Zum Wochenstart empfiehlt sich ein Blick in die Volksrepublik China, wo nicht nur die Immobilienmärkte ins Wanken geraten sind, sondern wo es auch längst schon wieder zu neuen und weitläufigen Covid-Lockdowns gekommen ist.

Hiervon am stärksten betroffen sieht sich aktuell die zentralchinesische Metropole Xi'an, wo inzwischen Tausende von Polizeikräften hinbeordert worden sind, um für die Umsetzung und Befolgung von drakonischen Restriktionen mit dem Ziel einer Virus-Eindämmung zu sorgen.

Verheerende Versorgungslage in der Stadt

Als entsprechend groß erweist sich der Grad des Zorns, der Wut und der Frustration unter den rund dreizehn Millionen Einwohnern der Stadt, denen es in den letzten Tagen und Wochen in einem immer höheren Ausmaß erschwert wurde, sich mit Lebensmitteln zu versorgen.

Mittlerweile wird in der Region ganz offiziell über eine wachsende Lebensmittelknappheit berichtet, welche nach einer rund zweiwöchigen Abriegelung der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft vor Ort um sich zu greifen scheint.

Medizinische Versorgung aktuell kaum mehr gegeben

Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung scheint für die meisten Einwohner der Stadt momentan nur in den wenigsten Fällen gegeben zu sein, wie unter anderem sozialen Medien zuletzt zu entnehmen gewesen ist.

Um eine rudimentäre Versorgung weiter aufrechtzuerhalten, scheint sich in einer Reihe von städtischen Distrikten nun ein Tauschhandelsnetzwerk etabliert zu haben, in dessen Zuge bestimmte Waren und Produkte gegen andere Güter des alltäglichen Bedarfs untereinander ausgetauscht werden.

iPhones und Zigaretten werden gegen Reis eingetauscht

Angesichts der aktuellen Lage gehört es wohl auch nicht mehr zu einer Seltenheit, dass selbst iPhones oder allen voran Zigaretten gegen Grundnahrungsmittel wie Reis, Speiseöl und Soja eingetauscht werden. Es mangele in der Stadt schlichtweg an einem ausreichenden Grad an Lebensmitteln, weshalb Einwohner berichten, dass inzwischen nahezu alles gegen einen Erwerb von Grundnahrungsmitteln eingetauscht werde.

Trotz allem herrsche zurzeit vor allem ein eklatanter Mangel an verschiedenen Gemüsesorten. Die städtischen Behörden haben die Einwohner in den vergangenen Tagen wiederholt dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Dies fällt natürlich schwer, wenn Millionen von Menschen über keine ausreichenden Nahrungsmittel verfügen oder wenn Kinder des Nachts hungrig ins Bett geschickt werden müssen.

Sozialen Unruhen soll vorgebeugt werden

Um einem möglichen Ausbruch von sozialen Unruhen in Xi´an vorzubeugen, sehen sich mittlerweile fast dreißigtausend Polizeikräfte vor Ort stationiert, deren Hauptaufgabe es ist, für eine Umsetzung und Befolgung von drakonischen Maßnahmen zu sorgen.

Hierzu zählt beispielsweise, dass die Einwohner städtische Viertel, denen das Etikett eines erhöhten Infektionsrisikos angeheftet wurde, ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr – oder nur in seltenen Fällen – verlassen dürfen, während auch keine Personen von außerhalb diese Distrikte betreten dürfen.

Verhalten mancher Polizei- und Sicherheitskräfte führt zu Empörung

In der letzten Woche kursierten einzelne Videos im Internet, inzwischen größtenteils gelöscht, aus denen hervorging, wie Polizei- und Sicherheitskräfte Teenager im Eingangsbereich eines Gebäudes schlugen, da diese sich auf der Suche nach etwas Essbarem nach draußen begeben wollten.

Die städtischen Behörden haben Vorfälle dieser Art mittlerweile offiziell eingestanden, um zu erklären, dass die betreffenden Polizei- und Sicherheitskräfte für deren Verhalten angemessen bestraft würden.

Lebensmittelpreise heben ab!

Nichtsdestotrotz sehen sich jene, denen es erlaubt wird, kurzzeitig ihre Heimstätten zwecks eines Erwerbs von Lebensmitteln zu verlassen, mit der Tatsache konfrontiert, dass die Preise in den meisten Bereichen förmlich durch die Decke geschossen sind, was insbesondere für frische Früchte und Gemüse aller Art zuzutreffen scheint.

Diese Situation herrscht ganz offensichtlich trotz weitläufiger Bemühungen der Behörden und einer Vielzahl von freiwilligen Helfern, die große Mengen an Lebensmitteln von außerhalb in die Stadt verbringen, vor. Vielerorts beschweren sich die Einwohner darüber, dass Händler sich angesichts ihrer durchlebten Malaise jetzt auch noch schamlos an deren Lage bereichern würden.

