Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nachdem es in der ersten Wochenhälfte mit dem deutschen Leitindex deutlich nach unten ging, folgte in der Wochenmitte eine kleine Zwischenerholung. Übergeordnet sind die Kurse jedoch nach Süden gerichtet. 9.500 Punkte standen im DAX auf der Uhr, seither pendelt der deutsche Leitindex zwischen dieser Marke und 9.750 Punkten. Nach oben liegen einige Widerstände. Erst oberhalb von 10.300 Punkten wäre ein Durchatmen angesagt. Im Augenblick befinden wir uns ganz klar im Abwärtstrend und tiefere Kurse sind übergeordnet leider eher zu erwarten als deutlich steigende. Ein zentraler Unterstützungsbereich befindet sich bei 9.300 Punkten. Unterhalb von 9.300 Punkten muss man sich auf weitere Abgaben in Richtung 8.300 Punkte einstellen.

Anlass zu größerer Sorge gibt momentan der VDAX. Die Volatilität sowie die Volatilitätserwartungen für den DAX sind derzeit sehr hoch. Das bedeutet u.a. auch, dass die Absicherungen aktuell sehr teuer sind. Die Marktteilnehmer sind in großer Sorge und erwarten große Bewegungen. Dies lässt darauf schließen, dass die Bewegungen nach unten durchaus heftiger werden können. Die Marke von 9.300 Punkten gilt es von daher ganz besonders zu beachten.

Was ist wirklich überbewertet: Aktien oder Anleihen?

Das KGV des DAX liegt inzwischen bei 12. Von einer Überbewertung ist von daher nichts zu sehen und viele Unternehmen sind zu guten Preisen zu bekommen. Doch im Augenblick will kaum jemand kaufen. Dabei ist es doch alles andere als abwegig, bei gefallenen Kursen zuzukaufen.

Natürlich können die Kurse dann noch weiter fallen. Aber sollte dies in den nächsten Wochen tatsächlich passieren, ergeben sich auch dann wieder hervorragende Gelegenheiten, Aktien günstig einzusammeln. Denn eines Tages wird es wieder nach oben gehen. Fallende Kurse sind also für alle Käufer sinnvoll. Dies gilt umso mehr, als man Aktien aktuell zu einer Dividendenrendite von durchschnittlich gut 3 Prozent bekommt. Einzeltitel erreichen sogar Werte von 6 oder 7 Prozent, ohne potenzielle Kursgewinne versteht sich. Viele Unternehmen verdienen 10 bis 12 Prozent nach Steuern und daran ist man als Aktionär eben mit beteiligt, auch wenn das immer mal unter Schwankungen geschieht.

Dagegen liegt die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe nun auch im negativen Bereich. Das heißt also, dass Sie draufzahlen, wenn Sie eine zehnjährige Bundesanleihe kaufen. Das war in der Vergangenheit schon bei kürzeren Laufzeiten der Fall. Nun rentiert auch die zehnjährige Bundesstaatsanleihe negativ. Der Irrsinn im ohnehin schon massiv überbewerteten Anleihemarkt scheint also noch immer steigerungsfähig zu sein. Von daher dürften die Aktien eine weitaus interessantere Alternative sein.

Das Thema Brexit sorgt für reichlich Unruhe

Das Thema Brexit wird die Märkte in den kommenden Tagen zweifellos noch stark bewegen und immer mehr in Unruhe bringen, wie sich ganz offenkundig gerade zeigt. Ob die Marktbewegungen nach dem Referendum am 23. Juni nachhaltig sein werden – abgesehen von einer Auflösung zahlreicher Positionen, die man hektisch im Vorfeld eingegangen ist –, muss abgewartet werden. In knapp zwei Wochen wird das Thema durch sein. Bis dahin werden wir weiterhin hektische Märkte erleben, eine Beruhigung ist wenig wahrscheinlich. Auch der große Verfallstag Ende dieser Woche („Hexensabbat“) befeuerte die Volatilität zusätzlich. Konservative Anleger sollten in dieser Phase bis zum Vorliegen des Abstimmungsergebnisses die Märkte wohl besser von der Seitenlinie aus betrachten.

Die Erwartungen an die Federal Reserve in puncto Zinserhöhungen sind inzwischen vollkommen verpufft. Hieß es nicht allerorten, die Fed wolle gleich mehrfach in diesem Jahr die Zinsen erhöhen, spätestens im Juni? Nun war es mal wieder so weit und wieder ist nix passiert. Bei dieser Gelegenheit wurde das Thema möglicher Brexit als ein wesentlicher Grund für ein Nichthandeln zitiert. In wenigen Wochen dürfen dann gewiss die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen als Argument gegen Zinserhöhungen herhalten. Diese Karotte Zinserhöhungen wird dem Esel dennoch seit nunmehr fast drei Jahren vor die Nase gehalten. Schließlich sollen die Investoren in dem Glauben gehalten werden, „gerade jetzt“ noch einmal mit günstigem Geld zugreifen zu können.

