Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1443 (07:10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1411 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.27. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.05. EUR-CHF oszilliert bei 1.1384.

Bei dem Thema Venezuela gilt es in der Analyse nicht darum, für oder gegen jemanden zu sein. Es geht hier nicht um Moral, sondern es geht um elementarste Strukturfragen. Es geht um internationales Recht und Vertragsrecht. Fakt ist, dass es ein innenpolitisches Problem Venezuelas ist (u.a. Wahlen, Versorgung). Da Venezuela ein souveräner Staat ist, ist dieses Problem innenpolitisch zu lösen. Jede Form der außenpolitischen Einmischung stellt einen Angriff auf die Souveränität dar.

Die Entscheidung der US-Regierung, der offiziellen Regierung Venezuelas das Verfügungsrecht über Aktiva in den USA bei US-Banken zu entziehen und dem selbsternannten Präsidenten (kein offizielles Mandat!) zuzuschanzen, wirft massivste Fragen über Eigentums- und Rechtsfragen in den USA auf.

Das Ziel dieser US-Politik ist erkennbar Regime-Change (Abstimmung Guaidó/Pompeo im Vorfeld) im Rahmen einer Eskalation durch Mangelversorgung in Venezuela auf dem Rücken der Zivilbevölkerung, um die eigenen "Boys" in Verantwortung zu bringen (Analogie Ukraine: Victoria Nuland - "We want to get our boys in!").

Zurück zu der Abstraktion: Anders ausgedrückt, wie sicher sind Eigentums- und Verfügungsrechte an Aktiva, die bei US-Banken in den USA unterhalten werden, wenn man nicht zum "Freundeskreis" der amtierenden US-Regierung gehört? Gleiches gilt für den Entzug der Eigentumsrechte an den bei der Bank of England gelagerten Goldreserven Venezuelas, die noch vor dem Antritt des selbsternannten Präsidenten Guaidó verweigert wurden (Implikation weitreichender Planung?).

Fazit:

Das Verhalten sowohl der US-Regierung als auch der Bank of England, sich nicht an etablierte Regeln im Vertragswesen zu halten, stellt einen Vertrags- und Vertrauensbruch nicht nur gegenüber Venezuela dar. Hier wird über Entzug der Verfügungsgewalt Erpressungspotential generiert. Das ist ein Präzedenzfall, der auch für die Privatwirtschaft relevant ist.

Konsequenz

Kontinentaleuropas Zentralbanken sollten ihre restlichen Goldreserven aus dem UK und den USA nach Kontinentaleuropa holen, denn wir gehören dem "Freundeskreis" der USA laut Herrn Trump längst nicht mehr an. Über Devisenreserven ließe sich auch reden.

Wissen die USA und das UK, was sie tun, indem sie Eigentumsrechte, ohne dass es gemäß internationalem Recht belastbare Gründe gibt, nicht nur in Frage stellen, sondern ignorieren? Ist dieses Vorgehen Ausdruck von Stärke oder von Schwäche? Wird dieses Verhalten die Welt einen oder entzweien? Wer ist am Ende isoliert? Ich bin auf Ihre Antworten gespannt!

Damit kommen wir zu dem Themenkomplex Brexit:

Positiv stach die Absichtserklärung heraus, nicht ohne "Deal" den Abschied aus der EU zu suchen. Dieses Votum ist nicht bindend und damit irrelevant, aber es ist nett. Die Regierung May wurde beauftragt, den Deal neu zu verhandeln (Fokus Backstop). Die EU lehnt Neuverhandlungen aus klaren und unbestechlichen Gründen ab. Das UK war von 1973 bis heute in der EU mit vielen "Opt outs" (extrem präferierte Behandlung).

Jetzt will Großbritannien außerhalb der EU sein und elementarste "opt-ins" haben, ohne sich dem Regelwerk der EU zu unterwerfen. Das ist ein sportliches Unterfangen, denn es unterstellte, dass 27 EU-Länder sich dem UK beugten und die Vertretung ihrer eigenen Interessen dem Interesse des UK unterordneten.

Man kommt sich in der EU bald so vor, als ob es im UK ein Selbstverständnis gäbe, die EU sei ein Selbstbedienungsladen des UK. Das ist die EU aber nicht (mehr). Ansonsten zerstörte sie sich selbst. Der Schutz der Interessen des Mitglieds Irland steht vor den Interessen des UK potentiell außerhalb der EU.

Wir danken den Vertretern der EU, die gestern deutlich machten, dass es keine Neuverhandlungen geben wird. An London: "You can't eat the cake and have it." - Die Quadratur des Kreises...

Aus der Eurozone erreichten uns positive Datensätze:

  • Per 4. Quartal 2018 legte das BIP Frankreichs im Quartalsvergleich um 0,3% nach zuvor 0,3% zu. Die Prognose lag bei 0,1%.

  • Der Index des Verbrauchervertrauens stieg in Frankreich unerwartet per Januar von zuvor 86 auf 91 Punkte (Prognose 88).

  • Das deutsche Konsumklima verbesserte sich laut GfK per Februar 2019 von 10,4 auf 10,8 Punkte (Prognose 10,3).

  • In Spanien sank die Arbeitslosenquote per 4. Quartal von 14,60% auf 14,45% und markierte das niedrigste Niveau seit 4. Quartal 2008.

Aus den USA erreichten uns weniger erbauliche Daten:

  • Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board sackte per Januar von 126,6 (revidiert von 128,1) auf 120,2 Punkte (Prognose 124,7) und markierte den tiefsten Wert seit Juli 2017.

  • Der Case/Shiller Hauspreisindex verzeichnete per November im Jahresvergleich mit 4,7% nach zuvor 5,0% den geringsten Anstieg seit Januar 2015.

Heute Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve:

Hinsichtlich der Dynamikverluste der US-Wirtschaft sehen wir keine Bewegung an der Zinsfront. Die begleitende Verbalakrobatik sollte Zinserhöhungsbefürchtungen nivellieren helfen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1250-80 neutralisiert diese Bewertung.

Viel Erfolg!

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