Kommunale Mitarbeiter haben es augenscheinlich weitaus besser…

Dass dann auch noch in den sozialen Medien ein Video die Runde gemacht hat, aus dem hervorgeht, wie vornehmlich Mitglieder des provinziellen Volkskongresses von Shaanxi und Beschäftigte der kommunalen Behörden von Xi´an mit Lebensmitteln beliefert worden sind, hat den Grad des Ärgers und der Frustration unter vielen Einwohnern zum Überlaufen gebracht.

Hinzu geselle sich die Tatsache, dass sich die an kommunale Beschäftigte ausgelieferten Produkte und Lebensmittel als luxuriös im Vergleich mit jenen Gütern ausnähmen, welche Ottonormalbürgern der Stadt zur Verfügung gestellt würden. Nicht selten sei es der Fall, dass die von außerhalb in die Stadt verbrachten Lebensmittel bei deren Ankunft bereits abgelaufen oder verfault seien.

Nachbarschaftskomitees wachen mit über Einhaltung von Restriktionen

Kritisiert wird überdies, dass sich zu den knapp dreißigtausend Polizeikräften inzwischen auch noch mindestens zehntausend weitere Sicherheitskräfte, teilweise zu sogenannten Nachbarschaftskomitees gehörig, in und außerhalb der Stadt positioniert hätten, um unter anderem Straßenblockaden zu errichten und die Einwohner in den am meisten betroffenen Distrikten von einem Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen zu hindern.

Die in der Stadt vorherrschende Situation ließe sich größtenteils auf das bereits im Jahr 2004 verabschiedete Stabilitätserhaltungssystem, welches allen voran eine Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung zum Ziel habe, zurückführen.

Omikron breitet sich trotzdem weiter aus

Vielerorts wird kritisiert, dass eine Verhängung von derart drakonischen Maßnahmen über der gesamten Stadt bislang keinen Beitrag dazu geliefert habe, um die Ausbreitung der Omikron-Variante vor Ort auch nur annähernd zu stoppen. Ferner sei zu beobachten, dass die mit der Omikron-Ausbreitung in Assoziation stehenden Todesfälle einschließlich der Schwere einer Erkrankung sehr niedrig seien.

Nicht von ungefähr wächst der Grad der Kritik an den beschlossenen Maßnahmen in den sozialen Medien, wo eine Vielzahl von Nutzern mittlerweile davon ausgeht, dass dies alles nichts mehr mit einer Krankheitsprävention zu tun habe, sondern dass es der Regierung einzig und allein um eine Ausübung von Kontrolle gehe.

Zwar teilten die lokalen Behörden in den vergangenen Tagen mit, dass sich die Anzahl der positiven Covid-Tests seit Verhängung des Wuhan-ähnlichen Lockdowns in Xi´an reduziert habe. Überrascht zeigten sich viele Beobachter daraufhin ob der Bekanntgabe allerdings doch, dass bereits seit dem 5. Januar alle Passagierflüge nach Xi´an fürs Erste ausgesetzt wurden, was nicht dafür spräche, dass die lokalen Behörden die Situation tatsächlich im Griff hätten.

Seehafen von Ningbo rückt erneut in den globalen Fokus

Szenenwechsel. Blicken wir an die chinesische Ostküste. Nachdem es über den Verlauf der letzten Tage zu einer Entdeckung von mehr positiv auf Covid getesteten Personen gekommen ist, sieht sich inzwischen auch wieder die Hafen- und Industriestadt Ningbo, einer der global größten Seehäfen, wieder einer Reihe von sich verschärfenden Lockdown-Maßnahmen ausgesetzt.

Inzwischen kursieren Berichte, wonach sich der Umschlag von essentiellen Produkten und Gütern im Seehafen von Ningbo abermals deutlich verlangsamt habe. Beobachter warnen davor, dass diese Entwicklung weitläufige Auswirkungen auf den internationalen Handel zeitigen könnte.

Seefrachtraten im Auge behalten!

Es dürfte sich empfehlen, die Entwicklung der weltweiten Seefrachtraten im Auge zu behalten, die aufgrund der aktuellen Lage in Ningbo abermals Auftrieb erfahren könnten. Ganz zu schweigen davon, dass es zu noch größeren zeitlichen Verzögerungen in Bezug auf eine Auslieferung von Waren und Gütern in Richtung der westlichen Seehäfen zu kommen droht.

Einmal mehr rückt also die Stabilität der globalen Lieferketten ins Zentrum von Bedenken, die mit einem erneuten Inflationsschub ergeben. Wenn eine momentan partielle Schließung des Seehafens von Ningbo sich zu einem Voll-Lockdown ausweiten sollte, würde eine solche Entwicklung insbesondere die Seefrachtpreise an den Weltmärkten treiben.

Auch Yuzhou unter Lockdown

Zudem sieht sich die etwa 800 Kilometer südwestlich von Peking gelegene Stadt Yuzhou mit einer Einwohnerzahl von rund 1,1 Millionen auch mit Lockdown-Maßnahmen konfrontiert, in deren Zuge es zu einem Stillstand des lokalen Transportsystems gekommen ist. Mittlerweile sollen auch in dieser Stadt nur noch Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte geöffnet sein.

