Wie beim „Highlander“ kann es auch in China nur einen geben
Die offizielle Meldung, wonach Hu Jintao den Parteitag wegen Unwohlseins verließ, ist vorgeschoben. Internationale Pressevertreter erhielten erst kurz vor dem Zwischenfall Zugang zur Großen Halle des Volkes, so dass sie alles „rechtzeitig“ filmen konnten. Wenn gesundheitliche Gründe vorgelegen haben, warum hat die Kameraführung nicht schnell auf die sozialistisch-roten Blümchen geschwenkt? Und warum hat sich Xi Jinping so eiskalt gegenüber seinem kränklichen Vorgänger verhalten, der doch direkt neben ihm saß?
Nein, die Botschaft war klar: Ich, Xi Jinping bin der absolute Chef Chinas. „L’État, c’est moi“! Jeder Widerstand von jedem gegen meine (Wirtschafts-)Politik ist zwecklos.
Die Fehler des chinesischen Sozialismus macht sich der amerikanische Kapitalismus zunutze
Früher war Xi Jinping noch ein Freund des unternehmerischen Freigeistes. Heute reicht aber schon die theoretische Möglichkeit, dass Social Media-Giganten die Allmacht der KP stören könnten, aus, um sie wie bisswütige Hunde an die kurze Leine zu nehmen.
Die totale Kontrolle bremst aber technologischen Fortschritt. Der Regierung zwangsweise treu ergebene Unternehmensvorstände werden aus Angst vor Repressalien nicht mehr das umsetzen, was sie für richtig halten, sondern das, was der KP gefällt. Dabei ermöglicht erst das freie unbehinderte Denken - dass auch Fehler gestattet, aus denen man aber lernt - den unternehmensspezifischen, aber hochgerechnet auch besten gesamtwirtschaftlichen Weg. Ein autoritärer Staat ist schnell in der Umsetzung von Maßnahmen, aber sind diese überhaupt angemessen?
Überhaupt, erst das freie Denken gestattete chinesischen High-Tech-Firmen, dass sie sich mit der Konkurrenz des amerikanischen Klassenfeindes messen konnten.
Auch die fallenden Kurse börsennotierter Konzerne aus dem Reich der Mitte zeigen der KP, der „Knuten- Politik“ die rote Karte.
In diese Kerbe schlägt die US-Regierung weiter genüsslich rein. Von Zerschlagung großer amerikanischer High-Tech-Konzerne spricht niemand mehr. Ihr Nährboden für große Innovationkraft bleibt gut gedüngt. Amerika weiß sehr genau, dass der Kampf um die globale Führungsrolle nicht zuletzt wirtschaftstechnologisch geführt wird.
Zudem scheint sich Amerika am Matthäus-Evangelium zu orientieren: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“. Tatsächlich, werden IT-Spezialisten in China sozialistische Bleiwesten angelegt, sind sie offen für die Alternativen der kapitalistischen Leichtigkeit. Der Brain-Drain aus China ist der Brain-Inflow nach Amerika.
Deutschland darf gerne egoistischer werden
Zur Verfolgung seiner knallharten China First-Politik arbeitet China gerne mit internationalen Abhängigkeiten. Momentan rüttelt der Verlust der billigen Gasversorgung und die weltwirtschaftliche Eintrübung am Selbstverständnis exportabhängiger Staaten wie Deutschland. Warum sich diese missliche Lage nicht zunutze machen?
Das Gebot der Stunde für Berlin kann aber nicht noch mehr Abhängigkeit sein. Konkret ist der chinesische Zugang zur Infrastruktur Deutschlands, zum Beispiel dem Hamburger Hafen, sehr kritisch zu sehen. Zwar wird von der Bundesregierung betont, die chinesische Staatsreederei Cosco übernehme doch nur einen kleinen Anteil am Containerterminal Tollerort.
Nur ein bisschen chinesisch ist aber keine Beruhigung. Die KP hat, da sie keine demokratischen Wahlen befürchten muss, viel Zeit. Man denkt also langfristig. Hier und heute mal ein bisschen, da und morgen mal ein bisschen dazukaufen bis das Ziel erreicht ist. Das Ziel? Cosco will kontinuierlich den Ausbau der maritimen Seidenstraße betreiben, um am Ende die Seehandelsrouten zu kontrollieren.
