„Sleeping with the devil“ lautet der Titel des sehr empfehlenswerten Bestsellers, des EX-CIA-Agenten Robert Baer. In diesem Buch hat Baer schon vor Jahren die skandalöse Komplizenschaft zwischen der saudischen Dynastie und der amerikanischen Erdöl-Plutokratie aufgedeckt. Solange das Erdöl und die Petro-Dollars sprudelten, drückte man in Washington beide Augen zu, wenn wieder einmal ruchbar wurde, dass irgendwelche saudischen Geldgeber den religiösen Fanatismus weltweit schürten. Ob in der islamischen Welt oder in der Diaspora.
Das war die über Jahrzehnte propagierte Politik der USA, des Westens, die zu einem nicht unerheblichem Anteil, im Verbund mit dem gescheiterten „War on Terror“, für die heutigen Probleme in der Region und deren globale Auswirkungen verantwortlich ist.
Donald Trump, der sich als Zerstörer aller bisherigen Werte der amerikanischen Außen- und Verteidigungspolitik zu stilisieren versucht, scheint gegenüber Saudi-Arabien auf den ausgetrampelten Pfaden seiner Amtsvorgänger zu wandeln, Pfade die in Richtung eines Abgrunds führen. Dies wird besonders dadurch deutlich, da Trump seine neuen Einreiseverbote, für Staatsangehörige diverser arabischer Länder und des nicht-arabischen Irans, mit der Terrorismus-Prävention und den Schlussfolgerungen aus 9/11 ableitet... Spätestens an diesem Datum aber, am 11. September 2001 wurde auch den letzten Naivlingen im Pentagon bewusst, was man sich mit Saudi-Arabien für ein „Frankenstein-Freund“ angelacht hatte, wie es ein US-Diplomat einst ausdrückte.. Schon bei den Anschlägen von Khoba, im Juni 1996, die 19 US-Soldaten das Leben kostete, hatte sich der Verdacht bestätigt, dass die saudische Dynastie in diverse Verschwörungen gegen die USA verwickelt ist. Prinz Nayef, der damals amtierende Innenminister Saudi-Arabiens galt insgeheim als Symphatisant der Kaida.
Die Attentäter von 9/11 hatten nicht nur alle einen wahhabitischen Background, sondern überwiegend auch die saudische Staatsbürgerschaft und nicht die Staatsbürgerschaften der von dem aktuellen Einreisebann betroffenen Länder. Die Amtsvorgänger von Trump hatten bezüglich der Verhältnisse Saudi-Arabien jede Übersicht verloren. Kam es unmittelbar nach dem Anschlag von Manhattan zu einer ernsthaften Abkühlung zwischen den beiden Staaten, wurde die Aufrüstung Riads fortgesetzt. Strategisch stützten sich die Amerikaner dabei auf die starke anti-schiitische Grundhaltung der Saudis, übersahen dabei aber, dass die anti-amerikanische Grundhaltung ebenso vertreten ist.
