Das Hotel Phoenix liegt im Herzen Yogyakartas - nicht weit von der Jalan Malioboro, der Haupteinkaufstrasse, entfernt. Dieses Haus, welches heute wieder als eines der führenden Hotels der Stadt gilt, wurde 1918 eröffnet und fungierte in den vergangenen 100 Jahren auch als Hauptquartier der japanischen Besatzungstruppen während des 2. Weltkrieges, als Präsidentenpalast nach der Unabhängigkeit und Amtssitz von Sukarno, bevor Yogyakarta den Status als Hauptstadt der jungen Republik an Jakarta verlor.

Infrastrukturinvestitionen und „10 neue Balis“ – Tourismus soll verdoppelt werden

Im Foyer des 5-Sterne-Hauses hat dieser Tage die indonesische Regierung einige Journalisten aus Europa eingeladen, um die ehrgeizige Vision von Präsident Joko Widodo umzusetzen, nämlich Indonesien in ein australasiatisches Tourismusparadies zu verwandeln und zehn neue Balis zu schaffen - als Anspielung darauf, dass sich ein Großteil der bisherigen Besucher auf dem als Trauminsel bekannten Eiland drängen, während andere Eilande des Inselstaates bisher völlig unberührt vom Tourismus sind.

Unabhängigkeit davon, ob der alte Präsident auch der neue bleibt, wird schon viel Geld in dieses Vorhaben investiert. Flughäfen werden erweitert, Straßen und Häfen gebaut, ja die ganze Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht.

Die Regierung in Jakarta verspricht sich einiges von der Tourismusindustrie, unter anderem die Schaffung zahlreicher neuer Arbeitsplätze, sowie einen Innovationsschub für die peripheren Regionen des Inselreiches. Neun Millionen Touristen wurden 2015 begrüßt, für 2019 erhofft man sich eine Steigerung auf etwa 20 Millionen, also mehr als eine Verdopplung.

Angesichts der zahlreichen Naturschönheiten, der paradiesischen Natur, die noch unentdeckt auf den Inseln schlummert, der kulturellen Vielfalt und der gastfreundlichen Bevölkerung ist diese Vision des Staatsoberhauptes nicht als Hirngespinst abzutun.

2018 - das Jahr der Katastrophen: 4000 Tote, Millionen betroffen

Allerdings trübten die Ereignisse des vergangenen Jahres, welches den Indonesiern als Jahr der Katastrophen in Erinnerung bleiben wird - was schon etwas heißen mag, in einem Land in dem Naturkatastrophen zum Alltag gehören.

So reich beschenkt Indonesien auch mit paradiesischer Natur sein mag, so fürchterlich wüten aber auch die Naturgewalten. 2018 wurde das Land von einer beispiellosen Serie der Verwüstungen heimgesucht, die Tod, Zerstörung und Verderben brachten.

Die nationale Behörde für Katastrophenschutz (BNPB) hat 2000 Naturdesaster im Jahr 2018 registriert, die rund 4000 Menschenleben forderten und Hab und Gut von drei Millionen Menschen zerstörten.

Vulkane und Tsunamis: Lage am pazifischen Feuerring bleibt gefährlich

Vor den geladenen Gästen in Yogyakarta werden die Probleme nicht negiert, sondern darauf hingewiesen, dass Indonesien am pazifischen Feuerring liegt: ein Vulkangürtel, an dem 90 Prozent der Erdbeben weltweit stattfinden. Der Ring ist eine Folge plattentektonischer Verschiebungen. Die Vulkane nahe Indonesien gehören zu den aktivsten im Ring.

Seit dem Jahr 2000 ist es in Indonesien zu über 50 Erdbeben und einem Dutzend Tsunamis gekommen, wobei der Killer-Tsunami von 2004 alle anderen Ereignisse in den Schatten stellte.

Nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt, aber doch abseits der Touristenpfade, erstrecken sich die Wohnviertel, die man als Dorf in der Stadt zu bezeichnen pflegt, eine Ansammlung von Holzhäusern, von Bananenbäumen umrundet, die sich beiderseits entlang des Flusses erstrecken.