Erinnert sei daran, dass die Olympischen Winterspiele im kommenden Monat in der Volksrepublik China abgehalten werden. Den Behörden des Landes scheint daran gelegen zu sein, die Anzahl der positiv auf Covid getesteten Bürgern im Vorfeld so gering wie möglich zu halten, um nicht Gefahr einer Mega-Ausbreitung während der Olympischen Winterspiele zu laufen.

Zweifel an den Gegebenheiten in Ningbo kommen auf

Was die aktuelle Lage im Seehafen von Ningbo anbelangt, so erweisen sich die Ausführungen eines führenden Handelsjournals als recht interessant. Danach sei es im gesamten Seehafen von Ningbo – heißt also in allen drei verfügbaren Container-Terminals – bis dato nicht zur Feststellung auch nur eines nachgewiesenen Covid-Falls gekommen.

Trotz allem wirke sich eine verordnete Schließung von Lagerhäusern und Containerdepots äußerst nachteilig auf die Bearbeitungszeiten im Seehafen von Ningbo aus. Längst schon sei es darüber hinaus auch zu einer Störung des LKW-Verkehrs außerhalb des Geländes und innerhalb des Seehafens gekommen.

Aus- und Anlieferung von Waren und Gütern verzögert sich

Übersetzt bedeutet das, dass sich insbesondere die Auslieferungsfirmen der Hersteller von Industriegütern nicht dazu in der Lage sehen, ihre Waren und Produkte fristgerecht zur Verschiffung an die Hafendocks zu liefern. Auch aus dem Ausland importierte Güter würden momentan in einer weitaus geringeren Anzahl im Seehafen von Ningbo umgeschlagen.

Abseits der sich in der Volksrepublik China entwickelnden Lage sollte zudem auch die Situation in den Vereinigten Staaten und Kanada ins Kalkül gezogen werden. Dort warnen Industriehandelsverbände und Transportverbände beiderseits der Grenze vor einer fatalen Ausweitung der Lieferkettenstörungen.

Kritik an LKW-Grenzverkehrsentscheidung wächst in den USA und in Kanada

Der Grund? Ab dem 15. Januar soll es mit Blick auf den zwischenstaatlichen LKW-Verkehr nur noch „vollständig vakzinierten“ Fahrern erlaubt sein, die Grenze in beide Richtungen zu überqueren.

Die Warnungen mehren sich, wonach diese politische Entscheidung zu einer vermehrten Aufgabe von Jobs unter den hiervon betroffenen LKW-Fahrern, deren Anzahl ohnehin seit vielen Monaten schon knapp bemessen sei, führen werde.

Im Umkehrschluss heißt das, dass ein Teil des zwischenstaatlichen Handels zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada bedroht ist, was nicht nur unter vielen Unternehmen zu Umsatz- und Profitausfällen zu führen drohe, sondern auch akute Lieferkettenprobleme samt jene in vielerlei Bereichen zu beobachtende Produktknappheit in den USA weiter befeuern könnten.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Finanzseite Zerohedge, der durch den Autor unter Berücksichtigung von aktuellen Entwicklungen thematisch erweitert und gedanklich ergänzt wurde.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Hat der ein oder andere vielleicht auch das Gefühl, dass allen gesellschaftlichen Belangen dem Virus alles untergeordnet wird? Leere Regale in Supermärkten – was soll´s?! Das bloße Hinnehmen der aus Lieferkettenunterbrechungen resultierenden Gefahren, ganz nach dem Motto: Was soll´s?!

In den USA wäre es beispielsweise ein Leichtes gewesen, längst die Nationalgarde in den großen Seehäfen an der kalifornischen Westküste zum Einsatz zu bringen, um dort mit anzupacken und die eingehenden Container zu verladen und mit dabei zu helfen, die darin befindlichen Produkte an deren Empfänger auszuliefern.

Geschehen tut jedoch nichts. In der Volksrepublik China wird trotz einer sich abschwächenden Wirtschaft sowie einer gefährlichen Entwicklung an den heimischen Immobilien- und Kreditmärkten nach wie vor eine No-Covid-Strategie gefahren, die die Probleme in der Heimat verschärft und die letztendlich das Gegenteil vom verfolgten Ziel – einer Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung – zur Folge haben könnte.

Ganz zu schweigen davon, dass die globalen Lieferketten diesen andauernden Zustand wahrscheinlich nur noch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt werden aushalten können, bevor im internationalen Welthandelssystem wirklich schwerwiegend etwas kaputtzugehen droht.

Das Gesamtzustandsbild einer Wirtschaft, einer Gesellschaft oder eines Landes scheint den Verantwortlichen unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen nicht mehr allzu wichtig zu sein. Hoffen wir, dass wir als Weltgesellschaft noch rechtzeitig die Kurve kriegen, bevor uns der gesamte Laden irgendwann um die Ohren fliegen wird!

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