Michael Scott Doran, Nahost-Experte der Princeton University schreibt dazu:
„Die Situation ist kritisch, weil die USA über geringe Mittel verfügen, der antischiitischen und antiamerikanischen Strömung entgegenzuwirken. Der Wahhabismus ist die Grundlage eines gesamten politischen Systems. Jeder, der vom status quo profitiert, wird sich um dieses System scharen, falls es von außen angetastet wird. Den Vereinigten Staaten bleibt keine andere Wahl, als die fälligen demokratischen Reformen im Irak und in Saudi-Arabien energisch voranzutreiben. Doch jeder Versuch, eine liberale politische Ordnung zu schaffen, wird zusätzlichen Disput auslösen. Die antiamerikanische Stimmung würde angeheizt. Bei seinem Bemühen, die Demokratie im Mittleren Osten zu fördern, wird Washington wieder einmal feststellen müssen, dass seine engsten arabischen Verbündeten gleichzeitig seine erbittertsten Feinde sind.“
Der Wahhabismus ist eine erzkonservative Strömung des sunnitischen Islams und gilt in Saudi-Arabien als „Staatsreligion“. Ein Bestandteil dieser Glaubensrichtung ist die Ablehnung von Andersgläubigen. Dazu werden auch die Schiiten gezählt. Die Legitimität des saudischen Königshauses basiert auf der engen Allianz mit den Wahhabiten seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie brauchen also die Wahhabiten, um sich als respektierte Führer der sunnitischen Welt zu präsentieren. Dafür haben sie in den vergangenen Jahrzehnten Milliardensummen in den Aufbau von wahhabitischen Moscheen, Bildungseinrichtungen und Stiftungen auf der ganzen Welt gesteckt und damit durchaus zur Radikalisierung vieler sunnitischer Muslime beigetragen. Dieses Vorgehen hat auch ISIS oder al-Qaida inspiriert und wird von den meisten Muslimen abgelehnt. Wenn die neuen Einreisebestimmungen überhaupt irgendeinen Sinn machen sollten, gemäß der Logik Trumps, was sie nicht machen, dann ist es um so verwunderlicher, dass saudische Staatsbürger von dieser Regelung ausgenommen sind. Informierte Kreise in den USA verweisen diesbezüglich auf die Geschäftsbeziehungen des Trump-Konzerns in Saudi-Arabien und den Golf-Staaten. Gegen Ende der Amtszeit Obamas kam es zu einer spürbaren Abkühlung Washingtons gegenüber Riad, bei einer gleichzeitigen vorsichtigen Annäherung an den Iran, dessen Bevölkerung als eine der pro-amerikanischen der Region bekannt ist. Ganz scheint der neue Mann im Weißen Haus diese Annäherung nicht aufgeben zu wollen, im völligen Gegensatz zu ursprünglichen Ankündigungen. Trump befürwortet die Umsetzung des Iran-Atomdeals nun doch. In einem Telefonat mit Saudi-Arabiens König Salman soll sich der neue US-Präsident für eine "strikte" Umsetzung des Atomabkommens ausgesprochen haben. In seinem Wahlkampf hatte er noch das Gegenteil behauptet. Möglicherweise wurde dem Präsidenten der USA bewusst, dass sich durch den Iran viel Geld verdienen lässt, basierend auf dem dortigen Erdölreichtum - frei nach dem Motto "Money first, Money only".
Kommentare
Ihrem Artikel ist bis auf die Aussagen von Michael Scott Doran zuzustimmen, wenn er sagt, die USA müssten demokratische Reformen im Mittleren Osten fördern bzw. energisch vorantreiben. Klingt ganz so als ob dieser Herr die Regime Change Politik von Bush und Obama (evtl.. Trump?) befürwortet.
Anmerkung zur Einreisebeschränkung von Trump: US-Präsient Trump ist nun nicht Initiator dieser Beschränkung sondern hievt diese, lediglich auf die nächste Stufe. Es war Friedennobelpreisträger und Drohnenkrieger Obama, welcher diesen 7 Ländern einen Visazwang 2015/16 aufbürdete, den es zuvor nicht gab. Stimmen zufolge war dieses Visum bis dato auch nur sehr schwer zu bekommen.
Alternativ zu ihrem letzten Satz ist es aber auch so, dass sich Trump nun vielleicht doch einmal mit den Allianzen auf dem östlichen Teil d. eurasischen Kontinents befasst hat. Strichpunkt Peking-Moskau-Teheran. Das Gespräch mit Putin soll ja angeblich ganz gut gelaufen sein.
Lässt sich das mit den Visa-Bestimmungen so einfach miteinander vergleichen?
Dies wäre dann ja schon wieder ein massives Versäumnis unserer Medien, die wieder mal Stimmungsmache betreiben statt die Fakten objektiv zu berichten.
Wenn man dies tatsächlich so betrachten kann, wäre das ganze Theater um die Einreisebeschränkungen ja mal wieder eine wahnsinnige Frechheit.
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