Am Beispiel des Stahl- und Aluminiumsektors wurde dies zuletzt überdeutlich, nachdem sich sowohl die Europäische Union als auch Kanada dazu veranlasst sahen, eigene Sonderzölle auf chinesische Stahleinfuhren zu erheben, um ein Abladen von Stahlüberkapazitäten mittels Dumpingpreisen auf den eigenen Märkten zu verhindern.

Auch im Bereich der Zementproduktion nimmt China auf globaler Ebene die mit weitem Abstand führende Stellung ein. Wie ein Chart von Statista.com zeigt, produzierte das Reich der Mitte im Gesamtjahr 2017 rund 40 Prozent mehr Zement als der Rest der Welt zusammen.

Eine solche Entwicklung hat es in der Menschheitsgeschichte bislang noch nicht gegeben. Tatsächlich ist es so, dass in China allein zwischen den Jahren 2011 und 2013 mehr Zement verbraucht wurde als in den USA über den gesamten Verlauf des 20. Jahrhunderts (!). Der Bau des Dreischluchtendamms verschlang allein in etwa 17 Millionen Tonnen an Zement.

Chinas Zementfabriken produzierten im Gesamtjahr 2017 knapp 2,5 Milliarden metrische Tonnen Zement, während der Rest der Welt auf eine kumulierte Zementproduktion in Höhe von 1,7 Milliarden metrischen Tonnen blickte. Hier ein Vergleich: Das in einer Rangliste zweitplatzierte Indien schaute auf eine Produktion von 270 Millionen metrischen Tonnen.

In den Vereinigten Staaten belief sich die Jahresproduktion hingegen gerade einmal auf knapp 87 Millionen metrische Tonnen Zement. Im Juli 2017 erreichte die Zementproduktion mit 221 Millionen metrischen Tonnen in China einen Höhepunkt. Deutlich wird, dass China allein in diesem Monat fast dreimal mehr Zement produzierte als die USA über das Gesamtjahr 2017.

Wie produktiv Chinas Wirtschaft tatsächlich ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen. Denn Chinas noch immer anhaltender Bauboom ging Hand in Hand mit einer der schnellsten Kreditexpansionen in der Finanzgeschichte.

Laut Kritikern führe dieser Bauboom nicht nur zu einer massiven Fehlallokation von Kapital, sondern habe Peking über den Verlauf der letzten Dekade auch dazu verholfen, die eigenen Wachstumszahlen zu manipulieren und zu inflationieren.

China stellt rund 18 Prozent der Weltbevölkerung und blickt auf einen Anteil von 15 Prozent am Welt-BIP. Trotz allem konsumiert das Reich der Mitte fast 60 Prozent der weltweiten Zementproduktion. Die Zusammenhänge liegen nach allen in der Vergangenheit zu Chinas Wirtschaft angestellten Beobachtungen und Ausführungen auf der Hand.

Denn Jahr um Jahr hat China seine Kapitalinvestitionen in einem immer höheren Ausmaß gesteigert. Längst schon hat sich die Relation zur Gesamtgröße der chinesischen Wirtschaft fernab von gut und böse entwickelt. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Chinas Konzerne und Unternehmen kumuliert auf einen negativen Cashflow blicken.

Gleichzeitig ist die Verschuldung in Chinas Unternehmenssektor unaufhaltsam geklettert. Im Gesamtjahr 2017 erreichte dieses Verschuldungsniveau im chinesischen Unternehmenssektor sage und schreibe 168 Prozent in Relation zum jährlichen Wirtschaftsausstoß des Landes (!). Wer der Ansicht sein mag, dass China finanziell trotz allem noch besser dastünde als die USA, irrt sich.

Es ist keine Frage, dass das Zwillingsdefizit (Haushalt und Handel) sowohl rund um den Globus als auch in der Finanzhistorie seines Gleichen sucht. Diese massiven Defizite sind alles andere als nachhaltig, wie selbst das Budgetbüro des US-Kongresses (CBO) in seinen Berichten immer wieder warnt.

Im Vergleich und auf Basis von aktuellen Daten ist es jedoch so, dass Chinas Staatsregierung – unter Einbezug von allen Ebenen – mittlerweile auf noch höhere Defizite blickt als die USA: Anzumerken ist an dieser Stelle, dass China im Vergleich allerdings sowohl auf eine kleinere Wirtschaft als auch eine kleinere Steuerbasis blickt.

Dass die Uhr in China unaufhaltsam tickt, wird nicht nur anhand der massiven Fehlallokation von Kapital, sondern auch anhand eines exponentiellen Schuldenwachstums, einer alternden Bevölkerung und des eskalierenden Handelskriegs mit den Vereinigten Staaten deutlich. Vor Kurzem hatte selbst der ehemalige Zentralbank-Gouverneur Chinas, Zhou Xiaochuan, davor gewarnt, dass sein Land nicht mehr weit entfernt von einem Minsky-Moment sei.

Kritiker sind der Ansicht, dass China zu jenem Ort in der Welt geworden sei, an dem der höchste Grad von Kreditbetrug grassiere. Gleichzeitig werden die aus China vermeldeten Konjunktur- und Wirtschaftsdaten unter vielen Analysten nicht für bare Münze genommen und hochgradig angezweifelt.

Wundern muss einen das nicht, nachdem selbst einzelne Lokalregierungen im Reich der Mitte vor einiger Zeit offiziell zugegeben hatten, an den „Daten gedreht zu haben“. Was lässt sich anhand der aus China vermeldeten Daten also glauben? Lässt sich diesen Daten trauen? Wohl eher nicht.

Chinas Erfolgsgeschichte könnte in absehbarer Zeit zu einer Leidensgeschichte werden, weil die Kreditexpansion im Reich der Mitte über viele, viele Jahre jeweils doppelt so hoch lag wie das Wirtschaftswachstum. In manchen Jahren erreichte das heimische Kreditwachstum im Vergleich sogar noch höhere Werte.

Nun versuchen Regierung und People´s Bank of China die Uhr zurück zu drehen. Trotz allem ist der prozentuale Anteil der Kreditvergabe in Relation zum BIP weltweit noch immer der höchste.

Dass sich die Halsschlinge um Chinas Nacken immer fester zuzieht, scheint sich auch in der Pekinger Anordnung widerzuspiegeln, laut der es den heimischen Medien fortan verboten ist, negativ – beziehungsweise wahrheitsgemäß – über die Entwicklung von Chinas Wirtschaft zu berichten. Jeder möge sich darüber seine eigenen Gedanken machen…     

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