Für deutsche Politiker stehen nur die nächsten vier Jahre im Mittelpunkt. Die Eintagsfliege interessiert sich ja auch nicht für morgen. Daher schaut Berlin primär auf den kurzfristigen wirtschaftlichen Nutzen. Immerhin habe Cosco ja zugesagt, Teile seines Frachtgeschäftes bevorzugt über den Hamburger Hafen abzuwickeln, falls sie sich beteiligen dürfen. Die unausgesprochene Drohung dabei: Wenn nicht, werden chinesische Schiffe Hamburg meiden und Häfen in Rotterdam, Seebrügge oder Antwerpen bevorzugen. Immerhin hat Cosco bereits Zugriff auf zehn Prozent der europäischen Hafenkapazitäten.
Dieser Vogel friss oder stirb-Politik der Chinesen darf Berlin sich nicht fügen. Ein Nein mag uns zunächst keine wirtschaftlichen Vorteile bringen und eher die Amerikaner erfreuen, die für jede Behinderung Chinas dankbar sind. Grundsätzlich ist in einer globalen Welt nichts gegen Beteiligungen zu sagen. Aber man muss aufpassen, dass man nur die Hand gibt, nicht das Standbein. Und ganz klar muss es heißen: Leistung und Gegenleistung. Wenn China seine Beteiligungs-Mauern für deutsches Kapital ohne Repressalien öffnet, öffnen wir uns.
Ansonsten spielen wir den wirtschaftlich kurzfristig zwar freudigen, langfristig aber armen Hans im Glück. Jedes Beteiligungs-Prozent mehr für China macht aus uns auch mehr Knetgummi, den man zu willfährigen Figuren formen kann.
Sollte China süßsauer reagieren, führen wir uns einfach vor Augen, dass andere asiatische Länder auch schöne Produktionsstandorte haben. Auch ihnen ist die Abhängigkeitspolitik Chinas ein Dorn im Auge.
Wieder mehr Wirtschaftskompetenz wagen
Neben diesen passiven Abwehrmaßnahmen geht es aber vor allem um aktive Wirtschaftspolitik, die sich an die langfristig erfolgreichen Tugenden von „Wohlstand für alle“ erinnert. Die moralüberfrachtete „Degrowth“-Haltung von Politikern, die in der bewussten Wirtschaftsschrumpfung das Glück sehen, ist so unsinnig wie die Nacht dunkel ist. Diese Glücksritter begreifen nicht, dass dann auch technologische Innovationen - ebenso im Klimaschutz - Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze leiden. Wenn gleichzeitig immer höhere soziale Absicherungen verlangt werden, wird ja klar, dass Wirtschaftskompetenz eine aussterbende Spezies ist. Wo sollen sie denn herkommen?
Und wenn erst einmal das neue deutsche Wirtschaftsmotto „Weniger für alle“ heißt, wird früher oder später auch das Geld für Klebstoff, Tomatensuppe und Kartoffelbrei knapp.
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Kommentare
danke für Ihren Beitrag, "weniger für alle" heißt eben nicht weniger für die Löhne im öffentlichen Dienst und weniger Gehälter oder Pensionen für unsere Repräsentanten im Bundestag. Die Devise heißt 4 Jahr Durchhalten, dann noch eine kurze Zeit in NGO oder Lobbyverein und die Zukunft ist finanziell abgesichert.
Was interessieren da Chaoten mit Klebstoff oder Transparente schwingende Montagsdemonstranten.
Tja, wenn Gehälter reduziert würden müssten, weil die Gewerbesteuer wegbricht und die Kämmerer in den Rathäusern in Tränen ausbrechen würden, dann würde sich hinsichtlich Hilfe und Förderung von Unternehmen was bewegen, aber so? Eher kommt man auf die Idee den Hebesatz für die Gewerbesteuer nach oben hin "anzupassen".
am Ende werden unsere Handelspartner Andorra, Liechtenstein und San Marino heissen ;–/.
Ohne Ressourcen aus Russland und China können wir den Laden schließen, sehen wir ja jetzt schon, bedingt durch eine hirnlose Sanktions- und Embargo-Politik die uns vom Hegemon, der sich eins in's Fäustchen lacht, aufgezwungen wird. Dann ist da noch die Ukraine, die wir Europäer (insbesondere Deutschland) wieder in blühende Landschaften verwandeln wollen – Frau von der Leyen sei Dank!
