Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0419 (05:55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0398 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 134,57. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140,28. EUR-CHF oszilliert bei 1,0380.

Börsenampel auf "rot"!

Die Korrektur der Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten im Rahmen des Bärenmarktes fiel kurz aus. Risikoaversion nahm schnell zu. Die Dax-Börsenampel verlässt die Gelbphase und taucht erneut in die Rotphase ein. Das hat mehrere Gründe. Das Thema Eskalation in der Ukraine-Krise dominiert. So diskutiert Polen beispielsweise die Stationierung von US-Atomwaffen. Die Zinserhöhungsdebatte läuft insbesondere in den USA auf vollen Touren und das Bewusstsein, dass eine fortgesetzte Ukraine-Krise die Kräfte der Weltwirtschaft immer stärker belastet, setzt sich durch.

Aber es sind nicht nur die Aktienmärkte, die unter Druck kommen. Krypto-Anlagen kollabieren. Die Währung ohne Fehl und Tadel Gold steht unter Druck. Zinsen steigen und Anleihekurse fallen. Der JPY kollabiert leise vor sich hin, da die Bank of Japan mit massivsten Interventionen versucht, die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen bei 0,25 % zu halten.

Fazit: Während die Kaufkraft des westlichen Geldes durch Inflation erodiert, kommt es zu einer Deflation bei Vermögenswerten. Derzeit findet keine Differenzierung statt. So etwas nennt man Liquiditätspräferenz, die zunächst den USD stützt. Sie ist Ausdruck einer krisenhaften Entwicklung mit zunehmender Tendenz. Sie ist verbunden mit markantem Wohlstandsverlust.

UK mag offenbar das regelbasierte System nicht!

Die britische Regierung kündigte an, dass sie mit einem Gesetz Teile des Brexit-Vertrages aushebeln werde. Bundeskanzler Scholz drohte der britischen Regierung wegen des geplanten Bruchs von Brexit-Vereinbarungen weitreichende Maßnahmen an. Die EU würde sehr einheitlich reagieren. Man habe einen ganzen Instrumentenkasten zur Verfügung.

Kommentar: Damit verletzte das UK das regelbasierte System. So sieht Beliebigkeit im Rahmen eines Nationalopportunismus aus. Das UK nimmt mit dieser feindlichen Haltung gegenüber der EU Abschied von Kontinentaleuropa. Nun, ja der Ärmelkanal wird jedes Jahr etwas breiter (Drift). Die Chance auf einen Handelskrieg mit dem UK sind so ausgeprägt wie nie zuvor in dem Brexit-Drama. Die EU hat für ihre Bürger hier klare Kante zu zeigen! Wer wohl den Kürzeren zieht …

Können wir uns einen Handelskonflikt mit China leisten?

In den letzten Wochen wurden nassforsche Forderungen in Berlin seitens Vertretern insbesondere der Partei mit naturnaher Farbe laut, die gegenüber China eine verschärfte Gangart einforderten, da es sich bei China um ein autoritäres System handele. Diesen Protagonisten ist entfallen, dass sie gleichzeitig den Schulterschluss mit noch autoritäreren Regierungsformen im arabischen Raum forcieren, um ausreichend fossile Energieträger nach Deutschland zu organisieren. Das Ganze passiert vor dem Hintergrund einer vollständigen Fehleinschätzung des Sanktionsregimes gegen Russland, das uns stärker erschüttert als Russland.

Faktenchecks sind hilfreich. Die deutschen Importe aus China sind zuletzt stark gestiegen. Sie wuchsen im April um 52,8 % Im Jahresvergleich auf 16,7 Mrd. EUR. Die Exporte nach China gingen um 1,6 % auf 8,3 Mrd. EUR zurück.

Kommentar: Wer braucht wen mehr?

So weit zur quantitativen Betrachtung. Kommen wir zu einer qualitativen Bewertung. Der Anstieg der Importe aus China ist besonders auf die höhere Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen zurückzuführen. Diese Einfuhren nahmen um 469,2 % auf 4,4 Mrd. EUR zu. Die Importe von Datenverarbeitungsgeräten legten um 20,4 % auf 4,4 Milliarden Euro zu. Elektrische Ausrüstungen verzeichneten einen Anstieg um 27,1 % auf 1,9 Mrd. EUR.

Kommentar: Durch unsere Energiepolitik wird der deutsche Chemiestandort im Mark erschüttert (Versorgungssicherheit, Preise). Wenn hier nicht produziert wird, müssen wir anderswo einkaufen (Folgen für Handels- und Leistungsbilanz. Wir müssen dort einkaufen, wo es die Produkte gibt. Gleiches gilt für den IT-Sektor (danke unter anderem für die arrogante Ignoranz des geforderten IT-Airbus seit 2015!)

