Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2228 (06:08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2185 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,48. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133,87. EUR-CHF oszilliert bei 1,0989.

Ohne die US-Märkte, die wegen des Memorial Day geschlossen waren, kam es an den westlichen Aktienmärkten zu leichten Gewinnmitnahmen. Edelmetalle haben gegenüber dem USD geringfügig an Boden gewonnen. Krypto-Anlagen waren weitgehend stabil auf den überwiegend ermäßigten Niveaus. An der Zinsfront ergaben sich keine neuen belastbaren Tendenzen.

Das Thema Corona-Entspannung greift in westlichen Ländern überwiegend Raum. So wird in Deutschland die Corona-Notbremse voraussichtlich per 30. Juni auslaufen. Damit korrelieren positive Impulse für den Dienstleistungssektor mit positiven Rückkoppelungseffekten für den industriellen Sektor.

China wird "kinderfreundlicher". Die Geburtenpolitik wird von einer "Zwei-Kind-Politik" auf eine "Drei-Kind-Politik" angepasst. Hinsichtlich der Entwicklung der Demografie war dieser Schritt überfällig.

Dänemark-Skandal

Kanzlerin Merkel will keinen nachhaltigen Schaden wegen des Spionage-Skandals in den Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland erkennen. Man setze weiter auf die vertrauensvollen Beziehungen (?). Sie sei beruhigt über die Reaktion der dänischen Regierung, die angeblich von nichts wusste, aber offenbar nichts gegen den Geheimdienst unternimmt (?!). Ich kann die Kanzlerin verstehen, dass sie nach außen milde reagiert. Es ist aber nicht nur ein Deutschland/Dänemark-Problem, sondern ein erhebliches Deutschland versus USA/Dänemark-Problem. Mediales Kleinbügeln darf nicht die einzige Reaktion sein.

EZB: Interventionsansage

Die EZB wird laut Italiens Notenbankchef Visco einen ungerechtfertigten Anstieg der Marktzinsen nicht hinnehmen. Große/anhaltende Zinsanstiege seien durch die wirtschaftlichen Aussichten nicht gerechtfertigt und würden gekontert. Die EZB sei bereit, ihr Anleiheankaufprogramm in vollem Ausmaß zu nutzen.

Visco stellt damit klar, dass der Kapitalmarktzins als systemisch relevant eingestuft wird und damit im Zweifelsfall eine "politische Bepreisung" in verschärfter Form gerechtfertigt sei. Mit seiner Sichtweise nähert er sich dem Politikansatz der Bank of Japan, die seit Jahren unmissverständlich Renditeziele für die Staatsanleihen definiert.

Den jüngsten Anstieg der Inflation in der Eurozone wertete Visco positiv. Es sei gut, dass die Inflation nicht fiele, sondern zunähme. Dem stimme ich zu. Die Normalisierung der ökonomischen Grundlagen als auch der ökonomischen Kraftentwicklung ist die Grundlage des Preisanstiegs. Mehr noch ist die Qualität der jetzt greifenden wirtschaftlichen Expansion im Vergleich zu anderen westlichen Wirtschaftsräumen beeindruckend positiv (siehe unter Kredite an Unternehmen).

Man sei immer noch weit von dem Ziel um zwei Prozent Inflation entfernt. Ja, das ist korrekt hinsichtlich der endogenen Inflation (Kernrate). Das ist auch die einzige Größe, die die EZB beeinflussen kann. Die EZB kann Zinsen erhöhen, sie wird damit aber keinen Einfluss auf Energiepreise nehmen können, die Preistreiber sind. Im Gegenteil würde sie die Kosten durch Zinserhöhungen für den Wirtschaftskreislauf noch erhöhen!

Fazit: Das Thema „freier Markt“ ist für den Geld- und Kapitalmarkt weiter nicht real.

Eurozone: Was für ein Unterschied zu den USA!

Kredite an Unternehmen verzeichneten per April eine Zunahme um 3,2 % nach zuvor 5,3 %. Hier ergibt sich seit Februar 2021 ein deutlicher Einbruch. Dieser Einbruch ist korreliert mit den Kreditprogrammen in Verbindung der Pandemie-Stabilisierungsmaßnahmen 2020 (u.a. KfW-Kredite). An der aktuellen Entwicklung wird deutlich, dass in der Eurozone anders als in den USA die Wirtschaftsentwicklung weit weniger von Krediten getragen ist. Wiederkehrende Einkommen spielen in der Eurozone eine weitaus wichtigere Rolle. Dieser qualitative Unterschied ist markant und massiv und in der Diskontierung an den Märkten weiter kaum gespiegelt.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Caixin PMI freundlich

Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Berichtsmonat Mai von zuvor 51,9 auf 52,0 Punkte (Prognose 51,9). Damit ergab sich das beste Ergebnis seit Dezember 2020.

Eurozone: Im Vergleich hohe Qualität

Die Geldmenge M-3 stieg per April im Jahresvergleich um 9,2 % (Prognose 9,5 %) nach zuvor 10,1 %. Kredite an private Haushalte nahmen im Jahresvergleich per April um 3,8 % nach zuvor 3,3 % zu. Kredite an Unternehmen verzeichneten per April eine Zunahme um 3,2 % nach zuvor 5,3 %. Hier ergab sich seit Februar 2021 ein deutlicher Einbruch.

Die deutschen Verbraucherpreise legten per Mai im Monatsvergleich um 0,5 % (Prognose 0,3 %) nach zuvor 0,7 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,5 % (Prognose 2,4 %) nach zuvor 2,0 %. Energiepreise waren wesentliche Treiber.

Diverse Einkaufsmanagerindices Verarbeitendes Gewerbe per Mai

Russland: 51,9 nach zuvor 50,4
Japan: 53,0 nach zuvor 52,5
Indien: 50,8 nach zuvor 55,5
Südkorea: 53,7 nach zuvor 54,6
Vietnam: 53,1 nach zuvor 54,7
Taiwan: 62,0 nach zuvor 62,4
Thailand: 47,8 nach zuvor 50,7
Malaysia: 51,3 nach zuvor 53,9
Philippinen: 49,9 nach zuvor 49,0
Myanmar: 39,7 nach zuvor 33,0 (Krisengebiet)

Australien: RBA mit ruhiger Hand

Die Reserve Bank of Australia hat den Leitzins erwartungsgemäß auf der aktuellen Sitzung unverändert bei 0,10 % belassen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

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