Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0310 (05:46 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0209 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 139,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,76. EUR-CHF oszilliert bei 0,9761.

Finanzmärkte: Positiver Wochenausklang – Blick auf Bali

Der Wochenschluss an den Aktienmärkten war freundlich. Der MSCI-World Index legte in der letzten Woche um circa 5,5 % zu. Entscheidende technische Widerstandszonen sind ausgeräumt worden. Grundsätzlich sollte dieser Anstieg konsolidiert werden.

Am Kapitalmarkt stellt sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf 2,15 %. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt bei 3,90 %.

Der USD hat weiter an Boden verloren. Der Euro konnte heute früh in Fernost gegenüber dem USD mit 1,0367 das höchste Niveau seit dem 4. Juli markieren. Die Dynamik des Abwärtstrends ist gebrochen. Gold und Silber halten gegenüber dem USD die erhöhten Niveaus.

Kommentar: Alle Entwicklungen am Finanzmarkt implizieren eine positivere Grundhaltung basierend auf harten Fakten (z.B. US-CPI) oder Erwartungen (zarte Ansätze von Diplomatie Ukraine). Das G-20 Treffen hat hohe Bedeutung. Zeichen der Entspannung würden goutiert.

IWF pessimistisch

Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind laut IWF noch schlechter als jüngst prognostiziert. Der IWF senkte die globale Wachstumsprognose für 2023 auf 2,7 % (zuvor 2,9 %) im Vormonat. Die aktuellen Indikatoren bestätigten, dass die Aussichten insbesondere in Europa negativer seien. Hintergründe der Neubewertung seien die Straffung der Geldpolitik, die anhaltend hohe Inflation, die schwache Wachstumsdynamik in China, die Lieferkettenunterbrechungen und die Lebensmittelunsicherheit. Die Herausforderungen, mit denen die Weltwirtschaft konfrontiert sei, seien immens. Zudem sei das politische Umfeld unsicher. So würde eine Verschärfung der Energiekrise in Europa das Wachstum stark beeinträchtigen und die Inflation in die Höhe treiben.

Kommentar: Die Bewertung des IWF kann man als eine Mahnung für das kommende G-20 Treffen in Indonesien auf Bali (15. – 16. November) interpretieren. Die Argumente sind nicht neu, sondern eine Reflexion der Einflussfaktoren oder diskontierten Maßnahmen der Zentralbanken. Die Mahnung sollte ernst genommen werden, denn Geopolitik ist Kernursache aller Probleme.

USA/China: Konziliante Töne

Die USA streben laut Jake Sullivan (nationaler Sicherheitsberater) trotz der Rivalität keinen Konflikt mit China an. Präsident Biden würde das bei dem Treffen mit Präsident Xi deutlich machen. Biden und Xi werden am Rande des G20-Gipfels zu einem bilateralen Treffen zusammenkommen. Es sei die erste Begegnung seitdem Biden ins Weiße Haus eingezogen ist.

Sullivan sagte, der Präsident sehe die USA und China in einem scharfen Wettbewerb, aber dieser Wettbewerb sollte nicht in einen Konflikt oder eine Konfrontation umschlagen. Es gebe Felder, auf denen beide Länder zusammenarbeiten könnten.

Kommentar: Die konzilianten Töne erfreuen. Sie bilden aber nicht das reale Bild ab. Die USA führen einen Wirtschafts- und Finanzkrieg gegen China, seitdem die USA die Schiedsgerichtsbarkeit der WTO zerstörten und damit Sanktionspolitik nach Gusto verfügten, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden (Problem: US-regelbasierte Ordnung gegen gesetzesbasierte Ordnung). Wir sind gespannt, ob der aktuellen US-Verbalakrobatik auch belastbare Taten folgen werden. Überbordende Hoffnungen sind fehl am Platz.