Chinesischer Yuan auf Fünfeinhalb-Jahres-Tief – Der Kapitalabzug setzt sich fort

Der Chinesische Yuan ist gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren gefallen. Die Kapitalabzüge aus China nehmen wieder zu. Die letzten Meldungen über Chinas Währungsreserven waren wieder negativ: Um 23 Milliarden Dollar nahmen sie im letzten Monat ab. Nachdem zwei Monate zuvor eine Beruhigung an dieser Front festzustellen war, nimmt die Kapitalflucht aus dem Reich der Mitte wieder Fahrt auf. Chinas Notenbank versucht – ebenso wie in den Monaten zuvor – mit Hilfe von Währungsabwertungen gegenzuhalten. Diese (auch weltwirtschaftlich) wichtige Entwicklung in China gilt es auch weiterhin immer im Auge zu behalten.

EU-Finanztransaktionssteuer: Dem Tode nahe

Die Finanztransaktionssteuer ist wohl weitgehend tot. Selbst nach zahlreichen Expertenanhörungen, an denen u.a. auch Dirk Müller teilgenommen und diese befürwortet hatte, wenn sie dazu dient, das Tempo aus den Märkten zu nehmen, konnte man sich in Europa nicht auf eine derartige Tempobremse verständigen.

Die ursprüngliche Idee dieser Finanztransaktionssteuer war nämlich, den Hochfrequenzhandel in seine Schranken zu weisen – worin der wesentliche Sinn und vor allem ein guter Zweck einer derartigen Steuer liegen sollte.

So, wie diese Steuer allerdings zuletzt konzipiert war, hätte sie so gut wie alle Finanzmarktteilnehmer getroffen, nur eben nicht den Hochfrequenzhandel. Sie hätte also nur die Bereiche getroffen, bei denen sie absolut sinnlos gewesen wäre, u.a. Investitionen in Aktien.

Schon die angedachte Ausgestaltung ging von daher vollkommen daneben. Nun ist das Projekt wohl endgültig gestorben. Was soll’s, die Party geht weiter! Aber wie hieß es doch gleich nach der Finanzkrise? „Es wird nicht einmal so sein, wie es einmal war! Wir werden alles verändern...“

NATO rüstet in Osteuropa auf – Wenn sich Geschichte reimt...

Die NATO verstärkt ihre Truppenverbände in Osteuropa und Deutschland ist vorne mit dabei. Deutschland soll eines der vier NATO-Bataillone führen, das, so ist zu hören, in Litauen stationiert werden soll. Hieß es nicht, eine derartige Aufrüstung solle nicht wieder vorkommen? Und nun stellt Deutschland an der russischen Grenze Panzerbataillone mit Marschrichtung Moskau auf. Eigentlich sollte dieses Thema doch durch sein, oder? Heilt die Zeit wirklich alles (wohl nur keine kaputten Gedächtnisse), wenn sich nun sogar Deutschland wieder an einer derartigen Militarisierung beteiligt?

Manchmal sollte man die Geschichte nicht vergessen. Die Russen erleben im Augenblick den größten Aufmarsch von feindlichen Truppen an ihrer Landesgrenze seit dem Ende des Kalten Krieges. Das ist nicht irgendwo fernab, sondern direkt an den russischen Grenzen in Europa! Zigtausende Soldaten, Armeeeinheiten, Panzerbataillone, Raketenwerfer usw. sollen dort stationiert werden. Gleichzeitig wirft die NATO den Russen aggressives Verhalten vor. Also diese Sichtweise muss man sich erst einmal gefallen lassen – und manchmal muss man eben aus der Geschichte unbedingt etwas lernen.

Denken wir etwa zurück an den Beginn des Zweiten Weltkrieges, der im Spätsommer 1939 mit dem Überfall auf Polen begann. Dieser begann mit einem fingierten Überfall angeblicher polnischer Freischärler auf den Radiosender Gleiwitz. In Wirklichkeit haben damals als polnische Freischärler verkleidete deutsche Soldaten diesen eigenen Sender überfallen und damit Polen als Schuldigen dargestellt. Diese Aktion diente dann als Vorwand für einen deutschen Einmarsch in Polen. Hitler hatte damals in einer an die Oberbefehlshaber gerichteten Ansprache gesagt: „Die Auslösung des Konfliktes wird durch eine geeignete Propaganda erfolgen. Die Glaubwürdigkeit ist dabei gleichgültig. Im Sieg liegt das Recht!“

Mit Blick auf die neuesten NATO-Truppenkonzentrationen in Osteuropa reicht eine Kleinigkeit, um zur Katastrophe zu führen. Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich allzu oft...

 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein ruhiges und erholsames Wochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

 

Beste Grüße

Ihre Cashkurs-Redaktion



Am kommenden Mittwoch, den 22. Juni findet ab 18 Uhr ein Extra-Webinar für Privatanleger zum Thema Brexit  mit dem Schwerpunkt geschickte Anlagestrategien in hochvolatilen Phasen statt. Nähere Informationen hierzu finden Sie hier.

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