Statistisches Bundesamt: „Einer Rezession knapp entgangen“

Im vierten Quartal 2018 - so berichtete das Statistische Bundesamt - ist Deutschland einer Rezession knapp entgangen.

Die FAZ, die die Zahlen kritiklos übernahm, schrieb „Die deutsche Wirtschaft ist damit Ende 2018 an einer leichten Rezession vorbeigeschrammt. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“. Es handelt sich in diesem Fall aber nur um eine sehr milde Rezession.“

Da 0,0 Prozent Wachstum im letzten Quartal 2018 nach Adam Riese keine Schrumpfung waren, gab es - trotz Schrumpfung im Vorquartal - in zwei aufeinander folgenden Quartalen keine sinkende Wirtschaftsleistung. Selbst, wenn das Folgequartal, also das erste Quartal 2019 ein negatives Vorzeichen trüge, wären es eben wieder keine zwei aufeinander folgenden Quartale. Frei nach Pippi Langstrumpf „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Deutlich andere Signale: IHS Markit auf 6,5-Jahres-Tief & Stellenabbau

Ganz andere Botschaften vermitteln hingegen die Einkaufsmanagerindizes für die USA, für die Eurozone und für Deutschland. Diese sind allesamt gesunken.

Vor allem Deutschland wird schwer getroffen. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie ist laut IHS Markit mit 44,7 Punkten im März auf ein 79-Monats- bzw. 6,5-Jahres-Tief gesunken (Februar: 47,6). Es ist der 14. Rückgang des Frühindikators innerhalb der letzten fünfzehn Monate.

Demnach sinkt die Bundesrepublik in eine tiefe Rezession. Da hilft auch die Schönmalerei des Statistischen Bundesamtes und der willfährigen Regierungsschreiberlinge nicht. Dazu passt der erste Stellenabbau seit mehreren Jahren wie die Faust aufs Auge. Die Industrieproduktion wurde seit 2012 nicht mehr so massiv zurückgefahren, wie aktuell. Weniger Produktion bedeutet weniger Personalbedarf.

Deutschland: Schwächstes Wachstum seit sechs Jahren

Für die gesamte deutsche Wirtschaft sank der Einkaufsmanagerindex im März auf 51,5 Punkte. Dabei handelt es sich um das schwächste Wachstum seit knapp sechs Jahren.

Und es dürfte weiter abwärts gehen. Da das Industrie-Neugeschäft laut den Erhebungen von IHS Markit im März das höchste Minus seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise im April 2009 auswies, dürften sich die Wolken über dem Konjunkturhimmel weiter verdunkeln.

Eurozone insgesamt noch nicht so stark betroffen

Obwohl es für die Eurozone insgesamt weniger katastrophal aussieht, hat sich auch hier das Wachstum abgeschwächt. In der Eurozone tun sich Abgründe in Form von erheblichen Geschäftseinbußen in der Industrie auf.

Nur der Dienstleistungsbereich ist einigermaßen stabil und verhindert noch Schlimmeres. Der Gesamteinkaufsmanagerindex Eurozone gab im März gegenüber Februar um 0,6 Punkte auf 51,3 nach.

Die Perspektiven sind alles andere als rosig. Der Auftragseingang der Eurozone weist mit dem sechsten Rückgang in Folge das höchste Minus seit Dezember 2012 aus. Das Exportneugeschäft war seit 2012 nicht schlechter und die Produktion sank im März zum zweiten Mal in Folge. Die Industrieunternehmen sind laut IHS Markit für die Geschäftsentwicklung der kommenden zwölf Monate äußerst pessimistisch gestimmt.

US-Wirtschaft wächst noch solide

Der Einkaufsmanagerindex in den USA ging im März nach einer Erholung im Februar zurück (von 55,5 auf 54,3 Punkte) und verweilt auf deutlich höherem Niveau als in Deutschland und der Eurozone. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex ist auf den niedrigsten Wert seit Juni 2017 gesunken.

Fazit: Selbstgemachte Probleme werden uns noch einholen, Vorsicht bei Aktien- und Immo-Investments, Edelmetalle glänzen

Obwohl die Euro-Zone, dort die BRD allen voran, wiederholt schlechteste Industrieproduktionszahlen ausweist und somit in der Rezession steckt, setzen die ignoranten Verwaltern der EU noch eins drauf: Im Falle eines Hard Brexit sollen Zölle gegen das Vereinigte Königreich eingeführt werden. Damit vernichtet man weitere drei Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung. Kein Wunder, dass der Euro schlappmacht.

Die Weltwirtschaft schwächelt. Hinzu kommen die in der EU und vor allem in Deutschland selbst gemachten Probleme. Ob es um die Vernichtung der Verbrennungsantriebstechnik, der Atomkraft oder der Energiegewinnung aus der einzig heimischen Energiequelle, der Kohlekraft, geht. Deutschland ist wieder vorne dabei. Mit Selbstverstümmelung.

Aktien- und Immobilieninvestitionen sollten mit allergrößter Vorsicht genossen werden. Der Kauf von physischen Edelmetallen dürfte eher geboten sein.

„Warum keine Immobilien kaufen?“ höre ich so manchen fragen „die Zinsen bleiben doch im Keller.“ Warten wir ab, wie die Banken bei veränderter Risikolage hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit der Kreditnehmer agieren werden. Sobald - oder falls - diese den Kreditfluss nur leicht abbremsen, werden wir uns ob der Wirkungen im Immobilienmarkt verwundert die Augen reiben.

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