Aber das wollte der »Führer« schon, Lebensraum im Osten :–=I
ich möchte sachlich bleiben und nicht genau so moralisch urteilen wie Sie.
Wer die chinesischen innenpolitischen Entwicklungen verfolgt und nicht nur durch die bundesdeutsche Brille, der kann diese Entwicklung und auch die regelrechte Aburteilung der noch existierenden pro amerikanischen Funktionärsclique in China bestens nachvollziehen.
Ein Biden hat jetzt dem ersten Mann im "Himmlischen Reich" einen Bärendienst erwiesen.
Wie in Europa, das mittlerweile nur mit Vasallenstatus der USA rangiert und sich mit Russland anlegt, was 100%tig in die Hose geht", wird jetzt gegen China der regelrechte High Tech Krieg losgetreten...das Thema Taiwan bietet sich regelrecht an...wenn die Chinesen Taiwan wieder angliedern und es existiert eine sehr großer Anteil von Bevölkerungsteilen beidseitig der Meeresstraße die verwandtschaftlich und auch wirtschaftlich verbunden sind, dann sind die USA auch in diesem Teil der Welt regelrecht am Ende...
Ohne China als Markt und Handelspartner wäre die Exportnation Deutschland schon lange nur zweitrangig.
Dieses Thema gehen die jetzige Ampel mit voller Wucht an...ich möchte das nicht alles aufzählen...aber unser Land regiert von unfähigen Politikern geht einer regelrechten Deindustrialisierung entgegen.
Europa, insbesondere Deutschland hat seinen Wohlstand auf günstige Rohstoffe aus Russland aufgebaut...dieser Wettbewerbsvorteil geht total in die Brüche...
Wir können in einem Jahr uns gern zu dieser Themenpalette nochmals streiten...aber wer die Zeichen der globalen Entwicklung so missdeutet wie diese unqualifizierten und inkompetenten Möchtegernpolitiker in EU und Regierung mit ihrer US Hörigkeit, die vor allem in den alten Bundesländern gewählt werden dem ist nicht mehr zu helfen...ich sehe regelrecht schwarz für unser Land...
Danke, immer wieder für stetig hohe Qualität, Herr Halver. Ich möchte Ihnen auch "internationale Anerkennung" vermitteln!
Der Wiederaufbau der Ukraine wird uns ein Vielfaches dessen kosten, was uns die Wiedervereinigung gekostet hat und das wird uns, als de-industrialisiertes Land, große Schmerzen bereiten.
China und Russland werden uns in den nächsten Dekaden nicht brauchen, sie werden sich diesen marginalen Markt anderweitig erschließen, unser Markt wird dann die bankrotte und korrupte Ukraine sein, in der die Hilfsgelder versickern evtl. mit Hilfe der »Treuhand«.
Hier nochmal zur Erinnerung:
https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine/342240/dokumentation-offshore-geschaefte-selenskyj-und-
kolomojskyj-in-den-pandora-papers/
Gruß ironalex
ich habe chinesische Freunde, die mir gesagt haben, dass Herr Hu an Alzheimer leidet und in China bekannt sei. Er ist nach wie vor in China und der Parteiführung einschließlich XI Jinping geachtet und beliebt.
Man sollte mehr vor seiner eigenen Haustür kehren und nicht solche Berichte verbreiten. Er reiht sich ein die zunehmende Dämonisierung Chinas. Das wird von den USA gesteuert und jetzt auch von Europa verlangt. Es geht doch letztendlich nur darum, den alleinigen Führungsanspruch der USA für die Ewigkeit festzuschreiben, koste es was es wolle und da werden auch Kriege in Kauf genommen, die alle weit entfernt von den USA ausgetragen werden. Es soll auf alle Fälle die unipolare Weltordnung aufrecht erhalten werden.
Herzliche Grüße von
HelHof
Es gab übrigens zwei Videos, eines beim Reinführen und eines beim Rausführen. Da war sogar für einen Laien durchaus zu ahnen, dass der alte Herr gesundheitlich eingeschränkt war.
Inzwischen ist die amerikanische und europäische Feindseligkeit, gegenüber China, leider so sehr verfestigt, dass China in eine ähnliche Verteidigungs-Situation gerät wie Russland.