Die USA seien nicht mehr abhängig von Energieimporten, ist zu lesen. Das mag nicht immer auf das Fass Öl genau hinkommen, aber im Großen und Ganzen darf man festhalten, dass die USA ein weiteres strategisches Ziel erreicht haben. Einen großen Anteil daran haben die sogenannten unkonventionell gewonnen Energieträger, darunter durch Fracking gewonnenes Gas und das Schieferöl.

Gaspreise seit September fast verdoppelt!

Viele dieser Projekte verbrennen seit Jahren Geld, aber die marktwirtschaftlichen Prinzipien greifen auch in diesem Segment, wenn man sie denn laufen lässt. Viele kleine Firmen haben sich in diesem Sektor übernommen, andere haben überlebt und generieren bereits auf dem aktuellen Niveau positive Cash Flows. Steigende Gaspreise werden für eine Konsolidierung sorgen, so dass größere überlebensfähige Einheiten entstehen. Der aktuelle Anstieg der Gaspreise, seit September steht ein Plus von 47% zu Buche, unterstützt diesen Prozess.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Gas- und Ölpreise (Henry Hub und WTI) im laufenden Jahr. Deutlich zu erkennen ist der zeitgleiche Beginn des Absturzes des einen und des Anstiegs des anderen.

Inverse Terminmarktkurve deutet auf enormen Aufwärtsdruck

Beim Gas kommt es zusätzlich zu einer Besonderheit auf dem Terminmarkt. Da Gas ein Rohstoff ist, der sich aufgrund seines Aggregatzustandes nur dann in größeren Mengen lagern lässt, wenn man ihn vorher aufwändig verflüssigt, ist die Terminkurve so gut wie immer steil. Das bedeutet, wenn Sie heute schon Gas zur Lieferung in zwölf Monaten kaufen, zahlen Sie in der Regel einen Aufschlag. Die folgende Grafik zeigt eine solche Terminkurve, wie sie in normalen Zeiten aussieht.


Aktuell ist die Terminkurve invers, ein Käufer bezahlt somit mehr, wenn er heute kauft als wenn er zur Lieferung in einem Jahr kauft. Und wie die unten stehende Kurve zeigt, zahlt er sogar deutlich mehr, satte 25 Prozent.

Eine solche Kurve in diesem Markt zeugt von einem enormen Aufwärtsdruck. Wo sich dessen Ursache findet, ist in einem Umfeld stark fallender Ölpreis nicht ersichtlich, aber am Finanzmarkt werden die Begründungen für sehr deutliche Kursbewegungen in der Regel erst im Nachhinein bekannt.

Energiepolitik: Europa – und vor allem Deutschland bleibt der Mops

Bei großen Verwerfungen am Energiemarkt sind diese Gründe selten mit guten politischen Nachrichten verbunden. Aufgrund jahrelang anhaltender politischer Unfähigkeit sitzen die Leidtragenden eines strukturellen Bruches am Energiemarkt in Europa und hier mangels eigener Reserven und strategischer Pläne vor allem in Deutschland.

So darf man sich durchaus über die fragwürdigen Drohgebärden der Amerikaner in Energiefragen beklagen. Dumm nur, dass sich am Verhalten der Amerikaner in den letzten Dekaden nichts geändert hat, so dass der Depp eben der ist, der nun von der Normalität überrascht zu sein scheint.

Da ist man sich sicher.

(Reuters) - Germany has been assured by the United States that any sanctions imposed on Russia will not affect the building of a gas pipeline to bring Russian gas to Europe, a spokeswoman for the German economy ministry said on Friday.

The spokeswoman said that guidelines provided by the United States suggested that construction of Nord Stream 2 would be unaffected.

(Übersetzung der CK-Redaktion: Deutschland wurde von den Vereinigten Staaten versichert, dass alle Sanktionen gegen Russland den Bau einer Gaspipeline, die russisches Gas nach Europa bringen soll, nicht beeinträchtigen werden, sagte eine Sprecherin des deutschen Wirtschaftsministeriums am Freitag.

Die Sprecherin sagte, dass die Richtlinien der Vereinigten Staaten darauf hindeuteten, dass der Bau von Nord Stream 2 davon unberührt bleiben würde.)

Sowas von sicher.

Aber nur keine Sorge. Wenn man in siebzehn Jahren alle Gender-, Inklusions- und Quotenthemen zu Ende diskutiert hat und auch in der letzten Kita der Essensplan religiös zwangsgesäubert wurde, dann kann man sich bestimmt auch wieder für ein paar Stunden mit so profanen Dingen wie Infrastruktur und Energieversorgung beschäftigen.

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