Werfen wir einen Blick in Richtung Russland. Die deutschen Importe stiegen im zweiten Monat nach Kriegsbeginn stark. Es gab es eine Zunahme um 41,9 % auf 3,7 Mrd. EUR. Wichtigste Importgüter aus Russland waren Erdöl und Erdgas mit einer Zunahme um 37,8 % auf 2,2 Mrd. EUR. Weitere Güter waren Kokerei- und Mineralölerzeugnisse (+94,3 %, 0,4 Mrd. EUR), sowie Kohle (+334,7 %, 0,4 Mrd. EUR). So weit zur Messung in Euro und Prozenten. Es wurden 26,1 % weniger Waren eingeführt als im April 2021. Ergo sind es die Preise, die sich bilanziell niederschlagen.

Kommentar: Wer gewinnt hier und wer verliert hier?

Wir können ja auch etwas, angeblich Export. Die deutschen Exporte brachen im April wegen der westlichen Sanktionen weiter ein. Ausgeführt wurden Waren im Wert von 828,2 Mio. EUR. Das waren im Jahresvergleich 64,1 % weniger. Rückgänge verzeichneten die Exporte von Maschinen (-57,5 %). Das Minus bei chemischen Erzeugnissen lag bei 53,1 %.

Kommentar: Die westliche Geopolitik wirkt auf die deutsche Außenpolitik und gefährdet den deutschen Wirtschaftsstandort wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik seit 1949. An der Stabilität der Wirtschaft hängt jedoch die Stabilität der Gesellschaft und der Politik. Ich verweise auf die Folgen von 1929/1932 im Jahre 1933. "Food for thought!"

Herr Lindner hat etwas zu sagen

Bundesfinanzminister Lindner warnt vor einer Phase hoher Inflation bei niedrigen Wachstumsraten. Stagflation sei ein mögliches Szenario. Er sei wegen der gegenwärtigen Konjunkturlage im Kontext der Ukraine-Krise besorgt. Diese hätte die ohnehin schon hohe Inflation weiter nach oben getrieben. Subventionen müssten zurückgefahren werden, um den Preisdruck zu senken. Europa müsse wieder zu soliden Finanzen zurückkehren. Deutschland würde 2023 die Schuldenbremse wieder einhalten.

Kommentar: Ich höre Ihre Worte Herr Lindner. Wir müssten so viel Herr Lindner. Es geht um Strukturen. Es wurde viel zu viel versäumt (u.a. IT-Airbus, Außenpolitik im EU-Interesse). Klartext: Von uns verfügte Sanktionen treiben die Inflation! Wie löst man das Problem Herr Lindner?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

is auf PKW-Absatz-Daten aus Indonesien und die FDI-Daten aus China gab es keine positiven Akzente in den letzten 24 Stunden. Aber immerhin, wenigstens ein Lichtblick in Fernost als Stimmungsaufheller.

Eurozone: Deutsche Leistungsbilanz mit geringstem Überschuss seit 05/2020

Deutschland: Die Leistungsbilanz wies per Berichtsmonat April einen Überschuss in Höhe von 7,4 Mrd. EUR nach zuvor 18,8 Mrd. EUR aus.

Großbritannien: Enttäuschendes BIP und enttäuschende Industrieproduktion

Das BIP sank per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,3 % nach zuvor -0,1 %. Die Prognose lag bei 0,1 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,4 % (Prognose 3,9 %) nach zuvor 6,4 %. Die Industrieproduktion sank per April im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor -0,2 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,7 % (Prognose 1,7 %) nach zuvor 0,7 %. Die Handelsbilanz wies ein Defizit in Höhe von 20,89 Mrd. GBP aus (Prognose -22,50 Mrd. GBP) nach zuvor -23,89 Mrd. GBP.

Der nachfolgende Chart belegt, dass trotz der Verbesserung im Monatsvergleich das aktuelle Niveau als auch die Tendenz als prekär eingestuft werden muss. Der Brexit in Verbindung mit den aktuellen Problemen haben ihren Preis.

 

Australien: Stimmung kippt

Der NAB Geschäftsklimaindex sank im Berichtsmonat Mai von zuvor 19 (revidiert von 20) auf 16 Zähler, während der NAB Erwartungsindex von 10 auf 6 Punkte fiel.

China: Weiter hohes Niveau bei Auslandsinvestitionen in China

Ausländische Direktinvestitionen (FDI) legten per Mai im Jahresvergleich um 17,30 % nach zuvor 20,50 % zu und bewegen sich weiter auf hohen Niveaus.

Indonesien: Hohe PKW-Absatzsteigerung

Der PKW-Absatz stieg in Indonesien im Jahresvergleich um 51,20 % nach zuvor 5,03 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0870 - 1.0900 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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