Ewiges Bedauern hilft nicht – es braucht eine sinnvolle Weichenstellung
Kaum eine Tageszeitungsausgabe, kaum eine Fernsehdiskussion kommt derzeit mehr ohne das sicher wichtige Thema der noch zu schaffenden privaten Altersvorsorge zusätzlich zur staatlichen Rentenversicherung, aus. Nur leider kommen diese Diskussionen bzw. Beiträge selten zum Knackpunkt.
Sie ersticken oft im kollektiven Bedauern darüber, dass viele Bürger finanziell einfach nicht in der Lage seien, eine solche zweite Altersvorsorge-Säule aus eigenen Mitteln aufzubauen. Es müsse also der Staat -wieder einmal - in die Bresche springen. Das ist nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Eine sinnvolle hilfreiche Hand des (Steuer-)Staates wäre schon sehr nützlich - aber so, dass es den Staat kaum Geld kostet, lediglich einige sinnvolle Weichenstellungen wären erforderlich.
Zins spielt die ausschlaggebende Rolle
Doch nun zum Knackpunkt. Welche Beträge sind beim einzelnen Steuerbürger erforderlich, um sich eine ansehnliche zusätzliche finanzielle Absicherung im Alter zu schaffen!?
Dazu die Basis-Feststellung, dass es sich beim Altersvorsorge-Sparen um äußerst langfristige Sparprozesse handelt. Das bedeutet gleichzeitig, dass hier über die langen Sparprozess-Jahre der erzielte Zins eine ausschlaggebende Rolle spielt. Ein Faktor, der meines Erachtens im politischen Berlin noch nicht wirklich beachtet und einkalkuliert wird.
Deshalb hier nun einige Zinseszinsrechnungen für langfristige Sparvorgänge, nachvollziehbar mit den eigenen Sparplänen auf https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php. Zum Einlesen in diese Problematik darf ich auf einige frühere Beiträge von mir hier auf Cashkurs verweisen: 28.2.2014: „Gute Altersvorsorge gelingt (nur) mit Aktien(-Fonds)"; 7.5.2018: "Es geht langfristig wirklich nur mit Aktien" und vom 25.8.2014: „Gezielte Altersvorsorge geht nur im Kollektiv".
Aktien langfristig auch in der Baisse ständig hinzukaufen
Zinseszins-Effekt ist ja gut und schön; aber mit Zinsen nahe dem Nullpunkt ist doch kein Blumentopf zu gewinnen, oder? Richtig. Aber wenn wir einmal vergessen, dass die deutschen Anleger, nicht der Schreiber dieser Zeilen, Aktienmuffel sind, dann sollte die Einsicht wachsen, dass gerade für derart langfristige Ansparprozesse wie in der Altersvorsorge Aktien ein hervorragendes Anlagevehikel sind.
Ihre Volatilität wird in den langfristigen Sparprozessen über Jahrzehnte ausgeglichen und durch die fortlaufenden Käufe eben auch bei den niedrigen Kursen in der Baisse versprechen sie über Jahrzehnte nachweisbar eine hervorragende Rendite. Setzen wir diese Langfristrendite nur einmal mit drei Prozent an (in der Historie war sie langfristig meist deutlich besser), dann kommen schon erstaunliche Posten ans Tageslicht.
Konkrete Beispielrechnungen
Also: Legt Sparer X 30 Jahre lang 20 Euro in gute Aktien oder bisher erfolgreiche Aktienfonds an und erzielt im Durchschnitt dabei eine Rendite von drei Prozent (im Rückblick lagen die Renditen bei guten Fonds regelmäßig darüber), dann verfügt er am Ende über ein Vermögen von 28.160 Euro. OK, der Betrag haut nicht vom Hocker, ist jedoch auch nur ein Einstieg in unsere Überlegungen.
30 Jahre Einzahlen bei einem voraussichtlichen Rentenbeginn frühestens mit 70 Jahren bedeutet, dass der Sparer z.B. erst mit 40 Jahren, also nach der Familiengründung und möglicherweise der Erziehung der Kinder, in diese zusätzliche Altersvorsorge einsteigt. Legt er z.B. schon ab seinem 30igsten Lebensjahr diese 20 Euro monatlich an die Seite, dann errechnet sich schon ein Endvermögen von 56.402 Euro.
Und dabei kommt dann schon das leidige Problem der Besteuerung der angefallenen Erträge auf den Tisch. Dieses wird noch virulenter, wenn wir dem Sparer eine erzielte Rendite von vier Prozent unterstellen. Denn dann führen seine 20 Euro monatliche Einzahlung nach 30 Jahren schon zu einem Endvermögen von 42.020 Euro bei einer Steuerbelastung von 2.022 Euro. Nach vierzig Jahren ergibt sich hier ein Endvermögen von 92.880 Euro, die Steuerlast springt dann schon auf 12.471 Euro.
Je früher vorgesorgt - desto billiger
Nun noch ein Blick auf die jene Altersvorsorger, die in der öffentlichen Sprachregelung für eine eigenständige Altersvorsorge nicht in der Lage sind. Unterstellen wir einer dieser minderbemittelten Sparer entschließt sich, sich in jungen Jahren doch eine zusätzliche Vorsorge anzutun, auch wenn nur mit Pfennigen.
Sagen wir, er legt zehn oder 20 Euro im Monat – z.B. einen Teil seiner Ausgaben für Zigaretten - in einen solchen kostengünstigen Fondssparplan ab seinem 25. Lebensjahr an, zahlt dann also brav 45 Jahre ein und hat einen recht guten Fonds ausgesucht, der ihm im Schnitt vier Prozent einbringt.