Deutschland: Abhängigkeitsstudie von EY

Eine Studie (Ernst & Young) im Auftrag der Bundesregierung warnt vor einer wachsenden Rohstoff-Abhängigkeit deutscher Firmen. Quintessenz: Habe man im Jahr 2011 noch 14 kritische Rohstoffe identifiziert, so seien es 2020 bereits 30 gewesen. Eine Entspannung dieser Entwicklung sei wegen der steigenden Nachfrage nach hochtechnologischen und energieeffizienten Innovationen nicht zu erwarten. Es wurden 46 Rohstoffe als strategisch klassifiziert. Bei 39 dieser Rohstoffe sei Deutschland von Importen abhängig. Die EY-Studie kommt analog zu einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Schluss, dass die Abhängigkeit von China etwa bei Seltenen Erden oder bei Lithium groß sei.

Kommentar: Das Problem der Rohstoffimportabhängigkeit gilt nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte Eurozone. Daran lässt sich nur marginal etwas ändern, indem die wenigen Ressourcen, die wir haben, auch genutzt werden (z.B. Fracking).

Das Kernproblem Europas ist in dieser Frage die Moralisierung der Thematik, die sich gegen Russland und China richtet. Dabei sind die USA das einzige Land, das uns bisher drohte (Automobilsanktionen, Eingriff in unsere Souveränität bei NS1/NS2, Völkerrechtsbrüche, extraterritoriale Anwendung US-Rechts). Andere autoritär geführte Nationen sind aus der Moralisierung ausgenommen, sie wird also asymmetrisch angewandt. Aber ist Moral denn teilbar, oder macht diese Tatsache nicht deutlich, dass es Interessen- (wessen?) und nicht Moralpolitik ist, die Europa treibt. Anders gefragt, wenn man mit Moral beliebig umgeht, hat man sie dann?

Faeser will Obergrenze für Bargeld-Auszahlungen von 10.000 Euro

Bundesinnenministerin Faeser fordert für Bargeldzahlungen eine Obergrenze von 10.000 Euro. Das verringere die Gefahr, dass Vermögenswerte von Kriminellen verschleiert würden.

Kommentar: Das Kernproblem, das Frau Faeser hier aufnimmt, ist, dass Freiheit immer in einem Spannungsfeld zum Missbrauch steht. Wer ultimative Sicherheit will, wird keine Freiheit haben können. Es besteht das Risiko, dass die angestrebte Sicherheit dem Staat die Möglichkeit des Missbrauchs eröffnet. Im IT-Sektor (Snowden) ist das längst nachgewiesen worden. Bargeld hat Verfassungsrang, Bargeld ist Ausdruck von Freiheit, Bargeld ermöglicht es uns, unsere Privatsphäre im diskreten Konsum zu erhalten (Grundgesetz). Bargeld ist unverzichtbar für freiheitliche Systeme. Freiheit ist keine Worthülse, sondern braucht Inhalt!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutschlands CPI bei 10,4 % im Jahresvergleich bestätigt

Deutschland: Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise per Oktober im Monatsvergleich um 0,9 % (Prognose und vorläufiger Wert 0,9 %) und im Jahresvergleich um 10,4 % (Prognose und vorläufiger Wert 10,4 %) zu.

Irland: Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumbereichs sank per Oktober von zuvor 50,2 auf 47,4 Punkte.

UK: Daten besser als erwartet

Das BIP sank per drittem Quartal gemäß vorläufiger Berechnung im Quartalsvergleich um 0,2 % (Prognose -0,5 %) nach zuvor +0,2 %. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,4 % (Prognose 2,1 %) nach zuvor 4,4 % ein.

Die Industrieproduktion stieg per September im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor -1,4 % (revidiert von -1,8 %). Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Rückgang um 3,1 % (Prognose -4,3 %) nach zuvor -4,3 % (revidiert von -5,2 %).

USA: Schwaches Verbrauchervertrauen

Laut vorläufiger Berechnung sank der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan per November von zuvor 59,9 auf 54,7 Punkte (Prognose 59,5). Der Index der Erwartungen fiel von 56,2 auf 52,7 (Prognose 56,0), während der Index der aktuellen Lagebeurteilung von 65,6 auf 57,8 Zähler sackte.

Neuseeland: Starker Dienstleistungssektor

Der Dienstleistungsindex (Business Performance of Services Index) stieg per Oktober von zuvor 56,0 auf 60,3 Zähler und markierte damit den höchsten Indexwert seit März 2018.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

Risikohinweis

Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken, bietet keine Anlageberatung und empfiehlt nicht den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf zukünftige Ergebnisse.

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