2006 wurde Yogyakarta selbst von einem schweren Erdbeben heimgesucht und es erstaunt den Besucher, mit welcher freundlichen Heiterkeit die Menschen die Gefahren meistern, denen sie durch die geographische Lage ihrer Heimat ausgesetzt bleiben.

Yogyakarta - „City of Tolerance“? Einfluss des Geldes auf die Politik besteht weiter

An den Wänden sind die zahlreichen Graffiti zu bewundern, welche die Jugend - der bei Studenten und Künstlern beliebten Metropole - erschaffen hat und die künstlerisch weitaus anspruchsvoller erscheinen, als das Geschmiere, welches einem häufig in der Bundesrepublik von den Wänden entgegenspringt. Dort wird Jogja, wie die Einwohner ihre Stadt liebevoll nennen, als „City of Tolerance“ gepriesen, um andererseits immer wieder vor den Gefahren des Einflusses des Geldes auf die Politik zu warnen.

So etwas wäre zu Zeiten von Suharto undenkbar gewesen, mag man einräumen und dieses als Fortschritt interpretieren, aber das Phänomen der Korruption, der Günstlingswirtschaft, ja der Einflussnahme großer Konzerne auf die Politik wurden mit dem Sturz des Diktators nicht endgültig beseitigt.

Obamas Kindheit in Indonesien - Wo ist seine wahre Heimat?

Es wäre schön wenn Obama noch Präsident der USA wäre“ sagt einer der jungen Künstler. “Der konnte sogar etwas „Bahasa Indonesia“ sprechen“, ergänzt der junge Mann, der sich die Haare bis auf einem rotgefärbten Irokesen abrasiert hat. Die Bemerkungen des jungen Mannes laden zu Reflexionen darüber ein, wo Obamas wahre Heimat liegt.

Kansas, wo ihm die liebevolle Großmutter einst gestand, dass sie sich als kleines Kind noch vor dem „schwarzen Mann“ gefürchtet habe, kann es nicht sein. Kenia, von wo sein Vater stammte, kann es auch nicht sein, dessen afrikanische Stammesfehden, wie auch das vom britischen Empire hinterlassene Flair, ihm fremd blieben.

In das elitär-intellektuelle Milieu der Ostküste hat er sich am Ende erfolgreich eingefügt, aufgrund seiner brillanten Intelligenz, aber auch aufgrund seiner herausragenden sportlichen Leistungen.

Sein Image als „wonder negro“ wurde er in Harvard allerdings nie los. In Chicago, wo es zu seinem politischen Durchbruch kam, war es gewiss nicht einfach, sich durchzusetzen. In dieser Stadt, der Welthauptstadt des Kapitalismus, von der Saul Bellow schrieb: “Chicago ist nirgendwo, es hat keine Grundlage,..“, fühlt er sich bestimmt nicht heimisch. „Chicago zu lieben“, hat ein anderer Autor, Nelson Algren geschrieben, “kommt der Liebe zu einer Frau gleich, die eine gebrochene Nase hat - like loving a women with a broken nose.

Bleibt also nur Hawaii, wo Obama das Licht der Welt erblickte, und wo er den dortigen „Aloha Spirit“ in sich aufgenommen hat.

Friedlicher Java-Islam existiert noch – trotz saudischer Unterwanderungsversuche

Vier Jahre seiner Kindheit verbrachte er allerdings in Jakarta, wohin seine Mutter ihrem indonesischen Ehemann gefolgt war, bevor er wieder in die Saaten zurückkehrte. Genug Zeit allerding, um den sogenannten Java-Islam kennenzulernen, der auch heute noch spürbar ist - trotz aller Penetrationen und Missionierungen mit saudischen Geldern, jene Form der Toleranz, die Besucher und Einheimische wie eine Duftwolke umgibt, zu unterwandern.

Wie steht es allerdings heute um das Zusammenleben der verschiedenen Religionsgruppen?

Um dieser Frage nachzugehen, werde ich nach Bali weiterreisen, Indonesiens begehrtester Touristen-Destination, die 2002 von einem fürchterlichen Terroranschlag heimgesucht wurde, den man in Melbourne als das „australische 9/11“ zu bezeichnen pflegt, da die meisten Opfer vom fünften Kontinent stammten…

Hier geht es zum ersten Teil des Reiseberichts

Hier geht es zum dritten Teil des Reiseberichts

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"