlich im April 2000? Es waren 2,5% Leitzinsen und 2,00% Preisinflation. "Food for thought!"
Auch aus den USA kamen überwiegend positive Datensätze!
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Sektor Produktion stellte sich per November laut finaler Berechnung auf 53,9 nach zuvor 53,8 Punkten. Gut, der Unterschied zu der Eurozone ist deutlich. Der von dem Institute of Supply Management (ISM) ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Sektor Produktion sank von zuvor 58,7 auf 58,2 Punkte (Prognose 58,4). Der Rückgang ist unspektakulär. Spektakulär ist die Divergenz zwischen dem Pendant des ISM und Markit!
US-Bauausgaben lieferten mit einem Anstieg im Monatsvergleich um sportliche 1,4% per Oktober einen positiven Impuls, der aber fraglos mit den Wetterkapriolen im Herbst in den USA zu tun hat. Die Prognose lag bei einem Anstieg um 0,5%.
Der Kfz-Absatz stellte sich in den USA per November in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung auf 17,48 nach zuvor 18,09 Millionen Fahrzeuge. Auch hier spielten die Wetterlagen eine eklatante Rolle.
© Reuters
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des Euros favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1780 - 10 negiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Kommentare
Es gibt sie noch. Wie man ja auf dieser "Plattform" jeden Tag sehen und lesen kann. Nur im Mainstream findet man sie aus verständlichen Gründen natürlich eher selten. Eigentlich schätze ich Herr Hellmeyer für seine nicht selten scharfsinnigen und humoristischen Beiträge. Aber letztendlich ist er eben "doch" nur Angestellter einer Bank. und muss machen, was diese sagt, oder ihren Interessen nicht schadet. ich gehe also davon aus, dass er sich der tatsächlichen Situation in der Euro-Zone sehr wohl bewusst ist (Zombie-Unternehmen auf Höchststand, ausfallgefährdete Kredite v.a. Italien und Spanien auf Höchststand, ein extrem "instabiler"/insolventer Bankensektor v.a. in Italien und Spanien. Und natürlich nach wie vor Insolvenzverschleppung in Griechenland. Und nicht nur da). Also, ich bin nun wirklich kein "Fan" von Herrn Draghi und Co. Aber glaubt denn hier irgendjemand wirklich, dass man nicht längst aufgehört hätte, diese in der Bevölkerung nun wirklich nicht sehr populäre 0-Zins-Politik zu beenden, wenn die tatsächliche Situation es zulassen würde. Die EZB ist mittlerweile die "Herz-Lungenmaschine" von Banken, Unternehmen und Staaten. Würde man sie abschalten (= Ende der geldpolitschen Planwirtschaft), wären die Patienten auf der Stelle tot. Ich finde es schlimm, wenn den Menschen relevante Informationen vorenthalten werden, Aber genauso schlimm, wenn nicht verwerflicher ist es, wenn man den Menschen bewusst "Fake News" präsentiert, obwohl man es besser weiß.