Sein Altersvermögen beläuft sich dann bei zehn Euro monatlicher Einzahlung auf 14.838 Euro, bei 20 Euro immerhin schon auf 29.676 Euro. Zusätzlich zu seinen Einzahlungen von 10.800 Euro kommen dann schon 18.876 Euro an Zinsen hinzu. Das haut nicht vom Hocker, aber immerhin.
In diesem Falle liegen auch am Ende des Sparprozesses die jährlichen Zinsgutschriften unter dem derzeitigen Steuerfreibetrag pro Nase von 801 Euro. In vielen anderen der Beispiele fielen jedoch durchaus nennenswerte Steuerlasten an, was den Sparerfolg deutlich mindern kann. Und das sollte bei diesen Sparvorgängen beseitigt werden.
Es müsste doch ein Leichtes sein, diesen Altersvorsorgesparern, evtl. zugeschnitten nur auf derartige Altersvorsorge-Sparverträge, einen höheren Freibetrag zu gewähren, ihn zu verdoppeln oder zu verdreifachen, why not!? Und über rein abwicklungstechnische, organisatorische, kostengünstige Hilfestellungen, die den Staat kaum Geld kosten, würden sich die Altersvorsorge sicher auch nicht beschweren.
„Was heißt das konkret für mich!?“
Der Aufbau eines zusätzlichen Altersvorsorge-Beines ist - richtig angefangen und vor allem früh im Leben begonnen - für jedermann eigentlich relativ einfach darstellbar. Ganz wesentlich für die Geldansammlung bzw. die Wirkung des Zinseszins-Effektes ist, die laufend anfallenden Kosten sehr klein zu halten. Was bedeutet, dass derartig langfristige Kapitalansammlungen nicht über die in der Regel gebührenträchtigen Schienen, wie die meisten Banken und Versicherungen ablaufen, dargestellt werden sollte.
Ferner: Wenn diese Zinseszins-Überlegungen bzw. -Ergebnisse weitergedacht werden, bedeutet das im Grunde, dass in Verbindung mit den bisher schon gegebenen staatlichen Spar- und Geldansammlungshilfen wie z.B. Riester etc. ein stolzes zweites Altersvorsorge-Bein wirklich von jedermann aufgebaut werden kann. Es liegt an Väterchen Staat, hier selbst Einsichten zu entwickeln und die richtigen und für ihn fast kostenlosen Weichen zu stellen. Dann könnte zumindest für den jüngeren Teil der deutschen Bevölkerung die Altersvorsorge-Problematik relativ einfach entschärft werden.
Kommentare
ich habe Ihre Beiträge schon vor 30 Jahren gelesen und finde es toll, dass Sie auch hier an Bord sind!
Weiterhin glaube ich wir alle sollten unseren Sprachgebrauch schärfen.
Sagte man früher: Zitat: "Zins spielt die ausschlaggebende Rolle" (Zitatende), sollten wir heutzutage besser von Rendite sprechen. Also von (vernachlässigbaren) ZInsen, Dividenden und Kursgewinnen.
Denn Zinsen zu erwirtschaften heißt Geldwerte zu erwerben, also sein Geld gegen Zinsen zu verleihen und darauf zu hoffen, dass man sein verliehenes Geld zurück bekommt. Geldwerte - das wissen Sie - bestehen immer aus neu geschöpftem Giralgeld der Banken. Und heute spricht man ja nicht mehr von einem "risikolosen Zins", sondern eher von einem "zinslosem Risiko".
Wir sollten also m.E. von Rendite und nicht von Zinsen sprechen, die es benötigt, um eine Altersvorsorge aufzubauen.
Ansonsten kann ich Ihnen mit Ihren Ausführungen nur Recht geben.
50.000 € mögen in 40 Jahren nur noch ein Viertel ihrer heutigen Kaufkraft haben... Aber ich sehe kaum Alternativen. Diversifikation inder Anlage mit Aktienanteil 100-Lebensalter ist nach wie vor wichtig für die Altersvorsorge. Und natürlich so früh beginnen, wie es geht. Heute kann Mama oder Papa mit kleinen Beiträgen für einen Grundstock beginnen, der dann später von den Kindern weitergeführt wird...
Grüße Weldox
Eins ist doch zu beachten, wenn uns dieses Verwaltungskonstrukt GERMANY (nicht wie behauptet ein Staat) mit ihrer Geschäftsführerin Merkel, die Arbeitnehmer nicht jeden Monat um Ihre Rentenbeiträge betrügen würde, könnte jeder von seiner Rente im Alter gut Leben und bräuchte sich keine Gedanken um eine zusätzliche Altersvorsorge machen. Der schlafende Michel in Deutschland soll weiterhin in der Illusion Leben, dass die Renten von seinen eingezahlten Rentenbeitregen finanziert wird.
Was wird den passieren, wenn alle Deutschen ihre Spareinlagen in Aktien und Aktienfonds anlegen. Da wurden die parasiten in der Reichskuppel sofort die AGBs im Grundgesetz ändern, um an diese Gelder zu kommen (Transaktionssteuer ist der Anfang).
gesagt! Die Lösung: jetzt einfach vor 30 Jahren mit Aktien angefangen haben. Wie blöd müssen
die gewesen sein, die auf sichere Anleihen gesetzt haben. Null-Zinsen, ihr Problem! Nein, den Staat
bei Zukunft, Vorsorge und Sicherheit immer draußen vor lassen! Wir schaffen
das, schon selber!
Selbst wenn dieses ganze Ansparen gelingt: Was passiert nach der zu erwartenden Währungsreform?